DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.02.2017 um 10.30 UTC



Übergreifen der Frontalzone und Übergang zu leicht wechselhaftem Wetter.
Verhältnismäßig mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.02.2017


Am Donnerstag... verläuft die Frontalzone über dem nördlichen Mitteleuropa wobei
die Amplituden der Wellen nur flach sind. Deutschland liegt auf der Vorderseite
eines Troges, der im Tagesverlauf auf den Vorhersageraum übergreift.

Am Boden dominiert Hochdruckeinfluss bei nur geringen Druckgegensätzen mit einem
nach Süden verschobenen Schwerpunkt. Damit gelangt der Norden Deutschlands in
den Einflussbereich der Frontalzone. Eine eher schwach ausgeprägte Kaltfront,
die zu einem Randtief über dem Nordmeer gehört, schiebt sich mit seinen
Feuchtefeldern im Tagesverlauf in den Nordwesten und Norden des Landes. Neben
dichten Wolkenfeldern fällt etwas Regen, der bis zum Abend bis zur Mitte
vorankommt

Dementsprechend ergibt sich für Deutschland eine Zweiteilung. Während der Tag im
Süden und Osten noch vielfach sonnig verläuft, wird es in Richtung Nordwesten
zunehmend grau. Die Höchstwerte bewegen sich zwischen 6 und 12 Grad, mit den
höchsten Werten vom Nieder- bis zum Oberrhein.

Am Freitag... gelangt Deutschland auf die Rückseite des ostwärts vorankommenden
Troges und damit vorübergehend in eine nordwestliche Höhenströmung. Von Westen
stößt gleichzeitig ein sich amplifizierender Höherücken in Richtung Mitteleuropa
vor.

Die schwache Kaltfront erreicht den Süden Deutschlands, wo es im Tagesverlauf
zeitweise regnet. Dahinter bilden sich in der Höhenkaltluft des Troges einzelne
Schauer, die sich vor allem auf die Staulagen der Berge und das Küstenumfeld
konzentrieren.

In der Nacht gehen die Werte entlang und südlich der Donau wie auch in den
Mittelgebirgen nochmal in den Frostbereich zurück. Sonst bleibt es frostfrei.
Tagsüber sind 5 bis 10 Grad zu erwarten. Der Luftdruckgradient legt im Norden
und Nordosten zu, sodass an der Ostseeküste und auf den Bergen in den östlichen
Mittelgebirgen Böen Bft 7 auftreten können.

Am Samstag... wird das Wettergeschehen vom Hochkeil bestimmt, dessen Achse
mittlerweile über Deutschland verläuft. Entsprechend dominieren trockene
Luftmassen in mittleren und höheren Luftschichten. In tieferen Schichten sieht
es allerdings anders aus. Der Bodenhochkern wird direkt über Deutschland
vorhergesagt und sorgt für eine gradientschwache Lage, bei der sich eine
Inversion ausbildet, die sich auch beim Blick auf die Prog-Soundings des ECMWF
zeigt. Demnach wird die Inversionsuntergrenze unterhalb von 1000 m vorhergesagt.


Wettertechnisch bedeutet dies, dass zwar kaum noch Niederschlag fallen soll.
Sonne ist aber auch in der Defensive und tiefe hochnebelartige Bewölkung
dominiert das Himmelsbild. Sonnige Gegenden findet man vornehmlich im höheren
Bergland und am Alpenrand sowie in bevorzugten Leelagen.

Bei den Maxima ändert sich nichts Wesentliches, es werden erneut 6 bis 12 Grad
erwartet, wobei die höchsten Werte wieder entlang des Rheins zu erwarten sind
und die niedrigsten in Richtung Ostseeküste.

Wind spielt abgesehen von einzelnen Nordseeinseln am Rande des Bodenhochs keine
Rolle.

Am Sonntag und Montag... bleibt die Westwetterlage bestehen. Dabei schiebt sich
von den Britischen Inseln ein Trog über die Nordsee bis nach Deutschland und
schwächt sich dabei ab. Die Front des zugehörigen Tiefs über Skandinavien
erreicht Deutschland mit Wolkenfeldern, aber kaum noch Niederschlag. Am Montag
liegen die Reste der Front weiter über Deutschland. Viele Wolken aber kaum
Niederschlag sind die Folge. An den Höchstwerten von 5 bis 12 Grad ändert sich
nichts. Nachtfrost gibt es nur noch im äußersten Süden und im Bergland. Der
Luftdruckgradient nimmt zu, sodass vor allem im Bergland und an der See starke
Böen und exponiert Sturmböen auftreten. Zum Montag sind auch im Flach- und
Binnenland Böen Bft 8 möglich.

In der erweiterten Mittelfrist intensiviert sich die Frontalzone und greift
vollends auf Deutschland über, wobei die Höhenströmung von West zunehmend auf
Nordwest dreht. Wechselhaftes Wetter und lebhafter Wind sind die Folge.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Prognose der Großwetterlage wird vom aktuellen ECMWF-Lauf in guter
Übereinstimmung mit seinen Vorläufen gebracht. Unterschiede ergeben sich wie
immer im Detail.

Im Vergleich zu gestern löst sich die Kaltfront am Donnerstag/Freitag nicht auf,
sondern kommt bis in den Süden voran. Zudem wird die Front deutlich aktiver
vorhergesagt, als im gestrigen 00 UTC Lauf. Das liegt vor allem an einem
schärfer ausgeprägten Höhentrog, wobei auch dessen Rückseite am Freitag deutlich
aktiver ist, als in den vorherigen Berechnungen.

Der Tiefdruckeinfluss zum kommenden Wochenende wird hingegen weniger stark
prognostiziert. Der nach Mitteleuropa vorstoßende Trog schwächt sich im
Vergleich zum gestrigen Lauf deutlich ab, sodass auch das daran gekoppelt Tief
samt Frontensystem weniger aktiv vorhersagt werden. Zudem kommt er viel
langsamer in Richtung Deutschland voran. Als Folge fallen die Niederschläge
deutlich geringer aus.

In der erweiterten Mittelfrist zeigt der aktuelle Lauf wie auch seine Vorläufe
in guter Übereinstimmung einen Übergang in eine Nordwestlage.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Wochenende wird die Mittelfrist von den verschiedenen Globalmodellen
sehr einheitlich vorhergesagt. Das Übergreifen des Frontensystems und der
nachfolgende Trog (Do/Fr) werden von allen Modellen gebracht.

Am Sonntag beginnen dann die Unterschiede. So ist das GFS Modell deutlich
antizyklonaler als das ECMWF. Der Höhentrog wird flacher prognostiziert und
amplifiziert sich erst weiter auf dem Weg nach Osten. Damit ist es vor allem
nach Süden freundlicher. Niederschlag kommt erst zum Abend und in der Nacht auf
Montag auf, der sich zudem auf den Norden und Nordosten konzentriert. ICON sieht
die Entwicklung auch schwächer und bringt kaum Niederschlag.

Darüber hinaus ist zurzeit noch unklar, wie es genau in der kommenden Woche
weiter geht. So prognostiziert ICON einen flacheren Keil zum Montag, sodass an
dessen Flanke eine Warmfront Deutschland überquert. Einig sind die Modelle, dass
das Wettergeschehen vor allem nach Norden zunehmend zyklonal geprägt ist,
während man nach Süden immer wieder unter Hochdruckeinfluss gerät. Eine komplett
davon abweichende Lösung lässt sich nicht finden. Die ausgeprägt Nordwestlage
des ECMWF lässt sich in dieser Deutlichkeit allerdings nicht in den Modellen
finden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen von Offenbach bestätigen die gute Konsistenz bis zum Wochenende.
Haupt- und Kontrolllauf verlaufen in guter Übereinstimmung im Bereich des
Median. Auch bis zum Montag bleibt der Spread noch verhältnismäßig gering.
Allerdings lässt sich feststellen, dass sich Haupt- und Kontrolllauf beim
Geopotential am Sonntag am Unterrand des Mittels befinden. Das deutet daraufhin,
dass es einige Member gibt, die den Trog weniger scharf sehen, als der
Hauptlauf.
Ab Dienstag nimmt der Spread deutlich zu, wenngleich der Median weiter ein hohes
Geopotential zeigt, was als Hinweis gewertet werden kann, dass der antizyklonale
Einfluss sich nicht vollends verdrängen lässt.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Samstag bis Montag) fünf
verschiedene Cluster. Diese zeigen für die Gesamtbetrachtung der Großwetterlage
in Mitteleuropa allerdings keine wesentlichen Unterschiede. Vornehmlich sind
diese darin zu finden, dass der zeitliche Ablauf und die Schärfe der Tröge und
Keile etwas anders gezeigt werden.
Im Zeitraum +192 ist +240 h (Dienstag bis Donnerstag) gibt es vier verschiedene
Cluster. Cluster 4 zeigt eine stramme Nord- bis Nordwestlage, ist aber nur mit 9
Membern besetzt. Custer 1 bis 3 sind hingegen recht ähnlich, unterscheiden sich
aber in der Stärke des Geopotentials in Richtung Süd und Südwesteuropa. Bei
Cluster 3 verläuft die Frontalzone deutlich weiter nördlich und die
Antizyklonalität ist stärker ausgeprägt. Cluster 2, indem sich auch der
Hauptlauf befindet ist zyklonaler geprägt mit einer westlichen bis
nordwestlichen Strömung. Der am stärksten besetzte Cluster 1 verläuft
dazwischen.

Das Ensemble des GFS zeigt bis zum Sonntag gut Einigkeit. Darüber hinaus nimmt
der Spread zu, wobei sich im Mittel ein klarer Anstieg des Geopotentials ergibt.
Dazu passend nehmen auch die Niederschlagssignale deutlich ab.

Fazit: Bis zum Wochenende steht Fahrplan, wenngleich es noch gewisse
Unterschiede bei Timing und Intensität der Störungen bestehen. Zum Ende des
Wochenendes und in der nächsten Woche wird die Prognose unsicherer. Auch wenn
der deterministische ECMWF-Lauf einen klaren Übergang zur Zyklonalität zeigt,
sind die Hinweise aus den Ensembles und anderer Globalmodelle doch recht
deutlich, dass die Antizyklonalität doch einen deutlich längeren Atem haben
könnte und sich an die Niederschlagsbilanz bis zum Monatsende nicht großartig
aufgebessert wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfristig sind zunächst keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Ausgang des Wochenendes und in der neuen Woche nimmt dann der Wind deutlich zu.
Dabei sind zunächst im Bergland und an der See starke Böen, teils auch Sturmböen
möglich. Später muss auch im Flach- und Binnenland zunehmend mit warnwürdigen
Windböen gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EZ-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer