DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-01-2017 09:00
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H B
Ruhige Hochdruckrandlage, abgesehen von teils strengem Frost ansonsten keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem blockierenden Hoch mit Schwerpunkt über
den Dänischen Inseln. Dieses Hoch wird flankiert durch einen Höhentiefkomplex
über Westeuropa und Nordwestafrika einerseits und durch einen Langwellentrog
nach Osten hin, der durch einen Vorstoß arktischer Polarluft von der Barents-See
regeneriert wird. Die Situation erweist sich somit als relativ stabil.
Das korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich von der Nordsee bis in die
westliche Schwarzmeerregion, wobei ein schwach ausgeprägter Schwerpunkt über dem
südöstlichen Mitteleuropa auszumachen ist. Hieraus resultiert in der Mitte und
im Süden Deutschlands eine schwache östliche bodennahe Windkomponente, wobei die
Windböen aber fernab von jeglicher Warnrelevanz sind. Die Lage kann nicht anders
als mit schwachgradientig bezeichnet werden.
In den Norden und Nordosten wurde an der Nordflanke des Bodenhochs Nordseeluft
eingesteuert, was sich in Form von tiefer Bewölkung äußert. Diese reicht aber
nicht weiter als bis 900 hPa hinauf. Absinken führt zu deren weiterer
Schrumpfung. Zwar blieb es unter dieser Bewölkung weitgehend frostfrei, aber im
Grenzbereich zu den Gebieten mit Aufklaren kann es bei negativen Temperaturen zu
gefrierendem Nässen aus dem Hochnebel kommen. Da die Niederschlagsraten kaum
messbar sind, dürfte eine "gelbe" Glättewarnung hinreichend sein.
Im Norden und in Teilen der Mitte steigt die Temperatur auf 0 bis 5 Grad. Nach
Süden hin herrscht, abgesehen von einigen Tallagen südlich der Mittelgebirge,
leichter, im Südosten Deutschlands zum Teil mäßiger Dauerfrost.
In der Nacht zum Sonntag verschiebt sich der Schwerpunkt des Boden- und
Höhenhochs ein wenig nach Südosten, ohne dass sich an der schwachgradientigen
Lage allzu viel ändert. Mit der auf Südost drehenden bodennahen Strömung wird
die tiefe Bewölkung allmählich nach Nordosten herausgedrückt. Somit bleibt es
wahrscheinlich nur noch im Küstenbereich frostfrei. Im Norden stellt sich
leichter, sonst mäßiger bis strenger Frost ein. In Alpennähe ist über Schnee
auch sehr strenger Frost unter -15 Grad möglich.

Sonntag... verlagert sich der Schwerpunkt des Höhenhochs nach Polen, wobei
dieses Hoch allmählich seine blockierende Wirkung verliert. Da aber gleichzeitig
der Höhentiefkomplex über Westeuropa weitgehend zugeschüttet wird, droht von
dieser Seite noch keine Gefahr. Vielmehr wölbt sich über dem nahen Ostatlantik
ein Keil auf, der das oben beschriebene Bodenhoch in seinem westlichen Teil
stützt. Daher bleibt über Mitteleuropa die von geringen Luftdruckgegensätzen
geprägte Lage vorerst bestehen. Somit schreitet die Alterung der Luftmasse fort.
Allerdings sollte aufgrund des geringen Feuchtegehalts der Luftmasse die Neigung
zu Nebel oder Hochnebel beschränkt bleiben.
Mit der Verlagerung des Bodenhochs nach Südosten kann im Osterzgebirgsraum und
in Teilen der Lausitz etwas "Böhmischer Wind" aufkommen. Ob es allerdings
bereits für warnrelevante Böen reicht, ist noch nicht sicher.
Abgesehen von einigen Teilen Norddeutschlands und ein paar Tallagen südlich der
Mittelgebirge scheint längere Zeit die Sonne. Im Norden wird es, bedingt durch
eine südöstliche bodennahe Komponente, mit Höchsttemperaturen zwischen -1 und +3
Grad nicht mehr so mild wie unter der dichten Bewölkung der Vortage. In der
Mitte und im Süden ist keine wesentliche Temperaturänderung zu erwarten.
In der Nacht zum Montag nähert sich dem Nordwesten Deutschlands ein schwacher
Resttrog. Rasch ostwärts ausgreifende Kaltluftadvektion nimmt diesem Trog den
Rest an Wetterwirksamkeit, so dass allenfalls ganz im Norden und im Nordwesten
geringe Niederschläge aufkommen können. Die Bewölkung weist nur eine vertikale
Mächtigkeit bis 900, in Nordseenähe vielleicht bis 850 hPa auf, so dass es sich
bei diesen Niederschlägen um Schneegriesel oder ein paar Schneeflocken handeln
dürfte. Somit ließe sich auch dieses Ereignis mit "gelben" Warnungen versehen.
Unter Wolken sin Tiefstwerte im Bereich leichten Frostes zu erwarten. In den
anderen Gebieten bleibt die schwachgradientige Lage bestehen. Dabei klart es
teils auf, teils kann sich auch Hochnebel ausbreiten. Dabei gibt es erneut
mäßigen bis strengen Frost, in einigen Alpentälern mit Tiefstwerten unter -15
Grad.

Montag... verlagert sich der o.g. Trog in den Nordwesten und Westen
Deutschlands; vielmehr dürfte es sich hierbei um einen Kaltlufttropfen handeln.
In dessen Bereich gehen die Temperaturen im 500 hPa-Niveau unter -30 und in 850
hPa auf Werte um -8 Grad zurück. Allerdings bleibt die Bewölkung flach, d.h.
meist auf die untersten 850 hPa beschränkt, so dass allenfalls geringe
Niederschläge auftreten dürften. Da abgesehen von den küstennahen Regionen keine
positiven Temperaturen zu erwarten sind, fällt durchweg Schnee, wobei selbst in
Staulagen nicht mehr als 1 bis 3 Zentimeter Schnee zusammenkommen sollten.
Die Gebiete südlich der Mittelgebirge werden von der tiefen Bewölkung
wahrscheinlich noch nicht erfasst. Im süddeutschen Bergland und an den Alpen
scheint die Sonne längere Zeit. Die Temperaturen ändern sich gegenüber den
Vortagen nur unwesentlich. Erneut wird es im östlichen Mittelgebirgsraum und im
Alpenvorland einige Regionen geben, wo tagsüber mäßiger Dauerfrost herrscht.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Kaltlufttropfen zu den Vogesen und
von dort aus weiter nach Südwesten. Hierdurch erfasst die tiefe Bewölkung dann
auch wieder die Gebiete südlich der Mittelgebirge; wahrscheinlich bleibt es nur
noch unmittelbar an den Alpen klar. Erneut sind geringe Niederschläge zu
erwarten, die als Schnee oder Schneegriesel fallen. Selbst in Staulagen sind nur
1 bis 3 Zentimeter Schnee möglich; ansonsten bleibt es bei wenigen Flocken.
Unmittelbar an der Küste und ganz im Nordwesten bleibt es wahrscheinlich
frostfrei. Ansonsten ist leichter bis mäßiger, nach Südosten hin strenger Frost
zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Lediglich das GFS zeigt den für Montag beschriebenen Kaltlufttropfen mit einer
leichten Verzögerung übergreifend, ohne dass sich hieraus Änderungen am
Niederschlagsgeschehen abzeichnen. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
liefert keine Indizien auf eine derartige Struktur.
Die oben getroffenen Aussagen bzgl. der Niederschlagsentwicklung werden auch von
probabilistischen Verfahren gestützt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann