DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.02.2017 um 10.30 UTC



Bis Mittwoch Hochdruckeinfluss, danach von Norden und evtl. auch von Süden her
unbeständiger. Tagsüber mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.02.2017


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS eine
kräftige Höhenantizyklone im Bereich Südnorwegens. Sie stützt ein Bodenhoch, das
sich von Island bis zum Schwarzen Meer erstreckt, wobei sich seine Achse
nordöstlich unseres Landes befindet und bei uns somit östliche Winde
vorherrschen. Die Antizyklone wird von zwei Trögen (Ostatlantik und Iberische
Halbinsel sowie Russland und Naher Osten) flankiert, so dass sich eine
Omega-Lage eingestellt hat. Deutschland ist dabei von frontalen Prozessen
zunächst nicht betroffen, erst in der Nacht zum Dienstag gelangt eine Warmfront
von Finnland kommend in den Ostseeraum, bringt dort aber nur eine Erwärmung der
Luftmasse (die teils auch durch Absinken erfolgt) mit sich. So herrscht ruhiges
und trocknes Wetter bei voraussichtlich nur geringer Nebel- und
Hochnebelneigung. Dauerfrost gibt es allenfalls noch im Nordosten, ansonsten
liegen die Tagestemperaturen oft schon über +5 Grad.

Am Dienstag und Mittwoch wandert das Höhenhoch langsam südwärts und schwächt
sich im Mittelmeerraum allmählich ab. Das Bodenhoch folgt diesem Trend und
verlagert seinen Schwerpunkt in den Südosten Europas. Die Luftmasse erwärmt sich
dabei vorübergehend in 850 hPa flächendeckend auf über +5 Grad. Unter einer
starken nächtlichen Strahlungsinversion kühlt es sich in den Niederungen immer
noch flächendeckend bis in den leichten bis mäßigen Frostbereich ab, tagsüber
werden aber bei Sonne flächendeckend 5 bis 10 Grad erreicht. Diese soll der
Prognose zufolge auch verbreitet scheinen, in Anbetracht der windarmen
Wetterlage und der Jahreszeit dürfte es aber durchaus auch zähe Nebelfelder
geben, bzw. in manchen Niederungen auch anhaltenden Hochnebel.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt ein Trog mit einem kleinen Höhentief über
Südengland zur Nordsee und bringt dem Nordwesten Deutschlands dichte Bewölkung
und etwas Regen (T850 bei 0 Grad). Ansonsten herrscht weiter Hochdruckwetter mit
Frost in den Niederungen aber durchaus frostfreien Verhältnissen auf den Bergen.


Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog unter Verstärkung
nach Polen. Er bringt dem Norden und zunehmend auch der Mitte Deutschlands
zunehmende Bewölkung und etwas Regen. Am Boden bildet sich der Trog nur schwach
als Delle in einem immer noch über 1025 hPa starken Hoch ab. Im Süden des Landes
dominiert immer noch der Hochdruckeinfluss, allerdings könnte in die untere
Troposphäre etwas feuchtere Luft einsickern, zumindest füllt das Modell in der
Nacht zum Freitag den Oberrhein, das Neckartal sowie Donauried und Donaumoos mit
tiefer Bewölkung.

Am Freitag zieht der Trog weiter ab und Deutschland gelangt in den Bereich eines
Rückens. Auf dem nahen Atlantik rauscht aber schon der nächste Trog heran und
sorgt für Druckfall über Frankreich, so dass sich im Zusammenspiel mit dem ost-
bzw. südosteuropäischen Hoch in Deutschland meist östliche bis südliche Winde
einstellen. Die Wolken lockern im Tagesverlauf auf, so dass sich von Südwesten
her wieder die Sonne durchsetzt.
In der erweiterten Mittelfrist ist am Samstag auf der Vorderseite noch einmal
ein recht sonniger Tag zu erwarten, bevor am Sonntag eine Kaltfront und der
nachfolgende atlantische Trog für Regenwetter sorgen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist mittelmäßig.
Von Montag bis Mittwoch hat sich die Lage des Rückens und des Hochs von Lauf zu
Lauf etwas nach Osten verschoben und damit anderen Modellen wie GFS oder GEM
angepasst. Die Passage des Troges am Donnerstag ist erst seit gestern, 12 UTC im
Spiel, der 00-UTC-Lauf war noch auf anhaltenden Hochdruckeinfluss getrimmt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum kommenden Mittwoch sind sich die Globalmodelle weitgehend einig. Der ab
Donnerstag bei EZMW durchschwenkende Trog wird bei ICON und GFS schwächer
simuliert, bei GEM noch schwächer und bei UKMO gar nicht. Bei NAVGEM entwickelt
er sich dagegen inmitten einer wieder erstarkenden Hochdruckzone zu einem
Höhentief. Ein weiterer Trog über dem Mittelmeer nimmt bei ICON und GFS ab
Freitag zunehmend Einfluss auf Süddeutschland. Diesen Trog zeigt GEM nicht.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt EZMW wie oben beschrieben den Übergang zu
einer Westlage mit Frontdurchgängen. Bei GEM entwickelt sich dagegen eine
zunächst noch recht antizyklonal geprägte Südwestlage, erst zum Montag wird
diese zyklonal. Bei GFS herrscht nach Auflösung des Höhentiefs über
Süddeutschland zunächst eine antizyklonale Westlage, die aber zu Wochenbeginn
von Norden her zyklonaler wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Mi, 00 UTC bis Fr, 00 UTC)
auf 3 Cluster. C1 (25 Mitglieder, Kontrolllauf, Hauptlauf) zeigt dabei den schon
mehrfach erwähnten Trog über die Ostsee schwenken, also für Deutschland
wesentlich weniger wetteraktiv als beim Hauptlauf. C2 (16 Mitglieder) zeigt den
Trog noch weiter nördlich über Skandinavien und damit für uns nicht relevant,
dafür aber ein Höhentief am Freitag über den Westalpen, was in etwa ICON und GFS
entspricht. Der 10 Mitglieder starke C3 lässt in der Nacht zum Freitag einen
kräftigen Trog nach Skandinavien vorstoßen mit einer entsprechend starken
Tiefentwicklung in dieser Region. Damit könnte zumindest im Norden Deutschlands
auch der Wind stark auffrischen. Betrachten wir deshalb heute die Rauchfahnen
für Schleswig und Konstanz: Im Norden zeigt sich nach Potenzial- und
Temperaturmaximum am Dienstag ein Rückgang derselben Parameter, wobei auch der
Spread deutlich zunimmt. Wirklich kalte oder niederpotenzialige Varianten sind
aber die Ausnahme. Die EPSgramme zeigen aber für Montag der übernächsten Woche
einen Median des Mittelwindes von 6 m/s, was schon für windiges Wetter spricht.
Der windigste Lauf bringt ein Tagesmittel von 11 m/s, was schon für ein
Stürmchen reichen würde. In Konstanz sind Rückgang von Temperatur und Potenzial
ab Mittwoch weniger ausgeprägt. Ab Freitag tauchen aber in nicht wenigen
Ensemblemitgliedern Niederschlagssignale auf, was durchaus für das südliche
Höhentief spricht. Zudem nimmt zum Beginn der übernächsten Woche das Potenzial
für Wind etwas zu.
Die GFS-Rauchfahnen zeigen in Schleswig ähnliches wie bei EZMW. Allerdings
zeigen diese bereits Ende nächster Woche kalte Ausreißer bis -13 Grad in 850
hPa. Auffallend ist auch die Neigung zu deutlich zunehmendem Wind in der
übernächsten Woche. Am Dienstag bringt zum Beispiel der Hauptlauf ein
Tagesmittel des Mittelwindes von 14 m/s. Auch am Bodensee zeigt GFS den kalten
Ausreißer (dort bis -8 Grad). Bei der Mehrzahl der Läufe fällt Rückgang von
Temperatur und Potenzial ab Mitte der Woche sehr verhalten aus. Auch die
Niederschlagssignale sind in Anbetracht des von GFS sogar im Hauptlauf
simulierten Höhentiefs ab kommenden Freitag sehr schwach. Dagegen weckt der
Blick auf das GFS-Ensemble-Meteogramm Frühlingsgefühle: In 15 Tagen kein Tag mit
mehr als 3/8 Tagesmittel der Bewölkung (GFS-Problem) und durchwegs ein Median
der Tageshöchstwerte über 10 Grad ab kommenden Sonntag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Cosmo-LEPS zeigt geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen in einigen
Mittelgebirgshochlagen am Dienstag.
Des Weiteren zeigen EZMW-EPS und Cosmo-LEPS hohe Wahrscheinlichkeiten für
Dauerfrost am Montag im Nordosten und im östlichen Bergland. Am Dienstag nimmt
die Dauerfrostgefahr dann schon deutlich ab, ab Mittwoch sollte dieser erledigt
sein.
Wenn am Donnerstagmorgen nach dem EZMW-Hauptlauf Regen auf Deutschlands
übergreift, könnte dieser - sofern er soweit vorankommt - rund um Teutoburger
Wald und Weserbergland zu kurzfristigem Glatteis führen. Das geben zumindest die
EZMW-Temps her.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann