DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.01.2017 um 10.30 UTC



Überwiegend Hochdruckeinfluss, dabei vor allem im Süden strenger Frost. Nach
Nordosten hin mitunter leichter Niederschlag, dabei Gefahr von gefrierendem
Nieselregen.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.01.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag befindet
sich Deutschland inmitten einer zonal orientierten Hochdruckzone, die sich vom
Seegebiet südlich der Azoren bis hinüber zum Schwarzen Meer erstreckt. Sie wird
gestützt von einem Höhenrücken über dem Ostatlantik und einem zweiten, der vom
östlichen Mittelmeer bis nach Südskandinavien reicht. Zwischen den beiden Rücken
befindet sich ein hochreichendes Tief über dem westlichen Mittelmeer sowie ein
zweites kleines Höhentief, das von der Biscaya nach UK zieht, wo es zu
Wochenbeginn von der weiter nördlich verlaufenden Frontalzone aufgeschnappt und
als KW-Trog via Nordsee und Jütland südostwärts gesteuert wird. Dabei schwenkt
der Trog mit einer vorgeschalteten schwachen Kaltfront südostwärts über den
Norden und Osten des Vorhersageraums hinweg, was dort vorübergehend nicht nur
leichten Druckfall sondern auch leichte Hebungsprozesse mit etwas Niederschlag
auslöst. Zudem wird postfrontal ein Schwall Polarluft angezapft, in der die
850-hPa-Temperatur von ausgangs etwas über 0°C auf rund -5°C zurückgeht.

Im weiteren Verlauf der Woche schiebt sich der o.e. Höhenrücken vom Ostatlantik
bis zum europäischen Kontinent vor, wo er sich noch etwas verstärkt respektive
zu einem eigenständigen Höhenhoch abspaltet. Das Zentrum des korrespondierenden
Bodenhochs verlagert sich mit etwas über 1030 hPa über Deutschland hinweg
ostwärts, wobei es absinkbedingt zu einer niedertroposphärischen Erwärmung kommt
(wieder auf etwas über 0°C in 850 hPa), die sich der Jahreszeit entsprechend
aber nicht bis ganz nach unten durchsetzt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag kommen vom Ostatlantik ein Höhentrog
und eine meridional exponierte, schleifende Kaltfront verdammt dicht an den
Vorhersageraum heran. Ein Übergreifen wird aber durch die stark blockierende
Wirkung des Hochs bzw. des Höhenrückens zumindest bis Sonntag 00 UTC verhindert.

__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF kann summa summarum als gut bezeichnet
werden. Demnach stehen wir vor einer hochdrucklastigen Wetterlage, in der
etwaige Störungen in Form von Fronten, Trögen, Tiefs o.ä. - bezogen auf unseren
Raum - über eine bescheidene Nebenrolle nicht hinauskommen. Die
Niederschlagsprozesse, die der gestrige 00-UTC-Lauf für Mittwoch und Donnerstag
insbesondere für Nord- und Ostdeutschland simuliert hatte, wurden in den beiden
jüngsten Läufen weitgehend getilgt, so dass für den gesamten Vorhersagezeitraum
bei uns keine substanziellen Niederschläge (zumindest quantitativ) erwartet
werden.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen einschlägig bekannten Globalmodelle zeigen eine der beschriebenen
IFS-Variante sehr ähnliche Entwicklung. Bei ICON und GFS allerdings fallen die
Niederschläge am Dienstag noch schwächer aus als bei IFS, während sie beim
kanadischen GEM etwa gleich oder sogar noch etwas stärker simuliert werden.
Außerdem wird bei allen drei Modellen die niedertroposphärische Abkühlung nach
Passage des KW-Troges nicht so markant gerechnet, sprich, die -5°C-Isotherme in
850 hPa bleibt entweder außen vor oder tangiert lediglich den äußersten Osten
des Landes.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen beim Potenzial in
500 hPa bis incl. kommenden Mittwoch einen sehr eng gebündelten Verlauf. Bei der
Temperatur in 850 hPa hingegen rutschen der Hauptlauf und eine gute Hand voll
Ensemblelösungen bereits zum Dienstag aus dem Groß der Kurvenschar nach unten
heraus, während die meisten Member über der -5°C-Isotherme verbleiben. Die
Niederschlagssignale fallen ziemlich trostlos aus, so dass man davon ausgehen
kann, dass der Hauptlauf eher am Rande der zyklonalsten Lösung entlangvegetiert.

Ab Donnerstag geht die Streuung auch bei Pot500 hoch, wobei die Extremlösungen
(am Beispiel Leipzig) zwischen 520 und 580 gpdm schwanken. Die meisten
Ensemblemitglieder verbleiben im Bereich von 560 gpdm. Dabei nehmen die
Niederschlagssignale etwas zu.
Die ECMF-EPS-Clusterung für den Zeitraum T+120...168h (Dienstag bis Donnerstag)
bietet drei Cluster an (23, 17+HL/KL, 11 Fälle), die sich für unseren Raum aber
kaum unterscheiden. Alle drei Cluster setzten auf das Übergreifen eines
Höhenrückens von Westen her.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Freitag bis Sonntag) erhöht sich
die Clusterzahl auf fünf (12+HL, 12, 10, 9, 8+KL Fälle), von denen die ersten
drei Cluster am antizyklonalsten aufgestellt sind. CL 4 und 5 hingegen lassen
zum Ende hin den Trog von Westen her schneller auf den Vorhersageraum
übergreifen.
Die Rauchfahnen von GFS-EPS ähneln denen von ECMF-EPS.
FAZIT: Der Mittelfristzeitraum ist weitgehend hochdruckbestimmt mit kleinen
zyklonalen Einbuchtungen nach Norden und Osten hin (Dienstag/Mittwoch). Ob sich
der Hochdruckeinfluss auch den gesamten erweiterten Mittelfristzeitraum hält,
ist noch mit Fragezeichen versehen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Auf Basis verschiedener Vorhersagetools deutet sich im Süden und Südosten sowie
in Teilen der Mitte in den Nächten bis auf Weiteres STRENGER FROST an -
Aufklaren und vorhandene Schneedecke vorausgesetzt. Insbesondere in einigen
Mittelgebirgs- und Alpentälern sind dabei Tiefstwerte im Bereich von -20°C
möglich.
Darüber hinaus nimmt mit der Passage des KW-Troges ab Wochenbeginn die
Wahrscheinlichkeit für leichten GEFRIERENDEN NIESELREGEN nach Nordosten hin zu,
auch wenn sich derzeit keine ausgewachsene GLATTEISLAGE abzeichnet.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF und ECMF-EPS.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann