DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-02-2017 09:00
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.02.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
West, nach Süden teils antizyklonal.
Ab der kommenden Nacht an der Küste Böen bft 8, vereinzelt 9. Auf exponierten
Bergen Bft 9 bis 10, auf dem Brocken und dem Fichtelberg später Böen Bft 11 bis
12.
Ab morgen Abend vom südlichen NRW bis nach Nord- und Ostbayern in Staulagen
örtlich Dauerregen, zum Teil mit Tauwetter in Kombination. Unwetterartige
Abflussmengen über 50 mm in 24 Stunden oder über 60 mm in 48 Stunden möglich!

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein Kurzwellentrog schwenkt heute zusammen mit der zugehörigen
maskierten Kaltfront über Deutschland hinweg nach Südosten und erreicht mit
seiner Hauptachse zum Tagesende Österreich. Die Damit in Verbindung stehenden
meist leichten Niederschläge betreffen bis zum Abend etwa die Gebiete nördlich
der Main-Linie und erreichen bis Tagesende auch den Südosten von Bayern. Die
12stg. Niederschlagsmengen belaufen sich nach den Modellen meist auf 0,5 bis 5
mm, in Staulagen auch auf 6 bis 10 mm (Icon-Nest, Euro4). Die Schneefallgrenze
pendelt sich in etwa auf 800 bis 700 m ein. Darüber ist mit einer dünnen
Nassschneeauflage zu rechnen. Der Wind frischt allenfalls auf dem Brocken und
auf dem Fichtelberg mal merklich auf mit Böen Bft 7 bis 8.
In der Nacht zum Montag wir der breite, dem Trog nachfolgende Höhenrücken von
kräftige WLA überlaufen, die aber zunächst in weiten Teilen des Landes noch
durch NVA kompensiert wird. Im Nordwesten setzt aber bereits in den Frühstunden
Regen ein, den man mit einer Warmfront über der Nordsee in Verbindung sehen
kann. Mit der Annäherung der Warmfront geht eine Gradientzunahme einher, so dass
an der See und hier bevorzugt an der Nordsee mit steifen, auf dem Brocken und
Fichtelberg mit stürmischen Böen gerechnet werden muss.

Montag... Der breite Höhenrücken schwenkt langsam mit seiner Hauptachse zu den
Alpen. Ein Kräftiges Gebiet mit Warmluftadvektion wandert über Mitteleuropa
weiter nach Südosten. Die korrespondierende Warmfront erreicht mittags etwa den
Nordrand der Mittelgebirge und abends den Südosten. Die nachfolgende Kaltfront
überquert in den Abendstunden Teile Norddeutschlands, wobei aber nur wenig
kühlere Luft einströmt. Der Warmfrontregen, der abends etwa die Donau erreicht,
ist zunächst noch nicht warnrelevant mit Mengen zwischen 3 und 9 mm in 12
Stunden und in Staulagen mit 10 bis 15 mm, wobei die Schneefallgrenze in die
Kammlagen steigt.
Mit dem Übergreifen von Warm- und Kaltfront verschärft sich der Gradient, so
dass im Norddeutschen Tiefland und im Bergland ab etwa 400 m mit starken Böen,
auf den Bergen und an der See mit stürmischen Böen oder mit Sturmböen gerechnet
werden muss. Auf exponierten Bergen sind schwere Sturmböen und auf Brocken und
Fichtelberg gar Böen bft 11 zu erwarten.

Ab dem Abend könnten in einem Streifen vom südlichen NRW bis nach Nord- und
Ostbayern in Staulagen Dauerregenwarnungen ins Spiel kommen, da die nächsten
Fronten bei uns ins Schleifen geraten. Dabei könnten die Mengengrenzen für
Dauerregen überschritten werden.

Dienstag... wird ein weiterer flacher Kurzwellentrog mit der sich noch etwas
verstärkenden nordwestlichen Höhenströmung von Südskandinavien südostwärts nach
Nordpolen geführt. Dahinter kann sich - gestützt durch kräftige WLA auf der
Vorderseite eines markanten Troges südöstlich von Island - ein Höhenrücken über
die Nordsee hinweg bis nach Südnorwegen aufwölben, so dass die Höhenströmung
über dem Vorhersagegebiet ein wenig aufsteilt.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront Süddeutschland, wobei sie ins Schleifen
gerät. Weiterhin kommt es im frontalen Bereich zu teils länger anhaltenden
Niederschlägen, die sich noch etwas verstärken, einerseits durch Hebungsprozesse
im Bereich einer flachen Welle, andererseits aber auch orographisch unterstützt.
ICON-Nest simuliert in einem Streifen vom südlichen NRW bis nach Nord- und
Ostbayern 24stg. häufig Mengen von 10 bis gut 20 mm, in Staulagen lokal auch
über 30 mm Regen (vor allem Bayerischer Wald, Fränkische Schweiz und Odenwald
bis 18 oder 24 UTC). GFS und ECMWF haben allerdings deutlich geringere Mengen
auf der Karte. Bei den zu erwartenden Temperaturen, die in den Hochlagen meist
auf +1 bis +4 Grad steigen, muss auch Tauwetter einkalkuliert werden. Dabei
liegen die Schneehöhen meist bei 20 bis 50 cm, so dass bei Wasseräquivalenten
von 30 etwa 50 bis 100 mm Wasser aus der Schneedecke zur Verfügung stehen.

In die Nord- und Osthälfte gelangt ein Schwall subpolarer Meeresluft, die
allerdings nicht allzu labil geschichtet ist, so dass es kaum Schauer gibt und
es vielerorts sogar trocken bleibt.
Vor allem im Norden und Osten, aber auch im Warmsektor ganz im Süden
(Alpenvorland) bleibt der Druckgradient scharf ausgeprägt und es gibt zumindest
steife Böen (Bft 7) aus Südwest bis West. Auf den Bergen ist mit stürmischen
Böen oder Sturmböen, auf exponierten Gipfeln auch mit schweren Sturmböen zu
rechnen. Im Nordwesten, Westen und in der Mitte nimmt der Wind dagegen allgemein
etwas ab.
Die Sonne zeigt sich am ehesten in der Nordhälfte. Am Temperaturniveau ändert
sich nur wenig. Die Temperaturen in 850 hPa gehen zwar etwas zurück, die
Luftmasse ist aber vor allem im Norden sehr gut durchmischt, so dass sich die
Höchstwerte zwischen 6 und 12 Grad bewegen dürften.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die großräumigen synoptischen Strukturen sehr
ähnlich.

Was den Dauerregen ab Montag 18 oder 24 UTC angeht so gibt es am ehesten im
Bayerischen Wald, im Berchtesgadener Land, im Allgäu und im Nordschwarzwald
erhöhte Wahrscheinlichkeiten dafür (CosmoLEPS).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden