DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-03-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.03.2017 um 10.30 UTC



Zunächst weiterhin zyklonales und teils windiges Wetter, dabei nur im Bergland
winterlich. Ab Wochenmitte Hochdruckeinfluss möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.03.2017


Nach dem aktuellen EZMW-Lauf vom heutigen Mittwoch von 00 UTC wird der
Mittelfristzeitraum ab Samstag zunächst von tiefem Geopotenzial und
korrespondierend dazu auch vom Tiefdruckeinfluss am Boden dominiert. Zum Ende
des Mittelfristzeitraums hin baut sich ab Mittwoch mit dem Vorschieben eines
Höhenkeils von West- und Südwesteuropa aus über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet
auf. Damit wird eine (möglicherweise aber nur vorübergehende) Umstellung der
Wetterlage eingeleitet.

Im Detail ist am Samstag ein Höhentrog über den Britischen Inseln zu sehen, der
bis zur Iberischen Halbinsel reicht und ein Bodentief über Großbritannien
stützt. Dessen Ausläufer überqueren zum Tagesende hin Deutschland, wobei die
milde Luft mit Temperaturen von 5 bis 10 Grad in 850 hPa durch einen Schwall
kühlerer Atlantikluft mit Temperaturen knapp unter 0 Grad ersetzt wird. An den
Alpen stellt sich bei südwestlicher Strömung Föhnsturm ein. Mit dem Herannahen
des Tiefs frischt zum Abend hin auch im Südwesten der Wind allgemein auf, dann
kann es bis ins Flachland starke oder stürmische Böen und auf den Bergen
Sturmböen geben.

Am Sonntag und Montag kommt der Höhentrog etwas nach Osten voran, wobei er noch
etwas weiter nach Süden hin austrogt und sich dann bis ins zentrale Mittelmeer
erstreckt. Zudem wird er durch vom Atlantik kommende Kurzwellentröge immer
wieder regeneriert. Am Boden bleibt über Mitteleuropa zyklonaler Einfluss
vorherrschend und immer neue Feuchtefelder erreichen Deutschland. Daher sind
weitere Niederschläge zu erwarten sind. Angesichts von Temperaturen knapp unter
0 Grad in 850 hPa fällt bevorzugt nur im höheren Bergland Schnee, die
Schneefallgrenze wird voraussichtlich bei 800 bis 1000 m zu finden sein. Während
der Föhnsturm wieder nachlässt, bleibt es sonst meist noch windig mit
stürmischen Böen oder Sturmböen.

Am Dienstag zeigt der Höhentrog über dem zentralen Mittelmeer Abtropftendenzen.
Über Norddeutschland liegt aber noch ein kleines Höhentief, das den sich von
Südwesten in Richtung Mitteleuropa aufwölbenden Höhenrücken noch zurückhält und
damit den zyklonalen Einfluss am Boden anfangs aufrechterhält.

Am Mittwoch integriert sich das kleine Höhentief in das südliche, nun
abgetropfte Höhentief über dem zentralen Mittelmeer. Damit wird der Weg frei für
den sich weiter aufwölbenden Höhenrücken. Er bewirkt Druckanstieg am Boden,
sodass sich ein Hoch über Frankreich und Deutschland bildet. Im Norden können
jedoch schwache Tiefausläufer noch etwas Regen bringen.

In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag spannt sich der Höhenrücken
ausgehend von der Iberischen Halbinsel bis nach Südskandinavien hin auf. Das
Bodenhoch liegt zunächst über Mitteleuropa, wird im weiteren Verlauf aber bald
schon wieder etwas nach Südosten hin abgedrängt. Andeutungsweise könnten dann
von Westen her erneut Tiefausläufer übergreifen, auch unterstützt durch einen
neuen Höhentrog über dem Nordostatlantik. Die 850 hPa-Temperaturen steigen auf
sehr milde 5 bis 10 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs von 00 UTC im Vergleich zu seinen
beiden gestrigen Vorläufen kann bis Montag nur insofern als gut angesehen
werden, dass alle auf den zyklonalen Einfluss über Mitteleuropa bauen. Bereits
in den Details des Höhentrogs, der am Sonntag und Montag von den Britischen
Inseln ostwärts wandert, ergeben sich etwas größere, für uns jedoch nicht ganz
so relevante Unterschiede. Diese werden im weiteren Verlauf allerdings noch
größer. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf baut sich das Hoch erst 24 bis 36 Stunden
später auf und ist weiter westlich platziert, sodass eine Nordostströmung die
Folge wäre. Demnach würden die 850 hPa-Temperaturen über 10 Kelvin niedriger
liegen. Nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf ist das Hoch zwar gleichschnell da,
findet sich jedoch weiter nördlich wieder. Auch demnach wäre es deutlich kälter,
wobei die Temperaturunterschiede zeitweise sogar über 15 Kelvin betragen. Alles
in allem kann dem aktuellen EZMW-Lauf daher höchstens eine mäßige Konsistenz
bescheinigt werden. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON belässt den Trog bis zum Ende seiner Vorhersagezeit am Mittwochmittag über
Mitteleuropa, womit der Hochdruckeinfluss bis dahin außen vor bleibt. Dieses
Vorgehen favorisiert zunächst auch GFS, am Donnerstag zeigt sich dann aber doch
ein Hoch. Insofern handelt es sich hierbei um eine Phasenverschiebung um etwa 24
Stunden, ähnlich wie bei den Unterschieden der beiden letzten 00 UTC-Läufen des
EZMW. GEM lässt das Hoch am Donnerstag ebenfalls zu uns kommen, wobei der
Schwerpunkt westlich bleibt und sich eine Nordostströmung einstellt mit über 10
Kelvin tieferen Temperaturen in 850 hPa. Damit entspricht es am ehesten der
Lösung des gestrigen 00 UTC-Lauf des EZMW. NAVGEM ist bis zum Ende seiner
Vorhersagezeit am Mittwoch zyklonal über Mitteleuropa aufgestellt, deutet dann
jedoch der Aufbau von hohem Druck von Südwesten her an. CMA ist im zeitlichen
Verlauf dem neuen EZMW-Lauf am ähnlichsten, das Hoch ist aber etwas weiter
südlich platziert, sodass im Nordosten die Temperaturen in einer
Nordwestströmung deutlich niedriger liegen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für diverse deutsche Städte
einen engen Verlauf bis zum Dienstag, wobei das Absinken der Temperatur auf
unter 0 Grad gemäß dem oben entworfenen Szenario wiedergegeben wird. Ab Dienstag
fächert der Spread auf. Haupt- und Kontrolllauf liefern einen deutlichen Anstieg
der Temperatur auf über 10 Grad, liegen dabei aber deutlich außerhalb des
Medians, der bei knapp unter 0 Grad verbleibt. Damit sind Haupt- und
Kontrolllauf auch am obersten Rand des Spektrums. Ähnlich verhalten sich die
Rauchfahnen für das 500 hPa-Geopotenzial, wobei der Spread schon ab Sonntag
etwas breiter wird.

Die Clusteranalyse gibt bei t+120-168 h (Montag, 00 UTC bis Mittwoch, 00 UTC) 3
Cluster aus (21, 16 und 14 Mitglieder; Haupt- und Kontrolllauf in C2). C1 und C3
sind weitgehend zyklonal aufgestellt, bei C2 überwiegt bereits ab Dienstag der
Hochdruckeinfluss, weil kein kleines Höhentief über Norddeutschland existiert.
Bei t+192-240 h (Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC) werden 5 Cluster
gebracht (14, 11, 10, 9 und 7 Mitglieder; Haupt- und Kontrolllauf in C2). C1
lässt das Hoch westlich von uns. Bei C2 wird der Norden weiterhin zyklonal
beeinflusst, während der Süden unter Hochdruckeinfluss liegt. Bei C3 wird das
Hoch schon am Donnerstag nach Südosten abgedrängt. C4 und C5 zeigen
ausschließlich Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa.

Die obigen Betrachtungen lassen als Fazit folgenden Ablauf erwarten: Mit guter
Sicherheit dominiert bis Dienstag zunächst zyklonales Geschehen bei etwas
sinkenden Temperaturen ab Sonntag. Ab Mittwoch baut sich über Mitteleuropa
voraussichtlich ein Hochdruckgebiet auf, wobei vor allem das Timing
Unsicherheiten verrät. Je nachdem, wo das Hoch dann zu liegen kommt, könnten
verschiedene Strömungskonstellationen stark unterschiedlich temperierte
Luftmassen zu uns bringen. Die sehr warme Variante des aktuellen EZMW-Laufs
stellt dabei nur eine Außenseiterlösung dar, die momentan nicht sehr
wahrscheinlich erscheint. Nicht zuletzt ist aber auch hinter das Hoch noch ein
kleines Fragezeichen zu setzen, gibt es doch bei den Ensembles einige Lösungen
mit der Fortdauer zyklonalen Geschehens.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Samstag Signale für starken Wind in den Alpen, der dem Föhnsturm
zugeordnet werden kann. Am Sonntag finden sich dann im Südwesten und Teilen der
Mitte Hinweise für starken Wind, die sich auch in COSMO-LEPS widerspiegeln. Dort
sind gute Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 bzw. Sturmböen Bft 9
vorhanden. Punktuell werden sogar schwere Sturmböen Bft 10 angedeutet. Am Montag
liegen bei EFI keine Signale mehr für starken Wind vor, COSMO-LEPS gibt aber
noch gute Signale für stürmische Böen Bft 8 aus.

Am Sonntag kann es COSMO-LEPS zufolge im Schwarzwald Dauerregen mit mehr als 30
mm in 24 Stunden geben. In höheren Lagen ist dort Schneefall zu erwarten, wobei
10 bis 15 cm fallen können. Am Montag und Dienstag ist am Alpenrand weiterer
Dauerregen möglich, wobei die Schneefallgrenze zwischen 800 und 1000 liegt und
24-stündig gesehen jeweils Neuschneemengen um 10 cm zusammenkommen können.

Darüber hinaus weist EFI am Samstag deutliche Signale für überdurchschnittlich
hohe Temperaturen auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIXS, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler