DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.12.2016 um 10.30 UTC



Von Samstag bis Montag vorübergehend unbeständig, dabei an den Küsten und im
Bergland stürmische Böen möglich. Ansonsten ruhiges Hochdruckwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.12.2016


Am Samstag befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen
Höhenrückens, der sich von Südwesteuropa bis nach Süddeutschland und zum Balkan
erstreckt. Flankiert wird der Rücken einerseits im Nordosten von einem
umfangreichen Langwellentrog über Nordeuropa, der sich allmählich südwärts
ausweitet, andererseits von einem kurzwelligeren Trog, der sich vom Seegebiet
südlich Islands bis Sonntagfrüh zur Nordsee verlagert und später als Randtrog in
den Nordeuropatrog integriert wird. Insgesamt führen diese Prozesse dazu, dass
der Höhenrücken nach Süden abgedrängt wird und sich bis zur Nacht zum Sonntag
vor allem über dem Norden und der Mitte des Landes vorderseitig des zur Nordsee
ziehenden Troges eine westsüdwestliche Höhenströmung einstellt.
Im Bodenfeld erstreckt sich von Frankreich her ein Hochkeil bis in die Südhälfte
Deutschlands. Von Nordwesten her setzt allerdings vor allem über Norddeutschland
Druckfall ein und im Tagesverlauf des Samstags greift die Kaltfront eines vom
mittleren Skandinavien zum Baltikum ziehenden Tiefs auf das Küstengebiet über.
Bis Sonntagfrüh erreicht sie mit schauerartigen Regenfällen in etwa die
mittleren Landesteile.
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag zieht der kurzwellige Randtrog von der
Nordsee her über Nord- und Ostdeutschland hinweg ins südöstliche Mitteleuropa,
die Kaltfront des Richtung Ukraine ziehenden Bodentiefs erreicht
Sonntagnachmittag die Alpen. Dahinter gelangt ein Schwall maritimer Polarluft
ins Vorhersagegebiet, wobei sich ein von einem markanten, bis Montagfrüh über
die Britischen Inseln hinweg zur westlichen und nördlichen Nordsee und zur
Norwegischen See ziehenden Höhenrücken gestütztes Bodenhoch von Frankreich nach
Südwestdeutschland ausweitet.
In der labil geschichteten Luftmasse sinken die Temperaturen in 850 hPa auf 0
bis -5 Grad, wobei es einzelne Schauer, vereinzelt auch kurze Gewitter geben
kann, im Bergland fällt später auch Schnee, vor allem im Stau der Alpen kann es
in der Nacht zum Montag auch längere Zeit schneien. Ansonsten lockern die Wolken
dann bereits wieder stärker auf und die Schauer klingen ab.
Am Montag und Dienstag kommt der Höhenrücken noch ein wenig nach Osten voran und
kann sich noch ein wenig nach Nordosten ausweiten, es stellt sich eine
"Omega-Lage" ein. Dienstagabend erstreckt sich dessen Achse von Südostfrankreich
über Deutschland hinweg bis zum Nordmeer. Das Bodenhoch verlagert seinen bereits
am Montag nach Ost- und am Dienstag nach Südosteuropa, wobei sich aber weiterhin
ein Keil bis nach Deutschland erstreckt. Somit stellt sich nach und nach wieder
ruhiges Hochdruckwetter ein. Vor allem im Südosten und Osten gibt es am Montag
aber noch einzelne Schauer, im Bergland als Schnee. Ansonsten bleibt es teils
aufgelockert bewölkt, teils neblig trüb. Von Westen her wird
niedertroposphärisch zwar wieder etwas mildere Luft advehiert, bodennah bleibt
es aber meist recht kalt.
In der Nacht zum Mittwoch schwächt sich der Rücken an seiner Ostflanke
vorübergehend ab und ein Kurzwellentrog verlagert sich über Osteuropa südwärts,
der auch den Nordosten bzw. Osten des Landes eventuell mit leichten
Niederschlägen streifen kann. Ansonsten bleibt das ruhige Hochdruckwetter auch
am Mittwoch und voraussichtlich - zumindest nach Lesart des ECMWF - über die
zweite Wochenhälfte hinweg aufrecht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Trog, der den Norden und Osten Deutschlands am Sonntag und in der Nacht zum
Montag südostwärts überquert, wird im aktuellen Lauf etwas rascher nach Osten
abgedrängt als vor allem im gestrigen 12 UTC- Lauf. Dieser hat für den Montag
noch eine zykloner konturierte nordwestliche Höhenströmung auf der Karte als der
aktuelle Lauf. Somit konnte die maritime Polarluft weiter westwärts vordringen
und es wurde vor allem im Osten des Landes eine um etwa 5 Grad niedrigere 850
hPa- Temperatur simuliert.
Der nachfolgende persistente und markante Höhenrücken wurde auch von den
Vorläufen ähnlich simuliert, wobei der gestrige 12 UTC- Lauf, den kurzwelligen
Randtrog, der an der Ostflanke des Rückens über das östliche Mitteleuropa hinweg
südwärts geführt wird, weiter westlich zeigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen zeigen alle vorliegenden Modelle auch mittelfristig eine
ähnliche Wetterentwicklung. Unterschiede ergeben sich im Detail. Die Trogpassage
am Sonntag und in der Nacht zum Montag simulieren das GFS und GEM progressiver
als ECMWF und ICON, allerdings nicht so nachhaltig. Während nach ECMWF und ICON
quasi das ganze Land mit Temperaturen von unter 0 Grad in 850 hPa "geflutet"
wird, ist das nach den beiden nordamerikanischen Modellen nur im Norden und
Osten der Fall, außerdem werden weniger Niederschläge simuliert.
Den markanten Höhenrücken ab Montag und die "Omega-Lage" danach haben wiederum
alle Modelle auf der Karte. Den "Schönheitsfehler" in Form eines an der Nordost-
und Ostflanke des Rückens nach Süden geführten kurzwelligen Randtrog zeigt das
GFS etwas markanter ausgeprägt als das ECMWF und simuliert vor allem am Dienstag
bzw. in der Nacht zum Mittwoch im Norden und Nordosten auch Niederschläge. Im
ICON und im GEM taucht dieser Trog dagegen überhaupt nicht auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zu Beginn der Mittelfrist, im Zeitraum 72 bis 96 Stunden, also von Samstag, 00
UTC bis Sonntag, 00 UTC, verteilen sich die Ensembleläufe auf vier Cluster (15,
15, 13 und 8 Member), die sich für das Vorhersagegebiet kaum unterscheiden und
allesamt den markanten südeuropäischen und bis nach Süddeutschland reichenden
Höhenrücken auf der Karte haben.
Alle 6 Cluster im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, jeweils 11, 11,
9, 9, 8, 3 Member) zeigen die Trogpassage über der Nord- und Osthälfte
Deutschlands und dem östlichen Mitteleuropa in der Nacht zum und am Montag,
allerdings mit leicht unterschiedlicher Phase und Amplitude. Der Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster 4, der zusammen mit Cluster 5 vor allem
auch im Bodenfeld die am weitesten nach Westen ausgreifende Variante des Höhen-
und Bodentroges auf der Karte hat. Im weiteren Verlauf simulieren alle Cluster
den markanten, sich nach Norden aufwölbenden Höhenrücken und die Omega-Struktur
des Höhenfeldes in leicht unterschiedlicher Ausprägung. Die markanteste
Entwicklung zeigen dabei Cluster 1, 4 und 6.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also 15. bis 17.12.)
tauchen nur noch zwei Cluster (26 und 25 Member) auf. In beiden Clustern
dominiert nach wie vor Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa, wobei Cluster 1 eher
den Übergang zu einer nördlichen Westlage markiert und Cluster 2 (in dem sich
auch Haupt- und Kontrolllauf befinden) es bei einer ausgeprägten
Blockadesituation belässt.
In den "Rauchfahnen" spiegelt sich die Trogpassage am Sonntag und Montag
ebenfalls gut wider in Form zurückgehender und in einem bis Sonntag noch relativ
engen Spread verlaufender Temperaturen in 850 hPa, die sich Sonntagabend
zwischen 0 und -4 Grad im Osten und zwischen +3 und -3 Grad im Westen bewegen.
Danach wird der Spread aber größer, vor allem über der Osthälfte Deutschlands
gibt es noch einzelne "kalte" Einzellösungen mit Temperaturen unter -10 Grad in
850 hPa in der Nacht zum Dienstag, während im Westen nur 1 bis 2 Läufe die -5
Grad knapp erreichen. Zu Wochenmitte ist wieder eine leicht ansteigende Tendenz
erkennbar, die im Westen des Landes etwas stärker ausfällt. Insgesamt wird der
Spread nur wenig größer. Niederschlagssignale sind vor allem am Sonntag gegeben,
ab Dienstag bis Ende kommender Woche haben nur noch wenige Einzelläufe leichte
Niederschläge auf der Karte.
Die Ensemlbe-Läufe des GFS zeigen ein ähnliches Muster, wobei auch im Westen am
Dienstag und Mittwoch ein kalter Ausreißerlauf mit 850 hPa-Temperaturen bis nahe
-10 Grad erkennbar ist. Im Osten unterschreiten von Montag bis Mittwoch dagegen
3 von 20 Ensembleläufen die -10 Gradmarke, während sich das Gros der Läufe dann
deutschlandweit zwischen -4 und +3 Grad bewegt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt keinerlei Signale für außergewöhnliche Wettererscheinungen im
Mittelfristzeitraum.
Aufgrund des überwiegend antizykonalen Einflusses sind auch kaum markante
Wettererscheinungen zu erwarten. Lediglich mit Front- und Trogdurchgang ab der
Nacht zum Sonntag nimmt die Wahrscheinlichkeit für Böen Bft 8 aus West bis
Nordwest an den Küsten von Nord- und vor allem Ostsee vorübergehend zu. In den
Kamm- und Gipfellagen insbesondere der ost- und südostdeutschen Mittelgebirge
kann es ebenfalls stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln am Sonntag und in der
Nacht zum Montag auch Sturmböen (Bft 9) aus Nordwest geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff