DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Primär in der zweiten Hälfte der kommenden Nacht Glatteisregen im Norden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein umfangreicher Höhentiefkomplex über dem
westlichen Mittelmeerraum, der quasi die Fortsetzung des osteuropäischen
Höhentroges darstellt. Sein Gegenpart findet sich in Form einer starken
Antizyklone über den Britischen Inseln. Diese bleibt bis Tagesende stationär und
schwächt sich ein wenig ab. Die beiden Höhentiefkerne über dem westlichen
Mittelmeer driften auseinander, so dass der westliche am Tagesende über Spanien
und der östliche an der italienischen Adriaküste zu finden ist.

Die Warmfront des Tiefs über dem Nordmeer hat den äußersten Norden Deutschlands
erreicht und verursacht dort bereits geringfügige Niederschläge (in
Nordfriesland Regen oder Nieseln, an der Ostsee etwas Schneefall, lokal auch
etwas gefrierendes Nieseln). Zum Abend hin kann sich nach den Prognosen von
ICON-EU eine Zone gefrierenden Regens/Nieselns zwischen den Regen weiter im
Norden und den Schneefall, der mehr nach Süden hin auftritt, schieben.
Von 21 bis 24 UTC werden im Glatteisgebiet von ICON-EU Niederschlagsmengen bis
0.7 mm berechnet. Auch COSMO-DE rechnet an den Küstengebieten
Mecklenburg-Vorpommerns mit lokal mehr als 0.5 mm von 21 bis 24 UTC.
Der 03 UTC-Lauf vom WRF 4 km nimmt an, dass sich im Laufe der Nacht das Gebiet
mit leichtem gefrierendem Niederschlag deutlich ausweitet, wobei bis 06 UTC in
erster Linie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern betroffen ist. C-DE EPS 28 km
von 12 UTC zeigt in den Wahrscheinlichkeiten für stündlichen Niederschlag >0.1
mm das gleiche Bild: Primär zweite Nachthälfte, primär Mecklenburg-Vorpommern.
Warn-MOS von heute nachmittag ist deutlich zurückhaltender; es werden nur recht
begrenzt Wahrscheinlichkeiten für stellenweises Glatteis (stündlich) berechnet,
Schwerpunkt aber auch hier: zweite Nachthälfte, M-V, aber nur um Rügen herum und
in Ostvorpommern.

Bis 06 UTC reicht nach C-DE der Niederschlag etwa bis zu einer Linie
Vechta-Berlin; nach ICON6_NEST erfasst geringfügiger Niederschlag lediglich die
nördlichsten Teile Niedersachsens und Brandenburgs. Die 12stündigen Mengen 18
bis 06 UTC gehen dabei bis knapp über 1 mm, nach C-DE lokal bis etwa 2 mm.

Die Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht liegen im meist stark bewölkten
Norden zwischen 2 und -6 Grad, in der Mitte zwischen -5 und -18 Grad (tiefste
Werte in Erzgebirgsnähe) und im Süden zwischen -7 und -16 Grad. Bezüglich der
tiefen Bewölkung in der Nacht prognostiziert das polnische UM einen klaren
Streifen, der Bayern nördlich der Donau, das nördliche Baden-Württemberg, das
südliche Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland überdeckt. Auch das Gebiet um den
Erzgebirgskamm soll wolkenfrei sein.

Der östliche Wind in den freien Schwarzwald-Hochlagen weht aktuell in Böen mit
Bft 10; im äußersten Süden Baden-Württembergs gibt es einzelne steife Böen Bft
7. Während der Nacht muss weiterhin mit Böen Bft 10 bis 11 auf den Gipfeln des
südlichen Schwarzwaldes gerechnet werden.


Donnerstag ... dreht die Höhenströmung über Deutschland von Nordost auf Ost,
wobei der Grad der antizyklonalen Krümmung abnimmt. Die Antizyklone über den
Britischen Inseln schwächt sich weiter ab und das Höhentief über Spanien wird
zum dominierenden Gebilde über dem Südwesten Europas.

Die Warmfront, die von Norden her eindringt, gewinnt im norddeutschen Tiefland
südwärts an Raum. Sie ist aber eventuell nach Westen hin schwer analysierbar.
Die WLA über dem Norden und besonders dem Nordosten nimmt aber im Tagesverlauf
ab. Vertikalbewegungsantriebe infolge Vorticityadvektion bestehen faktisch
nicht.
ICON-Nest simuliert im Norden trotzdem bis zu 2 mm (00 bis 24 UTC) und
zusätzlich geringfügigen Schneefall im Süden. GFS bleibt überall unter 1 mm;
Schwerpunkt nordöstliches M-V.

Nach C-DE EPS 28 km von 12 UTC setzt sich die schon oben beschriebene regionale
Verteilung des gefrierenden Niederschlages weiter fort, Schwerpunkt bleibt M-V,
was die Niederschlagintensität betrifft und in der zweiten Tageshälfte lässt
diese auch deutlich nach.
Ab 07 UTC zeigt WarnMOS-Long keine Wahrscheinlichkeiten für stellenweises
Glatteis in Norddeutschland mehr an. MOS-MIX hat tagsüber meist gebietsweise
noch Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 25% für gefrierenden Niederschlag, südwärts
verlagernd (abends im Raum westlich von Berlin).

Auf dem Feldberg im Schwarzwald gibt es den ganzen Tag weiterhin Sturmböen oder
schwere Sturmböen aus Ost, so dass dort die Gefahr von Schneeverwehungen
andauert.

In der Südosthälfte muss man sich verbreitet auf einen Eistag einstellen, im
südlichen Baden-Württemberg und im Südostteil Bayerns gehen die Temperaturen
kaum über -5 Grad hinaus. Nordwestlich einer Linie Trier-Berlin steigen die
Temperaturen meist über den Gefrierpunkt an.

In der Nacht zum Freitag bleibt es nördlich einer Linie südliches
Emsland-nördliche Uckermark frostfrei. Ansonsten nimmt die Froststärke nach
Süden und Südosten wieder zu und gipfelt in Werten um -15 Grad im zentralen
Bayern sowie Werten teils um -20 Grad am Alpenrand.
Mit warnrelevantem Nebel ist hauptsächlich im Nordwesten zu rechnen.


Freitag ... verlagert die steuernde Antizyklone in 300 hPa ihren Schwerpunkt zur
östlichen Nordsee, während der Höhentiefkomplex über Südwesteuropa am Tagesende
drei Kerne aufweist, mit dem primären Kern über Nordalgerien. Damit bleibt die
"High over Low"-Situation weiter bestehen.

In den Gebieten südwestlich Berlins werden vom MOS-MIX nochmals
Wahrscheinlichkeiten bis 10% in der ersten Tageshälfte für gefrierenden Regen
ausgewiesen.
Aus der Dynamik des Höhenfeldes resultieren aber keine Antriebe für
Vertikalbewegungen in der Nordhälfte. Allerdings soll im nördlichen Drittel
unseres Landes weiterhin etwas Niederschlag fallen, bis 2 mm, und ebenfalls
wieder bis 1 mm in Südbayern. GFS simuliert bis 1 mm an der polnischen Grenze.
Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg gibt es nochmals einen Eistag.

Nur bis zum Morgen gibt es noch stürmische Böen auf den Gipfeln des
Hochschwarzwaldes.

In der Nacht zum Freitag stellt sich die Verteilung der Tiefsttemperaturen
ähnlich dar wie in der Vornacht. Die Nebelneigung nimmt im Norden zu, primär
dürfte Niedersachsen betroffen sein (WarnMOS-Long).


Samstag ... wandert die Antizyklone bis 12 UTC unter weiterer leichter
Abschwächung nach Dänemark, südwestlich davon zeigen sich dann zwei markante
Höhentiefs an der algerischen Küste und über der Biscaya. Die Höhenströmung über
Deutschland kommt dann vorwiegend aus Südost. Ein vom Biscaya-Höhentief
ausgehender Trog erreicht um 12 UTC die Südgrenze unseres Landes.

In der ersten Tageshälfte nieselt es noch zeitweise im Norden; die gefrierende
Phase wird unwahrscheinlicher. Von 00 bis 12 UTC rechnet das genestete ICON mit
bis zu 1 mm im Nordosten und auch etwas Schneegriesel südlich der Donau. GFS
prognostiziert nur im Norden, speziell im Nordosten, noch etwas Niederschlag
(maximal 0.5 mm von 00 bis 12 UTC).


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle prognostizieren in kurzfristigen Vorhersagezeitraum eine ähnliche
Weiterentwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.