DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-01-2017 11:00
SXEU31 DWAV 010800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: West antizyklonal, Übergang zu Nordwest zyklonal
Im Süden noch Hochdruckeinfluss, von Norden her zunehmender Tiefdruckeinfluss,
windiger mit Schneefällen teils bis in tiefe Lagen, am Mittwoch Sturm!

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Zu Beginn des neuen Jahres... steht Deutschland die Umstellung der Wetterlage
bevor. Auf der Vorderseite eines von Skandinavien südwestwärts Richtung
Britische Inseln gerichteten Troges liegt unser Land in einer noch recht
schwachen westlichen Höhenströmung. Westlich davon sticht ein weit im Norden
liegendes und umfangreiches hochreichendes Hoch im Nordatlantik südlich Islands
ins Auge. Zusammen mit tiefem Druck lenkt es zunehmend kalte Meeresluft aus dem
Bereich der Ostgrönlandsee ins Nordmeer. Über weiten Teilen Deutschlands ist
aber zunächst noch der Einfluss eines Hochs zu spüren, das sich immer mehr in
den Süden und Südosten Europas zurückzieht. Eine wellende Kaltfront über der
Nordsee trennt dabei die kältere Meeresluft von der (abgesehen von der
Grenzschicht) trockenen und milden Luft (Hoher Peißenberg heute früh mit +5
Grad) im Bereich des Hochs. Bodennah ist es dagegen im Süden und in der Mitte
frostig, oft herrscht mäßiger Frost und in einigen Niederungen hält sich unter
der sehr tief liegenden (950 bis 900 hPa) und markanten Inversion dichter Nebel.
Im Norden ist dagegen mit bereits etwas aufgefrischtem südwestlichem Wind
mildere Meeresluft und Stratusbewölkung wetterbestimmend. Dieser Wind bringt
heute den windzugewandten Küstenabschnitten einige Böen 7 Bft, vereinzelt auch 8
Bft. Auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge ist es windig. So sind auf dem
Brocken und dem Fichtelberg Böen 9 Bft zu erwarten. Am Nachmittag erreicht die
Kaltfront den Norden Schleswig-Holsteins. Auf deren Rückseite dreht der Wind auf
Nord und lässt nach. Diese Kaltfront bringt dem Norden Schleswig-Holstein ab dem
Nachmittag etwas Regen, der sich langsam südwärts ausweitet. Auch aus dem oben
erwähnten Stratus kann durch schwache Hebung etwas Sprühregen fallen, der
mitunter auch Gebiete erreichen kann, die noch im Frostbereich liegen. So
mussten heute früh schon Warnungen vor Glatteis ausgeben werden. Die Gefahr
sollte sich aber mit dem Tagesgang etwas verringern. Große Teile Deutschlands
bekommen aber heute von der Wetterumstellung noch nichts mit, abgesehen von
einigen Cirren, die heute in den nebelfreien Regionen der Mitte Deutschlands zu
sehen sind. Der Nebel wird sich heute dann auch in vielen Flussniederungen den
ganzen Tag über halten, zumal die Inversion sehr markant ist. Dort steigt die
Temperatur nur geringfügig an und es herrscht dann leichter, vereinzelt auch
mäßiger Dauerfrost. Auch die Glättegefahr durch überfrierende Nebelnässe,
Schneegriesel oder auch Industrieschnee bleibt bestehen. In den sonnigen
Gebieten steigt die Temperatur meist über 0 Grad an, mit über 5 Grad ist und
wird es in höheren Berglagen weiter mild.

In der Nacht zum Montag tropft ein Höhentief über den Britischen Inseln ab und
verlagert sich zur Biskaya. Damit gewinnt das Trogresiduum an Fahrt und erreicht
mit seiner Achse Montagfrüh Niedersachsen. Die Kaltfront verlagert sich bis zur
nördlichen Mitte Deutschlands. Die KLA greift bereits bis auf die Vorderseite
der Front aus, so dass die Inversion abgebaut wird und sich kaum eine "warme
Nase" ausbilden kann. Zudem würde diese durch einsetzende Niederschläge aufgrund
der über der Inversion liegenden noch sehr trockenen Luft sehr schnell wieder
abgebaut. Somit stellt sich bei 850-hPa-Temperaturen um -5 Grad ein schwacher
vertikaler Temperaturgradient ein, in dem es aber auch in tiefen Lagen zu
Temperaturen um den Gefrierpunkt ein. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Regen geht an
der Kaltfront bereits im Norden Niedersachsens in Schnee über und dabei bleibt
es im Landesinneren auch. Dabei sollten den prognostizieren Niederschlagsmengen
zu Folge im Flachland mit maximal 1 bis 3 cm Neuschnee zu rechnen sein, in den
nördlichen Mittelgebirgen bis 5 cm. Allerdings ist die Bildung einer Schneedecke
im Flachland aufgrund prognostizierter von über 0 Grad im Nordwesten und Norden
grenzwertig, oder der Schnee schmilzt alsbald wieder, wenn in der zweiten
Nachthälfte der Niederschlag von Norden her nachlässt. Im Süden Deutschlands
verdichten sich in der Nacht die tiefen Wolken allmählich, dort fällt allerdings
nur geringer Schneefall aus dem Stratus. Ganz im Süden bleibt noch klar. Dabei
stellt sich wieder leichter, im Süden auch wieder mäßiger Frost ein mit den
altbekannten Glättegefahren. Vor allem im gesamten Mittelgebirgsraum kommt es in
der zweiten Nachthälfte in tiefen Lagen zu einer leichten Frostabschwächung.
Zuletzt zum Wind, dieser dürfte auf der Rückseite der Front kaum noch warnwürdig
sein, allenfalls auf den ostfriesischen Inseln könnte es bei Nordwind noch zu
Böen 7 Bft reichen. Während auf dem Fichtelberg und Brocken der Wind in der
Nacht eher leicht abnimmt auf 8 Bft in Böen, kommt der Westwind dann in den
Hochlagen Süddeutschlands in Gang, wahrscheinlich aber auch nur mit 8 Bft.


Montag... schwenkt der Trog weiter nach Deutschland herein, seine Achse erreicht
in etwa die Mitte des Landes. Die Kaltfront kommt langsam südwärts voran und
erreicht am Abend die Donau. Schon in ihrem Bereich, bzw. rasch hinter ihr,
steigt durch niedertroposphärische KLA der Druck, so dass das Atlantikhoch
zunehmend einen Keil gen südliches Mitteleuropa aussendet. Somit dreht der Wind
auf West. Dieser wird uns aber am Montag wenig beschäftigen, für Böen 7 bis 8
Bft reicht es nur im höheren Bergland Süddeutschlands. Im Süden verdichten sich
im Vorfeld der Front rasch die Wolken, nur an den Alpen kann noch bis zum
Nachmittag die Sonne scheinen. Schneefälle (es fällt überall Schnee, dank der
kalten Vorgeschichte und 850-hPa-Temperturen, die im Bereich um -6 Grad liegen)
sind meist leichter Stärke und verlagern sich vom nördlichen Mittelgebirgsraum
bis in den Süden, lediglich im äußersten Süden bleibt es noch niederschlagsfrei.
Die Schneehöhen liegen im Flachland meist wieder bei 1 bis 3 cm, in den
Mittelgebirgen bei 3 bis 6 cm, wobei diese Neuschneehöhen meist in einem
Zeitraum von etwa 6 Stunden zusammen kommen. Rückseitig der Front lockern die
Wolken auf, dort kann sich von Norden her zunehmend die Sonne zeigen, bei
wechselnder Bewölkung. In Küstennähe sorgt das warme Wasser für leichte
Schaueraktivität, diese fallen im Bereich der Nordsee bei bis zu 5 Grad meist
als Regen, in Ostseenähe bei Höchstwerten von 3 bis 4 Grad als Schnee. Im
übrigen Land werden Höchstwerte von -1 bis +2 Grad erwartet, somit dürfte in
vielen Regionen des Flachlandes auch die Schneedecke nur von kurzer Dauer sein.


In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog weiter nach Südosten und Deutschland
gelangt von Westen her in den Bereich einer antizyklonal konturierten
nordwestlichen Höhenströmung. Der Bodenhochkeil schiebt sich weiter nach
Süddeutschland herein, so dass es dort schwachwindig wird. Im Norden weht
dagegen mäßiger Westwind, dieser sorgt für die Zufuhr bodennah recht feuchter
Luft, die - wohl auch bedingt durch WLA - für zunehmende Stratusbewölkung sorgt,
so dass es im Norden und in der Mitte trotz der recht kalten Luftmasse nur
geringen Frost gibt, ganz im Nordwesten bleibt es frostfrei. Hier und da fällt
etwas Schnee aus den Wolken, allerdings reicht es allenfalls für eine
Glättewarnung. Anders sieht es im Süden aus: Dort erreicht und überquert die
Kaltfront die Alpen. Dort werden abseits der Berge 1 bis 5 cm Neuschnee
erwartet, am unmittelbaren Alpenrand und im Schwarzwald 4 bis 10 cm und in
einigen Staulagen um 15 cm. Nachfolgend reißt die Wolkendecke zumindest für
einige Stunden auf, so dass in diesen Regionen über dem Neuschnee durchaus
mäßiger Frost zwischen -5 und -8 Grad zu erwarten ist. Ansonsten gibt es im
Süden bei geschlossener Bewölkung nur leichten Frost.

Dienstag... verbleibt Deutschland im Bereich der antizyklonal geprägten
Nordwestlage. Der Blick richtet sich auf das Nordmeer: Dieses wird von einem
neuen Trog aus dem grönländischen Raum erreicht. Damit entwickelt sich im
Nordmeer ein kräftiges Sturmtief, das am Abend Norwegen erreicht. Dies führt
auch im Norden Deutschlands zu einer Gradientverschärfung. Somit lebt der
Westwind in der gesamten Nordwesthälfte auf und im Verlauf des Tages muss schon
mit Böen 7 Bft im Binnenland sowie mit Böen 8 bis 9 Bft an den Küsten gerechnet
werden. Auch auf den höheren Bergen werden in Böen schon 9 Bft erreicht. Zudem
greift im Tagesverlauf leichter bis mäßiger Regen im Vorfeld der Warmfront des
Nordmeertiefs auf den Norden Deutschlands über. Anfangs könnte es Richtung
Vorpommern noch schneien, der auffrischende Wind sorgt aber dann für eine rasche
Milderung. Weiter nach Süden zu fällt aus der eingeströmten tiefen Bewölkung
unter leichtem Hebungseinfluss nur geringer Schneefall, in einigen Tieflagen
auch Schneeregen oder Regen. Ganz im Süden macht sich noch der antizyklonale
Einfluss bemerkbar. Dort scheint häufiger die Sonne und es bleibt
niederschlagsfrei. Trotzdem erreichen im Süden die Höchstwerte in der immer noch
dort liegenden Kaltluft nur -1 bis +3 Grad, ganz im Norden steigt die Temperatur
dagegen wieder auf +6 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch erreicht das kräftige Tief die mittlere Ostsee und der
zughörige Trog, der sich verstärkt, den Nordosten Deutschlands. Die Warmfront
fällt zunehmend dem Okklusionprozess zum Opfer und die Resultierende erreicht
bis zum Morgen schon die nördliche Mitte. Somit ist in der gesamten Nordhälfte
Deutschlands in der Nacht mit Niederschlägen zu rechnen, die im Binnenland
teilweise als Schnee fallen, im höheren Mittelgebirgsraum dann wohl durchweg als
Schnee. Zumindest dort kann sich auch eine Schneedecke von durchaus 5 bis 10 cm
bilden, die durch den starken Wind auch noch verweht wird. Der westliche Wind
erreicht im nördlichen Binnenland in Böen 7 bis 8 Bft, an den Küsten und im
Bergland Böen 9 bis 10 Bft, auf exponierten Bergen (Fichtelberg, Brocken) geht
es dann zunehmend Richtung 12 Bft. Im Süden nimmt zwar im Laufe der Nacht der
Wind etwas zu und auch die (vorwiegend hohe) Bewölkung verdichtet sich. Zuvor
kann aber die Temperatur verbreitet in den Frostbereich absinken, bei
vorhandenen Schneedecken ist flächendeckend mäßiger Frost zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Globalmodelle zeigen auf synoptischer Skala eine ähnliche
Entwicklung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann