DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2017 09:00
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.03.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z
Auf Alpengipfeln aufkommender Föhn mit Höhepunkt am Samstag. Dann exponiert
schwere Sturm- und Orkanböen. Mit Föhnzusammenbruch auch in Süddeutschland in
freien Lagen stürmische Böen. Ansonsten abgesehen von einzelnen Sturmböen auf
exponierten Berggipfeln keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... gelangt Deutschland mehr und mehr unter einen breiten Höhenrücken.
Kräftige Warmluftadvektion sorgt zwar für einen weiteren Geopotentialanstieg,
lässt aber andererseits teils mehrschichtige Bewölkung auf Deutschland
übergreifen, die vor allem den Westen und Nordwesten erfasst und zu geringen
Niederschlägen führt. Nach Osten hin und südlich der Mittelgebirge kommen
Auflockerungen in Gang, auch längere heitere Abschnitte sind möglich.
Durch diesen Höhenrücken wird ein ausgedehntes Bodenhoch über der
Balkanhalbinsel und dem westlichen Schwarzmeergebiet gestützt. Zwischen diesem
Hoch und einem Bodentief unmittelbar südwestlich von Island stellt sich eine
südliche bis südwestliche bodennahe Strömung ein, mit welcher zusehends mildere
Luft in das Vorhersagegebiet gelangt. Dabei stellt sich an den Alpen zusehends
eine Föhnlage ein, so dass auf Alpengipfeln, aber auch auf einigen exponierten
Mittelgebirgsgipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 11 bis 16, in Küstennähe Werte um 9 Grad.
In der Nacht zum Samstag greift ein Trog auf die Iberische Halbinsel und später
auf die Pyrenäen über. Hierdurch steilt über Mitteleuropa die Strömung auf,
wodurch der Föhn an den Alpen mehr und mehr in Gang kommt. Auf Alpengipfeln
können dann schwere Sturmböen bis Bft 10 auftreten; ein Föhndurchbruch bis in
die Täler mit Wind- und stürmischen Böen ist dann ebenfalls vorstellbar. Aber
auch sonst nimmt der Gradient etwas zu, so dass dann Sturmböen auf höheren
Mittelgebirgsgipfeln wahrscheinlicher werden. Die Nebelneigung bleibt jedoch
gering.

Samstag... verlagert sich der o.g. Trog noch ein wenig nach Osten und greift auf
Mittelfrankreich über. Aus diesem Trog läuft ein kurzwelliger Anteil heraus, der
bis zum Abend den Südwesten erfasst. Das korrespondierende Bodentief wird über
den Osten Frankreichs zum Niederrhein gesteuert. Mit dieser Entwicklung erreicht
die Föhnsituation an den Alpen ihren Höhepunkt. Auf exponierten Gipfeln können
dann Böen bis Orkanstärke auftreten. Der Föhn bricht bis in die Täler mit Böen
bis Sturmstärke durch. Abseits der Alpen sind nur auf höheren
Mittelgebirgsgipfeln einzelne Sturmböen zu erwarten.
Im Tagesverlauf greift die Kaltfront des korrespondierenden Bodentiefs auf den
Südwesten Deutschlands über. Hierdurch bricht von der Bodenseeregion und vom
Allgäu beginnend der Föhn zusammen. Am östlichen Alpenrand sollte der Föhn bis
zum Abend andauern. Mit Frontpassage treten dann auch in freien Lagen
Süddeutschlands Wind- und einzelne stürmische Böen auf. In höheren
Mittelgebirgslagen sind dann Sturmböen zu erwarten. Zudem kommen mit der
Kaltfront im Westen und Südwesten Deutschlands Niederschläge auf, die anfangs
bis in die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge als Regen fallen. Im Norden
und Osten bleibt es jedoch trocken, vor allem zwischen Ostsee und Alpen sind
auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen frühlingshafte 13 bis 18 Grad. In
Küstennähe sind Maxima um 10 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der o.g. kurzwellige Anteil in den Nordosten
Deutschlands, gefolgt vom Haupttrog, der Ostfrankreich erreicht. An dessen
Vorderseite stellt sich eine südwestliche Strömung ein. Da die
mitteltroposphärisch kälteste Luft dem Trog etwas vorauseilt, nehmen die
Niederschläge zusehends einen konvektiven Charakter an. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze auf 1000 bis 800, nach Westen hin zum Teil auf 600 Meter.
Allerdings sind keine nennenswerten Neuschneemengen zu erwarten.

Sonntag... verlagert sich der Haupttrog nach Deutschland. In diesen stößt vom
nahen Ostatlantik kommend ein weiterer Trog herein. Das mit diesem Trog
korrespondierende Bodentief greift auf die Britischen Inseln über. An dessen
Vorderseite stellt sich eine südwestliche und zusehends aufsteilende Strömung
ein. Dabei nimmt im Westen und Südwesten der Gradient zu, so dass in freien
Lagen Wind- und stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen möglich sind.
Das okkludierende Frontensystem des Tiefs über den Britischen Inseln greift im
späteren Tagesverlauf auf den Westen Deutschlands mit teils kräftigen
Niederschlägen über. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 600 und 900
Metern, so dass die feste Phase allenfalls auf die Kamm- und Gipfellagen
beschränkt bleibt. Sehr wahrscheinlich werden auch hierdurch keine Warnungen
erforderlich.
Im Osten und Süden Deutschlands sind erneut Auflockerungen, im Lee der östlichen
Mittelgebirge auch längere heitere Abschnitte zu erwarten. Bedingt durch die
Troglage wird es aber mit 8 bis 13 Grad nicht mehr so mild wie am Samstag.
In der Nacht zum Montag bleibt die Trogsituation über Mitteleuropa bestehen. Die
Frontalzone verläuft dann vom mittleren Nordatlantik über die Pyrenäen hinweg
ins Mittelmeer. Im Bereich dieses Troges kommt es zu weiteren schauerartigen
Niederschlägen. Dabei sinkt bis Montagfrüh die Schneefallgrenze im Westen und
Südwesten auf 600 bis 400 Meter, wogegen sich für die östlichen Mittelgebirge
noch keine wesentliche Änderung ergibt. Im Schwarzwald und im Allgäu können dann
in Staulagen auch deutlich mehr als 10 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Lediglich zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin wird von EZMW die
Windentwicklung etwas ausgeprägter gezeigt, was aber zum Teil in der
Böenparametrisierung begründet ist. Demnach wären südlich der westlichen
Mittelgebirge in freien Lagen stürmische Böen, im Bergland durchweg Sturmböen
und exponiert schwere Sturmböen bis Bft 10 zu erwarten.
Die Föhnentwicklung am Samstag wird von probabilistischen Verfahren deutlich
schwächer gezeigt, was aber so nicht den synoptischen Erfahrungen entsprechen
würde. Lediglich PEPS stützt die oben getroffenen Aussagen.
Für die Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte in Bezug auf Dauerregen
lassen sich keine Signale finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann