DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.12.2016 um 10.30 UTC



Meist ruhiges Hochdruckwetter, von Samstag bis Montag vorübergehend
unbeständiger und vor allem im Osten bzw. auf den Bergen kälter.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.12.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Freitag und am Samstag, schwenkt von
Westen her ein recht kräftiger, durch WLA auf der Vorderseite eines
Nordatlantiktroges gestützter Höhenrücken unter allmählichem Amplitudenverlust
über das Vorhersagegebiet hinweg ostsüdostwärts. Bis Sonntag, 00 UTC gewinnt die
recht weit nördlich verlaufende Frontalzone etwas nach Süden an Raum, so dass
sich über dem Norden Deutschlands im Laufe des Samstags vorderseitig des sich
den Britischen Inseln nähernden Nordatlantiktroges eine zunächst noch
antizyklonal konturierte westsüdwestliche Höhenströmung einstellt, während der
Süden noch im direkten Einflussbereich des Rückens verbleibt.
Im Bodenfeld dominiert am Freitag in weiten Teilen des Landes der Einfluss eines
umfangreichen Bodenhochs über dem westlichen Mittelmeerraum, wobei ein Hochkeil
bis nach Süddeutschland reicht. Der Norden und Osten Deutschlands werden
allerdings von der Warmfront eines mit dem Nordatlantiktrog korrespondierenden
Tiefdruckgebietes südlich von Island überquert. Dabei kann es vereinzelt etwas
regnen oder nieseln. Im Süden und Westen scheint dagegen gebietsweise die Sonne,
mancherorts bleibt es aber auch ganztägig neblig trüb. Insgesamt wird milde
Meeresluft ins Vorhersagegebiet advehiert, vor allem in den Nebelgebieten hält
sich aber bodennah Kaltluft.
Am Samstag erreicht die Kaltfront des über Skandinavien Richtung Baltikum und
Nordwestrussland ziehenden Tiefs Norddeutschland und kommt in der Nacht zum
Sonntag bis in die Mitte des Landes voran. Dabei fällt zeitweise schauerartiger
Regen, wobei nachts vor allem in den mittleren Landesteilen eventuell
Glatteisgefahr besteht. Im Süden dominiert noch der Einfluss des nach Süden
zurückweichenden und sich abschwächenden Hochkeils.
Am Sonntag überquert der Nordatlantiktrog rasch die Britischen Inseln sowie die
Nordsee und in der Nacht zum Montag auch Nord- bzw. Ostdeutschland, wobei er
sann Teil eines umfangreichen Langwellentroges über Nordosteuropa wird.
Im Bodenfeld gewinnt die Kaltfront mit Trogannäherung an Fahrt und überquert am
Sonntag auch die Alpen. Rückseitig gelangt ein Schwall maritimer Polarluft mit
Temperaturen zwischen -1 und -5 Grad in 850 hPa ins Vorhersagegebiet, die
hochreichend labil geschichtet ist und innerhalb der sich Schauer und kurze
Gewitter entwickeln, im Bergland gehen die Niederschläge in Schnee über. Vor
allem im Bereich der Trogachse kann es auch kräftigere Schauer und in Böen
starken bis stürmischen Nordwestwind geben. Insgesamt wird es vor allem auf den
Bergen deutlich kälter.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag schwenkt der Randtrog weiter nach
Osteuropa, ihm folgt ein Höhenrücken, dessen Achse am Dienstag, 00 UTC über die
Britischen Inseln hinweg bis zum Nordmeer reicht. Daraus resultierend stellt
sich über dem Vorhersagegebiet eine nordnordwestliche Höhenströmung ein, wobei
nach wie vor maritime Polarluft advehiert wird, in den äußersten Osten gelangt
auch eventuell ein Schwall maritimer Arktikluft mit Werten um -10 Grad in 850
hPa. Im Bodenfeld weitet sich vor allem in der Nacht zum Dienstag ein
Hochdruckgebiet von Westen her auch wieder nach Deutschland aus. Somit gibt es
am Montag noch weitere Schauer, teils bis in tiefe Lagen als Schnee, an den
Alpen schneit es zeitweise. In der Nacht zum Dienstag gibt es bei Aufklaren
leichten bis mäßigen Frost.
Am Dienstag schwenkt der immer mächtiger werdende Höhenrücken allmählich nach
Benelux und Westdeutschland. Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt des
Hochdruckgebietes über Deutschland hinweg ins südöstliche Mitteleuropa. Im
Südosten kann es anfangs noch etwas schneien, ansonsten stellt sich aber wieder
ruhiges, oft sonniges, aber recht kaltes Hochdruckwetter ein. In der Nacht zum
Mittwoch kann es in ungünstigen Lagen strengen Frost geben.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag erweist sich der aktuelle Lauf des ECMWF als
konsistent zu den Vorläufen. Der nördlichen Westlage am Freitag und Samstag
folgt der Durchzug eines Höhentroges vor allem über Nord- und Ostdeutschland
hinweg am Sonntag. Dabei wurde das Durchschwenken des korrespondierenden
Bodentroges am Sonntag vom gestrigen 00 UTC-Lauf etwas markanter und rascher,
vom 12 UTC- Lauf dagegen ein wenig schwächer simuliert als im aktuellen Lauf.
Allen Läufen gemein ist wiederum die Advektion maritimer Polarluft auf dessen
Rückseite.
Am Montag zeigte der gestrige 00 UTC-Lauf eine etwas meridionaler konturierte
Rücken-Trog-Struktur über Europa, wobei der Höhenrücken langsamer ostwärts
vorankam als im aktuellen Lauf bzw. im gestrigen 12 UTC- Lauf. Daraus
resultierend stellte sich über dem Vorhersagegebiet eher eine nördliche
Höhenströmung ein, mit der kältere Luft advehiert wurde als im aktuellen Lauf,
zum 12 UTC- Termin am Montag reichte die -10 Grad- Isotherme in 850 hPa bis in
die mittleren Landesteile, während sie im aktuellen Lauf so gerade die Ostgrenze
erreicht.
Am Dienstag passen sich der gestrige und heutige 00 UTC-Lauf wieder mehr an, die
Achse des Höhenrückens wird fast identisch simuliert, während sie der gestrige
12 UTC-Lauf etwas flacher und bereits ein wenig weiter östlich simulierte.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Freitag und Samstag haben alle vorliegenden Modelle eine antizyklonal
konturierte bzw. nördliche Westlage, wobei sich so gut wie keine
prognoserelevanten Unterschiede ergeben.
Der Trogdurchgang am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag wird vom ICON deutlich
und vom GEM etwas schwächer simuliert als vom ECMWF bzw. auch vom GFS. Bereits
am Montag, 12 UTC verläuft die Achse des allerdings nur recht flach
ausgeprägten, dem Trog nachfolgenden Höhenrücken quer über Deutschland hinweg
nordostwärts, während ECMWF und vor allem GFS zu dem Zeitpunkt den Höhenrücken
über Westeuropa simulieren und sich Deutschland unterhalb einer
nordnordwestlichen Höhenströmung befindet. Somit fällt auch die Advektion
maritimer Polarluft im ICON deutlich schwächer aus als im GFS und ECMWF, die
Temperatur in 850 hPa sinkt nur kurzzeitig auf unter 0 Grad. Am Montag und
Dienstag werden der Höhentrog und somit auch die Kaltluftadvektion vom GFS am
stärksten simuliert, wobei sich die Temperatur in 850 hPa Dienstagmittag
zwischen -3 Grad im Westen und -12 Grad an Oder und Neiße bewegt. Zu dem
Zeitpunkt hat ECMWF 850 hPa-Temperaturen zwischen -5 und 0 Grad auf der Karte,
ICON sogar bereits Werte zwischen +3 und +7 Grad. Somit stellt die ECMWF-Lösung
am Montag und vor allem am Dienstag in etwa einen Mittelweg zwischen den
Extremen ICON und GFS dar. Das GEM tendiert dagegen eher zur milderen
ICON-Lösung.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 49 Ensembleläufe des ECMWF, der
Haupt- und der Kontrolllauf auf drei Cluster, die sich für Mitteleuropa kaum
unterscheiden und allesamt einen recht markanten Höhenrücken über Süd- und
Mitteleuropa auf der Karte haben.
Der nächstfolgende Zeitraum (120 bis 168 Stunden) zeigt 2 Cluster (jeweils 33
und 18 Member). Cluster 1 repräsentiert ganz gut die vom Hauptlauf, der sich
auch in diesem Cluster befindet, gezeigte Entwicklung mit einem recht markanten
Trogdurchgang am Montag, während Cluster 2 bzgl. des Troges eine schwächere
Entwicklung zeigt, den nachfolgenden Höhenrücken aber etwas weiter östlich und
deutlich markanter auf der Karte hat. Diese Lösung ähnelt der vom GEM bzw. vom
ICON gezeigten Entwicklung.
Auch in der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) verteilen sich die
Ensembleläufe recht gleichmäßig verteilt (27 bzw. 24 Member) auf zwei Cluster.
Cluster 1 deutet nach Durchschwenken des Höhenrückens ab der zweiten Hälfte der
kommenden Woche wieder den Übergang zu einer nördlichen Westlage an, wobei über
Mitteleuropa antizyklonaler Einfluss dominierend bleibt. Cluster 2, in dem sich
auch der Haupt- und Kontrolllauf befinden, zeigt eine Omega-Lage, wobei ein
markanter Höhenrücken über der Nordsee und Skandinavien von Trögen über
Südwesteuropa und über Osteuropa flankiert wird. Das korrespondierende Bodenhoch
befindet sich dabei über Mitteleuropa.
Die 850 hPa- Temperatur in den Rauchfahnen verläuft bis einschließlich Sonntag
in einem recht engen Spread auf recht hohem Niveau zwischen +3 und +7 Grad, mit
absteigender Tendenz zum Sonntag hin. Danach wird der Spread erheblich größer,
da einige Member den Trogdurchgang deutlich schwächer simulieren. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich dabei vor allem über der Osthälfte Deutschlands im
unteren Bereich der Rauchfahne. Nur 3 bis 4 Member simulieren z.B. im Berliner
am Montag und Dienstag Temperaturen von unter -10 Grad in 850 hPa, was in etwa
der Lösung des GFS- Hauptlaufes von 00 UTC entspricht. Das andere Extrem (ICON
mit etwa +5 Grad in 850 hPa) haben allerdings ebenfalls nur 2 bis 3 Member auf
der Karte.
Vor allem am Sonntag und Montag nehmen die Niederschlagssignale vorübergehend
deutlich zu.
Die Ensembles des GFS zeigen ein ähnliches Muster, wobei am Montag und Dienstag
nur ein Ensemblemitglied für Berlin niedrigere Temperaturen in 850 hPa als der
Hauptlauf simuliert. Somit stellt der deterministische Lauf des GFS wohl eine
Außenseiterlösung dar, ähnlich wie das ICON in die andere Richtung.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt keine Hinweise auf außergewöhnliche Wettererscheinungen.
Mit Trogannäherung und -durchzug rückt vor allem die Windentwicklung in den
Fokus der Warntätigkeit. Bereits am Samstag und in der Nacht zum Sonntag frischt
der Wind mit Annäherung der Kaltfront aus West bis Südwest auf und an den Küsten
sowie auf exponierten Gipfeln kann es markante Böen (Bft 8, vereinzelt 9) geben.
COSMO-LEPS und ECMWF-EPS zeigen die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür an der
Nordsee- und der vorpommerschen Ostseeküste. Am Sonntag und in der Nacht zum
Montag steigen dann auch im Binnenland zumindest in den nördlichen und mittleren
Landesteilen vorübergehend die Wahrscheinlichkeiten für markante Böen (Bft 8).
Vor allem im Zuge einer Bodentrogpassage in der Nacht zum Montag, die vor allem
vom ECMWF, aber auch vom GFS recht markant simuliert wird. Danach schwächt sich
der Wind wieder deutlich ab.
Ansonsten sind voraussichtlich keine narkanten Wettererscheinungen zu erwarten.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMEF-ENS, MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff