DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.01.2017 um 10.30 UTC



Umstellung der Wetterlage hin zu milderer Witterung, dabei örtlich Glatteis im
Südosten möglich. Anfangs stürmischer Wind an der Nordseeküste.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.02.2017


Bis Sonntag hat sich über Westeuropa aus einem weit nach Süden reichenden
Langwellentrog ein Höhentief abgespalten, das über dem westlichen Mittelmeer
liegt. Der verbliebene nördliche Teil dieses Höhentroges zieht nun, in seiner
Wellenlänge verkürzt, über Deutschland hinweg ostwärts, wobei seine
Wetterwirksamkeit hauptsächlich auf die Nordhälfte beschränkt bleibt. Hinter
diesem Höhentrog baut sich kräftiger Höhenkeil auf, der am Montag zunehmend
Einfluss auf unser Wetter gewinnt, jedoch im äußersten Norden von einem
schwachen Sekundärtrog überlaufen wird. Während der nördliche Teil des
Höhenkeiles ost-südostwärts schwenkt, verbleibt seine Achse weiterhin über dem
südöstlichen Deutschland, was letztlich eine nahezu blockierende Wirkung auf
Tiefausläufer ausübt: In der süd-südwestlichen Strömung innerhalb der unteren
Troposphäre kommen Regengebiete kaum bis dorthin voran. Dieser Effekt verstärkt
sich sogar noch zum Donnerstag hin und auch am Donnerstag selbst, wenn die
Boden- und Höhenströmung vor einer Sturmtiefentwicklung knapp westlich der
Britischen Inseln bei uns auf südliche Richtungen zurückdreht. Es stellt sich
dann eine Föhnsituation an den Alpen ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Alter und neuer Modelllauf des ECMF deuten gemeinsam auf ein Ende der Blockade
durch das winterliche Hochdruckgebiet über Mittel- und Osteuropa hin.
Eingeleitet wird die dafür notwendige Umstellung der Wetterlage zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes, am Sonntag, durch einen Kurzwellentrog, der Deutschland
nach dem letzten Lauf bis Montag 00 UTC ostwärts überquert haben soll. Hier
ergibt sich eine Diskrepanz zum gestrigen 00 UTC Lauf, wonach der Höhentrog dank
größerer Wellenlänge erst bis Dienstag früh vollständig abgezogen wäre. Im
Folgezeitraum gleicht sich dieser Unterschied wieder aus: Nach kurzem
nachfolgendem Zwischenhocheinfluss stellt sich ab Dienstag eine südwestliche
Boden- und Höhenströmung ein, in der uns eingelagerte Tiefausläufer überqueren.
Der Übergang zu deutlich milderer Witterung wird vermutlich im Süden nicht ganz
ohne signifikante Wettererscheinungen in Form gefrierenden Niederschlages
erfolgen, allerdings sind die Signale für Niederschlag im ECMF im Wesentlichen
auf die Nordhälfte beschränkt, so dass wohl kein großflächiges Ereignis zu
erwarten ist.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während ICON am Montag die Verlagerung eines frontalen Niederschlagsbandes bis
nach Süddeutschland vorantreibt, beschränken sowohl ECMF als auch GFS die
Niederschläge auf die Nordhälfte mit Schwerpunkt Norddeutsches Tiefland. Im
Übrigen stimmen die Modellergebnisse aber überein und zeigen gemeinsam die
Umstellung der Wetterlage hin zu milderen Temperaturen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72h bis 96 h (Sonntag 00 UTC bis Montag 00 UTC liegen vier Cluster
vor mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 (14 Member). Dieser zeigt, dass der
für die Umstellung der Wetterlage verantwortliche Höhentrog bis Montag 00 UTC
Deutschland weitestgehend überquert hat und sich dahinter ein Höhenkeil
aufgebaut hat.

Auch im Zeitraum 120 h bis 168 h (Dienstag 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC)
existieren wiederum 4 Cluster, wobei Haupt- und Kontrolllauf erneut in Cluster 1
zu finden sind (16 Member). Hier wird am Donnerstag bereits deutlich, wie die
Höhenströmung rückzudrehen beginnt als Folge einer kräftigen
Tiefdruckentwicklung über dem Ostatlantik.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt in 850 hPa am Sonntag das vorläufige
Temperaturminimum im Zentrum des dann über Deutschland liegenden Höhentroges.
Danach steigt die Temperatur bis zum Dienstag an und geht danach bis Donnerstag
geringfügig wieder zurück. Somit ist auch her ein klares Signal für eine
bevorstehende Milderung erkennbar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Cosmo-Leps und ECMF EPS liefern für Sonntag hohe Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen an der Nordsee. Bezüglich Niederschlag sind am Sonntag und Montag nur
von Cosmo-Leps punktuell in den westlichen Mittelgebirgen Signale für
Niederschlagsmengen von mehr als 20 l/m² in 24 Stunden verfügbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS

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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer