DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-01-2017 21:00
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.01.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vom Norden und Westen bis teils in Mitte Glatteis, gebietsweise unwetterartig.
Weiter nach Südosten hin Schneefall, in einigen Hochlagen auch
Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein Höhenrücken über weiten Teilen West- und Südeuropas. An
seiner Ostflanke hat sich eine nördliche Strömung eingestellt, unter der sich
auch Deutschland befindet. In diese Strömung eingebettet zeigen sich schwach
ausgeprägte Trog-Keil-Muster. Ein Randtrog ist dabei aktuell etwa über dem
Nordosten von Deutschland zu finden und läuft nach Süden ab. Er stützt ein
Bodentief, das sein Zentrum derzeit im Skaggerak knapp vor Seeland hat und
Sonntagfrüh etwa über dem Erzgebirge zu finden sein wird. Das zugehörige bereits
teilokkludierte Frontensystem hat Deutschland erfasst und steuert einen Schwall
milderer Luft ein, der die kalte Luft aber nicht überall komplett ausräumen
kann. Die mit dem Frontensystem bei gut ausgeprägter WLA verbundenen
Niederschläge verlagern sich mehr und mehr in die Mitte und den Südosten, wobei
dort meist die feste Phase überwiegt. Dabei kommen wenige Zentimeter Schnee (1
bis 5 cm) zusammen, in Staulagen des Erzgebirges und im Alpenrand um 10 cm, in
den Alpen auch um 20 cm. In höheren Lagen der östlichen Mittelgebirge und der
Alpen gibt es in Verbindung mit starken Böen Bft 6 bis 7 aus Nord zudem
Schneeverwehungen. Weiter nach Nordwesten und Norden hin lassen die
Niederschläge allmählich nach, allerdings fällt dort zum Teil noch Regen oder
gefrierender Regen. Hauptsächlich betroffen davon ist aktuell ein Streifen vom
Saarland bis zum Niederrhein und über das Bergische Land hinweg bis ins südliche
Schleswig-Holstein und bis nach Mecklenburg. Nach dem "Worst-Case-Szenario" von
COSMO-DE greift dieser Bereich mit gefrierenden Regen in der Nacht noch weiter
nach Südosten hin aus und soll sich bis auf eine Linie vom Saarland über Hessen
und Sachsen-Anhalt bis ins mittlere Brandenburg erstrecken, andere globale
Modelle setzen dort jedoch eher auf die Schneephase. Hintergrund der
COSMO-DE-Vorhersage könnte sein, dass der Niederschlag unterhalb von etwa 700
bis 800 hPa produziert wird und bei Temperaturen höher als -10 Grad in diesen
Atmosphärenschichten gar nicht erst die Eisphase annimmt, sondern in Form von
unterkühlten Wassertropfen zu Boden fällt und dort bei frostigen Temperaturen
schlagartig gefriert. Dabei kann in der Nacht von Tiefstwerten zwischen 0 und -9
Grad ausgegangen werden, im Südosten sogar bis -14 Grad. Dort schwächt sich der
Frost mit den aufkommenden Wolken und den Niederschlägen in der zweiten
Nachthälfte aber bereits ab. Im Nordseeumfeld und örtlich auch von der Kölner
Bucht bis zum Emsland bleibt es frostfrei. Vom Norden bis in die Mitte kann sich
nach den Niederschlägen vereinzelt Nebel bilden.

Sonntag ... verlagert sich der Höhenrücken ein wenig nach Südosten. Dabei
befindet sich die Achse morgens auf einer Linie südliche Britische Inseln -
Jütland - nördliche Ostsee, während sie abends eine Linie Ärmelkanal -
Südschweden - Baltikum einnimmt. Der Randtrog ist derweil nach Süden abgelaufen.
Das zugehörige Bodentief hat sich weitgehend aufgelöst, sodass der Luftdruck
allgemein wieder steigt. Weil kein Luftmassenwechsel stattfindet, sind die von
der Mitte bis in den Südosten zu erwartenden Niederschläge meist fester Natur,
dabei gibt es noch einmal 1 bis 3 cm, am Alpenrand staubedingt um 10 cm
Neuschnee. Im Erzgebirge, am Bayerischen Wald sowie in den Alpen schwächt sich
der Wind zwar allmählich ab, dennoch kann es bei Böen der Stärke 6 bis 7 immer
noch zu Schneeverwehungen kommen. Die Temperaturen liegen im Osten und Süden
sowie in den höheren Lagen der Mittelgebirge unter 0 Grad, während nach
Nordwesten hin leichte Plusgrade erreicht werden. Dort wird mit auf West bis
Südwest drehender Strömung bodennah etwas mildere Luft advehiert.

In der Nacht zum Montag schwenkt die Achse des Höhenrückens weiter nach Südosten
durch, ausgangs der Nacht erreicht sie eine Linie von der Mitte Frankreichs über
Westdeutschland bis zur Ostsee. Am Boden herrscht dabei ausgehend von einem Keil
des Azorenhochs bei uns hoher Druck. Im Südosten sind noch letzte leichte
Schneefälle zu erwarten, wobei es meist nicht mehr als 1 bis 3 cm Neuschnee
gibt. Der Wind lässt ebenfalls weitgehend nach, womit aber die Bildung von Nebel
wieder etwas begünstigt wird. Die Temperatur geht auf 0 und -6 Grad, in den
Alpen über Schnee lokal noch deutlich darunter. Frostfrei bleibt es dagegen
stellenweise vom Niederrhein bis zur Deutschen Bucht.

Montag ... wird der Höhenrücken durch einen vom Atlantik kommenden Trog sowie
einem kräftigen Höhentief über Südosteuropa "in die Zange" genommen. Er
verringert dabei seine Wellenlänge und wird quasi "zusammengestaucht". Am Boden
können die Ausläufer eines mit dem neuen Höhentrog korrespondierenden Bodentiefs
bei Island zum Abend hin auf den Nordwesten von Deutschland übergreifen, zuvor
bleibt der Hochdruckeinfluss noch vorherrschend. In der eingeflossenen recht
feuchten Luft ist Sonnenschein eher Mangelware, häufig bleibt es den ganzen Tag
über trüb und vereinzelt kann etwas Sprühregen oder Schneegriesel fallen, wobei
dann Glätte möglich ist. Zum Abend hin sind an der Grenze zu Benelux mit erneut
aufkommender WLA und zusätzlich auch PVA erste Niederschläge zu erwarten, die in
tiefen Lagen als Regen, in höheren Lagen dagegen als Schnee oder gefrierender
Regen fallen. Mit dem Frontensystem verbunden zeigt sich in 850 hPa ein Einschub
milderer Luft mit Temperaturen über 0 Grad, sodass das Thema Glätte in tiefen
Lagen bis zum Abend nicht auf dem Programm stehen sollte. Die Temperaturen
steigen im Osten und Süden sowie in den Mittelgebirgen nur bis etwa 0 Grad, im
Nordwesten dagegen auf 1 bis 6 Grad. Mit dem Herannahen des Frontensystems nimmt
der Gradient wieder zu und der Wind frischt auf. An der Nordsee gibt es deshalb
nachmittags starke Böen Bft 7, exponiert auch stürmische Böen Bft 8 aus Süd.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog unter Amplifizierung in die Nordsee
weiter. Das zugehörige Bodentief zieht ins Seegebiet südlich von Norwegen, die
Ausläufer kommen mit einem Schwall milderer Luft bis auf eine Linie
Baden-Württemberg über Hessen und bis zur Lübecker Bucht voran. Dabei fällt vor
allem im Nordwesten häufig Regen, nach Osten und Süden sowie in höheren Lagen
Schnee oder vereinzelt gefrierender Regen. Von den Mengen her sind 1 bis 5 cm,
in Staulagen um 10 cm Neuschnee zu erwarten. Die Temperatur sinkt im Nordwesten
auf 5 bis 1 Grad, sonst auf 0 bis -8 Grad, im Südosten vereinzelt auf unter -10
Grad. Im Küstenumfeld sowie in einigen Hochlagen der Mittelgebirge treten starke
Böen Bft 7, exponiert stürmische Böen Bft 8 aus Süd auf. Nebel kann sich
vereinzelt noch im Südosten bilden.

Dienstag ... amplifiziert der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge weiter
und kommt noch etwas weiter nach Osten voran. Das Bodentief füllt sich mangels
dynamischer Unterstützung bereits wieder auf. Das über Deutschland liegende
Frontensystem wird mehr oder weniger quasistationär, wobei es ebenfalls
Auflösungstendenzen zeigt. Die Niederschläge konzentrieren sich auf einen quer
über Deutschland liegenden Streifen, wobei die Räumlichkeit von den Modellen
noch etwas unterschiedlich gerechnet wird. Der deutschen Modellkette und dem
EZMW nach dürfte dieses Niederschlagsband am Abend einen Bereich von
Baden-Württemberg über Nordbayern und Sachsen-Anhalt bis nach Mecklenburg
überdecken. Dabei fällt vor allem nach Norden hin Regen, nach Süden hin meist
Schnee. Gefrierender Regen kommt nur örtlich vor. Die Temperaturen verweilen im
äußersten Osten, im Südosten sowie in den Mittelgebirgen im Frostbereich, sonst
werden 1 bis 6 Grad erwartet. Der Gradient bleibt erhalten, womit an der Küste
und im höheren Bergland weiterhin starke Böen Bft 7, exponiert auch stürmische
Böen 8 aus Süd vorkommen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle berechnen die Großwetterlage relativ einheitlich. Auf durchaus
relevante Unterschiede im Detail wurde im obigen Text bereits eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler