DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.12.2016 um 10.30 UTC



Hochdrucklage mit Schönheitsfehlern. Keine signifikanten Wettergefahren
wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.12.2016


Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS eine
ausgedehnte, zonal ausgerichtete Hochdruckbrücke über Deutschland, wobei ihre
Achse in etwa über der Mitte des Landes liegt, so dass in den Norden des Landes
mit westlichen Winden Meeresluft eingesteuert wird. In der Höhe wird dieses Hoch
von einem Keil gestützt, der sich vom Azorenraum bis ins östliche Mitteleuropa
erstreckt. An der Nordflanke dieses Keils zieht im Tagesverlauf ein
Kurzwellentrog in die Nordsee. Mit diesem werden Wolken in den Nordwesten des
Landes gelenkt. In der Nacht intensiviert sich der Trog und schwenkt nach
Norddeutschland, wobei auch Höhenkaltluft ins Spiel kommt, so dass sich die
Atmosphäre über Norddeutschland labilisiert. Dabei kommt es im Norden zu
schauerartigen Regenfällen. Im übrigen Land herrscht Hochdruckeinfluss, teils
mit Hochnebel, teils bei klarem Himmel. Vereinzelt ist es möglich, dass
Regenfälle sich in Gebiete ausweiten, in denen Frost herrscht, so dass es zu
Glatteis kommen kann. Am Sonntag schwenkt dann der Trog unter Abnahme der
Labilität in den Süden Deutschlands. In der Nacht zum Montag erreicht er die
Alpen. Bodennah liegen wir immer noch im Bereich der Hochdruckzone, die aber
jetzt über Mitteleuropa eine Schwachstelle hat. Die feuchte Luft mit leichten
Regenfällen kommt etwa bis zur Mitte Deutschlands voran und führt dort zu
leichten Regenfällen. Im Süden herrscht bodennah noch die Ostströmung. Oberhalb
der Grenzschicht gelangt aber eine kältere Luftmasse ins Land, die in 850 hPa
nur noch etwa -2 bis -4 Grad aufweist.
Am Montag greift von Nordwesten wieder ein Rücken auf Deutschland über, das
Bodenhoch, das jetzt zwei kräftige Kerne über den Azoren und Nordrussland
aufweist weist weiterhin über Mitteleuropa eine Schwachstelle auf. Über den o.e.
Rücken hinweg greifen WLA und sterbende Fronten auf den Norden Deutschlands
über, so dass dort wieder mehrschichtige Wolken mit Regen zu erwarten sind,
während im Süden der Hochdruckeinfluss dominiert.
Am Dienstag wird die Hochachse immer weiter nach Süden gedrückt, so dass sich
der atlantische Frontenfriedhof auf immer weitere Teile Deutschlands ausdehnt.
Ganz im Süden herrscht noch der Hochdruckeinfluss.
Am Mittwoch stellt sich die Wetterlage um: Das Hoch wird gespalten und ein
kräftiger mit echter Meereskaltluft angefüllter Trog erreicht die Nordsee.
Deutschland gelangt zunehmend in den Bereich einer westlichen Strömung. Die dem
Trog vorlaufende Kaltfront erreicht mit Regenfällen am Nachmittag den
Nordwesten.
In der erweiterten Mittelfrist stellt sich zunehmend eine zyklonale Westlage
ein, wobei es zunehmend windig wird und im Wechsel milde und kaltes
Meeresluftmassen Europa erreichen. An den zugehörigen Fronten fällt im Tiefland
meist Regen, in höheren Lagen Regen und Schnee im Wechsel.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorläufen ist eher schlecht.
Die beiden Vorläufe, insbesondere der gestrige 00-UTC-Lauf waren Anfang der
kommenden Woche noch antizyklonaler aufgestellt und zeigten nicht das Eindringen
abgeschwächter Fronten in den Norden Deutschlands. Auch das zunehmende
Übergreifen der atlantischen Frontalzone in der erweiterten Mittelfrist taucht
erst im jüngsten Lauf auf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Derzeit bietet jedes Modell in der Mittelfrist eine unterschiedliche
Entwicklung. Bereits am Wochenende zeigen ICON, GEM und NAVGEM eine alternative
Entwicklung zum GFS und EZMW, indem sie den Trog deutlich weiter östlich gen
Süden oder Südosten laufen lassen. Zu Beginn der kommenden Woche ist EZMW dann
das zyklonalste Modell. GFS hält die Fronten zumindest noch etwas weiter fern.
ICON, GEM und NAVGEM sind mit Geopotenzialschwerpunkt nördlich von uns deutlich
antizyklonaler eingestellt und lassen weniger Meeresluft nach Deutschland
vordringen, wobei aber ICON das einzige Modell ist, das durchwegs Ostwinde in
Deutschland bringt.
Blicken wir dann noch auf die Großwetterlagen in der erweiterten Mittelfrist,
zum Folgetag 8 am nächsten Donnerstag:
IFS: Winkelförmige Westlage, Übergang zu West zyklonal
GFS: West antizyklonal mit nur sehr langsam sich annähernder Frontalzone
GEM: Am ehesten mit Südost zyklonal zu beschreiben.
In Anbetracht dieses vielfältigen Angebots an Prognosen, darf die Frage nach dem
Weihnachtswetter noch vertagt werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Zeitraum Mo, 00 UTC bis Mi, 00 UTC auf insgesamt 6
Cluster. Dabei zeigen C1, C2, und C4 (30 Mitglieder) durchweg antizyklonalen
Einfluss mit einem Potenzialschwerpunkt nördlich von uns und bodennah östlichen
Wind. C3 (9 Mitglieder, incl. Kontrolllauf) ist ebenso antizyklonal aufgestellt,
aber im Norden mit zeitweise feuchtmildem Westwind. C5 (8 Mitglieder) beschreibt
eine Ostlage, bei der aber im Süden Hebungsprozesse vom Mittelmeerraum her
übergreifen könnten. C6 (4 Mitglieder und Hauptlauf) ähnelt zu Beginn C5, zeigt
aber dann am Mittwoch den auf die Nordsee übergreifenden Trog. Noch zwei Sätze
zur erweiterten Mittelfrist, die dieser Tage wieder verstärkt im Fokus ist: Nur
einer von 6 Clustern (C3 mit 9 Mitgliedern) bleibt bis Heiligabend bei einer
reinen Hochdrucklage. Die weiteren tendieren über West antizyklonal und
Winkel-West zu West zyklonal. Es geht also in Richtung Weichnachtstauwetter,
auch wenn es dieses Jahr nichts zu tauen gibt. Aber Vorsicht: Dies ist höchstens
eine grobe Tendenz, die allerdings durch die Tatsache gestützt wird, dass sich
die Luftmasse über Labrador mittlerweile erheblich abgekühlt hat und damit der
atlantische Tiefdruckmotor allmählich an Fahrt gewinnt.
Die Rauchfahnen für Hamburg zeigen vorwiegend hohes Potenzial, der Hauptlauf
weicht gegen Ende weit nach unten ab. Zudem zeigt der Hauptlauf
unterdurchschnittliche Temperaturen. Das Ensemble-Meteogramm zeigt vorwiegend
Winde aus dem östlichen, später südlichen Sektor. Dies deutet alles nicht auf
ein Szenario wie bei Hauptlauf hin. Ähnliches gilt für die Münchener
Rauchfahnen. Allerdings überrascht eine ordentliche Schwankungsbreite der
Temperaturen (in 850 hPa -10 bis +10 Grad nächsten Mittwoch) sowie etwas
stärkere Niederschlagssignale ab Sonntag. Die Troglagen sind somit nicht ganz
von der Hand zu weisen. Alles in allem muss aber anhand des EZMW-Ensembles das
Szenario des Hauptlaufes verworfen werden und damit auch alle Anschlussprodukte
wie MOS-EZMW und MOS-MIX (09 UTC).
Die GFS-Rauchfahnen ähneln sehr stark denen des EZMW. Auffallend sind die
stärkeren Niederschlagssignale in der Nacht zum Montag in München.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die anstehende Wetterlage bietet kaum signifikante Wettergefahren. Cosmo-LEPS
deutet eine geringe Gefahr für stürmische Böen am Sonntag an der Ostsee an,
sowie die Gefahr von mäßigem Schneefall im östlichen Bergland und in den Alpen
in der Nacht zum Montag. Zudem besteht in der Nacht zum Sonntag eine geringe
Gefahr von gefrierendem Regen in der Mitte und im Süden Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (03 UTC), EZMW-EPS (00 UTC), Hauptlauf von 00 UTC nicht benutzen,
Begründung siehe Text oben.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann