DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Blockierungslage und östliche Strömung mit Zufuhr kalter Festlandsluft in die
Nordosthälfte.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... treten im Südwesten leichte Niederschläge auf, die im Zusammenhang
stehen mit den Ausläufern eines Tiefs über Nordfrankreich und einer Zyklogenese
über dem Ligurischen Meer. Während sich das Tief über Frankreich rasch auffüllt,
da der zugehörige Trog ins westliche Mittelmeer abtropft, verstärkt sich aus
demselben Grund das Tief südlich der Alpen weiter und wird zum Morgen mit
mehreren Kernen über Mittelitalien simuliert. Die Aufgleitniederschläge an der
Nordflanke greifen auch auf die Alpennordseite über und verlagern ihren
Schwerpunkt vom Südwesten zum östlichen Alpenrand, von wo aus sie noch etwas
nach Norden Richtung Inn ausgreifen. Da gleichzeitig von Osten kältere Luft
angesaugt wird sinkt die Schneefallgrenze auf ca. 500 bis 600m. Dabei sind meist
1 bis 5 cm, in exponierten Staulagen auch um 10 cm Neuschnee möglich.

Über dem Norden liegt eine nahezu stationäre Luftmassengrenze. Sie trennt kalte
Festlandsluft, die in der östlichen Strömung am Südrand des blockierenden Hochs
mit Zentrum über Karelien in unsere Richtung vordringt, von der milderen,
langsam alternden Meeresluft, die über dem größten Teil des Landes lagert. Die
leichten Niederschläge dort, in etwa zwischen Schleswig-Holstein, Oder-Neiße und
Sachsen, fallen teils als Regen, teils als Schnee. Vor allem nach Osten zu, wo
die Temperaturen mitspielen, ist etwas Neuschnee möglich, während nach Norden
hin lokal eher geringer Schneematsch zu erwarten ist.

Zwischen diesen Gebieten bleibt es meist trocken und zumindest stellenweise auch
aufgelockert. Abgesehen vom Nordwesten und Westen gibt es leichten Frost. Mit
Annäherung des Hochzentrums verschärft sich der Gradient im äußersten Norden, in
einigen exponierten Küstenlagen sind erste starke Windböen möglich.

Montag ... verstärkt sich das Höhenhoch über Fennoskandien noch, und auch der
Druck im Zentrum des Hochdruckgebietes am Boden steigt auf mehr als 1045 hPa,
gleichzeitig verlagert es seinen Kern ins südliche Finnland.

Dadurch verschärft sich im Norden der Gradient weiter und es muss bei
auflandigem Wind mit 7er Böen aus Ost gerechnet werden, exponiert auf Rügen
vielleicht auch mit Bft 8.

Das abgetropfte Höhentief über dem Mittelmeer wird durch einen Rücken nach Osten
abgedrängt, der sich durch WLA vor einem kräftigen Orkantief südlich von Island
aufwölbt. Damit entfernt sich auch das Tief über Italien nach Südosten, die
Aufgleitniederschläge im äußersten Südosten Bayerns lassen aber nur langsam
nach. Dort sind über den Tag gesehen nochmal 5 bis 10 cm Neuschnee zu erwarten.
Auch im Norden und Osten kommt es im Bereich der dort nach wie vor lagernden
Luftmassengrenze zu leichten Niederschlägen, teils Regen, teils Schnee,
allerdings nimmt die Glättegefahr im Tagesverlauf bei langsam steigenden
Temperaturen ab. An der Ostsee sind durch diabatische Energiezufuhr durch das
Ostseewasser Schneeschauer möglich.
Durch die verstärke Zufuhr kälterer Festlandsluft wird gebietsweise zwischen
Ostsee und Erzgebirge die 0 Grad-Marke nicht mehr überschritten, ansonsten
beschränkt sich Dauerfrost aufs Bergland, im Westen sind stellenweise +8 Grad
möglich.
In der Nacht zum Dienstag nähert sich von Westen das okkludierende Frontensystem
des Orkantiefs bei Island, die zugehörigen Niederschläge erreichen uns aber noch
nicht. Dagegen klingen die Schneefälle im Südosten ab und auch nach Norden und
Osten zu treten höchstens schwache Schneefälle auf. Durch geringen Schneefall
oder gefrierende Nässe kann es dennoch örtlich glatt werden. Sollte es mal
auflockern, was am ehesten im SW möglich ist, kann sich Nebel bilden. Lediglich
im Westen und Südwesten bleibt es teilweise noch frostfrei, sonst gibt es
leichten, im Mittelgebirgsraum und an den Alpen mäßigen Frost.
Vor allem an den Küsten gibt es frischen Ostwind mit starken bis stürmischen
Böen.

Dienstag ... festigt sich das Hoch über Skandinavien noch und verschiebt seinen
Schwerpunkt nach Westen. An seiner Südflanke schnürt sich aus einem Trog ein
Kaltlufttropfen ab, der über die Ostsee nach Westen zieht. Ansonsten breitet
sich mit der östlichen Strömung die kältere Luft noch weiter nach Westen aus.
Gleichzeitig blockiert das Hoch die Ostverlagerung des okkludierenden
Frontensystems, das nur in den Westen und Südwesten eindringen kann. Am
Okklusionspunkt soll sich den deutschen Modellen zufolge ein Tief bilden, das
nach Benelux zieht, während der nachfolgende Trog bereits Abtropftendenzen
zeigt.

Damit kommen im Westen und Südwesten Niederschläge auf, wobei die
Schneefallgrenze bei rund 500m, im Südwesten bis 700m liegt. Ob die
Schneefallgrenze dann mit Annäherung der Tiefausläufer überhaupt deutlicher
ansteigt, ist fraglich, da gleichzeitig mit dem auffrischenden Südostwind
kältere Luft advehiert wird. Die Intensität der Niederschläge bleibt
überschaubar, in Hochlagen sind 1 bis 5 cm Neuschnee möglich in 6 Stunden.

Ganz im Norden, vor allem an den Küsten und in deren Umfeld, sind Schneeschauer
möglich, über der Osthälfte auch leichte Schneefälle, die noch im Zusammenhang
stehen mit der immer schwächer werdenden Luftmassengrenze. Nennenswerte
Neuschneemengen gibt es meist nicht, höchstens bei stärkeren
Schneeschneeschauern an der Küste.
Vor allem an den Küsten frischt der Ostwind in Böen stark bis stürmisch auf. Und
etwa östlich von Weser und Werra zeigt MosMix in der kalten Festlandsluft
Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch breiten sich die Niederschläge über dem Westen eher
Richtung Süden aus, als das sie nach Osten vorankommen. Die Schneefallgrenze
sinkt teilweise bis in tiefe Lagen und vor allem im Schwarzwald sind 5 bis 10 cm
Neuschnee möglich. Auch an den Küsten sind Schneeschauer wahrscheinlich, während
es sonst höchstens unwesentlich grieselt oder schneit. Verbreitet gibt es
leichten bis mäßigen Frost, außer ganz im Westen und Südwesten. Lokal ist im
östlichen Mittelgebirgsraum wieder strenger Frost anzutreffen.

Mittwoch ... liegt über Nordskandinavien weiterhin unsere blockierende
Höhenantizyklone. Dabei ist über großen Teilen Mittel- und Westeuropas die
Höhenströmung im Bereich zweier flacher Tröge nur schwach. Das sehr kräftige
fennoskandische Boden-Hoch führt an seiner Südflanke in den Nordosten
Deutschlands kontinentale Frostluft, während sich im
Südwesten mildere Luft hält.

Dort kommt es zu zeitweiligen Niederschlägen bei Temperaturen von +2 bis +5 Grad
und einer Schneefallgrenze von ca. 200 bis 500m, auch an den Küsten sind
Schneeschauer anzutreffen, während es dazwischen bei teils starker, teils
aufgelockerter Bewölkung meist nur unwesentliche Niederschläge gibt. Die Grenze
zwischen Dauerfrost und positiven Maxima verschiebt sich noch etwas nach
Südwesten.
An der Oder und Neiße sind Höchstwerte um -5 Grad zu erwarten und an den Küsten
von Nord- und Ostsee weht weiter ein stark böiger, kalter Ostwind mit Bft 7 bis
8 in Spitzen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Das Vordringen der Tiefausläufer
gegen die Blockierung am Dienstag wird noch mit größeren Unwägbarkeiten
gerechnet.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner