DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.12.2016 um 10.30 UTC



Anfangs winterliche Hochdrucklage, ab Sonntag Übergang zu einer zyklonalen Nord-
bis Nordwestlage mit Kaltluftzufuhr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.01.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes herrscht im Prinzip noch
Hochdruckeinfluss, dieser ist im Norden am schwächsten und damit können sich
schon ein paar Wolkenfelder und eventuell auch mal ein paar Sprühregentropfen
zeigen. Sonst herrscht aber noch verbreitet winterliches und weitgehend
störungsfreies Hochdruckwetter, was allerdings auch teils zähe Nebel- oder
Hochnebelfelder und in Zusammenhang mit Frost teils auch Glätte zur Folge hat.
Zum Sonntag greift die Kaltfront einer langgestreckten Tiefdruckzone über dem
Nordosten Europas bzw. Russland auf den Norden Deutschlands über und verlagert
sich im Tagesverlauf südwärts. Mit einer auf Nord drehenden Strömung kommt die
Zufuhr von Polarluft arktischen Ursprungs in Gang. Die angesprochene Kaltfront
erreicht im Laufe des Montags dann die Alpen. Dabei flutet die Polarluft mit 850
hPa-Temperaturen um -6 Grad ganz Deutschland, so dass im Bergland, nach Süden
hin zunehmend bis in die Niederungen Schnee fällt.
Am Dienstag streckt sich der osteuropäische Trog süd-/südwestwärts und zeigt
leichte Abtropftendenzen, damit intensiviert sich südlich der Alpen ein
Tiefdruckgebiet. Die Luftmassengrenze aus ursprünglicher Kaltfront bzw. dann
wahrscheinlich auch der Warmfront des Italientiefs verharrt damit im Alpenraum
und bringt dort weitere/anhaltende Schneefälle. Von Norden nähert sich zudem
bereits wieder ein Randtrog mit korrespondierendem Bodentief, das sich über dem
Nordmeer gebildet hat und über Südskandinavien südwärts zieht. Es erreicht zum
Abend mit seinem Zentrum etwa das Skagerrak und das zugehörige Frontensystem den
Nordwesten Deutschlands. Mit der auf West drehenden Strömung wird zum einen
vorübergehend wieder etwas mildere Meeresluft herangeführt, die Kaltluft bleibt
allerdings im Süden und Osten noch erhalten, zum anderen kommen erneut
Niederschläge auf und auch der Wind frischt in der Nordhälfte spürbar auf.
Zum Mittwoch zieht das Italientief zwar Richtung Balkan ab, an den Alpen dürfte
aber ein Staukomponente erhalten bleiben, die dort voraussichtlich zu weiteren
Schneefällen führt. Das Frontensystem des vom Skagerrak über Nordostdeutschland
in Richtung Polen ziehenden Tiefs verlagert sich im Tagesverlauf südwärts und
erreicht in den Mittagsstunden auch die Alpen. Auf der Rückseite strömt wieder
eine polare Luftmasse ein. Bei einem insgesamt recht niedrigen Temperaturniveau
in 850 hPa um -5 Grad fällt bis auf tiefste Lagen wieder häufig Schnee.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum setzt sich voraussichtlich die zyklonale
West- bis Nordwestlage fort, insbesondere nach Norden hin. Der Süden und
Südwesten könnte etwas von dem Rücken bzw. Bodenhoch profitieren, die sich über
Süd- und Westeuropa befinden. Von Süden/Südwesten nähert sich die
0-Grad-Isotherme in 850 hPa, nach Nordosten nimmt das Temperaturniveau in 850
hPa auf etwa -7 Grad ab. Etwaige Niederschläge würden dort dann weiterhin
überwiegend in der festen Phase fallen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellsten EZMW-Laufes von 00 UTC kann bis einschließlich
Dienstag als sehr gut bezeichnet werden. Demnach herrscht am Samstag
deutschlandweit noch weitestgehend störungsfreier Hochdruckeinfluss. Zum Sonntag
erreicht den Norden eine Kaltfront, die sich im weiteren Verlauf südwärts
verlagert. Bei der Verlagerung dieser Front gibt es gewisse Phasenunterschiede,
dabei ist der aktuelle 00 UTC-Lauf zunächst etwas flotter unterwegs. Die
Unterschiede im Timing gleichen sich im Laufe des Montags aber wieder an und die
Kaltfront erreicht zum Abend dann auch die Alpen.
Während der gestrige 00 UTC-Lauf nach Frontdurchgang noch einen relativ raschen
Druckanstieg im Programm hatte, soll das Wetter seit dem gestrigen 12 UTC-Lauf
zyklonaler geprägt bleiben. Ein weiteres Tief bildet sich über dem Nordmeer und
zieht über Südskandinavien, Dänemark und den Nordosten Deutschlands Richtung
Polen ab. Damit greift dann ab Dienstag auch ein weiteres Frontensystem auf
Deutschland über. Diese zyklonale Version wird durch den aktuellen GFS-Lauf
gestützt.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt es bei einer zyklonalen West- bis
Nordwestlage, das war bereits in den Vorläufen so in Planung. Dabei steigt das
Temperaturniveau von Westen her wieder etwas an. Der Süden und Südwesten könnte
von einem allerdings nicht sehr kräftigen Bodenhoch bzw. Rücken profitieren, die
sich über Süd- bzw. Westeuropa befinden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während EZMW und GFS sehr ähnliche Lösungen anbieten, unterscheidet sich die
ICON-Lösung bereits ab Montag deutlich. ICON prognostiziert am Montag über dem
Norden Deutschlands eine Wellenbildung entlang des Frontenzuges, so dass die
Verlagerung nach Süden verzögert werden würde. Die Kaltfront würde nach Lesart
von ICON die Alpen erst im Laufe der Nacht zum Dienstag bzw. dienstagfrüh
erreichen. Auch nachfolgend gibt es deutliche Unterschiede zwischen der
EZMW/GFS-Lösung und der von ICON. Während EZMW/GFS mit einer erneuten
Austrogung/Tiefbildung die zyklonale Prägung erhalten, setzt ICON auf
Druckanstieg von Westen. Nach ICON gibt es demnach weder die Anstauung der Alpen
(mit Schneefällen) bis in den Mittwoch hinein noch die erneut aufkommende
Niederschläge von Nordwesten im Laufe des Dienstages. Erst zum Mittwoch stellt
sich nach ICON zumindest im Norden eine zyklonale West- bis Nordwestlage ein.
Die Entwicklung insbesondere ab Dienstag ist also noch eher unsicher, wenn
gleich die EZMW/GFS-Lösung wahrscheinlicher erscheint.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW bestätigt die eindeutige Vorhersage der
deterministischen Läufe bis einschließlich Samstag. Für den ersten Zeitraum bis
Sonntag (bis +96 h) liegt lediglich ein Cluster vor. Im folgezeitraum von Montag
bis Mittwoch (+120 bis 168 h) werden 4 relativ gleichbesetzte (15, 13, 13 und 10
Member) Cluster vor, wobei der Hauptlauf in Cluster 3 und der Kontrolllauf in
Cluster 2 einsortiert werden. Die Unterschiede zwischen den Clustern, die sich
auch eine etwas unterschiedliche Austrogung in Phase und Lage nach Südwesten
beziehen, sind für unsere Region allerdings kaum prognoserelevant. Für den
erweiterten Mittelfristzeitraum von Donnerstag bis Samstag kommender Woche (+192
bis 240 h) werden 3 Cluster (29, 14 und 8 Membern, Haupt- und Kontrolllauf im
stark besetzten Cluster 1) angeboten. Der erste Cluster liefert eine zyklonale
West- bis Nordwestlage, Cluster 2 eine vor allem nach Süden hin antizyklonale
Variante, Cluster 3 eine zyklonale Nord- bis Nordostlage, nach Westen hin
antizyklonaler... Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist bleibt also
noch abzuwarten.

Die Rauchfahnen sowohl in Bezug auf das Geopotenzial 500 hPa als auch der
Temperatur in 850 hPa sind bis einschließlich Sonntag recht eng gebündelt.
Nachfolgend nimmt der Spread deutlich zu. Als Aussage lässt sich treffen, dass
das Geopotenzial von sehr hohem Niveau zunächst fällt, ab Mittwoch/Donnerstag
aber wohl wieder etwas ansteigt, das Ausgangsniveau aber nicht erreicht. Die 850
hPa-Temperaturen gehen zurück und bleiben wahrscheinlich relativ nachhaltig bei
Werten um, zeitweise auch unter -5 Grad. Natürlich gibt es sowohl wärmere als
auch kältere Lösungen, Haupt- und Kontrolllauf passen aber relativ gut ins Bild
der Mehrzahl der Lösungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Freitag zunächst an den Küsten, ab Samstag dann auch in den Mittelgebirgen
Windböen, in exponierten Lagen stürmische Böen möglich. Montag und Dienstag
Fortbestand der Windsituation, Dienstag allerdings Windböen allgemein auch im
Norddeutschen Tiefland und allgemein im Bergland, in exponierten Berglagen bzw.
Küstenabschnitten auch Sturmböen möglich.

Ab Sonntag zunächst in Hochlagen der Mittelgebirge, im weiteren Verlauf nach
Süden hin zunehmend bis in die Niederungen leichter Schneefall. An den Alpen
etwa ab Montagnachmittag bis in den Mittwoch hinein durch anhaltenden Nordstau
leichte, zeitweise mäßige Schneefälle. In Hochlagen mit Gefahr von
Schneeverwehungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger