DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-02-2017 11:00
SXEU31 DWAV 220800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.02.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
West zyklonal.
Bis morgen Abend im Mittelgebirgsraum in Staulagen Dauerregen und nach Osten hin
auch Tauwetter, im Harz bis in den Unwetterbereich.
Heute an der Küste und in höheren Lagen Böen Bft 8 bis 10, exponiert 11 bis 12.
Morgen Nachmittag und am Abend in einem Streifen vom nördlichen NRW und dem
südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt Böen 10 bis 11 wahrscheinlich.
Ansonsten Böen Bft 8 bis9, auf den Bergen Bft 10 bis 12.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Die Kaltfront eines Sturmtiefs vor Südnorwegen zieht von
Nordwestdeutschland rasch ostwärts, überquert somit auch den Osten Deutschlands
und kommt im nördlichen Mittelgebirgsraum ins Schleifen. Damit kommen dort in
Staulagen häufig 24stg. Dauerregenmengen zusammen zwischen 30 und 50 mm von
heute 12 UTC bis morgen 12 UTC. Vor allem Euro4, vereinzelt aber auch ICON-Nest
berechnen auch unwetterartigen Dauerregenmengen im Bergischen Land und im
Rothaargebirge, aber auch im Harz und punktuell sogar im Vogelsberg (Euro4). Im
Süden fällt im Warmsektor nur sporadisch Regen. Sturmböen Bft 8 bis 9 sind heute
im Küstenbereich (vor allem Nordsee) und im höheren Bergland ab 600 bis 1000 m
zu erwarten. Auf exponierten Bergen sind schwere Sturmböen und Böen Bft 11 bis
12 möglich (Vor allem Hochharz und exponierte Berge im Erzgebirge). Kommende
Nacht gewinnt die Warmfront der neuen kräftigen Frontalwelle, die morgens über
Nordengland erwartet wird, im Westen an Raum. Im Nordosten klart es dagegen in
der Nacht vorübergehend auf mit Tiefstwerten um +4 Grad. Ansonsten ist es bei 6
bis 11 Grad deutlich milder.

Donnerstag... Zieht die Frontalwelle von Nordengland kommend bis 18 UTC nach
Schleswig-Holstein, wobei ein Kerndruck von 976, nach CosmoDE (Lauf 3 UTC) von
974 hPa erreicht wird. EZMW und Euro4 zeigen zum gleichen Zeitpunkt einen
deutlich westlich gelegenen Kern vor der holländischen Küste. Nach der deutschen
Modellkette würde bereits am Nachmittag im Bereich der ´herumgeholten´ Okklusion
das Hauptwindfeld auf NRW und Teile Niedersachsens mit schweren Sturmböen und
orkanartigen Böen übergreifen. Im Laufe des Abends sind dann das südliche
Niedersachsen und Teile Sachsen-Anhaltes von 10er und 11er Böen betroffen. Bis
Mitternacht sind dann auch noch Ostsachsen und der Süden von Brandenburg
betroffen, wobei hier meist nur noch schwere Sturmböen simuliert werden. In der
2. Nachthälfte zieht das Hauptsturmfeld dann nach Polen ab.
Schauerartige Regenfälle der Kaltfront erreichen zunächst den Nordwesten und am
Nachmittag den Süden Deutschlands, am Abend dann die Gebiete südlich der Donau.
Bis Freitagfrüh sinkt dann die Schneefallgrenze auf der Rückseite des Sturmtiefs
bis in tiefe Lagen, wobei im Alpenraum ab 1000 m in der 2. Nachthälfte 5 bis 10
cm Neuschnee möglich ist.
Interessant ist die Entwicklung auf der Nordseite des Orkantiefs, wo die
Niederschläge durch starke Hebung und Mengen zwischen 10 und 15 mm in nassen
Schnee übergehen. Wahrscheinlich bleiben aber durch den noch warmen Boden
allenfalls knapp über 5 cm innerhalb 6 Stunden liegen (allenfalls Warnung
markant). In den Mittelgebirgen sollten die Neuschneemengen meist im Bereich
unter 5 cm in 6 Stunden verbleiben.
Die Höchsttemperaturen dürften im äußersten Norden nur bei 5 bis 7 Grad liegen,
sonst im Norden bei 8 bis 11 Grad und in der Mitte und im Süden bei 11 bis 15
Grad und im Süden werden mit kräftiger Durchmischung frühlingshafte 16 bis 9
Grad erwartet.

Freitag... schwenkt der flache Kurzwellentrog von Nordwesten her über
Deutschland hinweg südostwärts. Vorderseitig verstärken sich die Hebungsprozesse
erneut und die Schauertätigkeit nimmt mit Ausnahme des Nordostens und äußersten
Südwestens deutlich zu. Im Trogbereich gelangt höhenkalte und labil geschichtete
Polarluft in weite Teile des Landes, ausgenommen den Südwesten. Die Temperatur
in 500 hPa sinkt im Norden und Osten auf unter -35 Grad. Somit sind auch
einzelne Graupelgewitter möglich. Der Nordosten profitiert dabei von der
Leewirkung durch das Norwegische Gebirge, dort simuliert ICON sowie GFS so gut
wie keine Niederschläge. Ansonsten werden 12stg. recht verbreitet Mengen
zwischen 1 und 9 mm simuliert. Teilweise kann es in kräftigeren Schauern bis in
die Niederungen schneien und sich vorübergehend eine dünne Nassschneedecke
ausbilden, oberhalb von etwa 400 bis 600 m sollte es zumindest in den Staulagen
für etwa 5 cm, an den Alpen auch für 10 cm Neuschnee reichen.
Auch im Bodenfeld verlagert sich ein flacher Bodentrog über den Nordwesten und
die Mitte des Landes hinweg südostwärts, wobei sich der Druckgradient
vorübergehend verschärft. Allerdings simuliert ICON in den Niederungen nur Böen
Bft 5 bis 6. Mosmix hat aber im Osten einzelne Böen Bft 7 im Programm. Im
Bereich von kräftigen Schauern sollten aber die 25 bis 30 kt Wind in 850 hPa
heruntergemischt werden und im höheren Bergland werden ebenfalls starke Windböen
und exponiert auch stürmische Böen auftreten. Zum Abend hin fächert der Gradient
im Bereich eines sich nach Süddeutschland ausweitenden Hochkeiles auf und der
Wind nimmt ab.
Die Sonne dürfte sich vor allem im Nordosten und später auch wieder im
Nordwesten öfter mal zeigen. Die Temperaturen gehen im Einflussbereich der
Polarluft deutlich zurück, die Höchstwerte bewegen sich nur noch zwischen 4 Grad
an der Ostsee und 9 Grad im Südwesten. Am Oberrhein sind vereinzelt auch
Temperaturen um 10 Grad möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
Das Orkantief wird im heutigen 00-UTC-Lauf noch unterschiedlich schnell
verlagert. ICON hat die schnellste Variante mit einem Tiefzentrum morgen 18 UTC
knapp südlich von Kiel. EZMW und Euro4 berechnen den Kern knapp nördlich von
Holland.
Der 6-UTC-Lauf von ICON setzt das Tiefzentrum nun auf die Deutsche Bucht.
Nach dem ICON-Lauf von 00 UTC würde bereits um 15 UTC das Orkanfeld auf das
nördliche NRW und das südwestliche Niedersachsen übergreifen und um 18 UTC auch
das südliche Niedersachsen betreffen.
Beim EZMW würde das Hauptwindfeld 3 bis 6 Stunden später übergreifen und meist
nur Böen Bft 10 bringen und nur in höheren Bergland Orkanböen.

Nach CosmoLEPS würden bis 18 UTC von Böen Bft 11 die Gebiete nördlich des
Ruhrgebietes und das südwestliche Niedersachsen erfasst werden (20 bis 30
Prozent Wahrscheinlichkeit). Bis Freitag 00 UTC breitet sich das Orkanfeld bis
ins nördliche Sachsen-Anhalt und bis ins westliche Brandenburg aus, wobei vom
Münsterland bis ins mittlere Niedersachsen die Wahrscheinlichkeit auf 40 bis 70
Prozent steigt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden