DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.01.2017 um 10.30 UTC



Anfangs unbeständig und nasskalt mit Schneefällen, dann bei aufkommender
nordöstlicher Strömung Wetterberuhigung und hochwinterlich kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.01.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes(Sonntag/Montag) dehnt sich ein Höhentrog
über Mitteleuropa und dem östlichen Mitteleuropa weit südwärts aus. Dieser wird
durch an seiner Westflanke einlaufende Randtröge, die quasi jeweils einen neuen
Schwall von Polarluft mitführen, zunächst noch einmal regeneriert.
Dabei bestimmt hoch riechende Kaltluft das Wetter in Deutschland, die
Niederschläge fallen zu Beginn im Nordwesten noch teilweise als Regen oder
Schneeregen, ansonsten überwiegt auch in tieferen Lagen die feste Phase.

Der Schwerpunkt des Troges tropft dann nach Süden und Südwesten zum
Mittelmeerraum ab, wo sich ein hoch reichendes Tiefdrucksystem ausbildet.
Zwischen diesem Tiefdrucksystem und einer sich über dem südlichen Nordeuropa
etablierenden Antizyklone gelangt Deutschland mehr und mehr in eine nordöstliche
bis östliche Grundströmung, so dass ab Dienstag eine weitgehend kontinental
geprägte hochwinterliche Phase Einzug hält. Allenfalls die alpennahen Gebiete
und der Südosten werden zeitweise von leichten Aufgleitprozessen an der
Nordflanke des Mitteleertiefs tangiert, so dass es etwa vom Südschwarzwald und
dem Alpenrand bis zum Bayerischen Wald oder vielleicht bis zum Erzgebirge
zeitweise etwas schneien kann.

Die Temperaturen liegen ab Dienstag, mit Ausnahme der west-und nordfriesischen
Inseln, überall im Dauerfrostbereich, in den Nächten besteht Ost-und
insbesondere in Süddeutschland die Gefahr von strengem Frost unter -10 Grad.

Der Wind spielt erst einmal eine untergeordnete Rolle, allerdings verschärft
sich dann Mittwoch/Donnerstag der Gradient an der Nordflanke des Mittelmeertiefs
über den Alpen und den alpennahen Gebieten so weit, dass dort starke bis
stürmische Böen aus Nordost möglich sind (Alpen, Alpenvorland und Bayerischer
Wald).

Im erweiterten Mittelfristzeitraum(Freitag bis Sonntag nächster Woche) dürfte
die Dauerfrostperiode noch anhalten. Der Hochschwerpunkt zieht sich mehr zum
Baltikum und nach West-Russland zurück, so dass mit nordöstlicher
Strömungskomponente in unteren Niveaus weiterhin kalte Kontinentalluft
herangeführt würde.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue EZMW-Lauf von 00 UTC bestätigt zumindest für den mitteleuropäischen
Raum im Wesentlichen die Ergebnisse der vorangegangenen Läufe, so dass eine
recht gute Konsistenz des EZMW bescheinigt werden kann. Am Vorhersagekonzept der
vergangenen Tage kann somit im Großen und Ganzen festgehalten werden, d.h. am
Übergang von einer nasskalten Troglage zu einer kontinental geprägten
hochwinterlich kalten Periode.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modelle EZMW, GFS, und NAVGEM bringen im gesamten Mittelfristzeitraum im
Großen und Ganzen eine sehr ähnliche Konstellation der Druck -und
Geopotentialfelder.
GEM, CPTEC und insbesondere ICON weichen dahingehend ab, dass sich der CUT-OFF
Trog am Dienstag und Mittwoch weiter nach Süden zurückzieht, wobei im Gegenzug
der über den Britischen Inseln, dem Nordmeer und Skandinavien aufwölbende Keil
weiter südostwärts vordringen kann. Als Folge davon etabliert sich die durch
vorderseitige NVA erzeugte Hochdruckzone ebenfalls weiter im Süden, wobei dessen
Längsachse aber nur bei ICON quer über Deutschland zu liegen kommt(HM). Bei
diesem noch mehr antizyklonalem Muster liegen die 850 hPa Temperaturen um gut 5
K höher, nichtsdestotrotz würde sich aber an der kalten Grundschicht wenig
ändern.
Schwache Warmfronten an der Nordflanke der Hochdruckzone könnten dann allerdings
in abgeschwächter Form den Norden streifen, so dass es dort zu etwas Schnee oder
sogar GEFRIERENDEN SPRÜHREGEN kommen könnte!
Das ICON-Szenario stellt auch keine gänzlich isolierte Lösung dar, es wird
zumindest von einem kleineren Teil der EPS-Member mitgetragen
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-EPS zeigen von Samstag bis einschließlich Dienstag bei
recht niedrigem SPREAD einen stetig leichten Rückgang der Temperaturen(850 hPa),
dann aber bei deutlicher Auffächerung des Spektrums einen Anstieg. Die
Geopotentialkurven steigen bis etwa Mittwoch kontinuierlich an, um dann ein
PLATEU zu bilden.
Die Niederschlagssignaldichte deutet ab Dienstag auf eine mehr oder weniger
trockenkalte Winterperiode hin.
Die Aussagen des ENS-GFS bestätigen in etwa die des EZMW-EPS.
Die 2m Temperaturen sinken dabei zur Wochenmitte vielfach 5-10 K unter den
klimatologischen Mittelwert der Referenz-Periode 1980-2010.

Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Paul James zeigt zum Sonntag
den Übergang von "Nord zyklonal Nz" zu "Nordost antizyklonal" NEa.

Die CLUSTER-EINTEILUNG des EZMW-EPS 120-168h bestätigt mehrheitlich den
EZMW-Hauptlauf, CLUSTER 1 und 2 mit 35 MEMBERn. Ein Drittel der Lösungen(CLUSTER
3) setzt allerdings mehr auf das Szenario einer über Deutschland liegenden
Hochdruckzone, was allerdings was das Temperatur-und Wetterregime insgesamt nur
einen geringen Einfluss hätte. Durch die Südverschiebung der Hochachse könnte
allenfalls der unmittelbare Küstenbereich in eine etwas mildere Südwestströmung
gelangen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Übergang einer Troglage zu einer hochwinterlich kontinental geprägten
Periode scheint heute aufgrund der o.g. Fakten ziemlich sicher zu sein. Damit
verbunden ist eine Montag-Dienstag beginnende mehrtätige Sauerfrostperiode mit
dem Risiko von strengem Frost in den Nächsten.
EFI setzt hier mit einem Faktor von -0.8 auch deutliche Signale.
Sonntag/Montag zeigt die STATISTK(COS-LEPS und EZMW-EPS) noch ein geringes
Risiko für jeweils bis zu 10 cm NEUSCHNEE in Staulagen der Mittelgebirge und an
den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW,EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel