DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.01.2017 um 10.30 UTC



Nach der Wochenmitte im Westen und Nordwesten recht windig, auf den Alpengipfeln
zunehmen stürmisch durch Föhn.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.02.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Mittwoch, ist mit Ausnahme des äußersten
Süden und Südostens ein kräftiger und breitgefächerter Höhenkeil wirksam, der
atlantische Tiefausläufer noch von Deutschland fernhält. Dagegen wirkt sich im
äußersten Süden und Südosten noch ein Kaltlufttropfen mit Zentrum über
Tschechien aus, der innerhalb des Höhenkeiles in dessen Ostflanke integriert
ist. Daraus resultieren noch Niederschläge in den angesprochenen Gebieten in
Form von Schnee, weiter westlich in Form von Regen. Nachdem die Achse des
Höhenkeiles ostwärts durchgeschwenkt ist, stellt sich immer mehr eine
südwestliche Boden- und Höhenströmung ein, die bodennah zum Donnerstag weiter
auf Süd-Südwest rückdreht und dann eine Föhnsituation auslöst. Diese bleibt
wahrscheinlich bis Freitag abend bestehen. Damit werden in weiten Teilen
Deutschlands eventuelle Niederschläge abgeblockt oder reduziert.
Am Freitag und Samstag bleibt die südwestliche Höhenströmung erhalten, es
ziehen dann aber kurzwellige Tröge innerhalb dieser Konstellation über
Deutschland hinweg nordostwärts. Niederschläge beschränken sich dann aber
weitestgehend auf die Südwesthälfte Deutschlands.
Im Laufe des Sonntags nähert sich von Westeuropa her ein markanter Höhentrog,
unter dem sich ein kräftiges, kleines Sturmtief entwickelt hat. Zumindest im
Nordwesten und Westen frischt der Wind an der Südflanke des zur mittleren
Nordsee ziehenden Tiefs kräftig auf, danach fächert der Druckgradient zum Abend
und der Nacht zu Montag hin über Deutschland deutlich auf. Dies hängt mit der
Neubildung eines Tiefs über dem Golf von Genua zusammen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag zeigen die letzten drei Modellläufe des ECMF hinsichtlich des
Bodendruckfeldes und des Geopotentialfeldes 500 hPa recht gute Übereinstimmung.
In allen Fällen stellt sich nach Durchschwenken eines Höhenkeiles bis Mittwoch
mittag eine südwestliche Strömung ein, die in den Folgetagen immer mehr
rückdreht.
Ab Samstag kommt dann ein kleines Tiefdruckgebiet ins Spiel, das mit einem
Kerndruck von zeitweise unter 975 hPA über den Ärmelkanal und Südengland zur
mittleren Nordsee zieht. Es war bereits im gestrigen 12 UTC Lauf, nicht aber im
davor gerechneten 00 UTC Lauf enthalten. Dennoch bleiben die Auswirkungen
dieses Tiefs und damit auch die Unterschiede zum alten 00 UTC Lauf, von einer
vorübergehend Windzunahme im Nordwesten abgesehen, gering.
An einer Fortdauer der vergleichsweise milden Witterung im Mittelfristzeitraum,
wie sie in allen Modellläufen zum Ausdruck kommt, besteht somit kein Zweifel.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Nach GFS ist zum kommenden Wochenende hin mit einer teilweise stürmischen
Westwetterlage zu rechnen, die sich ab Freitag mit Annäherung verschiedener
kleiner Randtiefs vom Ostatlantik einzustellen beginnt. Nach ICON und ECMF ist
dies nicht der Fall, die Windsituation bleibt bei der prognostizierten
Südwestlage vergleichsweise entspannt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 h (Mittwoch 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC)liegen 3 Cluster
vor mit Haupt und Kontrolllauf jeweils in Cluster 1. Dieser ist mit 23 Membern
besetzt. Für den mitteleuropäischen Bereich weisen alle drei Cluster gute
Übereinstimmung auf und zeigen gemeinsam das in der Synoptischen Entwicklung
beschriebene Szenario.
Auch im Zeitraum 120 bis 168 h (Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC) bleibt es bei
drei Clustern mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1. Dabei deuten die darin
enthaltenen 30 Member weiterhin auf eine Südwestlage hin mit einem
Langwellentrog über Westeuropa, wobei kurzwellige Anteile zumindest die
Südwesthälfte Deutschlands überqueren.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt von Mittwoch bis Donnerstag abend einen
nahezu durchgehenden Temperaturanstieg (bis ca 5°C), der mit dem Rückdrehen der
Boden- und Höhenströmung auf Süd-Südwest zu erklären ist. Danach beginnt ein
kontinuierlicher Abstieg, der von der weit überwiegenden Anzahl der Lösungen
getragen wird und bis Sonntag abgeschlossen ist. Dahinter verbirgt sich zunächst
Hebungsabkühlung mit Annäherung eines Höhentroges und weitere Abkühlung mit
Passage der Kaltfront eines kleinen Sturmtiefs am Samstag/Sonntag. In der Folge
gehen die Temperaturen in 850 hPa in den meisten Fällen auf unter 0°C zurück.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag und vor allem am Samstag steigt das Risiko für stürmische Böen in den
westlichen und nordwestlichen Landesteilen nach den Ergebnissen von ECMF EPS,
nach COSMO Leps bereits am Donnerstag abend und in der Nacht zu Freitag,
allerdings nur in den Hochlagen der westlichen Mittelgebirge.
Für signifikante, warnwürdige Niederschlagsmengen liefern die genannten Modelle
keine Signale. ________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.

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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer