DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-01-2017 11:00
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

Ab dem Nachmittag von Norden her örtlich gefrierender Regen, Unwetter nicht
ausgeschlossen. Im Süden und der Mitte nachts strenger Frost. Im Schwarzwald
Sturmböen, nachlassend.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegen wir unter dem Einfluss einer zonal ausgerichteten
Hochdruckzone, die vom nahen Nordostatlantik bis Westrussland reicht. Sie
verschiebt ihre Achse langsam nach Süden. Damit wird im Norden der Weg frei für
die Warmfront eines inzwischen schon über der Barentssee liegenden Tiefs, die
sich dem Norden nähert. In den Norden wird schon im Vorfeld eine weniger kalte
und feuchtere Luftmasse geführt.
Erste leichte Niederschläge haben aktuell schon in Form geringen Schneefalls auf
Teile der Ostseenahen Bereiche Mecklenburg-Vorpommerns übergegriffen. Weitere
Niederschläge breiten sich im Tagesverlauf, vor allem ab dem Nachmittag, von
Dänemark her über den Norden aus. Dabei sollte nach Südosten zunächst meist
Schnee fallen, über Schleswig-Holstein eher Regen. Bei Temperaturen, die dort
teilweise noch unter 0 Grad liegen und gefrorenen Böden ist im Übergangsbereich
örtlich gefrierender Regen möglich. Da die Niederschläge sehr gering bleiben und
die Temperaturen teilweise schon über die 0 Grad Marke steigen scheint
unwetterartiger Glatteisregen eher unwahrscheinlich. Auch ModellMix und WarnMos
geben nur Hinweise auf örtliches Glatteis.
Die schlechten Sichten im Norden bessern sich tagsüber nur zögernd.

Nach Süden herrscht ruhiges und meist trockenes Winterwetter. Nur stellenweise
fällt aus hochnebelartiger Bewölkung geringer Schnee oder Schneegriesel. An der
Südflanke des Hochs findet sich ganz im Süden noch ein kräftiger Druckgradient
im Übergangsberiech zu tiefem Druck über dem Mittelmeer. Dadurch sind im
Südwesten in freien Lagen Windböen möglich, im höheren Bergland Sturmböen und
auf einigen Gipfeln schwere Sturmböen oder orkanartige Böen, die erst im Verlauf
der Nacht zum Donnerstag langsam nachlassen. Die dadurch verursachten
Verwehungen halten sich aber in Grenzen, da der Schnee sich langsam festigt und
verharscht, auf jeden Fall sind dafür keine Unwetterwarnungen nötig.

Auch wenn die Temperatur in der unteren Troposphäre durch Absinken langsam
steigt, bleibt die kalte Grundschicht erhalten und es gibt verbreitet
Dauerfrost, zum Teil auch mit Maxima unter -5 Grad. Nur in Flusstälern des
Westens und im Norden werden leicht positive Temperaturen erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag kommt die Warmfront kaum nach Süden voran, die
Niederschläge breiten sich noch etwas landeinwärts aus, etwa bis in den Bremer
Raum, zur nördlichen Altmark und zum Berliner Raum. Anfangs überwiegt die feste
Phase, nach Norden hin fällt leichter Regen, der zu Glatteis führen kann. Auch
wenn der Niederschlag mengenmäßig gering bleibt, ist für einige Regionen
unwetterartiges Glatteis nicht ausgeschlossen. Welche Region es trifft, dürfte
vorher aber schwer festzulegen sein.
Wahrscheinlich sind nur ganz im Norden leicht positive Temperaturen zu finden,
sonst herrscht Dauerfrost, über der Mitte und im Süden lokal mit Temperaturen
unter -15 Grad. Wobei auch die Bewölkungsentwicklung Fragen aufwirft. ICON, aber
auch ECM unterschätzen offensichtlich die Anteile der tiefen Bewölkung (siehe
aktuelle Verhältnisse). Lokal ist auch Reifglätte möglich und es kann sich das
ein oder andere Nebelfeld bilden.

Donnerstag... schnürt sich aus dem Höhenrücken über Westeuropa ein
eigenständiges Hoch ab, über UK. Die Bodenhochdruckzone bleibt nahezu stationär
erhalten und reicht von Irland bis in den Süden Russlands.
Mit der westlichen Strömung an der Nordflanke gelangt weiterhin mildere und
feuchtere Luft in die Nordhälfte Deutschlands, allerdings kann die Warmfront
über dem Norden kaum nach Süden an Boden gutmachen.
Etwas Warmluftadvektion wird nach NE hin noch simuliert, allerdings bleiben die
Antriebe schwach und werden durch den Rücken überkompensiert, so dass die
Bewölkung nach Norden immer flacher wird.
Dazu kommen die schwachen Niederschläge noch nach Süden voran, bis etwa zum Harz
und zur Lausitz. Angesichts der nicht eben hochreichenden Bewölkung dürfte
häufig Nieselregen fallen, mit Glatteisgefahr und höchstens vereinzelt geringer
Schneegriesel. Fürs Warnmanagement gilt das gleiche wie Mittwoch, meist sollten
markante Warnungen reichen, nieselt es etwas mehr oder längere Zeit ist auch
Unwetter möglich. Übrigens liefern weder ModellMix noch WarnMos Hinweise auf
Glatteis, auch nicht auf örtliches! Die Abkühlung der Luftmasse über dem Norden
hat auch schlechte Sichten, bis hin zum Nebel zur Folge.

Über der Südhälfte herrscht teils sonniges, teils trübes Wetter mit geringem
Schneegriesel. Der Wind im Südwesten und in den Alpen lässt langsam nach. In
höheren freien Lagen sind Windböen zu erwarten, in Hochlagen Sturmböen.
Temperaturtechnisch läuft es wohl auf eine Zweiteilung in Nordwest/Südosthälfte
hinaus. In der Nordwesthälfte beschränkt sich der Frost aufs Bergland, sonst
herrscht teils mäßiger Dauerfrost.
In der Nacht zum Freitag ändert sich nicht viel. In der Nordhälfte, bis hinunter
zum östlichen Mittelgebirgsraum fällt aus tiefer Bewölkung ab und zu geringer
Niederschlag, häufig in flüssiger Form als gefrierender Regen mit
Glatteisgefahr, auch Unwetter möglich. Sonst herrscht teils geringe, teils
hochnebelartige Bewölkung mit etwas Schneegriesel.
Während es nördlich einer Linie Münsterland-Uckermark meist frostfrei bleibt,
gibt es im Süden gebietsweise wieder strengen, örtlich sehr strengen Frost.
Der Wind im südwestlichen Bergland und in den Alpen lässt weiter nach.

Freitag... verlagert sich das Höhenhoch in unsere Richtung, insgesamt kippt der
Rücken aber in Nordwest-Südost Richtung. Auch die Hochdruckzone am Boden folgt
dieser Bewegung.

Die wettertechnische Zweiteilung über uns bleibt erhalten, die Niederschläge im
Norden lassen aber nach und ziehen sich nach Osten zurück. Da gleichzeitig noch
etwas mildere Luft in den Norden gelangt und die Temperaturen tagsüber
verbreitet oberhalb des Gefrierpunktes liegen, entspannt sich dort die
Glättesituation.

In der Südhälfte setzt sich das ruhige, teils sonnige, teils trübe Wetter fort.
Nach strengem Nachtfrost steigt die Temperatur auch tagsüber im Südosten meist
nicht über die 0 Grad Marke, sonst werden meist - abgesehen vom Bergland -
leicht positive Temperaturen erreicht.
In der Nacht zum Samstag ändert sich gegenüber den Verhältnissen am Tage nicht
viel. Im Norden fällt weiterhin örtlich geringer Niederschlag, die Gefahr von
gefrierendem Regen sollte aber eher geringer bleiben. Im Süden gibt es wieder
strengen Frost und lokal Reifglätte.


Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig simulieren die Modelle ähnlich. Gerade was den Niederschlag im Norden
angeht ergeben sich Unterschiede. Die deutsche Modellkette simuliert den meisten
Niederschlag (auch wenn es nicht viel ist), die externen Modelle sind zum Teil
deutlich zurückhaltender. Auch die flächendeckende Verteilung der gefrierenden
Niederschlagssymbole in den Modellwettern ist stark übertrieben. Wahrscheinlich
genügen meist markante Warnungen, aufgrund der geringen Mengen und des
wahrscheinlich nicht flächendeckenden Niederschlags. Lokal wird aber sich auch
mal rot, Unwetter gezogen werden müssen. Dafür lohnen sich nach Ansicht des
Verfassers Vorabinformationen aber nicht, zumal ja auch noch diverse
Unsicherheiten bestehen, was Zeit, Raum und Intensität des Niederschlags angeht.
Erwähnenswert ist auch die Schwierigkeit der Modelle die tiefe Bewölkung zu
simulieren; damit steht und fällt auch die Prognose des strengen Frosts. EURO4
hat zumindest für letzte Nacht die beste Leistung geliefert und ist vielleicht
auch für die Folgenächte ein guter Maßstab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner