DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.01.2017 um 10.30 UTC



Zunächst noch Hochdruckeinfluss, ab dem Wochenende allmählicher Übergang zu
zyklonalerem Geschehen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.01.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Donnerstag zeigt der aktuelle
EZMW-Lauf von 00 UTC eine gut ausgeprägte Omega-Lage mit einem Höhenhoch mit
Zentrum über Dänemark. Dieses wird flankiert von einem Trog über dem Atlantik
sowie einem weiteren Trog über Ost- und Südosteuropa. Das Höhenhoch stützt ein
kräftiges und blockierendes Bodenhoch mit Zentrum über Westpolen bzw. der
Ostukraine.

Bis zum kommenden Wochenende löst sich die Omegalage schon wieder auf. Zum einen
kommt das ganze System dabei ein wenig progressiv nach Osten voran, zum anderen
weisen beide Tröge auch Abtropftendenzen auf. Das nördliche Residuum aus dem
westlichen Trog über dem Atlantik bekommt dabei eine Schubkomponente und ist am
Sonntag bereits über Skandinavien zu finden, während sich der südliche Teil dann
als Höhentief über dem westlichen Mittelmeer abgespaltet hat. Mit dem nördlichen
Teil des Trogs korrespondiert ein Bodentief mit Zentrum über dem Nordmeer,
dessen schwache Ausläufer von Nordwesten her auch Deutschland erfassen. Dabei
fließt in 850 hPa etwas kühlere Luft ein, wobei die Temperaturen zumindest im
Norden vorübergehend auf unter 0 Grad sinken. Die Wetterwirksamkeit hält sich
allerdings stark in Grenzen, Niederschläge stehen im Prinzip kaum auf dem Plan.

Bis zum Dienstag zieht der Trog über Skandinavien nach Osten ab. Ein weiterer
Trog nähert sich vom Atlantik. Dazwischen wölbt sich vom östlichen Mittelmeer
her ein Höhenrücken auf. Zwar gelangen wir bei dieser Konstellation auf die
Vorderseite des neuen Höhentroges, am Boden dominiert aber anfangs noch der
antizyklonale Einfluss, sodass Tiefausläufer nur langsam bei uns Fuß fassen
können. Die 850 hPa-Temperaturen steigen bei südwestlicher Strömung allerdings
auf 1 bis 6 Grad.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum wird der Höhentrog durch Randtröge
regeneriert, kommt dadurch jedoch nur langsam nach Osten voran. Allmählich nimmt
die Zyklonalität in Deutschland zwar zu, die Blockierung durch das immer noch
über Osteuropa liegende Hoch bei uns wird aber zunächst noch nicht nachhaltig
durchbrochen. Schwache Tiefausläufer mit etwas Niederschlag erreichen am
Mittwoch somit vor allem den Westen und Nordwesten, dahinter kann dann etwas
kühlere Luft mit Temperaturen unter 0 Grad in 850 hPa einfließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Freitag ergibt sich eine hohe Konsistenz beim Vergleich des heutigen 00
UTC-Laufs mit den beiden gestrigen Läufen. Danach zeigen sich bezüglich des
nördlichen Teils des westlichen Trogs Timing- und Quantitätsunterschiede, die
aber kaum Auswirkungen für das Wetter in Deutschland haben. Der neue atlantische
Trog zum Anfang kommender Woche wird im neuen 00 UTC-Lauf westlicher gerechnet,
womit Ausläufer dem neuen Lauf zufolge noch langsamer auf uns übergreifen
können. So sollte uns nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf eine erste Front bereits am
Montag erreichen, nun passiert das erst am Mittwoch. Der gestrige 12 UTC-Lauf
brachte allerdings eine noch westlichere Variante, bei der bis in die erweiterte
Mittelfrist Tiefausläufer westlich von uns verblieben wären.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist dem EZMW bis zum Sonntag recht ähnlich, ab Montag können erste
Ausläufer auf den Nordwesten von Deutschland übergreifen. So eine Lösung
favorisierte ja auch der gestrige 00 UTC-Lauf des EZWM. Das GFS ist bis zum
Samstag nahe beim EZMW, lässt dann aber bereits ab Sonntag Ausläufer in den
Norden und Nordwesten Deutschlands vordringen. Danach ist die Zyklonalität
insbesondere im Norden und Nordwesten stärker ausgeprägt und die Temperaturen
liegen etwa 5 Kelvin höher als beim EZMW. Auf die GFS-Karte setzen auch GEM, CMA
und CPTEC ab Sonntag, wobei die Zyklonalität sogar noch stärker ist (zyklonale
Westlage oder zyklonale Südwestlage) und auch die südlichen Landesteile erfasst
werden. NAVGEM wiederum ist der ICON-Lösung am ähnlichsten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles liegen ab Donnerstag für
einige deutsche Städte bei nur kleinen Schwankungen meist im leicht positiven
Bereich. Bis zum Samstag ist der Spread jeweils sehr eng, danach öffnet sich die
Streuung. Vor allem ab Montag gibt es einige kältere Lösungen.
Niederschlagssignale mit nur schwacher Ausprägung finden sich ab Sonntag. Beim
500 hPa-Geopotenzial ist der Spread bis zum Freitag eng, um danach deutlich
breiter zu werden. Auch hierbei finden sich einige Lösungen deutlich unterhalb
der vom Haupt- und Kontrolllauf gebrachten Lösungen.

Die Clusteranalyse liefert für t+120-168h (Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC) 5
Cluster (15, 11, 9, 8 und 8 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1).
Unterschiede kristallisieren sich vor allem bezüglich des nördlichen Trogteils
des westlichen Troges heraus. Dieser könnte nach C2 sogar in einen
Kaltlufttropfen über Benelux enden oder nach C3 komplett als Höhentief zum
westlichen Mittelmeer abtropfen. Nach C4 wäre er nur sehr schwach ausgeprägt,
nach C5 dagegen Montagnacht noch über der Nordsee zu finden. Entsprechend würde
sich auch die Bodendruckkonstellation anders verhalten, sodass zyklonaler
Einfluss ab Sonntag durchaus eine Alternative darstellt.

Bei t+192-240h (Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC) werden 4 Cluster (15,
13, 12 und 11 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1) analysiert. Differenzen
existieren in der Lage und Intensität des neuen Trogs. Alle zeigen aber die
Zunahme der Zyklonalität bei vorherrschender Südwestströmung und damit eine
wahrscheinliche bodennahe Milderung.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die seit Tagen andauernde Hochdruckwetterlage
mittelfristig beendet wird. Über das Timing sind sich die Modelle bzw. die
Ensembles aber noch unsicher. Einige tendieren bereits ab Sonntag zum Übergang,
andere wie der EZMW Det. erst ab Mittwoch. Bekannt ist jedoch, dass ein paar
Modelle wie das GFS durchaus Schwierigkeiten haben bei der Auflösung von
Blockierungslagen und sie tendenziell zu schnell wegrechnen. Vermutlich liegt
die Wahrheit daher wohl irgendwo in der Mitte (Übergang zur zyklonalen West- bis
Südwestlage und Milderung vermutlich ab Montag/Dienstag).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt bis zum Sonntag, allerdings immer schwächer werdende und sich nach
Südosten hin zurückziehende Signale für unterdurchschnittlich kalte
Temperaturen.

Darüber hinaus ist zum Ende der Mittelfrist hin beim Übergang zu möglichem
zyklonalerem Geschehen ab Sonntag bei teils noch gefrorenem Boden insbesondere
nach Südosten hin Glatteisregen denkbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS. Ab Sonntag vor allem MOSMIX als mittlere Lösung.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler