DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-01-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.01.2017 um 10.30 UTC



Anfangs kalt und Wetterberuhigung. Am Wochenende mit Milderung wieder vermehrt
nasskalt mit Niederschlägen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.01.2017


Eingangs der Mittelfrist liegen wir in einer antizyklonalen nördlichen
Höhenströmung zwischen einem Rücken über Westeuropa und einem Trog über
Osteuropa, der sich weit nach Süden erstreckt, bis an die Küsten Nordafrikas.
Dabei gelangt sehr kalte skandinavische Festlandsluft nach Deutschland, die von
Nordwesten unter Hochdruckeinfluss kommt. Vielfach herrscht tagsüber Frost, nur
im Westen werden leicht positive Maxima erreicht. Im Süden und Osten schneit es
noch etwas. Nachts gibt es gebietswiese strengen Frost.
Am Freitag zieht sich das hohe Geopotential im Schwerpunkt etwas nach Westen
zurück, allerdings schwenkt ein kurzwelliger Anteil über uns nach Südosten und
stützt das Bodenhoch, das sich allerdings auch in den Süden zurückzieht. Außer
im Nordwesten gibt es Dauerfrost.
Zum Samstag greifen von Nordwesten die Ausläufer eines Sturmtiefs über, welches
ins Nordmeer zieht. Die Hochdruckzone zieht sich nach Süddeutschland zurück. Mit
der nördlich davon aufkommenden westlichen Strömung setzt wieder eine Milderung
ein, vor allem in der Nordwesthälfte steigen die Temperaturen wieder über 0
Grad. Im Südosten bleibt es bei Dauerfrost, dort fällt Schnee, während vor allem
im Nordwesten die flüssige Phase überwiegt, lokal ist im Westen gefrierender
Regen möglich. Der Wind frischt vor allem im Bergland und an den Küsten auf.
Am Sonntag liegen wir weiter am Rand hohen Druckes bzw. Geopotentials über
Westeuropa in einer nordwestlichen Strömung, die aber wieder etwas
antizyklonaler aufgestellt ist. Eine wirkliche Wetterberuhigung ist damit nicht
verbunden, da über die Nordsee rasch die Ausläufer des nächsten ins Nordmeer
ziehenden Sturmtiefs folgen. Die kalte Luft wird im Südosten immer noch nicht
ausgeräumt, gebietsweise herrscht dort Dauerfrost, während sich sonst der Frost
aufs Bergland beschränkt und in tieferen Lagen die Temperatur vielfach etwas
über den Gefrierpunkt steigt.
Am Montag ziehen in der Nordwestströmung die Tiefausläufer über uns nach
Südosten und bringen mit auffrischendem Wind auch im Süden eine zögernde weitere
Milderung und Maxima knapp über der 0 Grad-Marke, an der Nordsee sind bis 7 Grad
zu erwarten. Die feste Phase wird dann vor allem noch im Bergland auftreten.
Dabei ist es nach wie vor wolkenreich und vor allem im Bergland, teilweise auch
an den Küsten windig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut, sowohl der anfängliche
Kaltlufteinbruch, als auch die erneute Milderung zum Wochenende sind unstrittig
und wurden auch von den Vorläufen simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Echte Alternativen zur ECM Lösung liegen nicht vor. GFS und ICON haben am
Donnerstag und Freitag ebenfalls den vorübergehenden Hochdruckeinfluss im
Programm, lassen dabei die Temperaturen aber noch weiter zurückgehen, als die
Europäer. Im Osten unter -15 Grad in 850 hPa. Danach lässt ICON die
Tiefausläufer rascher von Norden her übergreifen, als die anderen Modelle,
tendiert in der Folge bei nahem Höhenhoch über der Biskaya aber eher zu einer
nördlichen Strömung mit stärkerem antizyklonalen Einfluss in ganz Deutschland.
Auch GFS ist insgesamt etwas antizyklonaler aufgestellt, als die Europäer. Die
Milderung und der Übergang zu nasskaltem Wetter in tiefen Lagen und im
norddeutschen Flachland sind in allen Modellen enthalten. Die Modelle ähneln
sich also insgesamt, bezüglich der Entwicklung ab dem Wochenende gibt es aber
noch ein paar Fragezeichen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen die Aussagen des operationellen Laufs. In diversen
Rauchfahnen entfernt sich die Kurve des Hauptlaufs nicht sehr vom Median der
Ensembles. In der erweiterten Mittelfrist könnte mit einem neuerlichen
Trogvorstoß über Osteuropa auch bei uns wieder ein Temperaturrückgang folgen.
Bei sehr großem Spread ist dies aber unsicher.
Die Ensembles des GFS zeigen ein ähnliches Verhalten wie die der Europäer.
Im Zeitraum bis +168h werden 3 Cluster gebildet, die alle eine deutlich positive
Geopotentialanomalie über dem Nordostatlantik aufweisen, an deren Nordostflanke
sich bei uns die nordwestliche Strömung durchsetzt. Der operationelle Lauf liegt
in Cluster 3. Die, wie Cluster 3, nahezu gleichgroßen Cluster 1 und 2 sehen aber
auch nicht viel anders aus.
In der erweiterten Mittelfrist werden 5 Cluster angeboten, wobei die Austrogung
über Osteuropa zum Ende hin in Cluster 1 und 3 zu finden, die gemeinsam 27
Member auf sich vereinen. Die anderen zeigen mehr oder weniger weiter eine
Nordwestlage, bzw. deuten eine Brückensituation über Mitteleuropa an. Für diese
letzte Zeitspanne gilt also: nichts Genaues weiß man nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Eigentlich noch im Kurzfristzeitraum gibt es am Dienstag und Mittwoch deutliche
Signale für ein markantes Wind- und Niederschlagsereignis in Ost- und
Norddeutschland und im Bergland. Wobei im Bergland starke Schneeverwehungen
(Unwetter) zu erwarten sind. Am Donnerstag und Freitag werden diese abgelöst von
unterdurchschnittlichen Temperaturen. Nachts gibt es gebietsweise strengen
Frost. Mit der Milderung am Wochenende dürfte neben Schnee auch gefrierender
Regen, zumindest örtlich eine Rolle spielen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, ECM EPS, Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner