DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.12.2016 um 10.30 UTC



Nach Trogdurchgang am Sonntag meist antizyklonale zunehmend Höhenwarme
Inversionslage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 15.12.2016


Betrachtet man die Nordhemisphärische Zirkulation, so zeigt sich eine deutlich
zu warme Arktis, während über Westkanada und Teilen von Sibiriens und
Nordosteuropa deutlich zu kalte Temperaturen vorherrschen. Kaltluft, die vom
nordamerikanischen Teil des Polarwirbels über den Atlantik ausfließt, facht dort
immer wieder Tiefdruckentwicklungen an. Ein ähnliches Zirkulationsmuster zeigte
sich häufiger in den vergangenen Wintern.
Am Sonntag wölbt sich Vorderseitig eines atlantischen Langwellentroges ein
Höhenrücken über dem Atlantik bis ins Nordmeer auf. Ein korrespondierendes
Bodenhoch liegt mit seinem Zentrum über Frankreich, das sich bis in den Süden
Deutschlands erstreckt. Bis zum Montag zieht ein kurzwelliger Randtrog von der
Nordsee her über Nord- und Ostdeutschland hinweg ins südöstliche Mitteleuropa,
die Kaltfront des Richtung Ukraine ziehenden Bodentiefs erreicht
Sonntagnachmittag die Alpen. Dahinter gelangt ein Schwall maritimer Polarluft
ins Vorhersagegebiet, wobei sich ein von einem markanten, bis Montagfrüh über
die Britischen Inseln hinweg zur westlichen und nördlichen Nordsee und zur
Norwegischen See ziehenden Höhenrücken gestütztes Bodenhoch von Frankreich nach
Südwestdeutschland ausweitet.

Bis zum Dienstag kommt der Höhenrücken weiter ostwärts voran, flacht dabei aber
immer mehr ab. Das korrespondierte Bodenhoch zieht nach Osteuropa, sodass ein
schwacher Kurzwellentrog in der Nacht zum Mittwoch über die Ostsee zieht und den
Nordosten Deutschlands beeinflusst. Die Strömung dreht am Mittwoch auf West,
wobei bodennah feuchte Meeresluft herangeführt wird. In der Höhe setzt
vorderseitig eines atlantischen Langwellentroges Warmluftadvektion über West und
Mitteleuropa ein. Von Westen ziehen die Reste einer abgestorbenen Front herein.
Sie lösen sich über der Mitte und dem Süden Deutschlands unter antizyklonalem
Einfluss auf.

Am Donnerstag greift der atlantische Langwellentrog auf Westeuropa über, wobei
die Strömung vorderseitig mit stärker werdenden Gradient und kräftiger WLA auf
Südwest dreht. Deutschland bleibt in der Höhe zunächst noch antizyklonal
geprägt.

Am Freitag kommt der Langwellentrog weiter ostwärts voran. Die Kaltfront des
zugehörigen Bodentiefs, dessen Zentrum sich über Skandinavien befindet,
überquert Deutschland und erreicht gegen Freitagabend die Alpen. Rückseitig
fließt maritime Polarluft ein, deren Ursprung bei Grönland liegt, die aber in
den unteren Schichten durch das Meer erwärmt wurde (850-hPa-Temperatur ~ -3 °C).


Am darauffolgenden Wochenende Liegt im neuen ECMWF-Lauf ein Trog über
Mitteleuropa und würde mit maritimer Kaltluft für nasskaltes und im Bergland für
winterliches Wetter sorgen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch gibt es kaum Unterschiede zu den Vorläufen. In den alten Läufen
setzte sich dann die antizyklonale Lage noch bis Ende der Woche fort, ohne dass
atlantische Tiefdruckgebiete übergreifen konnten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Andere Modelle sehen bis Mittwoch ähnlich aus. GFS sieht auch in der 2.
Wochenhälfte eine ausgedehnte Hochdruckzone über Mitteleuropa, ehe sich am
darauffolgenden Wochenende die Hochdruckzone retrograd mit ihrem Zentrum über
Großbritannien verlagert, über Osteuropa ein neuer Trog vorstößt und Deutschland
in der Folge mit Artikluft geflutet werden würde. GEM bildet den Mittelweg
zwischen ECMWF und GFS, mit einem flachen ablaufenden Trog nach Osteuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Streuung der ECMWF-Rauchfahnen ist bis Montag relativ gering. Am Montag gibt
es in Ostdeutschland in den ECMWF- und GFS-Rauchfahnen einige wenige deutlich
kältere Läufe. Nach diesen Läufen würde den Osten ein Schwall arktischer
Kaltluft erreichen, wobei die 850-hPa-Temperatur bis -10 °C fallen würde. Ab
Dienstag zeigt sich bei allen Mebern ein Erwärmungstrend bei steigenden
Geopotential. Für die 2. Wochenhälfte zeigen fast alle ENS-Mitglieder die
Fortdauer des antizyklonalen Wetters. Der Hauptlauf liegt mit seinem sinkenden
Geopotential ab Freitag am unteren Rand der ENS.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Entwicklung bis Mittwoch relativ
sicher ist. Etwas Unsicherheit bestehen noch in wie weit arktische Luft den
Osten am Montag den Osten Deutschlands erreicht. Diesbezüglich scheinen die
kälteren Lösungen unwahrscheinlich. Ab Mittwoch wird die Lage sehr unsicher.
Allerdings sollte derzeit von einer Fortdauer des Antizyklonen Einflusses bei
steigenden 850-hPa-Temperaturen ausgegangen werden, so wie es der überwiegende
Teil der ENS zeigt. Dies würde eine Inversionslage mit teils sonnigem, meist
aber nebligem Wetter mit kühlen Temperaturen in den Niederungen und Sonne und
milden Temperaturen im Bergland bedeuten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund des überwiegend antizykonalen Einflusses sind kaum markante
Wettererscheinungen zu erwarten. Lediglich mit Front- und Trogdurchgang ab der
Nacht zum Sonntag nimmt die Wahrscheinlichkeit für Böen Bft 8 - 9 aus West bis
Nordwest an den Küsten von Nord- und vor allem Ostsee vorübergehend zu. In den
Kamm- und Gipfellagen insbesondere der ost- und südostdeutschen Mittelgebirge
kann es ebenfalls Sturmböen (Bft 9) aus Nordwest geben.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX, ab Mittwoch ECMWF-ENS-Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold