DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vor allem an den Küsten und auf exponierten Gipfeln stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Kurzwellentrog über Deutschland, der
sich rasch weiter nach Osten bewegt und am Tagesende bereits über Ostpolen
liegen soll. Dann befindet sich Deutschland rückseitig in einer nordwestlichen
Höhenströmung, die nach Nordosten hin zunimmt.

Die Okklusion des Teiltiefs über dem Bottenbusen hat den größten Teil
Deutschlands bereits überquert; lediglich der Südosten Bayerns wird noch von
zeitweiligen Regenfällen dieser Front beeinflusst.

In der höhenkalten Luft über dem Nordosten Deutschlands (500 hPa-Temperaturen
-30 bis -35 Grad) haben sich einzelne Gewitter entwickelt, die ostsüdostwärts
ziehen.
Das primäre Warnelement ist aktuell aber eindeutig der Wind; an den Küsten gibt
es derzeit stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln stürmische Böen bis schwere
Sturmböen. Im weiteren Verlauf der Nacht zeigen die Modelle (mit Ausnahme der
Nordsee) eher eine Abnahme der maximalen Böen. An den Küsten ist zunächst aber
weiterhin mit Böen Bft 8 zu rechnen, an exponierten Nordseestellen auch Bft 9.
Binnenwärts ist vor allem im norddeutschen Tiefland mit steifen (Bft 7) Böen zu
rechnen, in der zweiten Nachthälfte gemäß PEPS und COSMO-LEPS auch in Sachsen,
Thüringen und im südlichen Sachsen-Anhalt.


Sonntag ... rückt der von der Antizyklone über der Biscaya ausgehende Rücken
weiter nach Osten vor und unser Land wird in der zweiten Tageshälfte von ihm -
bis auf den Südosten - überquert.

Die 500 hPa-Temperaturen steigen auf Werte um -17 Grad an, womit sich die
thermische Schichtung nun wesentlich stabiler präsentiert.

Der Bodendruckgradient bleibt stark; nach OOG besteht den ganzen Tag über fast
im gesamten Deutschland die Gefahr von steifen Böen aus WSW. Lediglich in
Berlin/Brandenburg und im Südteil Mecklenburg-Vorpommerns ist die
Wahrscheinlichkeit für Böen Bft 7 nur gering, was auch die probabilistischen
Modelle gut herausmodelliert haben. Böen Bft 8 sind außer an den Küsten auch in
Sachsen möglich.

Die Warmfront des neuen, zur Zeit noch über dem mittleren Nordatlantik
befindlichen Sturmtiefs dringt in der ersten Tageshälfte in den Nordwesten und
Westen Deutschlands ein. Die kräftige WLA im Vorfeld dieser Front greift sehr
weit nach Osten aus und führt bereits in der Nacht zu einsetzendem Regen im
Westen Deutschlands. Dieser breitet sich bis zum Morgen bis an die Ostgrenze
Deutschlands aus, wobei besonders im Böhmerwald oberhalb etwa 1000 m auch Schnee
fallen kann. Ähnlich hoch liegt die Schneefallgrenze auch am Alpenrand.
Bis zum Nachmittag zieht das frontale Regengebiet aus den Ostteilen unseres
Landes ab; im Warmsektor kommt es hier und da zu Nieselregen.
Die Kaltfront des zum Europäischen Nordmeer ziehenden Sturm- bzw. Orkantiefs
erreicht zum Tagesende die südliche Nordsee und den Ärmelkanal.

ICON6_NEST prognostiziert von 00 bis 24 UTC nur in der Osthälfte gebietsweise
Regenmengen über 10 mm (bis 24 mm im südlichen Berchtesgadener Land). Ebendort
hat auch GFS sein Maximum mit 38 mm.


Montag ... intensiviert sich ein anfangs flacher Trog nordwestlich der
Britischen Inseln und erreicht Deutschland nach vorherigem recht kräftigem
Geopotentialfall. Um 24 UTC ist seine Achse noch über dem Südosten unseres
Landes zu verorten.

Die Kaltfront greift in den frühen Morgenstunden von der Nordsee her auf
Deutschland über; sie erreicht mittags eine Linie Erzgebirgsrand-Pfalz und
abends den Alpenrand. Postfrontal sinken die 850 hPa-Temperaturen unter den
Gefrierpunkt ab, im Norden und Osten vielfach unter -5 Grad.

Der Druckgradient nimmt postfrontal nachmittags und abends im Norden und Osten
deutlich zu - nach ICON-Nest und ECMF16 (00 UTC) ist an der nordfriesischen
Küste und auch an exponierten Ostseelagen mit schweren Sturmböen zu rechnen. Im
nördlichen Drittel Deutschlands gibt es verbreitet Böen Bft 7 bis 8. OOG
prognostiziert im Küstenbereich ab 15 UTC vielfach Böen Bft 8 bis 10, vereinzelt
Bft 11. COSMO-LEPS und ECMF-EPS von 00 UTC sehen die höchsten
Wahrscheinlichkeiten für orkanartige Böen um 24 UTC im Nordteil von Rügen und
über den nördlichen nordfriesischen Inseln.
Brocken und Fichtelberg sind ebenfalls für Böen Bft 11 prädestiniert.

Die höchsten 24stündigen Niederschlagsmengen werden vom ICON-Nest in Alpennähe
erwartet: vielfach über 10 mm, maximal knapp 30 mm. GFS simuliert aber nicht
mehr als 9 mm.

Abends geht der Regen in höheren Lagen von Böhmerwald, Schwarzwald, Schwäbischer
Alb und den Alpen in Schnee über.
In der Nacht zum Dienstag ist in Lagen oberhalb etwa 500 m mit leichtem Frost
und streckenweiser Glätte zu rechnen.


Dienstag ... verstärkt sich der Trog über dem östlichen Mitteleuropa bis 12 UTC
weiter, während sich gleichzeitig vor Westeuropa ein Rücken intensiviert. Die
Höhenströmung dreht damit zum Mittag auf NNW.

In der ersten Tageshälfte nimmt der Gradient allmählich ab; mittags ist aber vor
allem in den östlichen Bundesländern, aber auch teilweise in Bayern und auch um
die Nordsee herum noch mit steifen Böen zu rechnen. Im Osten und an den Küsten
kommt es noch zu stürmischen Böen, östlich von Rostock in Küstennähe auch zu
Sturmböen.

Im Harz und in den östlichen Mittelgebirgen ist mit teils schauerartigen
Schneefällen zu rechnen (500 hPa-Temperatur meist unter -30 Grad).


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle unterscheiden sich nicht markant in den Druck- und Temperaturfeldern
im mitteleuropäischen Raum bis t + 72 h.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.