DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-01-2017 09:00
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM.
Im äußersten Süden und Südwesten oberhalb 600 bis 1000 m örtlich
Schneeverwehungen, vereinzelt unwetterartig.
Im Hochwarzwald und auf der Alb sowie teils im Alpenraum Sturmböen, auf
exponierten Bergen auch Böen Bft. 11 bis 12 möglich.
Über Schnee nachts örtlich strenger Frost.
Im äußersten Norden und Nordosten ab Mittwoch gefrierender Regen oder Sprühregen
möglich (bis hin zu Unwetter).

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Deutschland liegt im Einflussbereich einer kräftigen
Hochdruckbrücke, die von der nördlichen Biskaya über Holland und Norddeutschland
bis nach Osteuropa reicht, wobei ein Hochschwerpunkt an der holländischen Grenze
auszumachen ist mit einem Kerndruck über 1035 hPa. In der Höhe wird das Hoch
durch einen von der Irischen See nach Skandinavien und Finnland reichenden und
sehr langsam südostwärts schwenkenden Höhenrücken gestützt. Dieser geht aus von
einer abgeschlossenen Höhenantizyklone. Die nordöstliche Höhenströmung ist im
Südosten Deutschlands noch leicht zyklonal konturiert im Randbereich des Tiefs
über dem zentralen Mittelmeer. Dadurch werden vor allem in Sachsen, im Süden
Thüringens und in Südbayern leichte Schneefälle generiert mit Neuschneemengen
zwischen 1 und 4 cm innerhalb von 12 Stunden. Die Temperaturen liegen heute
meist im Dauerfrostbereich zwischen -1 Grad im Norden und -7 Grad im
Alpenvorland. Im Küstenbereich und örtlich am Rhein sind +1 oder +2 Grad
möglich.

In der kommenden Nacht verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs in den Raum Harz
mit knapp über 1040 hPa. Gebietsweise hält sich noch Hochnebel und besonders am
Nordrand der Mittelgebirge bildet sich Nebel. Örtlich klart der Himmel auch auf.
Dann kann die Temperatur über Schnee leicht in den strengen Frostbereich
absinken. Sonst liegen die Werte zwischen -3 und -9 Grad, im Küstenbereich bei
auflandigem Wind um 0 Grad. Vielleicht ist in Nordfriesland bereits etwas Schnee
oder gefrierender Regen möglich. Zumindest deutet ICON so etwas an.
Im Alpenraum, im Bayerischen Wald sowie im Erzgebirge und Voigtland ist noch
geringer Neuschnee möglich.

Mittwoch... Mit dem weiter südostwärts kippenden Höhenrücken verstärkt sich die
Bodenhochdruckbrücke bei uns noch etwas, wobei die Achse am Nordrand der
Mittelgebirge zu liegen kommt mit einem Hochschwerpunkt, der von Sachsenanhalt
bis zum Abend nach Polen abwandert.

Im Bereich des nach Sizilien ziehenden Höhentiefs hält sich das kräftiges
Bodentief mit entsprechender Wetterwirksamkeit über dem Zentralen Mittelmeer,
wobei die Kaltluft mit 0 Grad in 850 hPa und darunter weite Teile Tunesiens und
Nordalgeriens erfasst.
Seine restlichen zyklonalen Strukturen beeinflussen dabei noch mit teils starker
Bewölkung und geringem Schneefall den äußersten Südosten.
Da sich zwischen dem ausgedehnten Mittelmeertief und der Hochdruckbrücke über
Süddeutschland der kräftige Gradient noch etwas verstärkt, weht der nordöstliche
bis östliche Wind im Hochschwarzwald und auf der Alb, aber auch in der Region
nördlich und nordöstlich des Bodensees weiter in Böen stark bis stürmisch. Auf
exponierten Gipfeln werden Sturmböen, auf dem Feldberg im Schwarzwald sogar Böen
Bft 11 bis 12 berechnet. Im Nordwesten und in Flusstälern des Westens liegen die
Höchsttemperaturen bei 0 Grad oder knapp darüber, sonst herrscht leichter, im
Süden lokal mäßiger Dauerfrost.
Mit Annäherung einer Warmfront an der Nordseite der mitteleuropäischen
Hochdruckzone kommt es im Norden zum Aufzug mehrschichtiger Bewölkung und
nachfolgend kommt Niederschlag auf, der anfangs häufig als Schnee und später
teils als gefrierender Regen fällt. Die MOSMIX-Wahrscheinlichkeiten sind
vormittags in Schleswig-Holstein und dem Emsland, am Nachmittag dann auch in
Mecklenburg-Vorpommern mit teils über 30 Prozent erhöht. Nordwestlich des
Nord-Ostsee-Kanals ist aber auch bald gewöhnlicher Regen oder Sprühregen möglich
dank leicht positiver Temperatur. Mit Niederschlagsmengen teils über 1 mm in 6
Stunden simuliert ICON mehr Niederschlag und ist auch schneller als beim
00-UTC-Lauf von gestern.

In der Nacht zum Mittwoch herrscht in der Mitte und im Süden unter
Hochdruckeinfluss teils klares, teils bedecktes Wetter mit hochnebelartiger
Bewölkung. Bei Aufklaren über Schnee ist erneut strengen Frost wahrscheinlich.
Von der Deutschen Bucht bis zur unteren Oder sind leichte Niederschläge möglich,
die auch in Mecklenburg-Vorpommern meist in gefrierenden Regen übergehen, aber
anfangs nach Osten hin als Schnee fallen. Die Mengen sind allerdings mit nur 0,1
bis gut 1 mm in 12 Stunden recht gering, so dass häufig die markante Warnung
ausreichen dürfte und nur lokal mal rot gezogen werden muss. Nach MOS verschiebt
sich die Hauptglatteisgefahr von Schleswig-Holstein in der 2. Nachthälfte nach
Mecklenburg-Vorpommern.

Donnerstag... gibt es keine wesentliche Zirkulationsänderung. Es bestimmt
weiterhin eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich von den Britischen Inseln
über Mitteleuropa bis nach Osteuropa erstreckt, das Wetter. Die Achse des Hochs
verläuft am Donnerstag in etwa im nördlichen Mittelgebirgsraum. Somit kann im
Norden und Nordwesten Deutschlands mit einer westlichen Strömung feuchte und
etwas mildere Meeresluft wirksam werden. Dabei fällt teils gefrierender
Sprühregen, Eiskörner oder Schneegriesel. Die Niederschlagsmengen sollen dabei
noch etwas geringer sein als am Vortag. In der Mitte und im Süden bleibt es
teils sonnig, teils hochnebelartig bedeckt mit strengem Frost bei Aufklaren über
Schnee in der Nacht zum Freitag.
Im Hochschwarzwald sind weiterhin Sturmböen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großräumigen synoptischen Strukturen ähnlich.

Bei den Niederschlagsmengen und Phasen gibt es Unterschiede: Euro4 berechnet bis
Mittwochfrüh bereits bis ins südliche Holstein leichte Schneefälle, in
Nordfriesland auch Regen, während ICON nur sehr kleine Niederschlagsmengen an
der dänischen Grenze bringt.
EZMW simuliert leichte Niederschläge in der Nacht zum Donnerstag im Münsterland,
was aber angesichts der Nähe zur Hochachse und wegen der trockenen unteren
Troposphäre eher unwahrscheinlich ist. Die anderen Modelle bringen dort keinen
Niederschlag.

Nach Modellmix gehen die Wahrscheinlichkeiten für stellenweises Glatteis erst
Mittwochvormittag in Schleswig-Holstein nach oben und am Nachmittag dann in
Mecklenburg-Vorpommern. Danach sind also deutlich kleinere Regionen betroffen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden