DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-03-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.03.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft. Sonntags im Westen und Süden, montags nur im Süden windig, Bergland
stürmisch. Staulagen Südwestdeutschlands und der Alpen teils anhaltender Regen,
Bergland Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.03.2017


Das Zentrum des stratosphärischen Polarwirbels verbleibt im Verlauf der
Mittelfrist mehr oder weniger über der Karasee und Barentssee. Derweilen
etabliert sich über Neufundland ein Ableger des Polarwirbels. Diese Umstellung
hat zu Folge, dass sich im Bereich der Hudson Bay, Neufundlands und Grönlands
zunehmend niedriges Geopotential manifestiert, was zunehmend für höheres
Geopotential im Umfeld der Azoren sorgen sollte. Dies spiegelt sich auch im
NAO-Index wider, der in den letzten Vorhersagen weiter neutral bis leicht
positiv verbleiben soll mit einer zunehmenden Bündelung hin zu einer positiven
NAO. Dieses Szenario hätte besonders für Südwesteuropa eine deutliche Milderung
zur Folge. Deutschland verbleibt im Einfluss einer aktiven Frontalzone und kann
somit eine Fortdauer der sehr wechselhaften Witterung erwarten.

Am Sonntag, dem Beginn der Mittelfristvorhersage, überquert Deutschland ein
Höhentrog von Westen, der bereits von einer erneuten Austrogung stromaufwärts
über England beeinflusst wird und sich mit einer Nordostverlagerung vom
kräftigen 120 kt (+) Polarfrontjet entfernt. Eine allmähliche Abschwächung ist
die Folge. Ein alterndes und nordostwärts abziehendes Frontensystem sorgt
besonders über der Mitte und dem Norden für allmählich abklingenden Regen, im
oberen Bergland für etwas Schnee. Bereits im Verlauf des Nachmittags erreicht
eine Okklusion den Westen Deutschlands, was mit verbreitet aufkommenden
Regenfällen einhergehen wird. Einzig der Südosten und Osten von Deutschland
profitieren von leicht föhnigen Bedingungen mit gelegentlichen
Wolkenauflockerungen. Der Südwestwind frischt besonders im Westen, der Mitte und
dem Norden zeitweise böig auf mit stürmischen Böen im Bergland. Einzelne
Sturmböen Bft 9 aus Süd können föhnbedingt auch auf den Alpengipfeln auftreten.
Die Temperaturen verbleiben mit 7 bis 14 Grad im milden Bereich.
Die Nacht zum Montag verläuft in der Mitte und im Süden verregnet und bei einer
von West nach Ost auf 900 bis 700 m absinkenden Schneefallgrenze kann es
besonders im Schwarzwald teils kräftig schneien. Der Südwest- bis Westwind weht
im Süden böig, im Bergland auch stürmisch, wobei im Hochschwarzwald bei
Tiefstwerten um 0 Grad Schneeverwehungen möglich sind. Auch die zentralen und
östlichen Mittelgebirge können bei leichtem Frost um -1 Grad auf dem Kamm etwas
Neuschnee erhalten. Ansonsten bleibt es im Nordosten bei teils starker, teils
aufgelockerter Bewölkung trocken. Im Tiefland liegen die Tiefstwerte bei +4 bis
+1 Grad und besonders im Bergland muss mit Straßenglätte gerechnet werden.

Der Montag ist geprägt von einer markanten Troglage über Mitteleuropa. Bei
Temperaturen in 500 hPa um -35 Grad Celsius und einer der Jahreszeit
entsprechend zunehmenden diabatischen Erwärmungskomponente sind deutschlandweit
tageszeitenbedingt teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter zu erwarten.
Diese fallen je nach Intensität oberhalb von 600 bis 800 m als Schnee, wobei
aber auch bis in tiefe Lagen vorübergehend Graupel auftreten kann. Entlang der
Nordalpen schneit es staubedingt leicht bis mäßig und oberhalb von 800 m muss
mit 5 bis 10 cm Neuschnee gerechnet werden. Der Wind weht schwach aus Südwest
und die Höchstwerte pendeln je nach Sonnenscheindauer zwischen 6 und 10 Grad, im
Bergland zwischen 1 und 6 Grad.
Im Verlauf der Nacht zum Dienstag etabliert sich über dem östlichen Mitteleuropa
ein ausgeprägtes Höhentief, das die höhenkalte Luftmasse weiter über Deutschland
belässt. Am Westrand des vertikal neutral ausgerichteten Tiefdruckgebietes wird
mit einer Nordwestströmung feuchte und kalte Luft nach Deutschland geführt,
sodass die Schauertätigkeit des Tages nur zögernd nachlässt. Dies gilt besonders
für den Nordwesten von Deutschland. Sonst entwickeln sich wiederholt kurze
Schauer, die im Stau der Berge auch länger anhalten können. Am Nordrand der
Alpen regnet und schneit es länger anhaltend und dort sinkt die Schneefallgrenze
auf 700 bis 500 m ab und liegt im übrigen Deutschland um 800 m. Das bedeutet im
oberen Bergland etwas Neuschnee, wobei im Hochschwarzwald 5 bis 10 cm, entlang
der Alpen um 10 cm Neuschnee erwartet werden kann. Die Tiefstwerte liegen
zwischen +2 und -1 Grad mit leichtem Frost bis -4 Grad im Bergland. Bis in
mittlere Lagen muss verbreitet mit Straßenglätte durch Schneematsch gerechnet
werden.

Am Dienstag macht sich die zum Beginn angesprochene Geopotentialerhöhung über
den Azoren bemerkbar, da sich ein Azorenkeil rasch in Richtung England und
westlicher Nordsee ausweitet. Dies sorgt über Deutschland für einen beginnenden
Geopotentialanstieg von Westen und einhergehend für eine nachlassende
Niederschlagsaktivität mit einzelnen Wolkenlücken. Der Osten und besonders der
Süden werden allerdings weiterhin von dem nur zögerlich ostwärts ziehenden
Tiefdruckgebiet beeinflusst, was besonders die Staulagen des Erzgebirges und der
Alpen betrifft. Dort treten oberhalb von 700-800 m weitere Schneefälle auf mit
1-5 cm entlang des Erzgebirges und über 10 cm Neuschnee entlang der Nordalpen.
Die Höchstwerte liegen bei 7 bis 11 Grad, im Dauerniederschlag bei 3 bis 7 Grad.
Der Wind weht schwach aus West, im Norden aus Nordost.
Im Verlauf der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Keil des Azorenhochs weiter
über Deutschland aus, sodass es abgesehen von letzten Stauniederschlägen entlang
der Nordalpen (Schneefallgrenze um 700 m) sonst überall trocken bleibt. Dank des
Absinkens sollte sich jedoch eine dichte Wolkendecke halten, die nur über dem
Nordosten sporadisch auflockert. Die Tiefstwerte liegen im Norden und Westen bei
+4 bis +1 Grad, in der Mitte und im Süden bei +1 bis -2 Grad und bei 0 bis -5
Grad im Bergland. Es tritt im Bergland Straßenglätte auf und der Wind weht
schwach aus West.

Zum Mittwoch flacht der Keil in der Höhe etwas ab und ermöglich einem Randtief
mit seinen Fronten nach Deutschland vorzudringen, sodass die Wetterberuhigung
nur von kurzer Dauer sein wird. Im Tagesverlauf kommt aus Nordwest im Zuge einer
Warmfrontwelle verbreitet Regen auf, der sich bis zum Abend bis in den Osten und
Südosten voran arbeitet. Da die Erwärmung der niedertroposphärischen Schicht im
Zuge dieser Wellenbildung nicht sehr ausgeprägt ausfällt, steigt die
Schneefallgrenze nur zögernd von West nach Ost an und sollte abends bei rund 800
m liegen - entlang der Nordalpen auch etwas tiefer. Erneut muss somit im
Bergland mit Neuschnee und Glätte gerechnet werden. Die Höchstwerte liegen bei 7
bis 11 Grad.
Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag zieht die Welle unter Abschwächung
südostwärts ab, doch bereits im Verlauf der Nacht greift aus Westen das nächste
Frontensystem mit Regen auf Deutschland über. Die Stauniederschläge entlang der
Alpen dauern an und inneralpin kann es teils kräftig und anhaltend schneien.
Auch im Nordstau des Erzgebirges können auf dem Kamm einzelne Flocken fallen.
Sonst bleibt es in der Mitte und im Norden trocken und das bei Tiefstwerten von
4 bis 0 Grad, im Bergland von 0 bis -4 Grad.

Am Donnerstag ändert der Keil weder Position noch Stärke, sodass eine weitere
Front in abgeschwächter Form auf die Mitte und den Norden übergreifen kann. Hier
regnet es zeitweise, nach Süden zu bleibt es trocken mit gelegentlichen
Auflockerungen. Die Höchstwerte liegen bei einem schwachen Südwestwind zwischen
9 und 13 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Deutschland verbleibt in einer sehr dynamischen Wetterlage, die sich durch einen
Wechsel aus langwelligen Trögen und Keilen äußert. Um diese herum werden zudem
noch Randstörungen geführt, die für eine Fortdauer der wechselhaften Witterung
sorgen.
Grundsätzlich wird das großräumige Strömungsmuster auf der Skala der Keile und
Tröge mit nur unwesentlichen Unterschieden recht gut erfasst. Besonders konstant
wird die markante Keilaufwölbung (Azorenhochkeil) zum Dienstag und Mittwoch
gerechnet, die sich zur Wochenmitte zunehmend Mitteleuropa nähern soll. Etwas
größer sind die Unterschiede bei einem Höhentrog über dem östlichen
Mitteleuropa, da dieser mehrere Zentren aufweist. Somit weicht der aktuelle Lauf
von seinen Vorläufen mit Blick auf den allgemeinen Wetterablauf nur unwesentlich
ab.
Allerdings divergieren die zeitlichen und räumlichen Schwerpunkte der einzelnen
Niederschlagsereignisse abhängig von der genauen Lage und Intensität der
Randstörungen, was sich besonders ab Dienstag bemerkbar macht, wo noch unsicher
ist, wie markant und wie weit südlich die Niederschläge ausgreifen werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch beim Vergleich der Globalmodelle ergibt sich zum Beginn der Mittelfrist ein
ähnliches Bild. Dabei ist GFS das aggressivste Modell mit Blick auf die Stärke
des Azorenkeils zum Montag und Dienstag. Es baut die Keilspitze jedoch zur
Wochenmitte wiederum sehr rasch ab und ermöglicht einem markanten Randtrog nach
Deutschland vorzudringen. Derweilen wollen die Modelle wie EZMW oder ICON den
Keil kräftiger nach Mitteleuropa gerichtet sehen und erlauben daher auch nur ein
stark verzögertes und abgeschwächtes Vordringen dieses Randtroges nach
Deutschland.
Auch in weitere Folge setzt GFS auf ein zunehmend stark mäandrierendes
Strömungsmuster mit einer kräftigen Keilaufwölbung über Westeuropa und einem
1030 hPa (+) Bodenhoch (was einer Abweichung des Bodendrucks von teils mehr als
20 hPa zu ICON bedeutet, jedoch nur 10 hPa zu EZMW, wo ebenfalls eine schwache
Keilaufwölbung erwartet wird). Diese Diskrepanzen setzen sich bis zum Ende der
Mittelfrist weiter fort, wobei GFS im Vergleich zum EZMW und ICON eine
Außenseiterrolle einnimmt und von daher noch mit Vorsicht zu genießen ist. Nach
GFS würde die Mittelfrist unter Hochdruckeinfluss zunehmend trocken ausklingen,
während bei ICON und EZMW weitere Niederschläge aus Nordwest auf Deutschland
übergreifen können.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster von EZMW zeigen zum Beginn der Mittelfrist 4 Cluster mit einer
Mehrzahl der member im ersten und zweiten Cluster (Kontrolllauf und det. Lauf
befinden sich beide im 2. Cluster). Beide zeigen eine Blockadesituation mit
positiver Geopotentialanomalie über Skandinavien und einem ausgedehnten Trog,
der sich von Mitteleuropa nordwestwärts in Richtung Nordostatlantik erstreckt.
Unterschiede sind nur geringer Natur und haben auf das Wetter in Deutschland
keinen Einfluss.
In der Folge verteilen sich bis zur Wochenmitte die Cluster relativ einheitlich
auf 2 Cluster mit der höheren Gewichtung im ersten Cluster. Der Unterschied
beider Cluster liegt darin, dass Cluster 1 keine Verbindung zwischen einer
positiven Geopotentialanomalie über der Iberischen Halbinsel und Westrussland
aufweist, die im 2. Cluster vorhanden wäre. Für Deutschland würde das nach
Cluster 1 eine Fortdauer der wechselhaften Nordwestwetterlage bedeuten, was
momentan auch bevorzugt wird.
Zum Ende der Mittelfrist nimmt die Streuung wieder deutlich zu mit 5 Clustern
(Mehrzahl eine positive NAO).

Der wechselhafte Abschnitt spiegelt sich auch in den EPS Meteogrammen wider, die
deutschlandweit bei überwiegend dichter Bewölkung und gedämpftem Tagesgang
wiederholt Niederschläge zeigen, die besonders in Staulagen der Alpen kräftig
ausfallen und dort in höheren Lagen recht üppigen Neuschneezuwachs bringen
können.
Auch die ENS von GFS zeigen dieses wechselhafte Signal bei 850 hPa Temperaturen
um das langjährige Klimamittel pendelnd.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI springt beim Niederschlag besonders über dem Südwesten zur Wochenmitte
geringfügig an, was wohl besonders für die Staulagen des Schwarzwaldes und der
Alpen gilt. ICON6-NEST (det. Lauf) gibt geringe Anzeichen für markante
Dauerregenmengen in der Eifel mit mehr als 40 l/qm von Sonntag 06 UTC bis
Dienstag 06 UTC, während LEPS den Schwerpunkt mit 50% für mehr als 40 l/qm/48h
in demselben Zeitraum für den Schwarzwald sieht. EZMW-EPS hat hier ebenfalls
einen Schwerpunkt mit 20-30% und verlagert diesen in der Folge mehr an die Alpen
mit einer Abnahme der Wahrscheinlichkeiten auf unter 10%.

Der Fokus vonseiten des EFIs liegt aber besonders beim Schneefall in den Alpen.
Hier weist der Index beinahe täglich Anomalien vom Klimamittel auf, was auf das
Potential kräftigen Neuschneezuwachs entlang der Alpen und inneralpin oberhalb
von rund 800 m hindeutet. EZMW-EPS und LEPS zeigen von Montag bis Mittwoch
jeweils im Median das Potential für das Erreichen von markanten Neuschneemengen
(bis 15 cm/24h) besonders entlang der Alpen, teils auch im Hochschwarzwald.

Beim Wind sticht der Sonntag und Montag ins Auge, wo besonders über dem
Südwesten und Süden leichte positive Anomalien zu finden sind, die auf Sturmböen
im Bergland und einen böigen Südwestwind im Tiefland hindeuten. Dies wird auch
vom EZMW-EPS gestützt, die im Westen und der Mitte besonders exponiert Sturmböen
mit Wahrscheinlichkeiten von mehr als 30% sehen, die sich am Montag in den
Südwesten zurückziehen. In der Folge spielt der Wind dann keine Rolle mehr.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy