DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-02-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.02.2017 um 10.30 UTC



Zyklonal geprägte Wetterlage mit wiederholten Niederschlägen, teils länger
anhaltend. Zeitweise lebhafter Wind mit Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.03.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Rosenmontag liegt
Deutschland zunächst noch im Bereich eines Höhenrückens. Von den Britischen
Inseln nähert sich aber rasch ein breiter Höhentrog, dessen Achse bis Mittwoch
früh über Deutschland verläuft. Korrespondierend dazu verlagert sich ein
umfangreiches Tiefdruckgebiet über Schottland und die Nordsee hinweg ostwärts
Richtung Skandinavien. Dabei weist es etwa einen Kerndruck von 980 hPa auf.
Entsprechend nimmt der Druckgradient auch bei uns wieder zu, sodass gebietsweise
starke bis stürmische Böen auftreten, in exponierten Gipfellagen Sturmböen oder
Orkanböen. Mit Passage des zugehörigen, teils wellenden Frontensystems kommt es
zu Niederschlägen, die in einigen Staulagen der Mittelgebirge auch kräftiger
ausfallen können. Postfrontal fließt wieder kältere Luft ein, wobei die
Temperaturen in 850 hPa bis auf minus 5 Grad absinken. Dadurch sind oberhalb von
etwa 600 m einige Zentimeter Neuschnee zu erwarten.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog ostwärts ab, gefolgt von einer kurzen
Zwischenhochphase. Am Abend nähert sich ein Kurzwellentrog, der in der Nacht zum
Donnerstag über den Norden Deutschlands hinweg zieht. Das zugehörige Bodentief,
das erst Donnerstagfrüh über Vorpommern eine abgeschlossene Isobare aufweist
(995 hPa), sorgt erneut für eine Gradientverschärfung und zeitweise Niederschlag
(in höheren Lagen teils als Schnee).

Nach Abzug des Tiefs folgt am Donnerstag mit einem Höhenrücken eine
Zwischenhochphase, bevor diese erneut mit Durchzug eines weiteren Tiefs beendet
wird. Zuvor steigt die Temperatur in 850 hPa vorübergehend auf 1 Grad im Norden
und 8 Grad unmittelbar an den Alpen an.

Auch in der erweiterten Mittelfrist hält die zyklonal geprägte Wetterlage weiter
an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW lässt bereits ab Dienstag nach. Dabei bestehen
Unterschiede bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit und der genauen Zugbahn
der Tiefdruckgebiete. Bis Ende des Vorhersagezeitraums am Freitag ergibt sich
eine Phasenverschiebung von einer halben Wellenlänge. Dort, wo im gestrigen 00
UTC Lauf Zwischenhocheinfluss vorhergesagt wurde, ist nun tiefer Luftdruck
vorhanden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich der Globalmodelle EZMW, ICON und GFS zeigen sich ebenfalls ab
Dienstag Unterschiede. Während ICON am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch
ein Tief über den Norden Deutschlands hinwegziehen lässt, zieht dieses nach GFS
und insbesondere nach EZMW weiter nördlich vorbei. Der Gradient ist allerdings
bei allen Modellen recht ähnlich ausgeprägt. Auch bei den nachfolgenden
Tiefdruckgebieten bleiben die Unterschiede bezüglich Zugbahn und
Verlagerungsgeschwindigkeit vorhanden, wobei ICON meist die südlichste Version
aufweist. Gegen Ende des Vorhersagezeitraums ergeben sich ebenfalls größere
Phasenunterschiede, wobei GFS und EZMW relativ nah beieinander liegen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt für die Parameter Temperatur, Niederschlag
und Geopotential einen recht einheitlichen Verlauf mit einem bis einschließlich
Mittwoch relativ geringen Spread. Dabei ist der markante Abfall des
Geopotentials ab Montag zu erkennen und die damit einsetzende
niederschlagsreiche Phase, bevor es ab Mittwoch wieder ansteigt.
Am Freitag verbleibt das Geopotential bei der Mehrheit der Ensemble-Member auf
relativ hohem Niveau, während Haupt- und Kontrolllauf wie beschrieben, ein
weiteres Tiefdruckgebiet durchziehen lassen. Insofern ist noch unsicher, ob
nicht doch die zyklonale Witterungsperiode, wie im gestrigen EZMW Lauf
prognostiziert, längerfristig unterbrochen wird.

Die Clusterung des EZMW weist für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden fünf Cluster
auf, wobei für das Vorhersagegebiet keine signifikanten Unterschiede zu erkennen
sind. Für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag gibt es vier Cluster. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, das durch 20 Member vertreten wird.
Eine ähnliche Version zeigt Cluster 3, wobei der Trog am Freitag schwächer
ausgeprägt ist. Cluster 2 und 4 zeigen hingegen statt des Troges einen
Höhenrücken, dabei besitzt Cluster 2 immerhin die zweithöchste Population.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wie bereits erwähnt, muss im Vorhersagezeitraum zeit- und gebietsweise mit
starken bis stürmischen Böen, in höheren Lagen auch mit Sturmböen bzw. in
exponierten Gipfellagen Orkanböen gerechnet werden. Allerdings ist eine genaue
Eingrenzung aufgrund der Modellunterschiede schwierig. Eine verbreitete
Sturmlage ist aus jetziger Sicht aber unwahrscheinlich. Auf Basis von EZMW-EPS
und COSMO-Leps sind die Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen am Dienstag in der
Mitte und im Südwesten erhöht.

Zudem ist im Vorhersagezeitraum wiederholt mit Niederschlägen zu rechnen. Dabei
besteht insbesondere im Schwarzwald und im Allgäu die Möglichkeit einer
Dauerregenwarnung. Nach COSMO-Leps und EZMW-EPS sind im Schwarzwald am Dienstag
und Mittwoch erhöhte Wahrscheinlichkeiten für 24-stündige Mengen über 30 mm bzw.
über 40 mm in 48 Stunden vorhanden. Allerdings gehen die Niederschläge zeitweise
auch in Schnee über. Akkumuliert bis einschließlich Freitag sind dort
Niederschlagsmengen über 60 mm nicht ausgeschlossen.

Des Weiteren sind am Dienstag im Westen und Süden einzelne Gewitter möglich.

EFI zeigt erhöhte Signifikanzen für Windböen in der Mitte und im Süden
insbesondere am Montag und Dienstag und für den Niederschlag im Bereich der
Mittelgebirge am Dienstag.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger