DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.02.2017 um 10.30 UTC



Bis zum Donnerstag Hochdruckeinfluss und teils sehr mild. In der Folge leicht
wechselhaft und weiterhin mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 18.02.2017


Ein Blick auf die aktuelle Lage und Stärke des Polarwirbels zeigt einen
besonders in den unteren Bereichen noch geschwächten Wirbel mit einer Art
"Dipolstruktur", was sich auch in einer negativen Arktischen Oszillation
(AO-Index) widerspiegelt. Im Verlauf der Mittelfrist jedoch sollte sich der
Polarwirbel zunehmend verstärken und in Richtung Barentssee/Karasee verlagern.
Diese Entwicklung zeigt sich auch im AO-Index recht deutlich, da dieser in
Ensemblevorhersagen allgemein auf einen mehr oder weniger neutralen Wert
ansteigt. Zum Ende der Mittelfrist ist der einhergehende Geopotentialabbau über
Nordskandinavien bereits in vollem Gange. Diese Entwicklung sollte die momentan
über Mittel-/Westeuropa befindliche stark positiv ausgeprägte
Geopotentialanomalie (im Vergleich zur Klimatologie von 1979-2000) sukzessive
abschwächen.

Zum Beginn der Mittelfrist am Dienstag den 14.02.17 dauert die blockierende
Wetterlage über Europa noch weiter an. Ein kräftiges Hochdruckgebiet mit einem
markanten warmen Kern und einem dazu korrespondierenden 1035 hPa (und höher)
Bodenhoch zeugen von einer noch relativ stabilen Wetterlage. Da die Kernbereiche
über Dänemark und Nordostdeutschland zu finden sind, liegen weite Bereiche
Deutschlands auf der recht "milden Schulter". Somit scheint nach örtlicher
Nebelauflösung die Sonne von einem wolkenlosen oder nur leicht bewölkten Himmel,
sodass die Temperaturen im Tagesverlauf meist kräftig auf Höchstwerte von 5 bis
8 Grad, entlang des Oberrheins auch auf 10 Grad ansteigen. Etwas unsicher bleibt
die Temperaturentwicklung über dem Nordosten Deutschlands, was sehr von der
finalen Lage des Bodenhochdruckgebietes abhängt. Diese entscheidet nämlich, ob
noch aus Ost kühle Festlandsluft in den Nordosten angezapft wird, oder ob die
advektive der diabatischen Komponente unterliegt. Der letzte EZMW-Lauf belässt
die Höchstwerte mit 2 bis 5 Grad doch noch recht kalt, doch sind diese Werte
eher auf der warmen Seite zu finden, wenn man sich andere Modellprognosen
anschaut. Das letzte Wort hinsichtlich regionalen Dauerfrosts ist hier noch
nicht gesprochen. Niederschlag ist auf jeden Fall keiner zu erwarten. Der Wind
weht schwach bis mäßig, auf den Kammlagen auch böig aus Ost, über
Westdeutschland zunehmend aus Südost.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich an dieser Wetterlage wenig, sodass die
Nacht meist klar, entlang von Flüssen lokal auch neblig und trocken verläuft.
Die Tiefstwerte liegen im frostigen Bereich zwischen 0 und -4 Grad im Westen und
-4 bis -8 Grad im Osten. Der Wind weht schwach aus Ost bis Südost.

Am Mittwoch zieht das Hoch unter allmählicher Abschwächung langsam südostwärts
über den Osten von Deutschland in Richtung Alpenraum. Am Wetterablauf ändert das
wenig. Meist scheint die Sonne von der Früh bis zum Abend von einem wolkenlosen
Himmel. Mit einer über Westdeutschland zunehmend auf Südwest drehenden Strömung
wird noch etwas mildere Luft herangeführt, sodass im Südwesten und Westen häufig
die 10 Grad-Marke überschritten wird. Nach Nordosten bleibt es mit 4 bis 7 Grad
teils deutlich kälter. Der Wind weht schwach aus Ost bis Südost.
Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag greift eine Front in stark abgeschwächter
Form auf den Norden und Nordwesten Deutschlands über. Diese macht sich jedoch
nur in Form einzelner hoher Wolkenfelder bemerkbar. Niederschlag fällt keiner.
Im übrigen Deutschland bleibt es klar und trocken. Örtlich bildet sich Nebel.
Unter den Wolken geht die Temperatur nur auf +4 bis 0 Grad, sonst auf 0 bis -7
Grad zurück, wobei die kältesten Werte im Südosten und dem östlichen
Mittelgebirgsraum erwartet werden. Der Wind weht schwach aus Süd bis Südost.

Zum Donnerstag schwächt sich das Hochdruckgebiet rasch ab und verlagert seinen
Schwerpunkt in Richtung Adria. Somit wird der Weg für die Frontalzone frei, die
zunehmend auf den Norden und die Mitte Deutschlands übergreift. Hier ziehen
wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder vorüber, zwischen denen sich die Sonne
jedoch teils für längere Zeit zeigen kann. Zum Abend versucht dann eine Front
mit etwas Regen auf den äußersten Nordwesten überzugreifen. Meist sollte es
jedoch noch trocken bleiben. Im Süden und Osten bleibt es sonnig und trocken.
Die Höchstwerte liegen im Westen und Süden bei 9 bis 14 Grad. Der Nordosten
erwärmt sich zwar ebenfalls, jedoch wird hier die 10 Grad-Marke weiterhin nicht
überschritten. Der Wind weht schwach aus Süd bis Südwest.
In der Nacht zum Freitag überquert ein Höhentrog mit schwachem Bodentrog den
Norden Deutschlands. Eine eingelagerte Kaltfront sorgt über Norddeutschland von
West nach Ost bei starker Bewölkung für etwas Regen, wobei dieser bis zu den
Mittelgebirgen ausgreifen sollte. Weiter südlich und hier speziell südlich der
Donau bleibt es klar und trocken. Je nach Bewölkung und ob prä- oder postfrontal
gelegen liegen die Tiefstwerte über dem Westen und Norden bei +4 bis +1 Grad, im
Süden und Osten bei 0 bi -5 Grad. Der Wind weht schwach aus Süd bis Südwest.

Bereits zum Freitag hat uns der Trog rasch ostwärts überquert und es wird ein
kräftiger Keilvorstoß über Irland, Großbritannien und Schottland erwartet. Diese
Entwicklung sorgt für eine starke Aufsteilung der Höhenströmung, die Deutschland
nun aus Nordwest erreicht. Die kälteste Luftmasse sollte mit 850 hPa
Temperaturen um 0 Grad jedoch nur den Norden und Nordosten erfassen und zudem
haben wir es mit einer maritim geprägten Luftmasse zu tun, sodass sich an der
allgemeinen Temperaturverteilung wenig ändern sollte. Meist liegen die
Höchstwerte zwischen 7 und 12 Grad, wobei die kältesten Werte über dem Norden
und Nordosten zu finden sind. Da sich im Zuge des Keilvorstoßes über Westeuropa
ein Bodenkeil bis nach Südwestdeutschland aufwölbt und die südwärts ziehende
Kaltfront überläuft, beginnt diese immer langsamer südwärts zu ziehen und sollte
erst zum Abend die östlichen Alpen erreichen. Die Südverlagerung könnte auch im
Zuge einer Mittelmeertiefentwicklung abgebremst werden - dahin gehend sind die
Modellunsicherheiten jedoch noch beträchtlich. Die Region zwischen Schwarzwald
und Allgäu wird wohl aus heutiger Sicht gar nicht von der Front erfasst. Dort
zeigt sich die Sonne auch noch für längere Zeit, sonst ziehen teils dichte
Wolkenfelder über den Himmel und besonders über der Mitte und dem Osten kann es
noch einzelne Schauer geben. Der Wind weht schwach aus West bis Südwest.
Im Verlauf der Nacht zum Samstag weitet der Bodenkeil seinen Einfluss weiter auf
den Süden und die Mitte Deutschlands aus und auch der Höhenkeil nähert sich
sukzessive dem Nordwesten Deutschlands. Somit bleibt die Front über
Süddeutschland liegen, schwächt sich zwar weiter ab, dürfte jedoch weiterhin für
einzelne Schauer sorgen, die im Verlauf der Nacht oberhalb von 800 bis 600 m
zunehmend in Schnee übergehen. In diesen Höhenlagen muss dann zunehmend mit
Glätte gerechnet werden, aber auch in tiefen Lagen Südostdeutschlands besteht
Glättegefahr durch wiedergefrierende Nässe. Dort liegen die Tiefstwerte auch im
frostigen Bereich zwischen 0 und -4 Grad. Sonst gehen die Temperaturen unter
einem bedeckten Himmel auf +4 bis 0 Grad zurück. Abgesehen von einzelnen
Schauern im Küstenumfeld bleibt es über Norddeutschland trocken. Der Wind weht
schwach aus West.

Zum Samstag liegt die Keilachse in der Höhe über Deutschland, wobei auch die
Bodenströmung noch eine leicht antizyklonale Krümmung aufweist. Dies sorgt zwar
deutschlandweit für Absinken, jedoch wird somit auch die Restfeuchte der Front
nicht ausgeräumt, sodass es fraglich ist, ob uns diese Keilachse weniger
sonniges als eher hochneblig-trübes Wetter bescheren wird. Mit einem zunehmenden
Druckgradienten von Süd nach Nord sollte die Wolkendecke wenigstens über dem
Westen und Norden zeitweise aufreißen. Niederschlag wird deutschlandweit keiner
erwartet. Die Höchstwerte liegen je nach Sonnenscheindauer zwischen 7 und 12
Grad. Der Wind weht schwach aus West bis Südwest.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist dank einer großräumigen Blockadelage eine gute
Übereinstimmung innerhalb der letzten Modellläufe von EZMW zu erkennen. Zum
Donnerstag greift dann mit Abzug des Hochs nach Südost zunehmend die Frontalzone
auf Norddeutschland über und mit ihr auch eine in die Strömung eingebettete
Störung. Dieser Kurzwellentrog wird noch recht variabel hinsichtlich seiner
Amplitude gerechnet, wobei tendenziell eine immer schwächere Entwicklung
erwartet wird. Dies hätte für Norddeutschland wettertechnisch immer
unbedeutendere Auswirkungen zur Folge - am wahrscheinlichsten wären noch
einzelne hohe Wolkenfelder. Sonst bleibt es sonnig.
Auch in der Folge wird die Amplitude dieses Troges während seiner Ostverlagerung
noch recht uneinheitlich gerechnet. Allerdings wird seine Lage gut erfasst und
somit stellt sich nur die Frage, wie wetteraktiv die den Trog begleitende Front
über Süddeutschland werden wird. Die nachfolgende Keilaufwölbung zum Wochenende
wird bereits wieder recht gut/übereinstimmend gerechnet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es keine großen Unsicherheiten gibt. Der
für Deutschland im Verlauf der Mittelfrist interessante Höhentrog wird noch
hinsichtlich seiner Stärke etwas unsicher gerechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Insgesamt wird auch innerhalb der Globalmodelle die beginnende Südostverlagerung
des Hochdruckgebietes in Richtung Adria einheitlich berechnet. GFS zeigt diese
zwar etwas langsamer als EZMW, jedoch sind die Auswirkungen auf das Wetter in
Deutschland marginal. Auch die anschließende Trogpassage von Donnerstag auf
Freitag wird zeitlich und räumlich gut erfasst. Bestehende Unsicherheiten im
Zuge eines Abtropfprozesses über Italien spiegeln sich im Wetter für Deutschland
vorerst nicht wider, auch wenn diese Entwicklung unter Umständen auf die
Südverlagerung der Front über Deutschland eine hemmende Wirkung haben könnte,
sollten z.B. ICON/EZMW mit einer nördlicheren Lage des Höhentiefs Recht
behalten. Die größten Unsicherheiten bestehen jedoch erst mit der anschließenden
Keilaufwölbung zum Wochenende, wobei EZMW und GFS die größte, ICON die geringste
Schichtdicke entlang der Keilachse aufweisen.

Zusammenfassend wird die Entwicklung der Mittelfrist von Seiten der
Globalmodelle stabil erfasst und erst zum kommenden Wochenende nimmt die
Unsicherheit etwas zu.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Meteogramme in Deutschland spiegeln das überwiegend stabile Wetter wider.
Besonders der Beginn der Mittelfrist wird von allen Membern wolkenlos gezeigt,
bevor die Bewölkung zum Ende der Woche von Nord nach Süd wieder zunimmt. Zum
Donnerstag/Freitag ist über dem Norden ein Niederschlagsmaximum zu erkennen, das
sich anschließend südwärts verlagert. Die Mengen fallen mit 1 mm/6h gering aus.
Der Wind weist die gesamte Mittelfrist über keine signifikanten Ausschläge auf.
Während über dem Norden und Nordosten zum Beginn der Mittelfrist ein
allmählicher Erwärmungstrend zu erkennen ist, bleiben die Höchstwerte im Westen
und Südwesten konstant auf einem hohen Niveau.

Auch nach den Ensemblevorhersagen von GFS, die eine positive 850 hPa
Temperaturabweichung von teils mehr als 5 Kelvin anzeigen, kann ein milder und
zunächst stabiler, zum Ende der Woche leicht wechselhafter Wetterabschnitt
erwartet werden.

Der EFI springt bei den Höchsttemperaturen über West-/Südwestdeutschland zum
Freitag und Samstag geringfügig an und hebt die teils recht milde Witterung
hervor. Ansonsten gibt der EFI keinerlei Anzeichen für außergewöhnliche
Wettererscheinungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von leichtem bis mäßigem Frost, der sich im Verlauf der Mittelfrist
von West nach Ost sukzessive abschwächt, ist mit keinen signifikanten
Wettererscheinungen zu rechnen. Einzig bei Passage des Troges deutet EZMW-EPS
vorübergehend geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen auf exponierten
Gipfeln wie dem Brocken an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, EZMW und MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy