DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-12-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.12.2016 um 10.30 UTC



Zunächst ruhige, vielfach zu Nebel und Hochnebel neigende winterliche
Hochdrucklage. Später von Westen her leicht wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.12.2016


Zu Beginn(Dienstag/Mittwoch) dominiert ein schwach gradientiges antizyklonales
Regime mit einem abgeschlossenen Höhenhoch über dem nördlichen Mitteleuropa und
einer über Deutschland verlaufenden Hochdruckbrücke. Der Hochschwerpunkt zieht
sich dabei mehr und mehr nach Osteuropa zurück, so dass die bodennahe
Windkomponente später von Ost auf Südost bis Süd dreht und in den östlichen
Gebieten an Stärke etwas zunimmt. Es überwiegt ruhiges zu Nebel und Hochnebel
neigendes Winterwetter mit den größten Chancen für etwas Sonne in Leegebieten
des Westens und Südens. Bei ganztätigem Nebel ist vor allem im Süden auch
ganztätig Frost möglich. Ansonsten liegen die Tagestemperaturen je nach Nebel
oder Sonne etwa zwischen 0 und +8 Grad mit den höchsten Westen in Leegenbieten
des Westens.

Vom Balkanraum westwärts gesteuerte CUT-OFF-Tiefs beeinflussen wie gehabt
wahrscheinlich nicht die alpennahen Gebiete.
Freitag greifen dann von Westen her Randtröge der nordatlantischen Frontalzone
auf Deutschland über, die leichte Niederschläge(teils Regen, teils Schnee)
bringen. Diese ersten Anläufe gegen die Blockade sind aber schwächer ausgeprägt
als vorher.

In der erweiterten Mittelfrist(Samstag bis Montag) scheint dann die
Blockadesituation weiter zu bröckeln. Ab Samstag bringt ein etwas markanterer
Trog dem Westen Niederschläge. Sonntag zu Montag scheint dann die Westdrift mit
Regen und starkem Südwestwind massiv auf Deutschland überzugreifen. Dies würde
nun folgendes Szenario beinhalten:
Nach nasskalten Intermezzo mit Regen, Schneeregen und Schnee am HEILIGEN ABEND
würde nun im Laufe des ERSTEN WEIHNACHTSFEIEERTAGES und am ZWEITEN
WEIHNACHTSFEIERTAG mit stark bis stürmisch auffrischendem Südwestwind und
fortschreitender Milderung von Westen verbreitet Regen(im Bergland anfangs
Schnee)aufkommen.

Die Tatsache, dass die anderen Modelle(siehe Kapitel: Vergleich) teils deutlich
abweichen, zeugt insgesamt doch von einer größeren Unsicherheit der
mittelfristigen Wettervorhersage!
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle EZMW-Lauf stimmt zunächst einmal im Wesentlichen mit den Aussagen
der beiden vorangegangenen Läufe überein. Donnerstag und Freitag scheinen aber
die ersten Anläufe gegen die Blockade noch etwas schwächer auszufallen als
vorher simuliert. Erst in der erweiterten Mittelfrist bahnt sich jetzt die
Wegöffnung für eine durchgreifende Zonalisierung an.
Dies stand im gestrigen 00 UTC-Lauf noch nicht auf dem Programm, da sich hier
stromab eines breiten Troges über dem Ostatlantik über Mitteleuropa ein Keil
aufwölbte, der auf eine mögliche Regenerierung des antizyklonalen Einflusses
hindeutete.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Andere vorliegende Modelle bringen teils deutlich abweichende Prognosen:

Nach ICON greift bereits am Donnerstag mit einer breiten Trogvorderseite die
atlantische Frontalzone auf den Westen Deutschlands über.

Nach GFS spaltet sich in der östlichen Grundströmung am Mittwoch ein
Kaltlufttropfen vom Balkan ab, der mit hochreichender Kaltluft zügig über
Süddeutschland nordwestwärts wandert.
Dieser wird dann am Donnerstag von einem trog der nordatlantischen Frontalzone
eingefangen, wobei sich Donnerstag/Freitag über Deutschland eine mäandrierende
Westlage einstellt.

Nach GEM folgt ab Donnerstag/Freitag eine zyklonale Südwestlage.

Diese Differenzen deuten auf eine große Unsicherheit der Mittelfristprognose hin
hinsichtlich Temperatur, Niederschlag und Windverteilung hin!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMW-Rauchfahnen zeigen für große Teile Deutschlands bis Donnerstag
eine trockene, antizyklonal dominierte Phase, lediglich im Westen nimmt die
Niederschlagssignaldichte bereits am Donnerstag deutlich zu.
Mit der sich manifestierende Ost bis Südostströmung wird ab Mittwoch von Osten
etwas kältere Luft advehiert, wobei die Temperaturen dann bis Freitag um etwa
3-5 K zurückgehen und im deterministischen HRES-Lauf eher am unteren Ende des
Spektrums zu finden sind.

In der erweiterten Mittelfrist zeigt die HRES-Temperaturkurve einen deutlichen
Anstieg, die Erwärmung wird aber von den "ensembles" nicht unbedingt mitgetragen
wird und vom Kontrolllauf konterkariert! (Unsicherheit)

Donnerstag deutet sich in einem Absinken der Geopotentialkurven eine erste
Trogannäherung-bzw. Passage an. Die Bandbreite der Geopotentialspektrums läuft
danach sehr weit auseinander.


Die Ergebnisse des ENS-GFS verlaufen nicht grundlegend anders, auffällig ist
nur, dass der deterministische GFS-Lauf am Mittwoch/Donnerstag für Teilgebiete
Deutschlands eine absolut kalte Lösung anbietet, welches das untere Ende des
Spektrums markiert( siehe Text:Kaltlufttropfensimulation).

Ansonsten zeigt sich hier ab Donnerstag insgesamt schon eine deutliche Zunahme
der Niederschlagssignaldichte.
Die 850 hPa-Temperaturen pendeln sich ab Freitag etwa im Bereich des
jahreszeitlichen Mittels ein.

Dier CLUSTER-Analyse 10-168 h bringt heute 6 verschiedene CLUSTER, deren Member
bis Donnerstag mehrheitlich ein antizyklonales Regime festschreiben, ab Freitag
mehrheitlich dann aber auf die zunehmend zyklonale Variante setzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund der zunächst blockierenden Hochdrucklage sind Dienstag bis Freitag
keine markanten Wetterereignisse zu erwarten. Die Warntätigkeit dürfte sich auf
lokale Glätte durch gefrierendes Nebelnässen oder reif beschränken.
Wegen der nach EZMW im Osten am Mittwoch/Donnerstag einsetzenden Gradientzunahme
besteht in Gipfellagen Sachsens dann ein gewisses Risiko für das Auftreten
stürmischer Böen(auch Böhmischer Wind).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX + EZMW EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel