DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Winterliche Hochdrucklage. Verbreitet Frost, im Süden nachts streng. Im Bergland
zunehmend böiger Südostwind.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt eine kräftige Höhenantizyklone im Bereich des westlichen
Mitteleuropa, der Nordsee und Südskandinavien. Sie stützt eine kräftige
Bodenhochdruckzone, die sich von Südfrankreich bis hinter den nördlichen Ural
erstreckt. Dabei überwiegen in Deutschland überwiegend östliche Winde. Das
Höhenhoch wird flankiert von Trögen über dem Atlantik und Russland und einem
Kaltlufttropfen im Bereich der Pyrenäen. Über dem südwestlichen Deutschland
herrscht im Übergangsbereich zu tieferem Luftdruck über dem Mittelmeer etwas
stärkerer Gradient, der in den Schwarzwaldhöhenlagen derzeit noch zu steifen bis
stürmischen Böen aus Südost führt. Unter starkem Absinken hat sich eine markante
Inversion gebildet, die im Osten bei etwa 800 hPa liegt, im Westen bei 900 hPa.
Unterhalb der Inversion hält sich derzeit noch vielfach Hochnebel, nur Richtung
Nordwesten hat es schon größere Auflockerungen gegeben, ansonsten gucken nur die
entsprechend hohen Mittelgebirge aus den Wolken.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich an der Großwetterlage kaum etwas.
Erwähnenswert ist durch das weiterhin anhaltende Absinken ein leichter
Druckanstieg über dem östlichen Mitteleuropa, was zu allmählichem Auffrischen
des weiterhin meist östlichen Windes führt. Somit kann es vor allem in den
südlichen und westlichen Mittelgebirgen in Hochlagen zunehmend einzelne Böen der
Stärke 7 geben, auch der Böhmische Wind frischt sowohl im Bayerischen Wald als
auch im Erzgebirge etwas auf und erreicht in Böen Stärke 6 bis 7. Ansonsten soll
den Modellen zu Folge die tiefe Bewölkung in der Nacht eher weniger als mehr
werden, wobei insbesondere GFS und EZMW aktuell schon viel zu optimistisch sind.
Etwas pessimistischer ist dagegen Euro4. Wie auch immer, vor allem im Südwesten
und Westen dürften die Aufklarungsgebiete zunehmen und damit die Gefahr von
örtlichem Reif, der uns aber zu keiner großflächigen Glättewarnung animieren
sollte. Hier und da kann noch etwas Schneegriesel aus der Hochnebeldecke
krümeln, vor allem Süden, die Tendenz hierzu ist aber abnehmend. Hier kann
entsprechend die Glättewarnung verlängert werden. Frost ist in Deutschland
kommende Nacht verbreitet zu erwarten, strenger Frost dagegen nur noch in den
schneebedeckten Aufklarungsgebieten Süddeutschlands.

Donnerstag ... bildet sich zunehmend eine klassische Omegalage aus, wobei sich
die Höhenantizyklone sogar noch etwas verstärkt und ihren Schwerpunkt
geringfügig nach Osten verlagert. Das Höhentief über den Pyrenäen wird
allmählich vom ostatlantischen Langwellentrog "eingefangen" und befindet sich
als Randtrog am Abend über Zentralfrankreich. Das Bodenhoch verstärkt sich noch
ein wenig, verbleibt aber mit seinem Schwerpunkt in etwa über den Karpaten. Über
dem Westen und Süden Deutschlands setzt dagegen leichter Druckfall ein, so dass
sich der Druckgradient noch etwas verstärkt. Somit gibt es in einigen Höhenlagen
zunehmend Böen der Stärke 7 bis 8, auch in den für Böhmischen Wind anfälligen
Tälern muss mit Böen der Stärke 7 gerechnet werden. Auch im Nordseeumfeld
frischt der Wind aus Südost weiter auf, auf Helgoland reicht es eventuell
ebenfalls für 7 Bft. Das Auflösen des Hochnebels macht mit der Windzunahme
ebenfalls weiter Fortschritte, zum einen durch die gute Durchmischung
insbesondere in Leegebieten, zum anderen aber auch durch die Advektion etwas
trockenerer Luftmassen aus dem östlichen Mitteleuropa. Zudem begünstigt auch die
durch starkes Absinken immer tiefer liegende Inversion das Auflockern an immer
niedrigeren Mittelgebirgen. ICON lässt die Hochnebeldecke bis zum Abend auch
über Nord- und Nordostdeutschland nahezu ganz verschwinden, auch UM lässt die
Wolkendecke immer mehr auflockern. Einig sind sich aber beide Modelle bzgl. des
Hochnebels in Süddeutschland. Abgesehen vom unmittelbaren Alpenrand soll er nach
Lesart beider Modelle im Alpenvorland, in Oberschwaben sowie am Bodensee noch
erhalten bleiben. Entlang des Oberrheins sind die Modelle möglichweise etwas zu
optimistisch. Die Höchstwerte steigen insgesamt etwas an. Vor allem in den
Leegebieten Westdeutschlands (Eifelnordrand, Haarstrang) könnten örtlich 5 Grad,
eventuell auch mehr erreicht werden. Frostig bleibt es hingegen noch - abgesehen
von den mittleren Höhenlagen - im Süden und gebietsweise in der Mitte. In den
Nebel-/Hochnebelregionen Süddeutschlands ist auch mäßiger Dauerfrost möglich.
Örtlich fällt aus dem Hochnebel etwas Schneegriesel oder Industrieschnee.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Randtrog über Westfrankreich und den
Ärmelkanal nach England. Dadurch kommt auch die Höhenantizyklone etwas nach
Osten voran und die Höhenströmung dreht mehr auf südliche Richtungen. Das
Bodenhoch ändert sich in Lage und Intensität kaum, die mit dem Langwellentrog
korrespondierende Tiefdruckrinne über dem nahen Ostatlantik rückt aber zögernd
nach Osten vor, so dass der Druckfall in weiten Teilen des Landes weiter
voranschreitet und der scharfe Druckgradient erhalten bleibt. In vielen
Hochlagen können Low-Level-Jets die Windsituation noch zusätzlich verschärfen,
so dass dort weiterhin Böen der Stärke 7 bis 8 aus Südost auftreten können, auch
der Böhmische Wind insbesondere im Erzgebirge und Zittauer Gebirge weht in
einigen
Tälern mit Bft 7 bis 8, auf den Gipfeln sind vereinzelt auch Sturmböen (Bft 9)
aus Südost möglich. Warnrelevante Böen (Bft 7) kann es auch im Nordseeumfeld
geben. Als weniger windanfällig erweisen sich angesichts der ostsüdöstlichen
Anströmung noch die Alpengipfel. An der Hochnebelverteilung ändert sich in der
Nacht wohl nur wenig, im Nordosten löst er sich eventuell sogar noch weiter auf.
Nach wie vor bestehen die größten Wahrscheinlichkeiten für beständigen Hochnebel
in den weiter oben erwähnten Regionen Süddeutschlands. Allerdings kann sich
ansonsten gebietsweise dichter Bodennebel bilden. Im Westen macht sich die
Annäherung der Tiefdruckrinne eventuell schon in Form aufziehender hoher oder
mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar. Verbreitet gibt es leichten bis mäßigen, vor
allem im Süden bei klarem Himmel über Schnee auch strengen Frost.

Freitag ... verlagert sich das gesamte Omega-Muster ein wenig weiter nach Osten.
Das Höhenhoch befindet sich mit seinem Schwerpunkt über dem südöstlichen
Mitteleuropa, während der ostatlantische Langwellentrog allmählich auf den
Westen der Britischen Inseln übergreift und sich südwärts über die Iberische
Halbinsel hinweg bis zur algerischen Küste ausweitet. Dadurch dreht die
Höhenströmung mehr auf Südsüdwest. Im Bodenfeld verlagert das osteuropäische
Hochdruckgebiet seinen Schwerpunkt allmählich Richtung Balkan, wobei ein Keil
aber weiterhin bis zur südlichen Ostsee reicht. Ein erstes Frontensystem greift
auf den Westen der Britischen Inseln über. Im Vorhersagegebiet dreht die
Grundströmung mehr und mehr auf südliche Richtungen, wodurch es an den Alpen
zunehmend föhnig wird. Nach wie vor kann es in einigen Höhenlagen steife bis
stürmische Böen aus Südost geben, auch die Alpengipfel können eventuell Böen der
Stärke 7 bis 8 erreichen. Im Erzgebirge und Zittauer Gebirge weht der Böhmische
Wind weiterhin in entsprechend anfälligen Tälern mit Böen Bft 7 bis 8, auf
Gipfeln auch bis Bft 9, auch in einigen Leelagen Westdeutschlands reicht es
eventuell für steife Böen bis ganz runter. An der Hochnebelsituation ändert sich
insgesamt wohl nur noch wenig. Vor allem im nördlichen Alpenvorland, entlang der
Donau, in Oberschwaben, am Bodensee und am Hochrhein bleibt es wohl dicht,
eventuell tut sich der Nebel/Hochnebel auch im Oberrheingraben schwer,
wenngleich die Modelle dort verbreiteten Sonnenschein simulieren. Über die
Westhälfte ziehen allmählich etwas dichter werdende hohe, eventuell auch schon
mittelhohe Wolkenfelder. Die Milderung schreitet weiter voran, in 850 hPa
steigen die Temperaturen auf 2 bis 6 Grad. Leichten Dauerfrost gibt es noch
unter dem Hochnebel Süddeutschlands, im Alpenvorland ist vereinzelt auch noch
mäßiger Frost vorstellbar. Ansonsten steigen die Temperaturen auf 0 bis 4 Grad,
in den Leelagen Westdeutschlands und am Alpenrand bei leichtem Föhn auch
darüber. Eventuell reicht es am Nordrand der Eifel auch schon für knapp
zweistellige Werte.

In der Nacht zum Samstag kommt der Rücken wieder ein Stückchen nach Osten voran,
der westeuropäische Langwellentrog tropft über der algerischen Mittelmeerküste
ab. Sein nördliches Residuum erreicht Großbritannien. Insgesamt bleibt der recht
scharfe Druckgradient in etwa aufrecht und somit ändert sich auch an der
Windsituation nur wenig. Die Nebel- und Hochnebelfelder können sich insbesondere
in Süddeutschland wieder etwas ausweiten, ansonsten bleibt es vielerorts klar,
im Westen auch locker bewölkt. Dort gibt es einige Regionen, in denen es wohl
bereits frostfrei bleibt, ansonsten gibt es aber erneut leichten bis mäßigen, im
Süden und Südosten bei klarem Himmel über Schnee auch strengen Frost.

Samstag ... schwenkt der Trog in die Nordsee. Auf seiner Vorderseite erreicht
die schwache Kaltfront eines Nordmeertiefs bis zum Abend die Mitte Deutschlands.
Sind bringt stellenweise leichten Regen bei in der Nordwesthälfte verbreitet
über den Gefrierpunkt ansteigenden Temperaturen. Somit besteht tagsüber wohl
kaum Glättegefahr, weil der Frost im Boden durch die einfließende mildere Luft
"in Schach gehalten" wird. Im Osten und Süden ziehen nur hohe Wolkenfelder über
den Himmel. Abgesehen von den Hochnebelfeldern scheint dort wieder vielfach die
Sonne. Letztere dürften sich aber durch den allmählich auf Südwest drehenden
Wind auch von Südwesten her etwas auflösen. In Ostbayern kann es dagegen unter
Hochnebel noch einmal einen Dauerfrosttag geben. Der Wind dreht - wie schon
erwähnt - allmählich auf Südwest und frischt im Nordwesten deutlich auf. Böen
der Stärke 7 treten dabei vor allem weiterhin im westlichen Bergland und in
dessen Leelagen auf. Über der Nordsee wird in Böen Stärke 7 bis 8 erreicht.



Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala unterscheiden sich die Modelle zunächst wenig. Am Samstag
lässt aber ICON den Trog etwas zügiger ostwärts vorankommen als EZMW und GFS.
Möglicherweise verzögert sich also das Übergreifen der Kaltfront im Vergleich
zum oben beschriebenen Text etwas.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann