DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht im Osten und Süden Frost, stellenweise Glätte und/oder Nebel. In
den kommenden Tagen Hochdruckeinfluss mit nachlassender Niederschlagsneigung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Ostflanke eines lang gestreckten
Höhenrückens, dessen Achse leicht bogenförmig von der Iberischen Halbinsel über
die Nordsee bis hoch zum Europäischen Nordmeer reicht. Der Rücken kommt im Laufe
der Nacht noch etwas nach Osten voran, wobei er allerdings von seiner
Potenzialkraft einbüßt. Ursache ist ein, genauer gesagt sind zwei kurzwellige
Sekundärtröge, die in die Rückseite des Rückens hineinstoßen und dabei für etwas
Hebung sorgen.
So nimmt die Bewölkung, nachdem es am Abend und in der ersten Nachthälfte zu
größeren Auflockerungen gekommen ist, im W und NW wieder zu und nachfolgend (zum
frühen Morgen hin) fällt etwa zwischen Emsland und Hunsrück etwas Regen oder
Nieselregen. Bei Temperaturen, die sowohl in der Luft als auch in Bodennähe
meist im Plus liegen, kein Problem in puncto Glätte. Lediglich in der Eifel und
im Hunsrück könnte es im schlechtesten Fall kurzzeitig und auch nur punktuell
gefrierenden Niederschlag geben, was bisher u.a. von der ICON-Kette
(00-UTC-Läufe) sowie mit geringer Wahrscheinlichkeit (<10%) von
Anschlussverfahren wie Warn-MOS und Modell-Mix simuliert wurde. Mittlerweile (12
UTC Lauf) ist man davon aber abgerückt, weil der Niederschlag später reinkommen
soll und auch COSMO-DE hat sich in seiner Tageschronologie von diesem Thema
verabschiedet, das warntechnisch - so es denn wider Erwarten akut werden sollte
- ohnehin instantan gelöst werden muss.
Der große Rest des Landes verbleibt bodennah im Bereich des umfangreichen Hochs,
dessen Schwerpunkt sich aber mehr und mehr zum Balkan verlagert. Besonders im S
und SW lockert die Wolkendecke gebietsweise auf, was zum einen zurückgehende
Temperaturen in den leichten Frostbereich, zum anderen aber auch die Bildung von
Nebel oder Hochnebel zur Folge hat. Überwiegend bedeckt bleibt es in einem
breiten Streifen, der von der Nordsee bis hinunter in den SO Bayerns reicht.
Dort fällt hier und da noch etwas Regen/Nieselregen, in höheren Lagen etwas
Schnee ohne nennenswerten Neuschneezuwachs.
Interessant ist es im NO des Vorhersageraums, bis wohin es die Kaltfront eines
mittlerweile schon am Westkaukasus angekommenen Tiefs geschafft hat. Während
sich im größten Teil unseres Landes erwärmte Meereskaltluft subpolaren Ursprungs
breitgemacht hat, ist rückseitig trockenere Kaltluft aus Skandinavien (Taupunkte
durchweg im Minus) eingeflossen, in der heute zwischen Lausitz und Ostsee
verbreitet die Sonne schien. Bei zunächst klarem Himmel geht die Temperatur am
Abend und eingangs der Nacht rasch in den Frostbereich zurück, an der Grenze zu
Polen örtlich sogar bis zu -5°C oder etwas darunter (mäßiger Frost). Dann wird
die Kaltfront allerdings leicht rückläufig und die große Wolkenlücke wird von W
her mit starker Bewölkung geschlossen. Obwohl die Front von hohem Luftdruck
umzingelt ist, reicht es trotzdem noch für letzte schwache Hebungsprozesse, die
außer Wolken auch geringfügigen Nieselregen produzieren können. Sollte dieser in
die Frostluft fallen bzw. auf gefrorenen Boden, besteht punktuell die Gefahr von
Glatteis. Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht überbordend hoch,
weil die Kaltfront doch zu sehr schwächelt und es dann doch nicht mehr für
Niederschlag reicht, gleichwohl sollte man dieses mögliche Szenario auf dem
Beobachtungsschirm behalten.

Dienstag ... regeneriert sich der Höhenrücken westlich von uns, so dass wir
unter einer nordwestlichen, in ihrer Grundkonstitution antizyklonal konturierten
Höhenströmung bleiben. Der erste der o.e. Sekundärtröge schwenkt unter Einbuße
seiner ohnehin nicht gerade üppig ausgestatteten Kontur südostwärts, wobei er es
aber trotz des antizyklonalen Umfelds schafft, etwas Hebung zu generieren. Und
da sich die zuvor eingeflossene feuchte subpolare Meeresluft nun auch bis in den
NO ausbreitet, wird es im größten Teil des Landes morgen einen grauen Tag geben,
an dem sich der leichte Regen oder Nieselregen über die Norddeutsche Tiefebene
und die Mitte langsam ostwärts ausbreiten, ohne dass dabei nennenswerte Mengen
zusammenkommen. Gefrierenden Regen ist - wenn überhaupt - allenfalls am Morgen
und am Vormittag vereinzelt ein Thema im höheren Bergland und vielleicht im
äußersten NO, wenn die sich dort auflösende Kaltfront tatsächlich noch in der
Lage ist, ein paar Spritzer zu produzieren.
In Süddeutschland bleibt es unter Regie des Balkanhochs im Großen und Ganzen
niederschlagsfrei. Zu den Alpen hin sowie im Südschwarzwald und teils auch auf
der Alb scheint sogar für längere Zeit die Sonne, während sich gerade von der
unteren Donau bis in den Bodenseeraum und zum Hochrhein hin zäher Nebel oder
Hochnebel halten kann. Die Temperatur steigt auf 3 bis 9°C, bei zähem
Nebel/Hochnebel nur auf Werte um den Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Mittwoch tut sich an der GWL nicht allzu viel. Die leichten
Niederschläge verlagern sich mehr und mehr in den O und SO. Dabei besteht in
höheren Lagen (Erzgebirge, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald) stellenweise die
Gefahr gefrierenden Regens, weil sich dort noch Frost im Boden befindet und auch
die Lufttemperatur knapp unter dem Gefrierpunkt liegen dürfte. Weiter unten
bleibt es im Norden und in der Mitte jedoch frostfrei.
Dafür sinkt die Temperatur im S und SW in den leichten Frostbereich, vor allem
im Donaubereich und südlich davon. Dort bildet sich dann auch wieder Nebel bzw.
noch vorhandene Nebelfelder breiten sich aus.

Mittwoch ... verbleibt Deutschland auf der Ostflanke des o.e. Höhenrückens unter
einer eher schwachen nordwestlichen Höhenströmung. Über Süddeutschland etabliert
sich ein neuer kleiner Hochschwerpunkt (knapp über 1025 hPa) und auch über
Südskandinavien findet man eine kleine Hochparzelle (ebenfalls knapp über 1025
hPa). Dazwischen befindet sich eine relative Tiefdruckrinne auf hohem
Druckniveau, in die sich eine Kaltfront von NO hereingeschoben hat, die nach W
hin aber zurückhängt und in die Warmfront eines Tiefs bei Island übergeht.
Rückseitig gelangt erneut etwas trockenere Polarluft in den NO, in der es
weitgehend trocken bleibt und sich zeitweise die Sonne durchsetzt. Gleiches gilt
für den S und W des Landes, wo es besonders zu den Alpen hin und im Schwarzwald
bzw. der Schwäbischen Alb für längere Zeit sonnig ist, während am Bodensee und
am Hochrhein die Nebelfelder eher pomadig an ihre Auflösung herangehen.
Zwischen dem NO und dem SW hält sich ein Streifen mit mehr oder weniger
geschlossener Bewölkung, aus der es gebietsweise etwas regnet, in höheren Lagen
leicht schneit oder etwas gefrierender Regen/Nieselregen fällt. Temperaturmäßig
landen wir bei 4 bis 10°C, bei zähem Nebel und im Bergland etwas darunter.

In der Nacht zum Donnerstag klart es vor allem im O und NO sowie im S auf
(ähnliches Bild wie kommende Nacht), was dort leichten Frost zur Folge hat.
Sonst bleibt es abgesehen von einigen exponierten Berglagen frostfrei.
Die Niederschlagsneigung nimmt tendenziell ab, dafür bildet sich in klaren
Gebieten gebietsweise Nebel.

Donnerstag ... nehmen die Amplituden der prägenden Potenzialgebilde noch etwas
zu. Dabei wird der vom zentralen Mittelmeer über weite Teile Mitteleuropas bis
nach Skandinavien reichende Höhenrücken von LW-Trögen über dem Ostatlantik und
dem nahen Osteuropa flankiert. Das zum Rücken gehörende Bodenhoch kräftig sich
noch etwas auf über 1030 hPa, wobei es seinen Schwerpunkt ins östliche
Mitteleuropa bzw. ins Baltikum legt. Auf seiner Westflanke werden bei uns
schwache bis mäßige SO-Winde erzeugt, die vor allem im Lee der Mittelgebirge die
Auflösung von Hochnebel oder tiefer Bewölkung begünstigen. Auch in und an den
Alpen wird die Sonne wieder ganztägig zu sehen sein, während es in einigen
Niederungen bedeckt oder neblig trüb bleibt. Niederschläge stehen aber nicht
mehr auf der Karte. Thermisch ändert sich nicht allzu viel gegenüber dem Vortag.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung der Wetterlage ist unstrittig, die Zeichen stehen
eindeutig auf Hochdruckeinfluss. Allerdings werden auch von allen Modellen bis
in den Mittwoch hinein leichte Niederschläge simuliert, die - bezogen auf
etwaige Glätteerscheinungen - größtenteils unkritisch sind. Die beiden
potenziellen "Baustellen" der kommenden Nacht wurden im Text bereits hinreichend
gewürdigt.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann