DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.01.2017 um 10.30 UTC



Großwetterlage Süd, anfangs eher antizyklonal, später zunehmend zyklonal.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.02.2017


Am Dienstag liegt Deutschland im Einflussbereich eines langwelligen
Höhenrückens, der sich von Südwesteuropa bis ins südliche Skandinavien
erstreckt. Das Bodenfeld ist durch eine geostrophische Südströmung
gekennzeichnet, die im Tagesverlauf an Stärke zunimmt. Die 850 hPa-Temperatur
steigt an.
Am Mittwoch verlagert sich der Rücken etwas ostwärts, wobei sich eine
eigenständige Antizyklone über Nordpolen bildet.
Am Donnerstag gerät unser Gebiet allmählich unter die Vorderseite eines vom
östlichen Nordatlantik nahenden Troges. Die Temperaturen in 850 hPa steigen
verbreitet über 5 Grad in unserem Bereich an.
Am Freitag wird der anfangs westeuropäische Trog stark in Richtung Norden
abgelenkt, wobei er sich deutlich abschwächt. Er streift damit in erster Linie
den Nordwesten Deutschlands. Der Bodendruckgradient verschärft sich besonders in
der zweiten Tageshälfte mit Annäherung eines Randtiefs auf die Britischen
Inseln.
Am Samstag erreicht ein weiterer Trog den Westen Europas; die mehr auf Südwest
drehende Bodenströmung über Deutschland schwächt sich ab. Vorderseitig des
Troges passiert eine Kaltfront unser Land.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum gerät Deutschland mehr und mehr auf die kalte
Seite der Frontalzone, wodurch das unbeständige Wetter andauert.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, gibt von Dienstag bis Samstag jeweils Sz (Süd, zyklonal) als
häufigste Großwetterlage im Ensemble an. Besonders hoch sind die Anteile am
Donnerstag und Freitag mit 42 resp. 39 Fällen. Als weitere GWL werden Sa (Süd,
antizyklonal), SWa (Südwest, antizyklonal) und SWz (Südwest, zyklonal)
angegeben, zum nächsten Wochenende hin auch teilweise TB (Tief Britische Inseln)
und TrW (Trog Westeuropa).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs zum gestrigen 00 UTC-Lauf ist bis
Freitag 00 UTC gut. Samstag 00 UTC fehlt nun der gestern noch vorhergesagte
Kurzwellentrog über Ostfrankreich und das ostatlantische Randtief ist nun schon
bis nach England vorangekommen, womit der Bodendruckgradient über Deutschland
deutlich größer ist. Am Sonntag sind die Differenzen in 500 hPa wieder geringer,
im Bodenfeld liegt der Druck nun etwas höher (schwacher Zwischenhocheinfluss).
Montag 00 UTC sind generell die Unterschiede zwischen beiden Läufen nicht
gravierend.
Man kann also über den gesamten Zeitraum bis einschließlich Montag 00 UTC von
einer insgesamt voll befriedigenden Konsistenz beider Läufe ausgehen.
Im Vergleich mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf ist die Konsistenz als gut
einzustufen, wobei am kommenden Wochenende das Übergreifen von atlantischen
Randtiefs auf Europa phasenmäßig in beiden Läufen natürlich nicht immer exakt
übereinstimmt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS sehen insgesamt die Weiterentwicklung ähnlich, wobei 168stündig
Deutschland noch vom Starkwindfeld der Randtiefentwicklungen verschont bleiben
soll (im Gegensatz zum ECMF).

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Bodendruckfeld ähnelt der deterministische ECMF-Lauf ("ECMFdet") über
Deutschland/Mitteleuropa insgesamt gut dem Feld des gesamten Ensembles, wobei
sich allerdings 240stündig ein kräftiges Randtief südwestlich Irlands im ECMFdet
überhaupt nicht in der Mittelkarte des gesamten Ensembles wiederfindet. In 500
hPa sind die Übereinstimmungen der Felder gut bis auf die eben erwähnte
Randtiefentwicklung, die auch in der Höhe in Form eines Kurzwellentroges ihre
Spuren hinterlässt.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum wird in drei Cluster unterteilt; der
Kontrolllauf liegt im Cluster 1, der deterministische Lauf aber in Cluster 3,
das mit nur 12 Membern besetzt ist. Sie unterscheiden sich nach 168 Stunden
jedoch nicht gravierend voneinander; der etwa über Benelux positionierte
Kurzwellentrog ist nur im C3 ausgeprägter (höhere Windgeschwindigkeiten). 192-
bis 240stündig existiert nur ein Cluster.
Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne von Offenbach von 00 UTC zeigt zunächst einen
Abfall bis Sonntag (morgen) abend auf etwa -2/-3 Grad, danach erfolgt mit der
Passage der (maskierten) Kaltfront ein zunächst starker, dann flacher werdender
Anstieg auf etwa 3 Grad am Dienstag. Danach bewegt sich der wahrscheinlichste
Wert bis Donnerstag früh weiter um diese 3 Grad. Im Laufe des Donnerstags gibt
es dann nochmals einen Anstieg bis auf circa 7 Grad. Bis zum Ende des 10tägigen
Prognosezeitraums ist ein Sinken der Temperaturen zu erwarten, bis etwa -2 Grad.
Selbst zum 240stündigen Termin sind die weitaus meisten Member im Bereich
zwischen -5 und +1 Grad gebündelt, die Schwankungsbreite ist damit ziemlich
gering.
Ab Montag, dem 30. Januar, gibt es täglich Signale von mehreren
Ensemblemitgliedern über Niederschlag. Diese sind vor allem häufig für Montag,
den 30.01. und Samstag, 04.02. bis Montag, 06.02..
NAEFS (Mixed Model des US- und des kanadischen Wetterdienstes) zeigt für Samstag
12 UTC (t+180h) über unserem Gebiet eine sehr ähnliche Druckverteilung wie die
Europäer, wobei nach diesem Ensemble allerdings der Druck in der Höhe und am
Boden höher liegt als im ECMFdet. Auch ECMF-EPS weist niedrigeren Bodendruck als
NAEFS über Deutschland auf.
Das Modell des brasilianischen Wetterdienstes CPTEC simuliert quasi die gleichen
Werte wie ECMFdet und stimmt damit diesmal mit diesem Modell sehr gut überein.
Bezüglich der Großwetterlage sind sich somit diverse Modelle für den Termin in
einer Woche einig.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt bezüglich Windböen und Niederschlag für Deutschland keine
Signifikanzsignale aus.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.