DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Sonntag schwacher Kaltfrontdurchgang. Danach Übergang zu West zyklonal, dabei
zunehmend unbeständig und windig, stürmisch aber vorerst nur an den Küsten und
im Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... schwenkt ein kurzwelliger Höhenrücken über Deutschland hinweg
südostwärts und erreicht Sonntagfrüh mit seiner Achse die Südhälfte. Ihm folgt
ein ebenso kurzwelliger Trog, der sich vom Seegebiet nördlich Schottlands bis
zum Morgen zur mittleren Nordsee verlagert. Die hauptsächlich PVA geschuldeten
Hebungsprozesse im Bereich der diffluent konturierten Trogvorderseite erfassen
in den Frühstunden auch die Deutsche Bucht und das angrenzende Küstengebiet,
fallen aber nicht allzu markant aus.
Im Bodenfeld verlagert das Hochdruckgebiet seinen Schwerpunkt von Süddeutschland
Richtung Balkan. Von Nordwesten her setzt mit Annäherung der Kaltfront eines von
der Norwegischen See zur mittleren Ostsee ziehenden Tiefs Druckfall ein, der
über Norddeutschland stärker ausfällt als im Süden und in der Mitte, wo das
Druckfeld schwachgradientig konturiert bleibt. Somit frischt der Wind im Laufe
der zweiten Nachthälfte präfrontal im Nordseeumfeld aus Südwest bis West auf, in
exponierten Lagen kann es einzelne steife Böen (Bft 7) geben. In den Frühstunden
des Sonntags erreicht die Kaltfront dann das Nordseeumfeld und
Schleswig-Holstein mit allerdings nur leichten Regenfällen.
Im übrigen Land dominiert Hochdruckeinfluss, wobei sich innerhalb der feuchten
Grundschicht, die zudem auch durch eine kräftige Absinkinversion stark gedeckelt
ist, lediglich im Südwesten und im äußersten Westen tagsüber die Sonne
durchgesetzt hat. Im Laufe der Nacht wird die Inversion durch die einsetzenden
schwachen Hebungsprozesse zwar etwas angehoben und abgeschwächt, ob es aber für
ein verbreitetes Aufklaren reicht, wie vom ICON-EU simuliert, ist fraglich. Am
ehesten dürfte es wohl im Süden und in der Mitte sowie im Westen Regionen geben,
in denen es länger klar bleibt, allerdings kann sich dann auch rasch wieder
Nebel oder Hochnebel bilden. Mit leichtem Frost ist im Süden und in der Mitte
wohl vielerorts zu rechnen, in den Tälern der süddeutschen Mittelgebirge und der
Alpen sowie in einigen Senken kann es auch mäßigen Frost geben. Stellenweise
kann auch Glätte nicht ausgeschlossen werden.

Sonntag ... greift der Kurzwellentrog auf den Nordwesten über und verlagert sich
bis Montag, 00 UTC unter weiterer Verkürzung seiner Wellenlänge über Deutschland
hinweg südostwärts. Stromaufwärts wölbt sich über Westeuropa - gestützt durch
kräftige WLA - ein Höhenrücken auf, der sich bis zum Abend unter Abflachung über
die Nordsee bis nach Nordwestdeutschland ausweitet.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront des bis zum Abend nach Finnland ziehenden Tiefs
nur noch zögernd südostwärts voran und erreicht abends in etwa die mittleren
Landesteile, wird also vom Trog allmählich eingeholt, so dass sich die
Hebungsprozesse weiter abschwächen. Zudem läuft die Kaltfront mehr und mehr in
den von Frankreich nach Süddeutschland gerichteten und sich zum Abend hin
allmählich wieder verstärkenden Hochkeil und beginnt sich aufzulösen.
Entsprechend werden auch nur geringe Niederschläge simuliert (weniger als 5 mm
in 12 Stunden), die sich über Norddeutschland hinweg bis zum Abend auch auf die
mittleren Landesteile ausweiten. Der Kaltfront folgt ein Schwall subpolarer
Meeresluft mit Temperaturen bis -3 Grad in 850 hPa, so dass lediglich in den
höchsten Kammlagen (oberhalb von etwa 600 bis 800 m) etwas Schnee fällt, der
mangels Intensität zudem auf den recht warmen Böden kaum liegen bleiben dürfte.
Postfrontal klingen die Niederschläge im Norden und Nordwesten allmählich wieder
ab, da der nachfolgende Rücken bereits von WLA überlaufen wird, dürften die
Wolken aber kaum auflockern.
Nach Kaltfrontpassage fächert der Gradient im Norden wieder auf und der Wind
lässt nach, während es in den Gipfellagen einzelne Mittelgebirge, insbesondere
auf dem Brocken und dem Fichtelberg, am Nachmittag und Abend vorübergehend
stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus West bis Südwest geben könnte.
Im Süden und Südosten dominiert noch der Einfluss des nach Südosten
zurückweihenden Hochs. Gebietsweise hält sich dort zwar länger Nebel oder
Hochnebel, vor allem entlang der Donau, am Bodensee und in Ostbayern, ansonsten
scheint aber häufiger die Sonne, vor allem an den Alpen und im Südwesten,
eventuell auch noch am Erzgebirgsnordrand. Die Temperaturen erreichen
Höchstwerte zwischen 5 und 10 Grad, bei längerem Nebel bleibt es kälter, im
südlichen Oberrheingraben kann es auch etwas milder werden.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Höhenrücken von Nordwesten her nach
Deutschland. Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront noch Süddeutschland, löst sich
dort unter Hochdruckeinfluss aber komplett auf. In ihrem Einflussbereich fallen
noch leichte Niederschläge (meist 0 bis 3 mm), oberhalb von etwa 600 bis 700 m
als Schnee, wobei dann auch Glätte auftreten kann.
In der Nordhälfte verstärkt sich die WLA auch niedertroposphärisch, die
Temperaturen in 850 hPa steigen auf 0 bis +4 Grad. Dabei greift in den
Frühstunden des Montags die Warmfront eines nach Südnorwegen ziehenden und sich
verstärkenden Tiefs auf den äußersten Nordwesten Deutschlands mit Regenfällen
meist leichter Intensität über. Das führt zu einer erneuten Gradientverschärfung
im äußersten Norden des Landes, im Küstenbereich gibt es ausgangs der Nacht
erste steife Böen (Bft 7) aus Südwest.
Größere Wolkenlücken dürfte es im Laufe der Nacht kaum mehr geben, am ehesten
noch an den Alpen und im Südwesten. Dort und auch im höheren Bergland ist mit
leichtem Frost zu rechnen, ansonsten bleibt es weitgehend frostfrei.

Montag ... verlagert sich der flache Höhenrücken weiter südostwärts und befindet
sich abends über dem Alpenraum. Dahinter stellt sich eine recht glatt
konturierte westnordwestliche Höhenströmung ein, innerhalb derer nur sehr
flache, kaum auszumachende kurzwellige Tröge und Keile unser Vorhersagegebiet
passieren.
Im Bodenfeld überquert die Warmfront des über die mittlere Ostsee Richtung
Baltikum ziehenden und sich noch etwas vertiefenden Tiefdruckgebietes bis zum
Abend den Norden und die Mitte des Landes südostwärts. Dabei gibt es verbreitet
Niederschläge leichter, teils auch mäßiger Intensität, vor allem in den
Nordweststaulagen einiger Mittelgebirge werden über 10 mm in 12 Stunden
simuliert (Harz: 17 mm, Odenwald: 20 mm). Lediglich südlich der Donau bleibt es
bis zum Abend wohl noch trocken. Die Kaltfront wird durch Wellenbildung über der
mittleren Nordsee zunächst zurückgehalten.
Der Gradient verschärft sich weiter, vor allem im Warmsektor reicht es -
bevorzugt im Norden und Osten - trotz stabiler Schichtung auch in den
Niederungen für einzelne steife Böen (Bft 7) aus West bis Südwest. An den Küsten
treten in exponierten Lagen stürmische (Bft 8) Böen auf, in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und später auch der Alpen Sturmböen (Bft 9).
Insgesamt gelangt im Warmsektor milde Meeresluft ins Vorhersagegebiet, die
Temperaturen in 850 hPa steigen auf +1 bis +4 Grad. Entsprechend erreichen die
Höchsttemperaturen Werte zwischen 5 und 11 Grad, im südlichen Oberrheingraben
und mit Sonnenunterstützung an den Alpen eventuell auch noch etwas mehr.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich - eingebettet in die nach wie vor glatt
konturierte westnordwestliche Höhenströmung - ein nur sehr flacher
Kurzwellentrog über Nord- und Ostdeutschland hinweg südostwärts. Dadurch gewinnt
die Kaltfront des nach Nordwestrussland ziehenden und sich weiter vertiefenden
Tiefs etwas an Fahrt und kann bis in die mittleren Landesteile vordringen, ehe
sie erneut zur Wellenbildung neigt. Vor allem im frontalen Bereich gibt es
weitere, teils länger anhaltende Niederschläge, bis in die höchsten Lagen als
Regen. Dabei gibt es vor allem seitens ICON bzw. ICON-EU von Lauf zu Lauf immer
wieder Signale für Dauerregen, insbesondere in den Staulagen der süddeutschen
Mittelgebirge (00 UTC- Lauf im Schwarzwald, 06 UTC vor allem im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum mit Mengen über 25 mm in 12 Stunden). ECMWF und GFS haben
geringere Mengen auf der Karte. Postfrontal klingen die Regenfälle im Norden
rasch ab.
An der Windsituation ändert sich nur wenig. Mit Passage der Kaltfront verstärkt
sich der Wind vor allem nach Osten zu etwas, so dass es vor allem in Vorpommern
und Brandenburg vereinzelt stürmische Böen geben kann. Postfrontal schwächt sich
der Wind vor allem im Westen und Nordwesten wieder ab. Auf den Bergen gibt es
aber nach wie vor Böen Bft 8 bis 9 aus West, später mehr Nordwest, auf
exponierten Gipfeln insbesondere der östlichen Mittelgebirge und der Alpen auch
schwere Sturmböen (Bft 10).
Unter der dichten Bewölkung sollte es kaum mehr Frost geben, lediglich an den
Alpen und im höheren Bergland haben einige Modelle noch schwache Signale dafür
auf der Karte.

Dienstag ... wird ein weiterer flacher Kurzwellentrog mit der sich noch etwas
verstärkenden nordwestlichen Höhenströmung von Südskandinavien südostwärts nach
Nordpolen geführt. Dahinter kann sich - gestützt durch kräftige WLA auf der
Vorderseite eines markanten Troges südöstlich von Island - ein Höhenrücken über
die Nordsee hinweg bis nach Südnorwegen aufwölben, so dass die Höhenströmung
über dem Vorhersagegebiet ein wenig aufsteilt.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront Süddeutschland, wobei sie erneut leicht
verwellt. Weiterhin kommt es im frontalen Bereich zu teils länger anhaltenden
Niederschlägen, die sich noch etwas verstärken, einerseits durch Hebungsprozesse
im Bereich der Welle, andererseits aber auch orographisch unterstützt. ICON-EU
simuliert im Schwarzwald und im Allgäu sowie im Berchtesgadener Land über 25 mm
in 12 Stunden, im Nordschwarzwald und im Oberallgäu in Staulagen auch über 40 mm
(Unwetter). GFS und ECMWF haben allerdings deutlich geringere Mengen auf der
Karte.
In die Nord- und Osthälfte gelangt ein Schwall subpolarer Meeresluft, die
allerdings nicht allzu labil geschichtet ist, so dass es kaum Schauer gibt und
es vielerorts sogar trocken bleibt.
Vor allem im Norden und Osten, aber auch im Warmsektor ganz im Süden
(Alpenvorland) bleibt der Druckgradient scharf ausgeprägt und es gibt zumindest
steife Böen (Bft 7) aus West, im Süden aus Südwest. Auf den Bergen ins besondere
Süddeutschlands ist mit stürmischen Böen oder Sturmböen, auf exponierten Gipfeln
auch mit schweren Sturmböen zu rechnen. Im Nordwesten, Westen und in der Mitte
nimmt der Wind dagegen allgemein ab.
Die Sonne zeigt sich am ehesten in der Nordhälfte. Am Temperaturniveau ändert
sich nur wenig. Die Temperaturen in 850 hPa gehen zwar etwas zurück, die
Luftmasse ist aber vor allem im Norden sehr gut durchmischt, so dass sich die
Höchstwerte zwischen 5 und 11 Grad bewegen dürften, im Westen und Südwesten
vielleicht sogar knapp darüber.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle Modelle simulieren im Kurzfristbereich eine ähnliche Wetterentwicklung. In
der Nacht zum und am Dienstag hat ICON höhere Regenmenge auf der Karte als GFS
und ECMWF, was wohl mit der stärker simulierten WLA bzw. Verwellung der Front
zusammenhängt.
Die probabilistischen Verfahren (noch von 00 UTC) geben bisher kaum Hinweise auf
Dauerregen. COSMO-LEPS zeigt lediglich im Bayerwald Signale für 24-stündige
Mengen über 30 mm.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff