DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.12.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft und zunehmend windig, an Weihnachten an den Küsten und in Kammlagen
der Gebirge stürmisch, mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.12.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Freitag liegen wir zwischen
hohem Potential im Süden und niedrigem Potential im Norden in einer westlichen
Strömung. Im Süden stützt das hohe Potential einen kräftigen Keil des
ostatlantischen Hochs über dem Süden und der Mitte. Der Norden wird dagegen von
einem kurzwelligen Trog passiert. Nach dessen Passage folgt wieder ein Rücken.
Mit der Trogpassage gibt es ganz im Norden ein paar Spritzer Regen. Über dem
Süden liegen noch die Reste einer Kaltfront, sodass es auch dort starke
Bewölkung und in den Bergen etwas Regen gibt. Im Bodendruckfeld nähert sich am
Freitag ein kräftiges Tief mit einem Kerndruck von 965hPa und erreicht mit
seinen Ausläufern die Britischen Inseln. Es sorgt durch die Gradientverschärfung
vor allem an der Nordseeküste und auf den Bergen für starke bis stürmische Böen.


Am Heilig Abend nähert sich das Sturmtief der norwegischen Küste und sein
Frontensystem erreicht Deutschland, wobei der Norden recht schnell überquert
wird, im Süden die Front allerdings zurückgehalten wird. Die Front sorgt von
Nordwesten nach Südosten fortschreitend für Regen, die Schneefallgrenze liegt
allerdings, trotz der rückseitige der Kaltfront eingeflossenen etwas kühleren
Luft, bei über 1000 m. Signifikant ist die Zunahme des Südwestwindes. Es kann
nämlich bis ins Flachland starke Windböen, auf den Bergen, im norddeutschen
Tiefland stürmische und an der Küste auch Sturmböen geben. In exponierten
Berglagen sind auch orkanartige Böen möglich.
Am ersten Weihnachtsfeiertag verlässt der Trog zwar unseren Vorhersagebereich
und nachfolgend kommen wir auf die Vorderseite eines kräftigen Keils mit Achse
über den Britischen Inseln. Allerdings sorgt WLA für viele Wolken und weiterhin
vor allem in der Nordhälfte und im östlichen Bergland für Regen, im Bergland
über 1000 m für Schnee. Es bleibt windig und im norddeutschen Tiefland sind
starke Windböen möglich. An der Küste sowie auf den Bergen gibt es stürmische
Böen oder Sturmböen, auf dem Brocken Orkanböen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag befinden wir uns zunächst im Warmsektor des
mittlerweile über Nordrussland angekommenen Tiefs, im Tagesverlauf schwenkt aber
von Nordwesten die Kaltfront zu uns. Das bedeutet, es bleibt unbeständig und
auch der Gradient lässt kaum nach. Am Dienstag schwenkt ein Trog über den Norden
und den Osten hinweg und nachfolgende nähert sich ein meridional orientierter
Keil von den Britischen Inseln. Dadurch steigt der Druck und am Abend wird ein
kräftiges Bodenhoch über Westeuropa und Deutschland simuliert. Zuvor ist es vor
allem im Norden und Osten noch unbeständig und in den östlichen Mittelgebirgen
kann es über 1000 m auch schneien. Der Wind schwächt sich im Tagesverlauf ab.
Zuvor sind aber weiterhin in Gipfellagen weiterhin Sturmböen möglich.

In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich der Hochdruck mit seinem Zentrum
nach Deutschland und es bleibt trocken, aufgrund der Absinkinversion ist es aber
meist neblig-trüb und die Sonne ist vor allem im Bergland zu sehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des EZMW befindet sich in recht guter Übereinstimmung mit den
Vorläufen. Unterschiede ergeben sich lediglich in der geringfügig
unterschiedlichen Konturierung der Tröge und Keile.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Heilig Abend sind die Modelle in einer Linie. Am 1. Feiertag (Sonntag) lässt
GFS eine Tiefentwicklung schneller und weiter südlich ablaufen als EZMW und
ICON. Dies würde für unseren Bereich eine etwas kräftigere Windentwicklung an
der Küste und im Norddeutschen Tiefland zur Folge haben. Im weiteren Verlauf
greift die Kaltfront des besagten Sturmtiefs bei ICON deutlich früher als bei
GFS und EZMW auf uns über. Der Druckanstieg nach Trogpassage ab Dienstag wird
von GFS und EZMW recht ähnlich simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt für Freitag und Samstag insgesamt 6 verschiedene
Cluster, wobei sich die Cluster bei uns kaum unterscheiden. Der deterministische
Lauf befindet sich in Cluster 1.
Die Ensembles geben für die Weihnachtsfeiertage geringe Wahrscheinlichkeiten für
markanten Niederschlag im Bereich der Alpen. Allerdings muss davon ausgegangen
werden, dass über 1000 m der Niederschlag in der festen Phase fällt. Mengen über
5 cm /12h sind aber nicht sehr wahrscheinlich.
Die Windprognosen zeigen ab Samstag (Heilig Abend) einen recht windigen
Witterungsabschnitt an. Vor allem im Küstenbereich sind in der Folge immer
wieder markante Windböen ab Bft 8 möglich. Weiterhin davon betroffen sind auch
bei den Ensembles die Mittelgebirgslagen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index simuliert an Heilig Abend im Norden einen windigen
Witterungsabschnitt. Weiterhin wird für den Alpenraum ein deutlich zu warmer
Abschnitt prognostiziert. Für die Weihnachtsfeiertag und Dienstag gibt es nur 3
Cluster, wobei Cluster 1 und 2 gleichbesetzt sind. Die Cluster unterscheiden
sich hauptsächlich an der Konturierung des Hochkeils, der im 1. Cluster bei uns
deutlich weiter nach Norden reicht, als vom deterministischen Lauf vorhergesagt.
Folgerichtig wird der aktuelle Lauf in Cluster 2 eingeordnet. Selbst im der
erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag werden nur 3 Cluster
gerechnet. Alle Cluster zeigen einen deutlich antizyklonal geprägten
Witterungsabschnitt.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bis Samstag (Heilig Abend) eine T850 bei etwa
0 Grad und wenig Änderung im Potentialniveau. Erst ab dem ersten
Weihnachtsfeiertag am Sonntag stiegt das Potential in zwei Stufen an. Zuerst von
Sonntag auf Montag und dann in der zweiten Stufe ab Dienstag wieder. Der
trockenste Tag ist gemäß der Rauchfahne der Sonntag. Ansonsten liefern die
Einzellösungen immer wieder Signale für leichte Niederschläge.

Auch das GEFS ensemble zeigt für die Weihnachtsfeiertag einen deutlich zu warmen
Witterungsabschnitt mit Tagesmaxima im oberen einstelligen Bereich und abgesehen
vom Süden meist frostfreien Nächten. Es gibt nur recht schwache
Niederschlagssignale. Ein trockner Tag ist allerdings nach GEFS nicht
auszumachen.

Insgesamt bestätigen die Ensembles die Prognosen des deterministischen
Hauptlaufs.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich