DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht nur im höheren Bergland Frost, Glätte, etwas Schnee. Ab Montag
windiger und milder.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... kommt es außer im Norden und Südwesten zu Schauern bzw.
schauerartigen Niederschlägen, die auch den Süden erfasst haben. Sie stehen im
Zusammenhang mit einem Trog, der über uns nach SE hinwegschwenkt und ausgangs
der Nacht mit seiner Achse von Ostpolen Richtung Adria weist.

Auf der Trogrückseite steigt der Druck am Boden und es formiert sich ein
Bodenhochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Südwestdeutschland. Die Niederschläge
lassen aktuell schon von NW her nach, Auflockerungen dürften aber die Ausnahme
bleiben, da sich eine markante Absinkinversion bildet, unterhalb der die feuchte
Grundschicht erhalten bleibt. Damit bleibt es meist stark bewölkt und, abgesehen
vom höheren Bergland, meist frostfrei.

In der zunächst noch etwas höher reichend labilen Kaltluft, kommt es in der
Südosthälfte zu weiteren Niederschlägen, die bei einer Schneefallgrenze, die auf
rund 500 bis 700 m sinkt, nur in mittleren und höheren Lagen als Schnee fallen.
Dort sind an den Alpen noch einmal 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, am Erzgebirge
und im Bayerwald vielleicht 1 bis 5 cm.
Sollte es doch stärker auflockern sind Nebel, Frost und vereinzelt Glätte
möglich, allerdings sind die Hinweise darauf spärlich.

Samstag ... kippt ein Höhenrücken durch einen zur nördlichen Nordsee folgenden
Trog in zonale Richtung und liegt mit seiner Achse über Norddeutschland. Das
über Mitteleuropa befindliche Hochdruckgebiet dehnt sich in Ost-West Richtung
aus und beschwert uns einen windschwachen Tag, tagsüber ohne wesentliche
Warnereignisse.

Das kräftige Absinken stützt die markante Inversion, die weiter nach unten
gedrückt wird, ohne dass die feuchte Grundschicht aufgelöst wird. Am ehesten
setzt sich im Südwesten, und von dort später bis zum Alpenrand, die Sonne durch,
sonst bleibt es stark bewölkt mit einigen Auflockerungen im Tagesverlauf. WLA
sorgt wahrscheinlich im Norden und NE für bedeckten Himmel, es regnet aber nur
noch wenig. Am ehesten in Staulagen an den Alpen fällt vormittags noch etwas
Regen oder Schnee, im Tagesverlauf ist es allerdings damit auch dort vorbei.
Der nachmittags rasche und weit nach Norden ausgreifende Bewölkungsrückgang im
ICON wird extern und - zumindest teilweise - auch von C DE nicht gestützt.
In der Nacht zum Sonntag kommt im Vorfeld eines Tiefausläufers ganz im Norden
leichter Regen auf und auch der Wind nimmt zu. An den Küsten mit exponiert Bft 7
in Böen. Die Hochdruckzone wird etwas nach Süden gedrückt.
Vor allem im Süden ist es gebietsweise gering bewölkt, bevor sich gebietsweise
Nebel und Hochnebel bilden. Bei Aufklaren ist leichter Frost, in ungünstigen
Lagen stellenweise mäßiger Frost wahrscheinlich, sowie lokale Glätte durch Reif
oder gefrierenden Nebel.
Fraglich bleibt, ob sich nicht auch über der Mitte starke Bewölkung hält, also
welche Regionen von den größeren Auflockerungen betroffen sind.

Sonntag ... überquert ein KW Trog unter Verkürzung der Wellenlänge den größten
Teil Deutschlands nach Südosten. Dahinter wölbt sich durch kräftige WLA ein
Rücken auf, der sich unter Abflachung nach Osten ausdehnt.
Der Trog holt die vorgeschaltete Okklusion fast ein, auch läuft sie in
Hochdruckzone hinein, die sich langsam nach Süden zurückzieht. Entsprechend
schwächen sich die Niederschläge, die bis zum Abend in etwa die Main-Linie
erreichen, langsam ab.
Die postfrontal einfließende Meereskaltluft ist stark erwärmt und nur in
Kammlagen dürfte es für etwas Schnee reichen, sonst fällt leichter Regen,
abseits jeglicher Warnrelevanz.
Der Wind lebt nur im Frontbereich auf mit Böen Bft 7 bis 8 auf einigen
exponierten Gipfeln, an den Küsten dagegen flaut der Wind postfrontal und mit
Abzug des Tiefs über Skandinavien Richtung Karelien wieder ab.

Im Süden hält sich noch Hochdruckeinfluss mit Sonnenschein, bzw. teils
hartnäckigen Nebel- und Hochnebelfeldern. Hält sich Nebel dauerhaft, werden kaum
mehr als 0 Grad erreicht, sonst liegen die Maxima meist zwischen 6 und 11 Grad,
mit Gefälle von SW nach NE.

In der Nacht zum Montag erreicht die Kaltfront abgeschwächt auch den Südosten.
In den östlichen Mittelgebirgen und am Ostalpenrand fällt oberhalb 700 bis 800m
etwas Schnee, 1 bis 5 cm, darunter fällt Regen, der von NW wieder nachlässt.
Allerdings greift um den Höhenrücken vorderseitig einer Warmfront kräftige WLA
auf den Nordwesten über, die zu erneuten leichten Regenfällen führt. Der
Gradient verschärft sich von Norden. An den Küsten kommen starke bis exponiert
stürmische Böen aus SW bis W auf, Brocken und Fichtelberg sind mit Sturmböen
dabei. Je nach Bewölkungsverhältnissen ist im Südosten leichter Frost,
vereinzelt Nebel möglich, bei starker Bewölkung bleibt es frostfrei.

Montag ... drängt die Frontalzone über dem Nordostatlantik, die sich nach
Mitteleuropa ausdehnt, das hohe Geopotential nach Süden. Auch am Boden gelangen
wir in einem Bereich mit stärkerem Gradienten an der Südflanke von
Tiefdruckgebieten über Nordeuropa. Damit stellt sich die Wetterlage endgültig
um, Richtung West zyklonal.

Die Warmfront aus der Nacht kommt über dem Norden rascher nach Osten voran als
im Süden, die zugehörigen Regenfälle sollten im Tagesverlauf zumindest die
Gebiete zwischen Main und Donau erfassen. Den deutschen Modellen zu Folge auch
den Alpenrand. Dahinter gelangt ein Schwall sehr milder Meeresluft (T850 > +5°C)
zu uns, in der die Schneefallgrenze weit über 1000m steigt.
Die Niederschlagsmengen werden nicht warnrelevant. Die Temperaturen steigen in
weiten Landesteilen auf Werte um die 10 Grad.

Im Süden bleibt die Gradientzunahme überschaubar, sonst frischt der westliche
bis südwestliche Wind soweit auf, dass auch in tiefen Lagen bei stabiler
Schichtung exponiert starke Böen (Bft 7) möglich sein sollten, im Bergland und
an den Küsten sind stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen möglich und auf
exponierten Gipfeln schwere Sturmböen oder orkanartige Böen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Unterschiede ergeben sich
bei der Bewölkungsentwicklung ab Samstag, was aber vor allem in der Folgenacht
für die Verteilung von Frost, Nebel und eventueller Glätte warntechnisch
interessant wird. Am wahrscheinlichsten erscheint ein Mittelweg zwischen den
wolkenarmen ICON Lösungen und der EURO4 Variante mit viel tiefer Bewölkung. Ab
Sonntag simulieren die Modelle unterschiedlich was die Verlagerung der
Niederschlagsgebiete in den Süden angeht. Diesbezüglich kann aber auch noch
abgewartet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner