DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist ruhige Hochdrucklage, nachts vor allem im Süden und auch in der Mitte
teils strenger Frost. Am Sonntag im Osten böhmischer Wind möglich.
Am Montag und Dienstag im Mittelgebirgsraum etwas Schnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einer hoch reichenden Antizyklone. Die Achse
der Boden-Hochdruckzone verläuft vom nördlichen Balkan über Deutschland
nordwestwärts. An der Nordostflanke der Hochachse bestimmt etwas mildere und
niedertroposphärisch feuchte Luft das Wetter. Der dort vorherrschende Stratus
unterliegt der vertikalen Schrumpfung und reicht oft nur noch bis etwa700/800 m
hinauf, es fällt kaum noch ein Sprühregen.
Ansonsten überwiegt, mit Ausnahme von Hochnebelfeldern im Süden, doch
wolkenarmes Wetter.
Die Nacht zu Sonntag bringt daher insbesondere dem Süden und auch der Mitte
vielerorts wieder strengen Frost, in Bayern über Schnee auch unter -15°C.
Zur Küste hin liegen die Tiefstwerte um 0°C.
Dabei wird mit Verschiebung der Hochachse Richtung Nordwesten und der bodennah
mehr auf SO drehenden Strömung die Stratusdecke im Laufe der Nacht langsam
Richtung Küste abgedrängt, insbesondere in ihrem Westteil, so dass dadurch eben
die nordseeküstenangrenzenden Gebiete durch späteres Aufklaren wieder in den
Genuss von leichtem Frost kommen können, frostfrei bleiben dagegen Teile der
Ostseeküste.
Örtlich muss mit Glätte durch Reif gerechnet werden, vor allem im Süden, aber
auch im Grenzbereich zur Stratusdecke im Norden, mit Nebel.

Sonntag ... verlagert sich der Schwerpunkt des Höhenhochs nach Polen, das
Bodenhochzentrum nach Ost-und Südosteuropa. So dominiert eine insgesamt schwach
gradientige Hochdruckrandlage, bei der mit der in unteren Niveaus
vorherrschenden Südostkomponente die tiefe Bewölkung weiter nach Norden zur See
herausgedrängt wird.
Die meist wetterbestimmende kontinentale Luftmasse unterzieht sich einem
weiteren Alterungsprozess, wegen der geringen Grundschichtfeuchte sollten aber
Nebel-und Hochnebelfelder in ihrer Ausbreitung noch begrenzt bleiben.
Im Ost-Erzgebirgsraum und der Oberlausitz könnte der Böhmische Wind mit Bft 7
warnrelevant werden.
Das Tagestemperaturspektrum wird dem des Vortages ähnlich sein, im äußeren
Norden und Nordosten können die Temperaturen wegen der Südostströmung gegenüber
dem Vortag etwas zurückgehen.

In der Nacht zu Montag ändert sich auch die Frostlage wenig, im Norden und
Nordosten könnten die Temperaturen noch etwas tiefer liegen als in der Vornacht.


Dem äußersten Nordwesten nähert sich ein Randtrog, wobei die bodennahe Strömung
dann mit dem wieder nach Süden zurückweichenden Hoch auf West drehen kann, und
so die feuchte Nordseeluft mit ihrem Stratus zurückkehren kann, mit gewisser
Streckungstendenz auf der schwachen Trogvorderseite.
Dabei könnte Ausgangs der Nacht im äußersten Norden und Nordwesten schon etwas
Schneegriesel fallen, aufgrund der dem Trog vorauseilenden Kaltluftadvektion mit
Temperaturrückgang in 850 hPA ist die feste Phase eher wahrscheinlich.

Montag ... verlagert sich der o.a. Randtrog, der unter CUT-OFF quasi als
kaltlufttropfenähnliche Struktur auftritt, über den Nordwesten und Westen
Deutschlands südwärts. Die bodennahe Strömung dreht im Norden zunehmend auf
West, so dass die mitgeführte tiefe Bewölkung landeinwärts in den Norden
vordringt, und im weiteren Tagesverlauf durch Hebung im CUT-OFF-Tief ergänzt
wird und bis in den Mittelgebirgsraum südwärts vorankommen kann. Aufgrund der
dämpfenden Wirkung der KLA simulieren die Modelle dabei insgesamt nur wenig
Niederschlag. Bei mit dem Kaltlufttropfen in 850 hPa auf Werte um -5°C sinkenden
Temperaturen ist es im Wesentlichen Schnee oder Schneegriesel. An der Nordseite
der Mittelgebirge kommen dabei aber kaum mehr als 1-2 cm zusammen.
Der äußere Süden bleibt wahrscheinlich hinsichtlich der starken Bewölkung und
Niederschlag zunächst noch außen vor, allerdings nimmt dort die Hochnebelneigung
zu, und bei Streckung der Hochnebeldecke kann auch dort später etwas
Schneegreisel fallen.
Die Tagestemperaturen steigen im Norden aufgrund der Westwindkomponente wieder
etwas an, in der Mitte und im Süden dürfte hingegen Dauerfrost immer noch Thema
sein.

Dienstag ... Wandert das CUT-OFF Tief weiter südwärts nach Südfrankreich. An
dessen Nordflanke folgt von der Nordsee und Benelux ein Rücken nach, auf dessen
Vorderseite sich über Deutschland ein neues Hochdruckgebiet aufbaut, bzw. das
alte wieder zu neuem Leben erweckt wird.
Vor allem im Norden und Osten bleibt die niedertroposphärisch feuchte Luft bzw.
stärkere Bewölkung noch wetterbestimmend, örtlich fällt noch etwas Schnee! Die
prognostizierten Summen liegen aber maximal bei 1-2 mm/12h.
Ansonsten kann man von einem teils-teils Wettercharakter ausgehen, teils
Hochnebel, teils Sonne, mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für freundliche
Abschnitte im Südwesten und zu den Alpen hin.
Das Tagestemperaturniveau dürfte in tiefen Lagen in Norden und in der Mitte
größtenteils im positiven Bereich liegen, zur Donau und zu den Alpen hin ist
weiterhin gebietsweise Dauerfrost angesagt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren keine grundsätzlich
abweichenden Szenarien. Die Niederschlagsausbeute im Zusammenhang mit dem
Abtropfungsprozess am Montag/Dienstag ist sowohl bei ICON wie auch bei EZMW und
GFS gering. Bei GFS greift der Randtrog Montag früh ebenfalls auf den Nordwesten
über, der CUT OFF Prozess ist aber eher abgeschlossen und das CUT-OFF Tief
wandert langsamer über den Westen Deutschlands südwärts. Dies ändert aber
insgesamt wenig an Wetterverlauf.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Michael Goethel