DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zirkulationsumstellung zu Hochbrücke Mitteleuropa, dabei weiterhin winterlich,
im äußersten Norden am Mittwoch gefrierender Sprühregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich ein ausgeprägter Langwellentrog über Neufundland und
dem Nordwestatlantik, der mit einem Ast des Polarwirbels, der sich über Grönland
befindet, in Verbindung steht. Über dem Ostatlantik wölbt sich ein Höhenkeil
auf, dessen Achse sich über Groß-Britannien bis nach Skandinavien erstreckt. Das
dazugehörige Bodenhoch mit Zentrum über dem Westatlantik, bildet eine schwache
Brücke über dem nördlichen Mitteleuropa zu einem Russlandhoch. In der Höhe
befindet sich über Ost und Mitteleuropa ein ausgeprägter Langwellentrog, der
ungewöhnlich weit nach Süden bis weit ins Landesinnere von Algerien reicht. Auf
der Rückseite des Tiefs dringt hochreichende kontinentale Arktikluft sehr weit
nach Süden bis über das Mittelmeer vor. Dort hat sich ein ausgeprägtes Tief
entwickelt, das in Teilen Süd- und Südosteuropa stärkere Schneefälle bis in
tiefe Lagen bringt. Deutschland wird im Bodendruckfeld aufgrund der
Hochdruckbrücke antizyklonal beeinflusst, während es sich in der Höhe auf der
Rückseite des Langwellentroges befindet. Die kontinentale Arktikluft weißt dabei
850-hPa-Temperaturen von teils unter -10 °C und 500-hPa-Temperaturen von teils
unter -40 °C auf.
In der Südosthälfte hält sich überwiegend St- oder Sc-Bewölkung, währen es im
Nordwesten aufgelockert ist. Ein dichtes Nebel- und Hochnebelfeld über dem
Norden Deutschlands breitet sich etwas südwärts aus. Im Stau des der Alpen gibt
es noch geringen Neuschnee. Sonst sind die Schneeschauer in der Südosthälfte nur
wenig ergiebig. Bei klarem Himmel gibt es über Schnee teils strengen Frost.
Sonst werden meist -4 bis -9 Grad erwartet.
Im Süden nimmt der Gradient zu, sodass im Hochschwarzwald starke in exponierten
Gipfellagen auch stürmische Böen aufkommen, die in freien Lagen für
Schneeverwehungen sorgen.

Dienstag ... Verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs Richtung Deutschland und
die Hochdruckbrücke zum Russlandhoch verstärkt sich. Durch Geopotenzialanstieg
über dem nördlichen Osteuropa kommt es am Mittelmeertief zu einem Cut-Off, wobei
die Kaltluft mit 0 Grad in 850 hPa und darunter weite Teile Tunesiens und
Nordalgeriens erfasst. Die Wetterlage hat sich zu Hochbrücke Mitteleuropa
umgestellt. Das Geopotenzial wird über Deutschland zunehmend antizykolonaler.
Restliche zyklonale Strukturen beeinflussen dabei noch mit teils starker
Bewölkung und nur sehr geringem Schneefall (in Staulagen des Erzgebirges und der
Alpen) den Süden und Südosten.
Da sich zwischen dem ausgedehnten Mittelmeertief und der Hochdruckbrücke über
Süddeutschland der Gradient weiter verschärft, frischt der nordöstliche bis
östliche Wind im Schwarzwald, im Bayerischen Wald, später auch auf der Alb stark
böig bis stürmisch auf. In den Gipfellagen des Schwarzwaldes werden schwere
Sturmböen, in der Nacht zum Mittwoch auch orkanartige Böen simuliert. Mit
entsprechenden Schneeverwehungen ist dort oberhalb von 600 - 800 m in freien
Lagen zu rechnen. Stärkere Behinderungen wird es wahrscheinlich nur überwiegend
in den Gipfellagen geben, da sich die Schneedecke schon etwas verfestigt hat.
In der Nacht zum Mittwoch herrscht unter Hochdruckeinfluss teils klares Wetter
mit einigen dichten Nebelfeldern und örtlichem Hochnebel. Im Süden und der Mitte
gibt es strengen Frost.

Mittwoch ... ändert sich an der Wetterlage wenig. Bei weiter steigendem
Geopotenzial kommt es zu starkem Absinken über Mitteleuropa. Dadurch setzt in
der Höhe Temperaturanstieg ein. Im Norden dreht an der Nordflanke des Hochs die
Strömung auf West. Dies führt in unteren Luftschichten zur Advektion von milder
Nordseeluft. Die Vorhersagetemps zeigen im äußersten Norden eine feuchte Schicht
zwischen Boden und 750 hPa, in der ab Mittwochabend die Temperaturen in weiten
Bereichen über 0 °C bei gleichzeitigem Frost in bodennahen Luftschichten gehen.
An der Warmfront werden leichte Niederschläge in Form von Sprühregen simuliert,
der am Boden gefriert. Mangelnde Hebungsantriebe im Bereich des Bodenhochs
sorgen dafür, dass die Niederschlagsmengen nur sehr verhalten ausfallen. Während
WRF/GFS Mengen < 1 mm/3h vorhersagen, ist ICON mit über 1mm/3h deutlich
aggressiver. Weiter südlich verschwindet die "warme Nase" in den
Vorhersagetemps. Dort ist gefrierender Sprühregen auf Grund von unterkühlten
Wassertropfen und Schneegriesel als Phase am wahrscheinlichsten.

Im Süden nimmt der Gradient zum Mittelmeertief weiter zu, sodass sich ein
markanter Low-Level-Jet ausbildet. So erreicht der Wind in tiefen Lagen teils
Stärke 7, im Bergland Stärke 8, im Hochschwarzwald exponiert bis 11 Bft. Im
Schwarzwald, in exponierten Lagen auf der Alb und im Bayerischen Wald kommt es
zu Schneeverwehungen. An der Küste frischt der Wind ebenfalls etwas auf, wobei
auf Rügen Böen von 7 Bft möglich sind.

Donnerstag ... gibt es keine wesentliche Zirkulationsänderung. Es bestimmt
weiterhin eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich von den Britischen Inseln
über Mitteleuropa bis nach Osteuropa erstreckt, das Wetter. Die Achse des Hochs
verläuft am Donnerstag in etwa über die Mitte Deutschlands hinweg
ostsüdostwärts. Somit kann in die Nordhälfte Deutschlands mit einer
westnordwestlichen Strömung die mildere Nordseeluft weiter südwärts vordringen.
Dabei fällt teils gefrierender Sprühregen, Eiskörner oder Schneegriesel. Die
Niederschlagsmengen werden im Vergleich zum Vortag geringer gerechnet. Im Süden
bleibt es teils sonnig, teils hochnebelartig bedeckt, mit strengem Frost in der
Nacht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es bestehen keine wesentlichen Modellunterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold