DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Montag zunächst noch gebietsweise leichte Niederschläge
verschiedener Couleur. Ab Montag wieder das übliche antizyklonale
Grenzschichtgedümpel ohne nennenswerte Niederschläge.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem Cut-Off-Tief über
Tschechien, das bis Montagfrüh zur Schweiz zieht. Gleichzeitig verlagert sich
der Schwerpunkt eines abgeschlossenen Höhenhochs von UK/Irland zur Nordsee, von
wo aus sich ein Keil bis hoch zum Nordkap erstreckt. Die Höhenströmung über dem
Vorhersageraum dreht entsprechend zurück von anfangs N-NO auf O-NO. Dabei kommt
die anfänglich noch vorhandene WLA mehr und mehr zum Erliegen, was eine Abnahme
der Hebungsprozesse zur Folge hat. Gleichwohl kommt es noch längere Zeit zu
leichten Niederschlägen, vor allem am Alpenrand, in Teilen des Vorlands sowie in
den Hochlagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge schneit es leicht mit
Neuschneemengen von 1-3 cm, lokal vielleicht bis 5 cm. Allerdings ist im Falle
geringerer Intensitäten nach wie vor auch noch gefrierender Nieselregen ins
Kalkül zu ziehen, was freilich nur kurzfristig abgewarnt werden kann.
Bodennah bleibt uns die langestreckte, vom nahen Ostatlantik bis zum Schwarzen
Meer reichende Hochdruckzone erhalten. Dabei ist in den W und N feuchte und
relativ milde Nordseeluft eingedrungen, in der es meist bedeckt oder neblig
bleibt. Reißt es doch mal irgendwo auf, bildet sich rasch neuer Nebel. Frost ist
kein Thema, allenfalls in den höchsten Lagen gibt es leichten Frost mit der
Gefahr von Glätte durch gefrierende Nässe bzw. gefrierenden Nebel.
Anders sieht es nach S und SO hin aus, wo sich noch Reste der gealterten
feucht-kalten Luftmasse halten und die Luft- bzw. Bodentemperatur gebietsweise
im leichten Frostbereich verbleiben. Über die Variabilität und Wirkung der dort
auftretenden Niederschläge wurde weiter oben bereits geschrieben.

Montag ... zieht das Cut-Off-Tief, das mangels korrespondierenden Bodentiefs den
Status eines Kaltlufttropfens besitzt, via Zentralfrankreich Richtung Biscaya.
Analog dazu wandert der Schwerpunkt des Höhenhochs von der Nord- zur Ostsee, was
bei uns ein weiteres Rechtsdrehen der Höhenwinde auf SO zur Folge hat.
Im Bodenniveau verbleiben wir im Bereich der nach wie vor zonal exponierten
Hochdruckzone, die ihren Schwerpunkt (etwas über 1035 hPa) allmählich zum Balkan
verlagert. Zwischen dem Hoch und einem sich über dem westlichen Mittelmeer
leicht verstärkenden Tief nimmt der Gradient nach S und SW hin etwas zu, was
dort einen mitunter böig auflebenden östlichen Wind zur Folge hat, der zunächst
aber noch keine Warnrelevanz aufweist. Einzig auf einigen Alpengipfeln erreicht
der S-SO-Wind im Tagesverlauf Sturmstärke 8-9 Bft, zum Abend hin vereinzelt
vielleicht sogar 10 Bft.
Abgesehen von etwas Nebel- oder Hochnebelnässen bleibt es niederschlagsfrei.
Lichte Momente in Form von Aufhellungen/Auflockerungen oder gar längeren
sonnigen Abschnitten deuten sich am Alpenrand sowie an den N-Nordwesträndern der
Mittelgebirge an, was vielfach Überströmungseffekten geschuldet ist. Auch die
Hochlagen der süddeutschen Mittelgebirge dürften in den Genuss einiger
Sonnenstunden kommen, weil sie oberhalb der etwa zwischen 600 und 900 m
verorteten Inversion (Prognosesoundings sind nicht ganz eindeutig) liegen.
Ansonsten bleiben - nolens, volens - Nebel und Hochnebel respektive tiefe
Bewölkung auch zu Beginn der Vorweihnachtswoche treue und zuverlässige Begleiter
des Tagesgeschehens. Die Temperatur steigt auf 1-8°C, im S und SO bei Dauergrau
sowie in den Hochlagen einiger Mittelgebirge z.T. aber nicht über den
Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Dienstag richte sich der Blick rein interessehalber mal ganz
kurz Richtung Island, wo sich knapp westlich der großen Insel ein monumentales
Sturm- respektive Orkantief in Stellung bringt. Der Kerndruck tendiert gen 950
hPa, während wir hier weiterhin zwischen 1025 und 1030 hPa, nach Osten hin sogar
noch darüber herumdümpeln. Der Gradient nimmt gegenüber dem Tag etwas zu, was im
ostbayerischen sowie im sächsischen Bergland den Böhmischen Wind allmählich
aufleben lässt mit Böen 7 Bft, exponiert vielleicht 8 Bft.
Ansonsten steht gebietsweise wieder Nebel auf der Karte. Mit Ausnahme des
äußersten Nordens sowie einiger Ballungszentren im Westen geht die Temperatur in
den leichten, an den Alpen und in den südlichen Mittelgebirgen z.T. auch in den
mäßigen Frostbereich zurück.

Dienstag ... bleibt das Wetter antizyklonal geprägt mit dem höchsten Luftdruck
über dem nördlichen Balkan und dem Tief über dem westlichen Mittelmeer.
Entsprechend bleibt es bei uns bei einer südöstlichen Grundströmung, mit der
insgesamt trockenere aber auch etwas kältere Luft advehiert wird. Dadurch
steigen die Chancen, dass sich Nebel- und Hochnebel auflösen. Im Lee der
Mittelgebirge und der Alpen (dort bleibt es föhnig) ist die Wahrscheinlichkeit
dafür am größten, insgesamt dürfte sich die Fläche mit offener Bewölkung
gegenüber Montag erhöhen. Allerdings gibt es auch am Dienstag - wie im richtigen
Leben - die Looser, die im Wetterbericht vielleicht etwas von Sonnenschein
aufschnappen, am Ende aber doch den ganzen Tag im Dauergrau hängen. Betroffen
davon sind vor allem die Flussniederungen im Süden und in der Mitte sowie Teile
Norddeutschlands.
Nach Osten zu bleibt der Böhmische Wind unterwegs (7-8 Bft) und auf den
Alpengipfeln sowie im Hochschwarzwald treten Sturmböen 8-9 Bft auf.
Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 1 und 6°C, im Westen lokal etwas darüber,
unter zähem Grau teils nur um 0°C.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Hoch etwas nach Osten, bleibt aber
für uns maßgebend. So ist die Gute-Nacht-Geschichte rasch erzählt. So geht die
Temperatur verbreitet in den leichten, im SO vereinzelt mäßigen Frostbereich
zurück. Ausgenommen sind einige küstennahen Orte, größere Ballungszentren im W
sowie einige Hanglagen, die in die mittlerweile sehr gut ausgeprägte und recht
tief liegende Inversion hineinragen.
Dazu wird es teils klar, teils bedeckt oder neblig, und auch an der
Windsituation verändert sich noch nicht allzu viel.

Mittwoch ... rückt die Frontalzone von NW her allmählich dichter an den
Vorhersageraum heran, was als Zeichen einer möglichen bevorstehenden Änderung
der GWL gedeutet werden kann. Zunächst mal bleibt aber wohl der
Hochdruckeinfluss noch erhalten, auch wenn ICON im Tagesverlauf eine schwache
Front mit Regen auf den NW übergreifen lässt. Die externen Modelle sind
diesbezüglich defensiver.
So sollte man aus heutiger Sicht von einem niederschlagsfreien Tag mit einigen
zähen Nebel- und Hochnebelfeldern, aber auch recht viel Sonnenschein ausgehen.
Dabei steigt die Temperatur auf 1 bis 8°C, in Lagen, die voll in die Warmluft
der Inversion hineinragen, auch noch darüber, bei zähem Nebel darunter. Der Wind
nimmt im Süden und Osten allmählich ab, dafür frischt er Richtung Nordsee auf.
Ob schon warnwürdig, bleibt abzuwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisentwicklung wird ähnlich simuliert, etwaige Unterschiede wurden
angesprochen. Am diffizilsten ist das aktuelle Niederschlagsgeschehen, vor allem
im Hinblick auf die Phase. Warntechnisch kann hier vielfach nur in situ agiert
werden.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann