DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-01-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.01.2017 um 10.30 UTC



Vorübergehend leichte Milderung, dabei in den Niederungen nasskalt, im Bergland
weiterhin winterlich mit zeitweiligen Schneefällen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.01.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag wird der
anfangs noch auszumachende Höhenrücken, dessen Achse sich von Frankreich nach
Polen erstreckt, im Tagesverlauf immer mehr abgebaut. Grund hierfür ist ein von
den Britischen Inseln zur Nordsee heranschwenkender Randtrog. Mit dem an den
Randtrog gekoppelten Tief mit Zentrum über dem Nordmeer greift zum Mittag hin
ein Ausläufer auf Deutschland über. Dabei sickert vorübergehend etwas mildere
Luft ein, sodass die 850 hPa-Temperaturen vor allem im Nordwesten bis nahe 0
Grad ansteigen, während sie im Südosten noch bei -6 Grad verharren.
Dementsprechend verhalten sich die Niederschläge. Im Nordwesten treten sie meist
in flüssiger Phase auf, während nach Südosten zu die feste Phase überwiegt.
Allerdings werden die Tiefausläufer durch ein Hoch über der Ukraine und dem
Westen Russlands blockiert und lösen sich über Mitteleuropa bis Abend wieder
auf. Die noch vorhandene Kaltluft wird daher nicht komplett ausgeräumt.

Am Mittwoch läuft vom Nordatlantik mit einem weiteren Randtrog ein neues Tief in
das noch im Nordmeer befindliche Tief. Der Ausläufer des neuen Tiefs erreicht
zum Mittag den Nordwesten Deutschlands und überquert bis zum Abend das
Vorhersagegebiet größtenteils. Erneut ist dabei ein Schwall milderer Meeresluft
inbegriffen, sodass die 850 hPa-Temperatur vor allem im Nordwesten wieder auf 0
bis 1 Grad steigt und auch im Südosten die 850 hPa Temperaturen auf -5 Grad
ansteigen. Dadurch kommt nach Südosten hin auch dort mehr und mehr die flüssige
Phase ins Spiel. Allerdings kann dies auf dem meist noch gefrorenen Boden zu
Glatteisregen führen.

Am Donnerstag greift von Westen her ein neues Randtief nach kurzem
Zwischenhocheinfluss auf Grund vorlaufender WLA mit mehrsichtiger Bewölkung von
Westen her auf Deutschland über. Diese führt im Tagesverlauf zu weiteren
Niederschlägen, die bei noch leicht ansteigenden Temperaturen zunehmend als
Regen niedergehen werden. Im Südosten muss man auf Grund des gefrorenen Bodens
erneut gebietsweise mit Glatteis rechnen.

Am Freitag und Samstag schwenkt ein kräftiger Randtrog von den Britischen Inseln
über Frankreich nach Norditalien, so dass sich die bisherige zonale Ausrichtung
der des West- und Mitteleuropäischen Trogkomplexes zunehmend auf eine
meridionale umstellt. Die führt über Mitteleuropa zu einer Drehung des
Höhenwindes auf zunehmend nördliche Richtungen. Somit wird im zunehmenden Maße
Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland gelenkt. Die 850 hPa Temperaturen
sinken Deutschlandweit wieder etwas ab und liegen dann zwischen -5 Grad und -8
Grad. Damit setzt sich wieder vermehrt die feste Phase bei den Niederschlägen
durch.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sinken die 850 hPa
Temperaturen dann nur noch wenig. Insgesamt soll die Wetterlage eher zyklonal
geprägt bleiben. Weitere zeitweilige Schneefälle sind die Folge.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neue operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC fügt sich im
Wesentlichen in die Reihe seiner Vorgänger ein. Einzig, was Amplituden und
Phasen einzelner kurzwelligen Anteile betrifft, gibt es leichte Abweichungen.
Die großräumige synoptische Situation wird gleichartig simuliert.
Von daher kann man die Konsistenz des ECMWF als gut zu bezeichnen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS zeigen bis auf kleinere Abweichungen, was Amplituden und Phase
angeht, eine recht hohe Übereinstimmung mit dem operationellen Lauf des ECMWF.
Auch die Randtiefentwicklung am Donnerstag wird von ICON ähnlich der Entwicklung
wie der von ECMWF gesehen. Auch die Kanadier GEM zeigen keine signifikant andere
Entwicklung auf. Allerdings zeigt ICON am Mittwoch noch ein zu kräftiges
Höhentief über dem Balkan, was die anderen Modelle nicht zeigen. Von daher ist
eine Verwendung von ECMWF-MOS im mittelfristigen Vorhersagezeitraum als Guidance
empfehlenswert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPA-Temperatur-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für mehrere deutsche
Städte bestätigen die oben getroffene Aussage vom Auf und Ab der Temperaturen.
Dabei ist der Spread lediglich bis einschließlich Dienstag gering. Danach wird
der Spread vorübergehend größer, bevor er sich im Laufe des Donnerstages wieder
deutlich verringert. Dabei lässt sich am Donnerstag ein kräftiges
Niederschlagssignal ausmachen. Auch liegen Haupt- und Kontrolllauf meist in der
Nähe des mittig gelegenen Medians. Erst ab Sonntag laufen Haupt- und
Kontrolllauf deutlich auseinander.

Die Clusteranalyse liefert für t+120_168 (Donnerstag, 0 UTC bis Freitag, 0 UTC)
3 Cluster. Diese zeigen aber alle, den Vorstoß eines markanten Langwellentroges
nach Mitteleuropa.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis auf o. e. Details als
recht sicher erscheint.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI ist am Dienstag im Südwesten mit Werten um 0.5 für Schneefall leicht erhöht.
COSMO LEPS bestätigt das durch Wahrscheinlichkeiten bis 20 % für mehr als 15 cm
Schneefall in 12 Stunden im Schwarzwald. Diese Wahrscheinlichkeiten sind aber
auch am Alpenrand und im Bayerischen Wald gegeben. Die Schneefallgrenze liegt
bei etwa 500 bis 600 m. In den Folgetagen sind in Mittelgebirgslagen weitere
Schneefälle möglich, wobei die Schneefallgrenze aber auf etwa 600 bis 800 m
ansteigt und sich die Wahrscheinlichkeiten auf mehr als 10 cm in 12 Stunden
beschränken.

Zudem muss man vor allem in höheren und mittleren Lagen noch mit Glatteisregen
rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-MOS, EZMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer