DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.12.2016 um 10.30 UTC



Ruhige Hochdruck(rand)lage, weitgehend ohne markant zu bewarnende
Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.12.2016


Am Sonntag greift von der Nordsee und von den Britischen Inseln her ein
Höhenkeil auf Mitteleuropa über, der sich in ein abgeschlossenes Hoch umwandelt.
Zuvor läuft an dessen Ostflanke ein Kurzwellentrog nach Süden ab. Die schwach
ausgeprägte vorgelagerte und maskiert in Erscheinung tretende Kaltfront führt
von Nordwesten her zu geringen Niederschlägen. Wenn auch weniger als 1 mm
innerhalb von 12 Stunden zu erwarten ist, so besteht doch bis in den Vormittag
hinein im nördlichen Mittelgebirgsraum und im Nordosten vereinzelt die Gefahr
von Glatteis durch gefrierenden Sprühregen. Postfrontal strömt dann von der
Nordsee her eine mildere Luftmasse ein, so dass die Gefahr von Glätte danach
nicht mehr gegeben ist. Am Erzgebirge intensiviert sich die Front, aber mehr als
5 mm innerhalb von 12 Stunden sollten auch in Staulagen nicht zusammenkommen.
Dabei kann in den Kamm- und Gipfellagen Schnee fallen oder zumindest die
Mischphase auftreten.
Südlich der Mittelgebirge macht sich die Front nur insofern bemerkbar, als dass
etwas feuchtere Luft einsickert und die Nebel- und Hochnebelneigung wieder
zunimmt. Ein Luftmassenwechsel ist dort nicht in Sicht.
Zu Wochenbeginn etabliert sich das blockierende Hoch mit seinem Schwerpunkt über
Norddeutschland. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich allmählich über
das Vorhersagegebiet hinweg nach Osteuropa. Wenn sich auch allmählich eine
südöstliche bodennahe Windkomponente einstellt, so bleibt die schwachgradientige
Lage bestehen. Somit wird das Wettergeschehen durch Grundschichtprozesse
geprägt. Nebel und Hochnebel werden sich in weiten Teilen Deutschlands nicht
auflösen: in diesen Gebieten stellt sich leichter Dauerfrost ein.
Am Mittwoch greift auf den nahen Ostatlantik ein Trog über. An dessen
Vorderseite kommt etwas Druckfall in Gang, was den Gradienten über Mitteleuropa
ein wenig zunehmen lässt. In den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge können
dann warnrelevante Böen in Gang kommen, möglicherweise setzt dann auch in der
Lausitz und im Osterzgebirge der "Böhmische Wind" ein. Ansonsten ergibt sich
noch keine Änderung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, d.h. bis zum ersten
Weihnachtsfeiertag, kann ein schwacher Trog auf das Vorhersagegebiet
übergreifen. Mehr als 5 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden sollten aber
selbst in Staulagen nicht zusammenkommen; im weitaus größten Teil Deutschlands
sind keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten. Allerdings besteht in den
Gebieten, wo zuvor der Boden gefrieren konnte, erneut Glatteisgefahr.
Heiligabend setzt sich bereits wieder antizyklonaler Einfluss durch, Druckfall
über Westeuropa würde jedoch über dem Westen eine Gradientzunahme bewirken,
wodurch die Auflockerungen an den Nordseiten der Gebirge sich ausweiten könnten.
Ob es dann bereits für warnrelevante Böen reicht, ist noch nicht sicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den einzelnen Modellläufen. Bereits am Mittwoch zeichnet sich nach dem
12 UTC-Lauf des Vortages und erst recht nach dem aktuellen Lauf eine
ausgeprägtere Blockierung ab, wobei sich das blockierende Hoch erst zum
Donnerstag hin deutlich nach Osteuropa verlagert. Eine auf Mitteleuropa
übergreifende Zonalisierung, wie es noch von den beiden gestrigen Modellläufen
gezeigt wurde, kommt somit vorerst noch nicht in Gang.
Der von den beiden Modellläufen des Vortages simulierte breite Trog, der
Heiligabend auf Mitteleuropa übergreifen sollte, wird vom aktuellsten Lauf
gerade mal über dem nahen Ostatlantik, d.h. ca. 2000 km weiter westlich,
erwartet. Demnach würde sich stromab, d.h. über Mitteleuropa, ein Keil
aufwölben, was auf eine Regenerierung des antizyklonalen Einflusses hindeutet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch ergeben sich hinsichtlich der synoptischen
Basisfelder keine prognoserelevanten Unterschiede zwischen den einzelnen
Modellen. Am Donnerstag lässt ICON eine straffe südwestlich Strömung aufkommen,
was auf eine deutliche Milderung hinauslaufen würde. GFS stützt hingegen die
Variante des EZMW. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes lässt dann eine
antizyklonal geprägte west- südwestliche Strömung aufkommen, was einen Mittelweg
zwischen GFS/EZMW und ICON darstellt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt nach dem kanadischen
Vorhersagemodell die west- südwestliche Strömung bestehen, wobei auch im Süden
eine leichte Gradientzunahme in Gang kommen würde. Für einen durchgreifenden
Luftmassenwechsel sollte es jedoch nicht reichen. GFS zeigt eine den Vorhersagen
des EZMW ähnliche Version, was das wahrscheinlichere Szenario wäre. Eine
Zonalisierung und durchgreifende Milderung wäre demnach eher unwahrscheinlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Als wahrscheinlichstes
Szenario stellt sich in Richtung der Weihnachtsfeiertage heraus, dass ein auf
den nahen Ostatlantik übergreifender Trog noch vor Westeuropa nach Süden
austropft und sich, ausgehend von dem blockierenden Hoch über Osteuropa, auch
über Mitteleuropa wieder der antizyklonale Einfluss regeneriert. Zwar weisen die
Einzellösungen bereits ab dem Wochenende einen hohen Spread auf, was noch eine
gewisse Unsicherheit bedeutet, aber wenn man das EPS-Mittel betrachtet, lässt
sich die oben beschriebene Entwicklung gut darstellen.
Die Einzellösungen des ENS des EZMW werden in 5 Cluster unterteilt, wobei sich
die Unterschiede im wesentlichen darauf beschränken, wie weit der Trog vom
Atlantik kommend nach Osten vordringt. Das Durchgreifen einer straffen
südwestlichen Strömung wäre demnach weiterhin eine Option, gestützt von 23
Membern. Etwa 20 Einzelläufe setzen auf eine deutlich schwächere südliche bis
leicht südöstliche Komponente. Nur das am geringsten besetzte Cluster stützt die
Variante des kanadischen Modells. Bemerkenswert ist auch beim ENS des EZMW der
ab dem Wochenende rasch wachsende Spread. Häufigere Niederschlagssignale deuten
aber mit Annäherung an die Festtage auf eine Zunahme der Zyklonalität hin.
Demnach wäre ein Temperaturanstieg wahrscheinlicher als dass es der
deterministische Lauf zeigt. Das lässt sich auch an den 10 Tages-EPSgrammen
ableiten, bei welchen sich beim zu erwartenden Temperaturverlauf die
deterministische Version an der unteren Grenze der Verteilung finden lässt.
Eingedenk der synoptischen Erfahrungen (auch von diesem Winter) wäre eher dem
deterministischen Lauf als den ENS Glauben zu schenken.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In Verbindung mit einer am Sonntag von Nordwesten übergreifenden maskierten
Kaltfront kommen geringe Niederschläge auf, die bei noch gefrorenem Boden
stellenweise zu Glatteis führen können. Am wahrscheinlichsten ist das in
windgeschützten Tallagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge. Aufgrund
der geringen zu erwartenden Niederschlagssummen zeichnet sich keine
unwetterträchtige Glatteislage ab.
Danach regeneriert sich der antizyklonale Einfluss, so dass vorerst keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten sind. Die Warntätigkeit
beschränkt sich daher auf Frost im Winter, Nebel und örtliche Glätte durch
gefrierendes Nebelnässen oder Reif.
Erst zur Wochenmitte können in Verbindung mit der einsetzenden allmählichen
Gradientzunahme in exponierten Lagen der östlichen Mittelgebirge und vielleicht
auch durch "Böhmischen Wind" stürmische Böen auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW(Hauptlauf) + ENS mit stärkerer Gewichtung des Hauptlaufes.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann