DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Osten örtlich gefrierender Nieselregen möglich. Sonst keine markanten
Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... schwenkt ein Höhenrücken langsam über Deutschland nach Osten, wobei
die östlichen Landesteile von einem Trog gestreift werden, der über Polen zum
Balkan vorankommt. Der zugehörige Frontenzug wird über Deutschland stationär und
löst sich infolge Absinkens auf. In die Gebiete zwischen Ostsee und Ostsachsen
wird postfrontal eine etwas kältere, trockenere und wolkenarme Luftmasse
geführt, in der es gebietsweise gering bewölkt wird.
Der Rücken stützt ein Bodenhoch, dessen Schwerpunkt Donnerstag früh schon
östlich unseres Raumes liegt. Geringe frontale Niederschläge gibt es nur noch im
Nordwesten und Südosten. Die tiefe Bewölkung bleibt außer im Süden und Westen
sowie im Nordosten vielerorts erhalten, allerdings zieht von Polen her wieder
starke Bewölkung in den Osten, aus der in der zweiten Nachthälfte in der Lausitz
örtlich geringer Niederschlag fallen kann. Da es vorher in den leichten
Frostbereich abkühlen konnte, ist Glätte möglich. Ob im markanten Bereich,
geringer gefrierender Nieselregen auftritt, muss abgewartet werden.
Auch in den weiter gering bewölkten Bereichen im Nordosten und Süden ist bei
leichtem Frost Glätte möglich, durch vereinzelte gefrierende Nässe oder durch
Reif. Auch in Nebelgebieten bei Nebelnässen oder geringem Sprühregen kann sich
Glätte bilden.
Frostfrei bleibt es dort, wo es bewölkt bleibt, also in großen Teilen über dem
Westen, der Mitte und dem Süden bis etwa zur Donau hin.

Donnerstag ... kommt der Rücken höchstens noch geringfügig nach Osten voran,
während sich das Hochdruckgebiet am Boden mit Schwerpunkt etwas nach Osten ins
östliche Mitteleuropa verschiebt. Wir liegen an seinem Rand in einer südlichen
bis südöstlichen Strömung, deren Stärke im Tagesverlauf nach Westen hin etwas
zunimmt, da sich über Westeuropa eine Tiefdruckrinne nähert. Warnwürdige Böen
gibt es wahrscheinlich nicht, über der Nordsee sind vielleicht einzelne Böen Bft
7 aus SE möglich.
Die kalte, mit Feuchtigkeit angereicherte Grundschicht bleibt meist erhalten,
entsprechend hält sich vielerorts hochnebelartige Bewölkung, aus der örtlich
geringer Niederschlag fallen kann. Anfangs vor allem nach Osten hin und im
Bergland mit Glättegefahr.
Auflockerungen dürften am ehesten in Leegebieten der Mittelgebirge und der Alpen
zu finden sein sowie im höheren Bergland.
Da sich oberhalb der Grundschicht durch Absinken die Luftmasse eher noch
erwärmt, ist von einer Verschärfung der Inversionslage auszugehen.
Bedingt durch die Alterung der Luftmasse gehen die Temperaturen vor allem in der
Osthälfte in der Grundschicht ein wenig zurück.
In der Nacht zum Freitag nähert sich vom Ostatlantik ein Trog, wobei sich ein
zur Iberischen Halbinsel gerichteter Abtropfprozess abzeichnet. Vorderseitig
setzt über Frankreich und den Britischen Inseln leichter Druckfall ein, wodurch
über Mitteleuropa der Gradient noch etwas zunimmt. In exponierten Berglagen
könnten Windböen aufkommen, so ist z.B. ein Einsetzen des "Böhmischen Windes"
vorstellbar, was entsprechende Warnungen erforderlich machen würde.
Ansonsten bildet sich erneut Nebel oder noch vorhandene Nebelfelder verdichten
sich, wovon aufgrund der etwas trockeneren Luftmasse der Nordosten weniger
betroffen sein dürfte. Abgesehen vom Nordwesten und Westen gibt es verbreitet
leichten, im östlichen Bergland und an den Alpen bei Aufklaren auch mäßigen
Frost. In Nebelgebieten besteht bei leichtem Frost zudem Glättegefahr.

Freitag ... wandelt sich der Höhenkeil in ein abgeschlossenes Höhenhoch um. Das
korrespondierende Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt in den
Karpatenraum. Da der sich nähernde Trog zur Straße von Gibraltar austropft und
der Resttrog rasch zugeschüttet wird, regeneriert sich auch weiter westlich der
antizyklonale Einfluss, d.h. auch über Westeuropa setzt dann wieder Druckanstieg
ein.
Dies weicht den Gradienten auf, was die Inversionslage weiter verschärft. Zwar
bleibt eine östliche bis südöstliche bodennahe Windkomponente
bestehen. Ob es dann noch für warnrelevante Böen in exponierten Berglagen bzw.
in der Lausitz reicht, ist fraglich. Allenfalls COSMO-LEPS liefert für
"Böhmischen Wind" Signale, so dass hierfür ggf. eine Warnung erforderlich werden
könnte. Tendenziell sollte aber im Tagesverlauf mit der Gradientabschwächung
auch dort die Gefahr von warnrelevanten Böen geringer werden.
Auflockerungen sind erneut an den Nordwestseiten der Mittelgebirge und am
Alpenrand am wahrscheinlichsten. In höheren Berglagen scheint mit Absinken der
Inversion die Sonne längere Zeit. Im größten Teil des Vorhersagegebietes dürfte
es den ganzen Tag neblig-trüb bleiben.
Bedingt durch die Alterung der Luftmasse gehen die Temperaturen noch etwas
zurück. Am Nachmittag werden 2 bis 6, bei Sonne bis 8 Grad erreicht. In Gebieten
mit zähem Nebel oder Hochnebel wird der Gefrierpunkt kaum überschritten.
In der Nacht zum Samstag läuft in die Nordflanke des Höhenhochs ein
Kurzwellentrog hinein. An dessen Vorderseite greift ein schwaches Frontensystem
auf die mittlere Nordsee über. Mehrschichtige Wolkenfelder können dann die
nordseenahen Regionen erfassen, ohne dass Niederschläge fallen.
Ansonsten bildet sich Nebel oder Hochnebel bzw. vorhandene Nebelfelder
verdichten sich. Am wahrscheinlichsten ist das in den westlichen und südlichen
Regionen Deutschlands.
Dabei bleibt es nur in Nordseenähe unter Wolken sowie ganz im Westen
frostfrei. In den anderen Gebieten ist leichter, im östlichen Mittelgebirgsraum
und in Alpennähe mäßiger Frost zu erwarten. In Gebieten mit leichtem Frost und
Nebel besteht Glättegefahr durch gefrierendes Nebelnässen, vereinzelt durch
Reif.

Samstag ... gliedert sich das Höhenhoch einem vom Nordostatlantik zu den
Britischen Inseln vorstoßenden Rücken an, wobei der schwache Resttrog über
Dänemark nach Osten schwenkt. Der zugehörige Tiefausläufer streift höchstens den
Norden mit starker Bewölkung, aber ohne Niederschlag. Sonst setzt sich unter der
von Westeuropa über Deutschland zum Schwarzen Meer reichenden Hochdruckzone das
ruhige, teils neblige, teils heitere Wetter fort.
Es scheint fraglich, ob die Grundschicht wirklich soweit abgebaut wird, dass die
in den Modellen und dadurch auch im Mos entstehenden wolkenarmen Bereiche
herauskommen. Aus Sicht des Verfassers dürften größere Bereiche als die
"Angebotenen" mit Nebel und Hochnebel übrig bleiben, in denen die Temperatur
auch tagsüber um oder etwas unter dem Gefrierpunkt liegt. Auch sonst sinkt das
Temperaturniveau eher noch etwas ab, ausgenommen einiger Berglagen wo die
Absinkinversion "zuschlägt".


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ähnlich. Gerade bei der
Bewölkungsentwicklung gibt es Unterschiede, mit entsprechenden Auswirkungen. Die
Modelle, vor allem ICON, simulieren wahrscheinlich etwas zu optimistisch, was
die Sonnenanteile angeht. Insgesamt beschäftigen uns winterliche
Grenzschichtaspekte: Nebel, Frost, lokale Glätte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner