DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhiges Hochdruckwetter, im Süden nachts strenger Frost. In einigen
Kammlagen stürmische Böen. In der Nacht zum Sonntag Glatteisregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... zeigt die Geopotenzialverteilung in 500 bzw. 300 hPa ein klassisches
Omega-Muster. Einem umfangreichen Höhenhoch mit Schwerpunkt über den dänischen
Inseln stehen zwei Langwellentröge einerseits über dem nahen Ostatlantik und
andererseits über Nordost- und Osteuropa gegenüber. Im Laufe der Nacht verlagert
sich dabei ein Höhentief über Südfrankreich allmählich nordwärts nach England
und wird dabei vom zögernd Richtung Westeuropa vorrückenden Langwellentrog als
Randtrog "eingefangen". Die Hebungsprozesse auf dessen Vorderseite tangieren den
Vorhersageraum nicht weiter.
Mit dem allmählichen Vorrücken des Langwellentroges verlagert sich auch die
Höhenantizyklone ein wenig nach Osten.
Im Bodenfeld verbleibt Deutschland weiterhin am Rande eines kräftigen
Hochdruckgebietes über den Karpaten, das seinen Schwerpunkt allmählich nach
Süden verlagert. Dabei reicht ein Hochkeil bis zur südlichen Ostsee. Im Laufe
der Nacht kommt dieser ebenfalls etwas nach Osten voran, so dass im
Vorhersagegebiet leichter Druckfall einsetzt und die Bodenströmung auf Südsüdost
dreht.
Insgesamt bleibt der Druckgradient recht scharf ausgeprägt und - unterstützt
durch nächtliche Low- Level- Jet Effekte kann es in den Kammlagen einiger
Mittelgebirge steife, ganz vereinzelt auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus
Südost geben. Gleiches gilt aufgrund des Böhmischen Windes für das Erzgebirge
und Zittauer Gebirge, anfangs auch noch für die ostbayerischen Mittelgebirge,
wobei es dort auch in entsprechend anfälligen Tälern steife Böen geben kann. In
den ostbayerischen Mittelgebirgen flaut der Böhmische Wind im Laufe der Nacht
allerdings allmählich ab.
Niedertroposphärisch gelangt von Südosten her nach wie vor sehr milde Luft aus
Südeuropa mit Temperaturen zwischen 3 und 7 Grad nach Mitteleuropa. Bodennah
wird aber nach wie vor trockenkalte Festlandsluft advehiert, so dass es nahezu
flächendeckend leichten bis mäßigen, im Süden über Schnee bei klarem Himmel auch
strengen Frost gibt. Insgesamt ist die Luftmasse relativ trocken, so dass sich
nur wenige Nebel- bzw. Hochnebelfelder bilden bzw. vorhandene ausweiten. Vor
allem im Südwesten und Süden könnte das der Fall sein. Dann kann es örtlich
etwas Glätte durch Schneegriesel oder gefrierendes Nebelnässen geben. Ansonsten
rechtfertigt die aufgrund der trockenen Luftmasse auch nur eingeschränkte
Reifbildung kaum eine Kundenwarnung.

Freitag ... kommt der Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik erst einmal kaum
nach Osten voran, sondern weitet sich südwärts bis zur Iberischen Halbinsel aus.
Der Randtrog zieht von England weiter zur Norwegischen See. Die Höhenantizyklone
verliert allmählich an Kontur und ist am Abend nur noch als allerdings noch
markanter Höhenrücken erkennbar, der sich vom Ionischen Meer über das östliche
Mitteleuropa hinweg bis nach Südfinnland erstreckt. Daraus resultiert seine sich
allmählich verstärkende südliche Höhenströmung über Deutschland.
Das südosteuropäische Bodenhoch schwächt sich im Tagesverlauf allmählich ab,
nach wie vor erstreckt sich aber ein Hochkeil bis zur südöstlichen Ostsee bzw.
ins Baltikum. Vor allem über dem Osten und der Mitte des Vorhersagegebietes
fächert der Gradient dadurch etwas auf und der Wind in den Kammlagen der
Mittelgebirge schwächt sich ein wenig ab, warnrelevante Böen treten eher
seltener auf, am ehesten noch vereinzelt in den westlichen Mittelgebirgen. Im
Osterzgebirge und im Zittauer Gebirge sowie im sächsischen Elbtal sorgt der
Böhmische Wind aber nach wie vor für steife Böen aus Südost in entsprechend
anfälligen Tälern.
Die Advektion sehr milder Luftmassen in der niederen Troposphäre dauert an und
mit dem durchaus spürbaren Südostwind kann sie sich vor allem im Westen im Lee
einiger Mittelgebirge auch bis in tiefere Lagen durchsetzen, so dass dort die
Temperaturen dann auf über 5 Grad, gebietsweise auch bis an die 10 Grad steigen.
An den Alpen kommt leichter Föhn auf, einzelne stürmische Böen auf exponierten
Gipfeln oder anfälligen Kammlagen aus Süd bis Südost sind möglich. Auch dort
steigen die Temperaturen gebietsweise auf deutlich über 5 Grad. In den
Niederungen Süd- und Südostdeutschlands, ins besondere in den Regionen mit
beständigem Nebel bzw. Hochnebel, also am ehesten im nördlichen Alpenvorland, an
der Donau und in Ostbayern, gibt es dagegen nochmals leichten Dauerfrost.
Ansonsten bewegen sich die Höchstwerte zwischen 0 und 4 Grad.

In der Nacht zum Samstag tropft der ostatlantische Langwellentrog in etwa über
den Balearen aus. Der "Resttrog" kommt allmählich nach Osten voran und erreicht
mit seiner Achse Irland, während sich der vorgelagerte Höhenrücken unter wenig
Intensitätsänderung nur wenig nach Osten verlagert. Die Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet dreht dadurch allmählich auf Süd bis Südwest und vor allem im
äußersten Westen des Landes macht sich bereits trogvorderseitige, hauptsächlich
aus PVA resultierende Hebung in Form lockerer hoher und mittelhoher Wolkenfelder
bemerkbar. Niederschläge sind noch keine zu erwarten.
Im Bodenfeld schwächt sich die Hochdruckzone über Südost- und dem östlichen
Mitteleuropa etwas ab und verlagert sich ein wenig nach Osten. Die Kaltfront
eines Tiefs südlich von Island greift auf die Britischen Inseln über, kommt aber
mangels Schubkomponente zunächst kaum nach Osten voran. Insgesamt ändert sich am
Druckgradienten über dem Vorhersagegebiet nur wenig, so dass es in einigen
Mittelgebirgskammlagen weiterhin steife, exponiert auch stürmische Böen aus
Südost geben kann, ebenso wie auf den Alpengipfeln. Der Böhmische Wind lebt
ebenfalls wieder etwas auf, in entsprechend anfälligen Tälern im Zittauer
Gebirge und im Erzgebirge sind somit auch steife Böen möglich.
Vor allem im Südosten Deutschlands bildet sich in den Niederungen wieder Nebel
bzw. Hochnebel oder vorhandene Nebelfelder verdichten sich. Sonst verläuft die
Nacht - außer im Westen - meist gering bewölkt oder wolkenlos. Ganz im Westen
bleibt es eventuell schon gebietsweise frostfrei, vor allem dort, wo der Wind
für etwas bessere Durchmischung sorgt. Ansonsten gibt es leichten bis mäßigen,
im Süden und Südosten auch strengen Frost.

Samstag ... greift der Langwellentrog auf die Britischen Inseln, abends auch auf
die Nordsee über. Vorderseitig verstärken sich auch über dem Westen des
Vorhersagegebietes die hauptsächlich PVA-induzierten Hebungsprozesse.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront des Tiefs östlich von Island von den Britischen
Inseln allmählich ostwärts voran und erreicht bis zum Abend die Westgrenze
Deutschlands. Niederschläge werden hauptsächlich postfrontal simuliert und
fallen auch nicht allzu üppig aus. Erst in den Abendstunden dürfte es zumindest
nach Lesart des ICON im äußersten Westen (Eifel, Niederrhein) erste leichte
Regenfälle geben.
Im großen Rest des Landes dominiert der Einfluss der osteuropäischen
Hochdruckzone, wobei sich ein nach Südostdeutschland gerichteter Keil sogar noch
ein wenig verstärkt. Im Nordwesten setzt dagegen vorderseitig der Kaltfront
schwacher Druckfall ein, was zu einer Gradientverschärfung vor allem im Westen
und Nordwesten des Landes führt. In den Kamm- und Gipfellagen einiger
Mittelgebirge gibt es entsprechend einzelne steife bis stürmische Böen aus Süd
bis Südwest.
Im Süden und Südosten hält sich gebietsweise dichter Hochnebel (am ehesten in
Ostbayern, ab der Donau, am Bodensee, eventuell (MOSMIX) auch am Oberrhein).
Ansonsten scheint neben vor allem im Westen und Norden durchziehenden
mittelhohen Wolkenfeldern noch oft die Sonne. Die Durchmischung der Luftmasse
schreitet vor allem im äußersten Westen und Nordwesten weiter voran, wo die
Temperaturen, ähnlich wie in mittleren Höhenlagen der Mittelgebirge, verbreitet
auf 4 bis 8 Grad, stellenweise in Leelagen einiger Mittelgebirge auch auf nahe
10 Grad steigen. Auch an den Alpen sorgt leichter Föhn für milde Temperaturen.
Sonst bleibt es bei südöstlicher Bodenwindkomponente noch recht frisch mit
Höchstwerten zwischen 0 und 4 Grad, im Südosten und vor allem bei beständigem
Hochnebel gibt es auch leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Sonntag zieht der Trog weiter zur Norwegischen See und zur
mittleren Nordsee, Deutschland befindet sich Sonntagfrüh an dessen Südostflanke
unterhalb einer westsüdwestlichen Höhenströmung. Der Höhenrücken über Osteuropa
wird allmählich weiter nach Osten abgedrängt. Somit kommt die Kaltfront etwas
rascher nach Osten voran, schwächt sich aber mehr und mehr ab, da sie von KLA
überlaufen wird. In den Morgenstunden erreichen die hauptsächlich postfrontal
auftretenden Niederschläge mit Mengen zwischen 0 und 2 mm, im äußersten Westen
zumindest nach ICON-EU etwas mehr, etwa eine Linie Westmecklenburg - Osthessen -
Nordbaden. In der postfrontal einströmenden subpolaren Meeresluft sinken die
Temperaturen in 850 hPa auf etwa -2 bis -4 Grad. Somit fällt überwiegend Regen,
lediglich im höheren Bergland gehen die Niederschläge in Schnee über. Während
die Temperaturen im Westen und Nordwesten nicht mehr unter den Gefrierpunkt
absinken, kann es weiter östlich leichten Frost bzw. Bodenfrost geben. Vor allem
in den mittleren Landesteilen, insbesondere in geschützten Mittelgebirgstälern,
steigt somit das Risiko vor Regen mit Glatteisbildung. Ob sich markante
Warnungen als ausreichend erweisen (wie es aus aktueller Sicht ausschaut) oder
ob gar die "rote Karte" gezogen werden muss, lässt sich aktuell noch nicht
abschätzen.
Im Osten und Süden verläuft die Nacht noch ruhig, gebietsweise hält sich
Hochnebel, am ehesten in Teilen Bayerns. Außer im Westen und Nordwesten gibt es
leichten bis mäßigen, im Südosten bei klarem Himmel über Schnee auch strengen
Frost.
Anzusprechen bleibt noch der Wind. Vor allem in den Kammlagen der Mittelgebirge
gibt es einzelne stürmische Böen aus Südwest, im Nordseeumfeld steife Windböen.

Sonntag ... erreicht der Höhentrog mit seiner Achse Norwegen und Dänemark. Im
Bodenfeld kommt die Kaltfront rasch ostwärts voran, wobei sich die
Niederschlagstätigkeit an ihr weiter abschwächt und die Niederschläge die
Regionen südlich der Mainlinie bzw. Ostsachsen nicht mehr erreichen. Vor allem
nach Osten zu und in den mittleren Landesteilen kann in einigen Kältelöchern
anfangs noch gefrierender Regen auftreten.
Ein mit der Trogachse korrespondierender Bodentrog zieht im Tagesverlauf rasch
über Norddeutschland und Dänemark hinweg nach Südschweden. In seinem
Einflussbereich treten im Nordwesten und Norden erneut schauerartige
Niederschläge auf, die unter der zunehmenden Einbeziehung von Meeresluftmassen
aus polaren Breiten teilweise bis in die Niederungen mit Schnee und Graupel
vermischt sind. Kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen, erscheinen aber aus
aktueller Modellsicht mangels Labilität eher unwahrscheinlich.
Der Wind frischt vor allem im Norden mit der Trogpassage vorübergehend auf und
es gibt steife, im Nordseeumfeld eventuell kurzzeitig auch stürmische Böe aus
West bis Südwest. Auch in den Kammlagen der Mittelgebirge muss weiterhin mit
stürmischen Böen gerechnet werden.
Die Südosthälfte verbleibt weiterhin im Einflussbereich des dorthin gerichteten
recht kräftigen Bodenhochkeils. Vor allem in der Oberlausitz sowie im südlichen
Bayern scheint nochmals häufig die Sonne, während sich in einigen Regionen
(Donau, Ostbayern) Hochnebel hält. Dort gibt es dann auch noch einmal leichten
Dauerfrost. Ansonsten schreitet die Milderung weiter voran und die Höchstwerte
bewegen sich zwischen 2 und 7 Grad, im Südwesten und Westen stellenweise auch
darüber.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristbereich eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Warn- und prognoserelevante Unterschiede lassen sich so gut
wie keine ausmachen. Eine genauere Abschätzung bzgl. der eventuell anstehenden
Glatteisregenlage in der Nacht zum bzw. am Sonntag ist aktuell noch nicht
möglich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff