DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.02.2017 um 10.30 UTC



Blockierungslage mit zunehmend kalter Ostströmung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 10.02.2017


Am Montag liegt über Nordskandinavien ein abgeschlossenes Höhenhoch, das ein
Hochdruckgebiet am Boden mit Schwerpunkt über Finnland und Karelien stützt.
Dabei hat sich an der Südflanke des Hochs im größten Teil Deutschlands eine
östliche Strömung durchgesetzt. Im Süden kommt der Wind, im Bereich einer
schwachen Tiefdruckrinne aus eher westlichen Richtungen. Mit der einfließenden
Festlandskaltluft ist im Nordosten schon lokal Dauerfrost möglich, während sich
im Westen mildere Luft hält, in der es Maxima von +6 Grad gibt.
Am Dienstag verstärkt sich im Nordosten die Zufuhr der kalten Luft aus östlicher
Richtung noch und gleichzeitig kommt die kältere Luft weiter nach Südwesten
voran, während der Ausläufer eines Orkantiefs bei Island mit Niederschlägen in
den Südwesten und Westen eindringt. Vor allem an den Küsten frischt der Ostwind
stärker auf. Die Temperaturgegensätze über Deutschland verschärfen sich dabei.
Im Nordosten herrscht häufig Dauerfrost, mittags liegen die Temperaturen
teilweise nur bei -4 Grad, während ganz im Westen weiter +6 bis +7 Grad möglich
sein dürften.
Am Mittwoch liegen wir weiter in einer kalten östlichen Strömung, zwischen hohem
Druck über Skandinavien und tiefem Druck über dem Mittelmeer. Nur im Südwesten
und ganz im Westen werden im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne noch leicht
positive Temperaturen erreicht, sonst herrscht häufig Dauerfrost. Über dem
Norden könnte ein Kaltlufttropfen westwärts ziehen mit leichten Schneefällen und
Temperaturen, die in 850 hPa vorübergehend auf fast -15 Grad sinken, während im
Süden Tiefausläufer, die aber wieder abgedrängt werden, für Niederschläge
sorgen. In tiefen Lagen teilweise Regen, sonst Schnee.
Am Donnerstag ändert sich an der grundsätzlichen Lage nicht viel. Das Hoch über
Skandinavien bleibt genauso erhalten, wie die Ostströmung. In großen Teilen,
außer im Westen und Südwesten herrscht wohl Dauerfrost. Das Höhentief aus dem
Norden zieht aber ab und damit auch die höhenkälteste Luft, so dass die
Temperatur in der unteren Troposphäre über Mitteleuropa wieder leicht steigt.
Der Gradient über Deutschland fächert auf, da sich die Rinne über Süddeutschland
abschwächt.
Am Freitag dreht die Strömung in Bodennähe etwas mehr auf südöstliche
Richtungen, während zyklonale Strukturen in der Höhe noch für etwas
Hebungsantrieb sorgen. Das Temperaturgefälle zwischen dem Nordosten und
Südwesten bleibt erhalten, im Nordosten Dauerfrost, im Südwesten teilweise an
die +5 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist soll sich dann eine Hochdruckzone langsam über
Deutschland nach Süden verlagern und in der Folge möglichweise wieder eine
Milderung ermöglichen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist insgesamt gut, werden die doch die grundsätzlichen Strukturen
in den letzten Läufen ähnlich simuliert. So ist die Blockierungslage unstrittig
und auch die aufkommende kalte Ostströmung. Im Detail bleiben aber Fragezeichen.
So ist fraglich wie weit am Dienstag die Tiefausläufer nach Deutschland
hereinkommen. Die letzten Läufe haben dies immer weiter zurückgerechnet. Der
Kaltlufttropfen über dem Norden tauchte beispielsweise in den Vorläufen
ebenfalls nicht auf. Auch kann sich die kalte Luft im Südwesten wahrscheinlich
nicht wirklich nachhaltig in Szene setzen, was aber mit der genannten
Unsicherheit zusammenhängt, inwieweit der Südwesten durch atlantische
Tiefausläufer beeinflusst wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alternative Lösungen sind auch nach Sichtung der anderen globalen Modelle ICON
und GFS nicht zu erkennen. Detailfragen sind natürlich offen, ähnlich wie bei
der Konsistenzbetrachtung. Im Großen und Ganzen besteht aber Konsens.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahne für Offenbach stützen die Ensembles die Aussagen des
operationellen Laufs. Die Kurven des Hauptlaufs und die des Kontrolllaufs
verlaufen immer nahe dem Median der Ensemblelösungen. Die Temperatur geht in 850
hPa auf ca. -5 Grad zur Mitte der nächsten Woche zurück um danach wieder langsam
zu steigen, auch das Geopotential 500 hPa steigt im Verlauf der nächsten Woche
wieder leicht an. Niederschlagssignale gibt es ab Wochenmitte kaum noch.

Allerdings nehmen die Unsicherheiten ab Mittwoch der kommenden Woche deutlich
zu. Etliche Ensembleläufe entwickeln dann ein deutlich kälteres Szenario, wonach
die sehr kalte kontinentale Polarluft mit einem Trog bis in den Südwesten
Deutschlands vordringt mit T850 um -15 Grad und deutlich niedrigerem
Geopotential.

In der Clusterung entspricht dies dem Cluster 2 (von 2 mit 13 Member) im
Zeitraum +120h bis +168h. Hier findet sich ein markanter Trog über Mittel- und
Südeuropa. In Cluster 1 (38 Member), der deutlich antizyklonaler aufgestellt
ist, liegen auch der Haupt- und der Kontrolllauf.
Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt sich die Blockierungslage fort, wie
die Clusterung zeigt. Dann liegt der Hauptlauf aber nur noch in Cluster 3 (8
Member). Ob die im ersten Abschnitt angedeutete Milderung ganz zum Ende
realistisch ist, steht in den Sternen, eher aber wohl nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert für die kommende Woche, etwa ab Dienstag Hinweise auf negative
Temperaturanomalien über großen Teilen Deutschlands. Damit verbunden sind
leichte Schneefälle und Glätte. In den Nächten steigt von Osten her die Gefahr
strengen Frosts.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, ECM EPS, ECM
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner