DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.01.2017 um 10.30 UTC



Hochwinterlich kalt, aber nur wenig Schneefälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.01.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Montag zeigt der aktuelle
EZMW-Lauf von 00 UTC einen umfangreichen Langwellentrog mit mehreren Kernen, der
sich von der Barentssee über Mitteleuropa bis ins zentrale Mittelmeer erstreckt.
Dem gegenüber steht ein sich vom Atlantik in Richtung Nordmeer aufgewölbter
Rücken.

Aus dieser meridional angeordneten Struktur wird im Wochenverlauf mehr und mehr
ein zonale, die letztlich in eine "High-over-Low"-Lage mündet. Bei diesem
Prozess wölbt sich der Rücken weiter in Richtung Südskandinavien und Ostsee auf,
zum Freitag hin spaltet sich über Südskandinavien ein eigenständiges Höhenhoch
ab. Aus dem Langwellentrog dagegen tropft ein Cut Off nach Südwesten hin in
Richtung westliches Mittelmeer und Südeuropa ab. Der Cut Off weist ebenfalls
mehrere Kerne auf, die zyklonal um eine Drehachse rotieren, die am Freitag etwa
über dem Nordosten Spaniens liegt.

Am Boden wird durch den Rücken eine Antizyklone, die vom Atlantik bis in die
Nordsee reicht, gestützt. Ihren Widerpart findet sie in Form eines
Tiefdrucksystems über dem zentralen und östlichen Mittelmeer. Im Wochenverlauf
verlagern sich diese beiden Druckgebilde entsprechend der Höhendynamik. Dabei
bildet sich eine Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln bis nach Russland
aus, während am westlichen und zentralen Mittelmeer zyklonaler Einfluss
vorherrscht.

Für Deutschland resultiert daraus letztlich eine nordöstliche, später immer mehr
östliche bis südöstliche Bodenströmung, mit der kalte Kontinentalluft angezapft
wird. Das 850 hPa-Temperaturniveau pendelt sich auf -5 bis -10 Grad ein, womit
weite Teile des Landes Dauerfrost und in den Nächten teils auch strengen Frost
(vor allem über Schnee) erwarten dürfen. Schneefälle allerdings bleiben durch
den meist hohen Druck eher Mangelware, wenn, dann fallen sie am ehesten noch am
Montag. Danach gibt es nur lokal leichte Schneefälle, bevorzugt jedoch im Süden
und Südosten Deutschlands in der Nähe zum tiefen Druck über Südeuropa und dem
westlichen bzw. zentralen Mittelmeer. Im Norden Deutschlands bleibt es dagegen
häufig trocken.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Samstag wird die Blocking-Lage schon
wieder abgebaut. Dabei wird das Höhenhoch nach Osten abgedrängt, wobei es sich
langsam auffüllt. Der Cut Off kann sich dadurch ein wenig nach Norden ausdehnen
und nimmt Verbindung auf zu einem über dem Nordmeer gelegenen Trog. Am Boden
existiert von der Bretagne bis nach Südrussland zwar noch die Hochdruckbrücke,
sie wird aber von Norden und Süden durch Tiefdruckgebiete mehr und mehr in Zange
genommen. In 850 hPa sickert nach Süddeutschland bei Temperaturen um 0 Grad
allmählich wieder mildere Luft ein, die kalte Luft am Boden wird allerdings
nicht so schnell ausgeräumt. Damit bleibt es voraussichtlich beim Dauerfrost und
bei etwas zunehmender Zyklonalität verstärken sich die Niederschlagssignale
(bzw. Schneefallsignale) langsam wieder.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist insgesamt gut, weil die groben Strukturen ähnlich aufgebaut sind.
Leichte Unterschiede manifestieren sich ab Mittwoch heraus. So zeigte der
gestrigen 00 UTC-Lauf eine weiter nördlich verlaufende Aufwölbung und Abspaltung
des Höhenrückens bzw. Höhenhochs. Dadurch wird der zyklonale Einfluss im Süden
Deutschlands im neuen Lauf geringer und Schneefälle noch seltener. Zudem nimmt
der Cut Off schon am Freitag Verbindung auf zu dem Langwellentrog über dem
Nordmeer und nicht erst in der erweiterten Mittelfrist. Demnach hätte es bereits
am Freitag sich etwas verstärkende Niederschlagssignale gegeben. Der gestrige 12
UTC-Lauf wiederum zeigt die "High-over-Low"-Lage weiter westlich und baut sie
auch nicht so schnell ab. Nach dieser Variante wären die Niederschlagssignale
bis in die erweiterte Mittelfrist nur gering gewesen. Zudem lägen nach dem
gestrigen 00 UTC-Lauf die 850 hPa-Temperaturen aufgrund einer östlicheren
Strömungskomponente und dem damit bedingten weiteren Anzapfen kontinentaler
Kaltluft etwa 5 Kelvin niedriger als bei den beiden jüngsten Läufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON folgt zunächst dem EZMW. Am Dienstag und Mittwoch gibt es dann einen
kleinen, aber feinen Unterschied: So kann sich an einer Schwachstelle der
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa eine Warmfront in den Nordwesten Deutschlands
vorarbeiten. Mit etwas milderer Luft und Hebung kommt es dort zu leichten
Schneefällen und teils gefrierendem Regen. In den Folgetagen stellt sich dann
aber auch bei diesem Modell eine dem EZMW ähnliche "High-over-Low-Lage" ein,
allerdings auf etwa 5 Kelvin höherem Temperaturniveau in 850 hPa. Jedoch kann
sich diese mildere Luft bodennah kaum durchsetzen, womit dieses Modell ab
Donnerstag ebenso auf Dauerfrost bei seltenen Schneefällen setzt. Die
Dienstag/Mittwoch-Niederschläge werden von den anderen Modellen etwas
unterschiedlich behandelt. Während es beim GFS und JMA wie beim EZMW trocken
bleibt, berechnet das CMA eine dem ICON sehr ähnlich Variante. NAVGEM zeigt die
Niederschläge eher im Nordosten, GEM nur im äußersten Norden. Ansonsten weist
GFS auch ab Donnerstag eine hohe Parallelität zum EZMW auf, die Aufwölbung und
Abspaltung des Höhenrückens bzw. Höhenhochs ist nur geringfügig nördlicher
angelegt und für Deutschland kaum wetterelevant. Die Lösungen von JMA und NAVGEM
ähneln insgesamt recht stark der EZMW-Lösung. Beim GEM und beim CMA hält sich
die Hochdruckbrücke in der erweiterten Mittelfrist länger, da der Cut Off sich
über dem westlichen Mittelmeer im Wochenverlauf auffüllt bzw. dort unter
Abschwächung verbleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für diverse deutsche Städte bis zum
Dienstag eine enge Streuung. Anschließend fächert der Spread auf, wobei Haupt-
und Kontrolllauf aber jeweils dem Median folgen (bei der 850 hPa-Temperatur und
beim 500 hPa-Geopotenzial). Bei der 850 hPa-Temperatur soll es nach einem
Tiefpunkt von -9 bis -12 Grad am Dienstag und Mittwoch wieder aufwärts gehen(0
bis -3 Grad am Freitag). Danach gibt es unterschiedliche Lösungen: Im Norden
gehen die Temperaturen erneut zurück, während sie nach Süden hin auf dem am
Freitag erreichten Niveau verbleiben. Die Streuungen lassen Temperaturen von -10
bis 3 Grad zu, weshalb noch nicht sicher ist, wohin die Reise geht. Bei den
Niederschlagssignalen gibt es ab Dienstag kaum Peaks. Beim 500 hPa Geopotenzial
gibt es bis zum Donnerstag ein stetiges Ansteigen, danach wieder einen leichten
Abfall. Die Verteilungen lassen bei einem Spread von über 30 gpdam nach hinten
heraus noch eine Menge Möglichkeiten offen.

Bei der Clusteranalyse des EZMW-Ensembles werden für t+72-96h (Montag, 0 UTC bis
Dienstag, 12 UTC), für t+120-168h (Mittwoch, 0 UTC bis Freitag, 0 UTC) und für
t+192-240h (Samstag, 0 UTC, bis Montag, 0 UTC) jeweils 2 Cluster gebildet.
Unterschiede erkennt man vor allem ab Freitag. Bei t+120-168h greift in C2 der
Höhenrücken deutlich weiter nach Süden aus als in C1. Das setzt sich dann auch
bei t+192-240h fort, wenn in C2 der Höhenrücken weiter die Hochdruckbrücke
stützt. Bei C1 hingegen wird der Höhenrücken komplett abgebaut und der
Langwellentrog vom Atlantik kann auf Deutschland übergreifen. Damit würde bei
uns verstärkt Tiefdruckeinfluss aufkommen.

Als Fazit lassen sich zwei "Baustellen" ausmachen: Die erste betrifft das
Geschehen mit leichten Schneefällen und möglichen Glatteisregen im Norden und
Nordwesten am Dienstag und Mittwoch, wobei eine leichte Mehrheit der Modelle zur
Niederschlagsvariante tendiert. Die zweite Baustelle bezieht sich auf das Wetter
am Freitag und dem Wochenende: es ist nicht klar, ob schon Tiefdruckeinfluss
aufkommt oder die Hochdruckbrücke erhalten bleibt. Etwas mehr Vertrauen scheint
die EZMW-Variante zu bieten. Relativ sicher verharrt das Temperaturniveau aber
bis in die erweiterte Mittelfrist im Dauerfrostbereich, auch wenn in der Höhe
schon allmählich wärmere Luft einfließen sollte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI bietet zwar keine Signale für Schneefall an, COSMO-LEPS gibt aber am Montag
noch Hinweise für 10 cm Neuschnee in den Staulagen der Mittelgebirge, an den
Alpen auch um 15 cm.

Dazu kommt mit der östlichen Strömung und der Zufuhr kontinentaler Kaltluft ab
Montag Dauerfrost auf, was EFI mit deutlichen Signalen bis 0.9 für alle Tage bis
zum Wochenende hin bestätigt. In den Nächten ist vor allem im Süden und Osten
strenger Frost wahrscheinlich, über Schnee kann es dort unter -15 Grad kalt
werden. ________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX und EZMW-MOS, ab Dienstag und Mittwoch aufgrund obiger Aussagen
hauptsächlich ICON, zum Wochenende hin vorwiegend EZMW-MOS und EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler