DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.02.2017 um 10.30 UTC



Zyklonal geprägte Wetterlage. Wiederholt Niederschläge, im Schwarzwald
Dauerregen wahrscheinlich. Weiterhin lebhafter Wind.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.03.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines breiten Höhentroges, der sich im Tagesverlauf weiter
ostwärts verlagert und auf Deutschland übergreift. Korrespondierend dazu
befindet sich im Bodendruckfeld ein umfangreiches Tiefdruckgebiet mit Kern über
der Nordsee. Dabei hat sich der Druckgradient über Deutschland verstärkt,
wodurch es gebietsweise zu starken bis stürmischen Böen, im Bergland zu
Sturmböen und in exponierten Gipfellagen teils zu Orkanböen kommt. Die Kaltfront
des Tiefs hat uns bis zum Tagesende ostwärts überquert. Rückseitig sinkt die
Temperatur in 850 hPa auf Werte bis minus 5 Grad ab. Postfrontal gehen die
Niederschläge in Schauer über, wobei es mit Übergreifen des Höhentroges auch zu
Gewittern kommen kann.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhentrog ostwärts, sodass dessen Achse
über Deutschland verläuft. Es kommt zu weiteren schauerartigen Niederschlägen,
die im höheren Bergland als Schnee fallen.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog ostwärts ab. Nachfolgend stellt sich über West-
und Mitteleuropa eine stramme westliche Höhenströmung ein. Eingelagert in diese
Strömung ist ein flaches Randtief bei den Britischen Inseln, dessen
Frontensystem nach einer kurzen Zwischenhochphase bereits am Abend von Westen
auf Deutschland übergreift. Es verlagert sich in der Nacht zum Donnerstag auf
der Vorderseite eines Kurzwellentroges über die südliche Nordsee und
Schleswig-Holstein hinweg ostwärts. Entsprechend bleibt der Druckgradient
erhalten und es treten weiterhin starke bis stürmische Böen, im Bergland
Sturmböen, in exponierten Lagen auch Orkanböen auf.

Am Donnerstag kommt es über dem Ostatlantik zu einer Austrogung, wodurch sich
vorderseitig die Strömung über Westeuropa aufwölbt. Der Höhenrücken verlagert
sich am Freitag Richtung Deutschland, wodurch hierzulande Druckanstieg einsetzt.
Die Frontalzone wird bis Freitag nach Norden abgedrängt und es kommt zu einer
Wetterberuhigung.

Am Samstag hat sich auf der Vorderseite des ostatlantischen Langwellentroges ein
Tief über Westeuropa gebildet. Auf dessen Vorderseite gelangt mit der auf Süd
drehenden Strömung milde Luft nach Deutschland, sodass die Temperatur in 850 hPa
auf bis zu 8 Grad ansteigt. Dabei verbleiben wir zunächst noch im
Einflussbereich des Höhenrückens, bevor in der Nacht zum Sonntag neue
Niederschlagsgebiete auf Deutschland übergreifen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Fortdauer der zyklonal geprägten Wetterlage wird auch mit dem heutigen 00
UTC Lauf des EZMW bestätigt. Eine schlechte Konsistenz besteht hingegen
weiterhin bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit und der genauen Zugbahn der
Tiefdruckgebiete im Vergleich zu den Vorläufen. Insbesondere ab Mittwoch nehmen
die Unterschiede zwischen den aufeinander folgenden Modellläufen zu. Bis Ende
des Vorhersagezeitraums am Samstag ergibt sich
eine Phasenverschiebung von einer halben Wellenlänge. Dort, wo im gestrigen 00
UTC Lauf Zwischenhocheinfluss vorhergesagt wurde, ist nun tiefer Luftdruck
vorhanden und umgekehrt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das zyklonal geprägte Wetter im mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird von
allen betrachteten Globalmodellen prognostiziert. Im Vergleich sind aber für das
Vorhersagegebiet ab Mittwoch ebenfalls noch Phasenverschiebungen vorhanden.
Dennoch deuten alle Modelle auf markante Niederschlagsmengen im Schwarzwald im
Zeitraum von Montagabend bis Donnerstagfrüh hin.
Die Wetterberuhigung und die Windabnahme am Freitag erfolgt nach ICON langsamer
als bei GFS und EZMW. Das Übergreifen des Tiefdruckgebietes über Westeuropa wird
von allen Modellen gezeigt, allerdings nach GFS deutlich früher als bei EZMW,
bei ICON später. Dabei ist die Niederschlagstätigkeit beim EZMW schwächer
ausgeprägt als bei GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis einschließlich Mittwoch zeigt die Rauchfahne von Offenbach einen geringen
Spread. Ab Donnerstag wird dieser allmählich größer. Dabei sind von den
Ensemble-Membern weiterhin Niederschlagssignale vorhanden, während Haupt- und
Kontrolllauf diese nicht mehr zeigen. Auch im Verlauf des Geopotentials liegen
Haupt- und Kontrolllauf am oberen Rand des Ensembles. Ebenfalls markante
Abweichungen gibt es bei der Temperatur am Samstag. Zwar zeigen alle Member
einen leichten Anstieg der Temperatur, aber nicht so deutlich wie nach dem
Haupt- und Kontrolllauf.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden drei Cluster,
wobei für den Vorhersageraum keine signifikanten Unterschiede erkennbar sind.
Von Donnerstag bi Samstag gibt es vier Cluster. Die meisten Member sind in
Cluster 1 vorhanden, in dem der Freitag noch eher zyklonal dominiert ist, dann
aber am Samstag ein Höhenrücken über uns liegt. Cluster 2 ist allerdings
ebenfalls stark vertreten. Demnach ist der Rücken deutlich schwächer ausgeprägt.
Der deterministische Lauf befindet sich in Cluster 4 mit der geringsten Anzahl
an Membern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt es wiederholt zu Niederschlägen,
wobei im Schwarzwald die Kriterien für markanten Dauerregen im Zeitraum von
Montagabend bis Donnerstagfrüh erreicht werden können. In diesem Zeitraum sind
in den Weststaulagen zwischen 40 und 60 mm Regen möglich. Diese Mengen werden
durch hohe Wahrscheinlichkeiten bei EZMW-EPS und COSMO-Leps unterstützt. Zudem
gibt es bei COSMO-Leps niedrige Signale für 48-stündige Niederschläge über 40 mm
auch für die Weststaulagen der weiteren Mittelgebirge und im Allgäu. Diese
werden aber durch kein anderes Modell gestützt.

Insbesondere in der Nacht zum Mittwoch fällt der Niederschlag zeitweise als
Schnee, wobei die Schneefallgrenze zwischen 600m in den nördlichen
Mittelgebirgen und 1000m an den Alpen schwankt. Da dann aber die
Niederschlagstätigkeit vorübergehend nachlässt, liegen die Neuschneemengen meist
unter 5 cm. An den Alpen sind bis 10 cm möglich. Somit werden keine markanten
Mengen erreicht.

Der Südwestwind bleibt weiterhin lebhaft, sodass häufig mit starken bis
stürmischen Böen (Bft 7, 8), im höheren Bergland mit Sturmböen (Bft 9, 10) und
in exponierten Gipfellagen mit Orkanböen (Bft 11, 12) gerechnet werden muss.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger