DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.01.2017 um 10.30 UTC



Im Wochenverlauf leichte Milderung, dabei im Tiefland nasskalt, im Bergland
weiter winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.01.2017


Im Mittelfristzeitraum verstärkt sich nach dem aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC
die Westströmung über Mitteleuropa. Dabei dominiert meist zyklonaler Einfluss
durch Tiefdruckgebiete, die nördlich von uns durch Höhentröge bei recht hoher
Wellenzahl gen Osten geführt werden. Zwischen den Tiefdruckgebieten stellt sich
vorübergehend Zwischenhocheinfluss ein. Aufgrund der unterschiedlich
temperierten Luftmassen, die mit den verschiedenen Strömungen zu uns kommen,
zeigt sich bei den Temperaturen ein Auf und Ab. Allerdings bleiben die 850
hPa-Temperaturen größtenteils im leicht negativen Bereich, winterlich ist es
dadurch aber bevorzugt nur im Bergland. In tieferen Lagen entpuppt sich das
Wetter dann eher als Marke "Nasskalt".

Im Detail wird der am Montag noch vorhandenen Höhenrücken mit Achse Frankreich -
Ostsee durch einen von den Britischen Inseln heranschwenkenden Randtrog
abgebaut. Mit dem an dem Randtrog gekoppelten Tief mit Zentrum im Nordmeer
gelangen zum Tagesende hin Ausläufer nach Deutschland. Dabei sickert
vorübergehend etwas mildere Luft ein, sodass die 850 hPa-Temperaturen vor allem
im Nordwesten bis nahe 0 Grad ansteigen, während sie im Südosten noch bei -9
Grad liegen. Entsprechend fallen Niederschläge im Nordwesten meist in flüssiger
Phase, während nach Südosten hin öfter die feste Phase vorherrscht. Allerdings
werden die Tiefausläufer durch ein Hoch über der Ukraine und dem Westen
Russlands blockiert und lösen sich über Mitteleuropa am Dienstag allmählich auf.
Die noch vorhandene Kaltluft wird daher nicht komplett ausgeräumt, daher liegen
die 850 hPa-Temperaturen am Dienstag meist wieder zwischen -4 und -9 Grad.

Am Mittwoch läuft vom Atlantik mit einem weiteren Randtrog ein neues Tief in das
noch im Nordmeer befindliche Tief. Die Ausläufer des neuen Tiefs erreichen zum
Tagesende hin den Nordwesten von Deutschland. Erneut ist dabei ein Schwall
milderer Meeresluft inbegriffen, sodass die 850 hPa-Temperatur vor allem im
Nordwesten wieder auf 0 bis 1 Grad steigt und die Regenphase dort bei den zu
erwartenden Niederschlägen dominiert. Auch nach Südosten hin kommt bei leicht
ansteigenden Temperaturen mehr und mehr die flüssige Phase ins Spiel.

Am Donnerstag wölbt sich ein flacher Rücken von der Biskaya in die Mitte
Deutschlands auf. Der damit verbundene Zwischenhocheinfluss ist jedoch nur von
kurzer Dauer, weil sich auf dem Atlantik knapp nordwestlich der Britischen
Inseln an einem Langwellentrog ein neuer Randtrog nach Südosten aufmacht. Auf
dessen Vorderseite entwickelt sich eine Welle (bzw. Randtief) über dem Süden der
Britischen Inseln. Feuchte Luftmassen kommen damit tagsüber nach Deutschland
voran. Ein Schwall milder Atlantikluft lässt die Temperatur diesmal auch im
Süden auf 1 bis 2 Grad ansteigen. Auf der Rückseite des Tiefs dreht die Strömung
dann jedoch auf Nord bis Nordwest, und die Temperatur sinkt mit der Zufuhr
maritimer Polarluft wieder auf -5 bis -8 Grad.

Am Freitag schwenkt der neue Randtrog über Deutschland hinweg. Höhenkalte Luft
(-35 Grad in 500 hPa) lassen schauerartige Niederschläge erwarten, die nun
häufiger wieder mit der festen Phase verbunden sind. Zudem ist im Nordosten des
Landes bei kräftigem Druckgradienten auch starker Wind mit von der Partie.

In der erweiterten Mittelfrist geht das "Wechselbad" weiter: Ein neuer,
kräftiger Randtrog erhält die Tiefdruckaktivität aufrecht. Erneut wird neben
feuchten Luftmassen auch ein Schwall etwas milderer Luft (-2 bis -3 Grad in 850
hPa) einbezogen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-EZMW-Laufs zu seinen beiden gestrigen
Vorgängern ist bis zum Freitag hoch. Danach zeigen sich im zeitlichen Ablauf
leichte Phasenverschiebungen, an der Großwetterlage wird jedoch kaum gerüttelt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON stimmt bis zum Mittwoch mit dem EZMW überein. Ab Donnerstag berechnet ICON
dann ein Sturmtief über den Britischen Inseln, das zur Nordsee weiterzieht.
Dieses Tief ist bei EZMW nur als schwächeres Randtief zu sehen. Auf der
Vorderseite des Sturmtiefs wird bei ICON vermehrt milde Luft nach Deutschland
geführt. GFS ist ebenfalls bis zum Mittwoch auf einer Linie mit dem EZMW, danach
wird ebenfalls ein Sturmtief berechnet, welches aber erst am Freitag über der
Ostsee seine kräftigste Entwicklung erreicht. GEM ist dem GFS sehr ähnlich.
NAVGEM betont den Rücken am Mittwoch/Donnerstag stärker, wodurch sich vor allem
nach Süden hin länger Zwischenhocheinfluss einstellen würde. Anschließend ähnelt
das Modell dem EZMW am meisten. CMA prognostiziert den Langwellentrog am
Donnerstag deutlich markanter, demnach würde er sich über weite Teile West- und
Mitteleuropa legen und sich weit bis ins westliche Mittelmeer hin ausdehnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPA-Temperatur-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für mehrere deutsche
Städte bestätigen die oben getroffene Aussage vom Auf und Ab der Temperaturen.
Dabei bleibt die Bündelung bis zum Ende des Vorhersagezeitraums vergleichsweise
gering. Auch liegen Haupt- und Kontrolllauf meist im mittig gelegenen Median,
erst ab Samstag kommender Woche verweilen sie am oberen Rand davon bzw. sogar
von der gesamten Streuung. Beim 500 hPa-Geopotenzial bleibt die Streuung
ebenfalls eng, erst ab Freitag zeigt sich etwas mehr Varianz.

Die Clusteranalyse liefert für t+120_168 (Mittwoch, 0 UTC bis Freitag, 0 UTC) 5
Cluster. Leichte Unterschiede lassen sich vor allem bezüglich der Wellen bzw.
Randtiefentwicklung finden, die mal etwas stärker, mal etwas schwächer simuliert
wird. Bei t+192_240(Samstag, 0 UTC bis Montag, 0 UTC) wiederum gibt es nur einen
Cluster, was scheinbar eine relativ hohe Vorhersagesicherheit suggeriert.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis Mittwoch recht sicher
ist. Ab Donnerstag tauchen vor allem bezüglich der Tiefentwicklung über den
Britischen Inseln erste Fragezeichen auf. Da dieser Prozess aber auch das
nachfolgende Wetter prägt, sind in der erweiterten Mittelfrist ebenso größere
Fragezeichen beim Wetterablauf zu setzen. Insbesondere scheint ein niedrigeres
als oben angenommenes Temperaturniveau (das bei etwa -2 bis -3 Grad lag)
möglich, wobei tiefes Geopotenzial wahrscheinlicher ist. Vielleicht könnte das
sogar auf einen Wintereinbruch bis in tiefe Lagen hinauslaufen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI ist am Dienstag im Südwesten mit Werten um 0.5 für Schneefall leicht erhöht.
COSMO LEPS bestätigt das durch Wahrscheinlichkeiten bis 20 % für mehr als 15 cm
Schneefall in 12 Stunden im Schwarzwald. Diese Wahrscheinlichkeiten sind aber
auch am Alpenrand und im Bayerischen Wald gegeben. Die Schneefallgrenze liegt
bei etwa 500 bis 600 m. In den Folgetagen sind in Mittelgebirgslagen weitere
Schneefälle möglich, wobei die Schneefallgrenze aber auf etwa 800 m ansteigt und
sich die Wahrscheinlichkeiten auf mehr als 10 cm in 12 Stunden beschränken.

Zudem ist nicht ganz ausgeschlossen, dass es vor allem in höheren Lagen lokal zu
Glatteisregen kommt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler