DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.01.2017 um 10.30 UTC



Winterliches Hochdruckwetter, vielfach Dauerfrost. Zunehmende
Inversions-Situation.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.01.2017


Am Mittwoch liegt in 500 hPa eine Antizyklone über den Britischen Inseln und das
korrespondierende kräftige Bodenhoch überdeckt große Teile des mittleren Europas
(von den Britischen Inseln bis nach Weißrussland/Ukraine). Dabei steigen die 850
hPa-Temperaturen in Deutschland im Nordwesten auf Werte über den Gefrierpunkt.
Am Donnerstag ändert sich an der Lage kaum etwas; die 0°-Isotherme in 850 hPa
kommt bis ins mittlere Deutschland voran.
Am Freitag schwächen sich die Antizyklonen in der Höhe und am Boden leicht ab,
bestimmen aber weiterhin das Wetter hierzulande.
Am Samstag und Sonntag schwächt sich die Höhenantizyklone im Bereich der
Britischen Inseln und der Nordsee weiter ab, während das von England bis zum
westlichen Schwarzen Meer reichende Bodenhoch mit über 1030 hPa weiterhin
Bestand hat. Die 850 hPa-Temperatur steigt zum Ende des Sonntags hin in ganz
Deutschland über den Gefrierpunkt. Damit setzt sich die schon seit einigen Tagen
bestehende Inversionslage fort.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum gewinnt ein vom Azorenraum ausgehender Rücken
an Kraft und stößt bis ins westliche Europa vor. Die windschwache Lage wird
damit zur Wochenmitte hin in Deutschland beendet, da stärkere Tiefentwicklungen
über Skandinavien/Nordwestrussland den Druckgradienten besonders im Nordosten
Deutschlands verschärfen.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, detektiert für Mittwoch mit 31 Fällen als häufigste GWL in
unserem Raum BM (Brücke Mitteleuropa). Ansonsten enthält das Ensemble noch
weitere Antizyklonallagen: NEa und HB (Nordost, antizyklonal und Hoch Britische
Inseln). Am Donnerstag ist BM mit noch 18 Fällen vertreten, HB folgt mit 15
Fällen. Auch hier teilt sich der Rest in Antizyklonallagen auf (4
unterschiedliche). Am Freitag übernimmt HB die Führung mit 27 Fällen, am Samstag
sind es 28 Fälle und am Sonntag 26. Die weiteren vier bzw. fünf Großwetterlagen
im Ensemble sind bis einschließlich Sonntag auch alle antizyklonal.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs zum gestrigen 00 UTC-Lauf ist bis
Samstag 00 UTC gut, am Sonntag 00 UTC noch befriedigend (höherer Bodendruck, das
Höhentief über dem mittleren Nordatlantik mit Trog bis zur Biscaya existiert
nicht mehr). Am Montag 00 UTC herrschen über Mitteleuropa und insbesondere über
den Britischen Inseln deutlich antizyklonalere Verhältnisse in der Höhe und am
Boden. Gleiches gilt für Dienstag 00 UTC, wobei sich in Deutschland nun eine
westliche Bodenströmung an der Nordostflanke eines Hochs mit Kern von fast 1035
hPa westlich der Bretagne einstellt.
Im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf ist die Konsistenz durchweg gut.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während ICON insbesondere in der Bodendruckverteilung über Mitteleuropa dem ECMF
sehr ähnelt, fällt bei GFS auf, das dieses Modell die Antizyklone in der Höhe
deutlich weiter nördlich positioniert als ECMF (Südskandinavien). Freitag mittag
liegt das primäre Bodenhoch nicht über den Britischen Inseln (ECMF), sondern
sehr stark über Weißrussland und der Ukraine. Dies gilt weiter bis zum
168stündigen Vorhersagetermin. Mit Werten um -5 Grad ist im GFS die 850
hPa-Temperatur mittelfristig etwa 5 K tiefer als im ECMF.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der deterministische ECMF-Lauf ("ECMFdet") repräsentiert im Bodendruckfeld bis
zur 168stündigen Vorhersage gut das gesamte Ensemble. Danach zeigt sich
192stündig im ECMFdet eine Neubildung einer Hochzelle über dem Südteil der
Britischen Inseln, die im gesamten Ensemble nicht aufzufinden ist. Diese Zelle
kräftigt sich im weiteren Verlauf und wird 216stündig zumindest für den
Südwesten Deutschlands von Bedeutung. Das Ensemble negiert diese Zelle quasi
total und sieht unseren Raum in einer südwestlichen Strömung. Ähnliches gilt für
den 240stündigen Termin, an dem das deterministische Hochzentrum etwa über
Westfrankreich zu finden ist. Das Geopotential 500 hPa zeigt insbesondere 216-
und 240stündig den kräftigen Rücken, der sich aus dem Azorenraum in Richtung
Westeuropa erstreckt. Diesen gibt es im Ensemble nur abgeschwächt und er reicht
zur Iberischen Halbinsel und ins südliche Frankreich.
Der 120- bis 168stündige Zeitraum ist in vier Cluster aufgeteilt; der
Kontrolllauf liegt in C1, der operationelle Lauf in C2. Alle vier Cluster zeigen
nach 168 Stunden Deutschland entweder innerhalb eines Langwellenrückens oder
vorderseitig liegend. 192- bis 240stündig gibt es noch zwei Cluster, wobei nach
240 Stunden im C1 eine antizyklonale Westlage, nach C2 eine zyklonale Westlage
zu erwarten ist.
Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen in der 850 hPa-Temperatur aktuell (Sonntag
bis Dienstag) die vorherrschende Kaltluft mit Werten um -10 Grad. Bereits
Dienstag beginnt aber schon der Anstieg, der dann am kommenden Wochenende etwa
den Bereich zwischen -2 und +3 Grad erreicht. Auf diesem Niveau liegen die
Temperaturen dann auch bis zum Ende des Vorhersagezeitraums (Dienstag, 24.01.).
Markantere Niederschlagssignale zeigen sich erst ab 23. Januar.
Die zunehmende Schwankungsbreite der Ensemblemitglieder offenbart sich heute
besonders im Geopotential 500 hPa. Dort weist ein Member am Ende des 24. einen
Wert von 520 gpdam auf, zwei andere aber 574 gpdam.
NAEFS weist nach 180 Stunden (Sonntag 12 UTC) eine westliche Frontalzone über
Nordeuropa aus und ist damit generell etwas stärker zonal aufgestellt als
ECMFdet. Die nach dem deterministischen ECMF-Lauf zu diesem Zeitpunkt noch
sekundäre Bodenhochzelle über England fehlt im NAEFS-Ensemble (ebenso wie im
ECMF-Ensemble). Bezüglich des Bodendrucks nach 180 Stunden stimmen beide
Ensembles also sehr gut überein. Insofern sollte man die Version des
deterministischen ECMF-Laufs mit der Genese einer neuen, später auch
beherrschenden Hochzelle über Westeuropa eher mit Vorsicht betrachten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bezüglich Windböen und Niederschlag gibt EFI erwartungsgemäß über Deutschland
keine Signifikanzsignale aus. Im Hinblick auf die Temperatur gibt es besonders
nach Süden zu Signale einer negativen Abweichung, die aber von Mittwoch bis
Samstag schwächer werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.