DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-02-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.02.2017 um 10.30 UTC



Nach kurzer Winterepisode im Bergland wieder milder. Weiterhin windig und
häufige Regenfälle.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.02.2017


Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, greift nach dem EZMW-IFS ein
langwelliger Trog vom Nordmeer her auf Mitteleuropa über. Er ist mit
Höhenkaltluft angefüllt, so dass abgesehen vom Südwesten in 500 hPa die
Temperatur auf unter -35 Grad absinkt. In 850 sinkt die Temperatur auf -5 bis -8
Grad ab, so dass schauerartige Niederschläge abgesehen von Tieflagen zumeist als
Schnee fallen. Bodennah bestimmt ein Tief, das vom Baltikum nach Nordrussland
zieht, das Wettergeschehen. Dessen erste Kaltfront zieht am Freitag schon nach
Südosten ab, eine zweite Kaltfront oder Trogachse folgt tagsüber nach und dürfte
vor allem im Osten in der ersten Tageshälfte noch für Sturm sorgen. In der Nacht
zum Samstag zieht der Trog allmählich schon nach Osten ab und es setzt sich von
Südwesten her Zwischenhocheinfluss durch.
Am Samstag gerät Deutschland in den Einflussbereich eines Höhenrückens, der
durch WLA auf der Vorderseite eines umfangreichen nordatlantischen Tiefkomplexes
aufgebaut wird. Die zugehörige Warmfront greift am Nachmittag mit Regen auf den
Nordwesten über und überquert in der Nacht zum Sonntag ganz Deutschland, wobei
vor allem anfangs im höheren Bergland noch Schnee fällt. Eine
Teiltiefentwicklung über Dänemark sorgt für Windzunahme im Norden.
Am Sonntag liegt Deutschland im Bereich eines flachen Höhenrückens in einer
Westströmung, auch bodennah setzt sich Zwischenhocheinfluss durch. Allerdings
fließt nach wie vor recht feuchte Luft ein, so dass nicht so viel Sonne zu
erwarten ist.
Am Rosenmontag kommt es zu einer Austrogung Richtung Biskaya und ein
Tiefdruckkomplex erreicht die Britischen Inseln. Deutschland gelangt in eine
kräftige südwestliche Strömung, mit der sehr milde Luft herangeführt wird, an
den Alpen werden mit Föhneinfluss in 850 hPa +10 Grad erreicht. Ein Randtief,
das von der Bretagne über Südengland zur Nordsee zieht, sorgt für Windzunahme im
Nordwesten des Landes. In der Nacht zum Dienstag erreicht eine Kaltfront
schleifend den Nordwesten des Landes, hier kommt es zu Regenfällen und es bleibt
windig.
Am Faschingsdienstag greift der Trog über Frankreich weiter südwärts aus,
während über Südosteuropa weiterhin ein Keil liegt. Die Strömung über
Deutschland dreht somit auf Südsüdwest und in die Osthälfte gelangt weiterhin
sehr milde Luft. Die Kaltfront kommt dagegen nicht mehr weiter ostwärts voran
und schleift über dem Westen. In der Nacht zum Aschermittwoch zeichnet sich eine
Randtiefentwicklung über Süddeutschland ab, wobei das Randtief am Mittwoch dann
rasch nordwärts zieht und gebietsweise kräftige Regenfälle bringt.
In der erweiterten Mittelfrist gelangt Deutschland dann zunächst in den
Trogbereich, dieser tropft aber alsbald nach Süden ab und es bildet sich eine
Hochdruckbrücke. Das Temperaturniveau in 850 hPa pendelt sich zwischen 0 und -5
Grad in 850 hPa ein.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Sonntag ist die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen beiden
Vorgängern hoch. Unterschiede ergeben sich am Montag und Dienstag, wobei die
grobe Entwicklung von allen Läufen gleich simuliert wird. Nach dem jüngsten Lauf
trogt es über Westeuropa stärker nach Süden aus, so dass das Frontensystem nur
sehr zögerlich auf Deutschland übergreift. Nach den Vorgängerläufen griff die
Kaltfront am Montag noch schneller auf den Nordwesten über und erreichte am
Dienstag schon den Südosten.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen simulieren die vorliegenden Globalmodelle die Entwicklung
für die kommende Woche sehr ähnlich. Es ergeben sich aber zwei etwas größere
Unterschiede. Zum einen ist unklar, wie schnell am Samstag das Regengebiet der
Warmfront auf Deutschland übergreift. Dabei ist nur NAVGEM so langsam wie EZMW,
andere Modelle wie GFS, ICON und GEM lassen den Regen bereits am Mittag auf fast
ganz Deutschland übergreifen, höchstens der Süden könnte außen vor bleiben. Die
anderen Unterschiede ergeben sich am Montag/Dienstag. Während EZMW und ICON eine
recht starke Austrogung über Westeuropa zeigen und damit die Kaltfront zunächst
erst den Westen des Landes erreichen würde, lassen GFS und GEM die Austrogung
schwächer und die Kaltfront greift schleifend auf den Norden über. NAVGEM zeigt
die Austrogung noch weiter westlich und Deutschland unter Hochdruckeinfluss.
In der erweiterten Mittelfrist ergeben sich noch größere Unterschiede. GEM lässt
die Austrogung später auch noch herankommen und behält dann die Troglage über
Mitteleuropa etwas länger als EZMW. Bei GFS findet dagegen sehr weit draußen
über dem Atlantik eine Austrogung statt und über dem Ostseeraum baut sich ein
Hochdruckgebiet auf.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Zeitraum von Sonntag, 00 UTC, bis Dienstag, 00 UTC
auf drei Cluster. C1 (23 Mitglieder, Kontrolllauf, Hauptlauf) spiegelt im
Wesentlichen den EZMW-Hauptlauf wider mit der etwas stärkeren Austrogung im
Westen Europas und dem langsamen Übergreifen der Kaltfront auf den Westen. C2
und C3 (zusammen 28 Mitglieder) zeigen dagegen eher die GEM-Variante mit einem
flacheren und etwas schneller vorankommenden Trog. Damit würde die Kaltfront
etwas schneller auf den Nordwesten Deutschlands übergreifen.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen nach einem Minimum von Potenzial und
Temperatur am Freitag wieder einen Anstieg bis zum Wochenbeginn. Danach ist
wieder ein Rückgang zu erwarten. Auch wenn der Spread zunimmt, so macht doch
eine Mehrheit der Modelle die Wellenbewegung mit. Niederschlagssignale finden
sich wiederholt. Das EPS-Meteogramm zeigt weiterhin deutliche Signale für
überdurchschnittlichen Wind, allerdings sind die Sturmsignale ab dem Wochenende
nicht mehr so hoch wie am Donnerstag.

Sehr ähnlich sehen auch die GFS-Rauchfahnen aus. Es fällt auf, dass die Mehrheit
der Ensemblemitglieder nächste Woche das Potenzial und die Temperatur stärker
zurückgehen lässt als der Hauptlauf.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Windsignale mehr. Vor allem zu Beginn
des Mittelfristzeitraumes zeigt EFI noch ein Niederschlagssignal im Norden.

Niederschlag:
Cosmo-LEPS zeigt ein deutliches Signal (bis 40%) für mehr als 30 mm Niederschlag
am Freitag (Fr 00 - Sa 00) im Allgäu.
EZMW-EPS zeigt dieses nicht. Zu Beginn der nächsten Woche zeigt das EZMW-EPS von
gestern, 12 UTC, sehr leichte Signale für Dauerregen im Süden und Westen.

Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt ebenso wie EZMW-EPS starke Signale für Sturm (Bft 9) am Freitag
im Norden und Osten Deutschlands. Zu Tagesbeginn zeigen sich sogar noch schwache
Signale für Bft 11 im Nordosten. Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag gibt es
an den Küsten, vor allem an der Nordsee wieder deutliche Signale für Böen Bft 8
bis 9, sowohl bei EZMW-EPS als auch bei Cosmo-LEPS. Am Montag und Dienstag zeigt
EZMW-EPS deutliche Signale für Böen Bft 8 in der Westhälfte Deutschlands und
auch geringe Signale für Bft 9. Am Dienstag gibt es landesweit leichte Signale
für Bft 8.

Schnee:
Am Freitag (Fr 00 - Sa 00) zeigt Cosmo-LEPS deutliche Signale für mehr als 10 cm
in 24 Stunden in den höheren Lagen des Sauerlandes, des Harzes, des
Schwarzwaldes und des Bayerischen Waldes. An den Alpen gibt es hohe Signale für
mehr als 10 cm. Im Allgäu gibt es sogar hohe Signale für über 20 cm in 24 h.
Am Samstag/Sonntag (Sa 12 bis So 12) gibt es erhöhte Signale für mehr als 10 cm
Neuschnee in den Hochlagen von Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-ICON, EZMW-EPS. ICON wird gewählt, weil das etwas frühere Übergreifen der
Regenfälle am Samstag als wahrscheinlich betrachtet wird.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann