DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.02.2017 um 10.30 UTC



Randlage zu einem Hoch Nordmeer-Fennoskandien. Daher meist ruhiges und
weitgehend trockenes Winterwetter. Lediglich an Teilen der Ostseeküste und auf
höheren Berggipfeln zeitweise Sturmböen. In den Nächten teils strenger Frost.
Sonst wahrscheinlich keine markanten Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.02.2017


Deutschland liegt an der Südflanke eines blockierenden Höhenhoch über
Fennoskandien. Das korrespondierende Bodenhoch hat sich mit seinem Schwerpunkt
über Finnland etabliert. Mit einer östlichen bodennahen Strömung gelangt
trockene Kaltluft in das Vorhersagegebiet. Bedingt durch den kräftigen
Gradienten können an Teilen der Ostseeküste sowie auf exponierten Berggipfeln
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen auftreten.
Im Tagesverlauf greift ein Trog auf Westeuropa über. Das diesem Trog
vorgelagerte Frontensystem erreicht den Westen Deutschlands. Während im Westen
und Südwesten die Schneefallgrenze bei 600 bis 800 Meter liegt, gehen mit dem
weiteren Vordringen nach Osten die Niederschläge bis in tiefere Lagen in Schnee
über (was vor allem in der Nacht zum Mittwoch der Fall ist). Bedingt durch die
blockierende Wirkung des Hochs können nur im Süden die Niederschläge noch etwas
nach Osten ausgreifen. Im Norden und Osten und sehr wahrscheinlich auch in den
mittleren Gebieten sind keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. Und auch
dort, wo es schneit, kommen nur wenige Zentimeter Neuschnee zusammen.
Am Mittwoch lassen die Niederschläge auch im Westen und Südwesten Deutschlands
nach, aber die trockenere, aus dem o.g. Hoch ausfließende Luft setzt sich in
diesen Gebieten nur sehr zögernd durch.
Bis Samstag verbleibt ganz Deutschland an der Südflanke des blockierenden Hochs
über Fennoskandien. Auch das korrespondierende Bodenhoch ändert seine Lage nur
wenig. Großräumiges Absinken im Randbereich dieses Hochs sorgt für teils längere
sonnige Abschnitte. Erst am Samstag kann in Verbindung mit einem Kaltlufttropfen
mehrschichtige Bewölkung aufziehen, ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen.
Bemerkenswert ist der Temperaturanstieg über dem Süden Deutschlands in der
unteren Troposphäre. Da aber die östliche bodennahe Windkomponente bestehen
bleibt, wird sich eine Inversionslage ausbilden, d.h. diese Erwärmung macht sich
bei den bodennahen Temperaturen kaum bemerkbar. Vielmehr dürfte sich eine hohe
Temperaturamplitude einstellen. In den Nächten ist vor allem nach Nordosten hin
sowie über schneebedeckten Gebieten strenger Frost zu erwarten.
Da sich der Gradient ein wenig abschwächt, sollten in der zweiten Wochenhälfte
an Teilen der Ostseeküste sowie auf höheren Berggipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge Sturmböen die große Ausnahme darstellen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt zunächst keine
Änderung. Erst mit Beginn der neuen Woche wird wahrscheinlich ein weiterer
Kaltlufttropfen über den Norden Deutschlands hinweg nach Westen gesteuert. An
dessen Südflanke können geringe Niederschläge auftreten, wobei dann auch wieder
die gefrierende Phase möglich ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf ist gegenüber weiter zurückliegenden Modellläufen weitgehend
konsistent. Erst zum Samstag hin ergeben sich mit der Lage und Zugbahn des
Kaltlufttropfens Unterschiede, die aber im Bereich der Prognosegenauigkeit
liegen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigte der 00 UTC-Lauf vom
Freitag noch ein Durchsetzen der Frontalzone über die Nordsee und
Südskandinavien hinweg nach Osten. Hiervon ist seit dem gestrigen 12 UTC-Lauf
nichts mehr zu sehen. Wenn auch mit Kaltlufttropfen, die von Osten
hereingesteuert werden, ab dem Wochenende eine leichte Unbeständigkeit aufkommt,
so sollte doch am Fortbestand des ansonsten meist ruhigen Spätwinterwetters kein
Zweifel bestehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag lassen sich zwischen den einzelnen Modellen keine
prognoserelevanten Unterschiede finden, wenn man mal von der Simulation des
Kaltlufttropfens am Samstag absieht. Dabei ist es ohnehin noch unsicher, ob
überhaupt ein derartiges Gebilde eingesteuert wird.
Auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lassen sich kaum
Abweichungen zwischen den einzelnen Modellen finden. Übereinstimmend wird
gezeigt, dass sich die Frontalzone sehr weit nördlich wieder nach Osten
durchsetzt und sich das Bodenhoch allmählich nach Westrussland verlagert. Die
Niederschlagsneigung bleibt auch nach den anderen Modellen gering.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Auch anhand der
Einzelmember lassen sich keine Signale für einen sonderlich wetterwirksamen
Kaltlufttropfen finden. Die Niederschlagneigung bleibt bis zum Ende des
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes gering.
Das EPS des EZMW folgt ebenfalls dem oben beschriebenen Szenario. Allerdings
lassen sich für den Süden Deutschlands durchaus Member finden, die einen
Kaltlufttropfen andeuten. Die beiden ungestörten Läufe sind meist an der warmen
Seite der Verteilung der Einzellösungen zu erkennen. Dabei wird die Blockierung
bis zum Ende des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes beibehalten.
Das zeigt sich auch bei den EPSgrammen, die durchweg bis weit in die kommende
Woche hinein eine östliche bis nordöstliche bodennahe Windkomponente
fortbestehen lassen.
Erst zu Wochenbeginn zeigen 6 Einzellösungen ein Durchsetzen der Frontalzone
über Mitteleuropa hinweg nach Osten. An der Andauer der spätwinterlichen
Witterung lässt auch das EPS keinen Zweifel.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In den Nächten und jeweils in den Frühstunden ist im Nordosten sowie über
schneebedeckten Gebieten verbreitet mit strengem Frost zu rechnen, im östlichen
Bergland und an den Alpen sind Tiefstwerte unter -15 Grad möglich. Auch tagsüber
hält sich im Nordosten und Osten sowie in Teilen der Mitte und wahrscheinlich
auch in einigen Tallagen Süddeutschlands leichter Dauerfrost.
An Teilen der Ostseeküste und auf höheren Berggipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge sind bis etwa Donnerstag stürmische Böen und exponiert
auch Sturmböen wahrscheinlich. Danach wird der Gradient etwas schwächer, so dass
dann nur noch einzelne stürmische Böen bis Bft 8 möglich sind.
Nennenswerte Niederschläge sind nicht und ab Donnerstag auch im Westen und
Südwesten Deutschlands nicht mehr zu erwarten. Erst zu Beginn der Folgewoche,
d.h. weit im erweiterten Mittelfristigen Vorhersagezeitraum, können in
Verbindung mit einem Kaltlufttropfen geringe Niederschläge auftreten, wobei dann
alle Phasen vorstellbar sind. Das ist aber noch nicht sicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist zu klimalastig (zeigt einen Temperaturanstieg, der aus
synoptischen Gründen (siehe oben) nicht erkennbar ist).
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann