DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-12-2016 21:00
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Stürmische Böen im Nordosten, teils schwere Sturmböen an der Ostseeküste und im
östlichen Bergland, auf exponierten Berggipfeln orkanartige Böen. Ab der zweiten
Nachthälfte allmähliche Wetterberuhigung und Übergang zu einer ruhigen
frühwinterlichen Hochdrucklage.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem Höhenrücken, der sich über
Westeuropa hinweg bis nach Grönland erstreckt und einem Langwellentrog über
Osteuropa. In der hieraus resultierenden steilen nordwestlichen Strömung werden
schwache frontale Prozesse südostwärts gesteuert, die hauptsächlich den Norden
und Nordosten Deutschlands beeinflussen.
So wird aktuell eine flache Welle über Südskandinavien hinweg nach Südosten
geführt, die sich bei ihrer weiteren Verlagerung über Nordostpolen hinweg zur
nordwestlichen Ukraine zu einem kräftigen Tief intensiviert. Dabei streift das
Starkwindfeld dieser Entwicklung den Nordosten Deutschlands. Bis zum Übergreifen
der Kaltfront verschärft sich der Gradient noch etwas, wobei der Höhepunkt der
Windentwicklung gegen Mitternacht zu erwarten ist. An der Nordsee und im
nordöstlichen Binnenland sind dann stürmische Böen, an der Ostsee und im
östlichen Bergland Sturmböen bis Bft 9, in exponierten Küstenlagen der Ostsee
schwere Sturmböen und auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge orkanartige Böen möglich. Weiter im Westen sind warnrelevante Böen
allenfalls auf höhere Gipfellagen beschränkt. Entsprechende Warnungen sind
bereits in Kraft und stellen die Windböen zum Höhepunkt der Entwicklung dar.
Erst danach wäre ggf. eine schrittweise Aufhebung oder Rückstufung
überlegendwert.
In der zweiten Nachthälfte fächert mit dem Abzug des Tiefs zur Ukraine der
Gradient bereits auf, so dass der Wind beginnt, abzuflauen. Gegen Morgen treten
dann in den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge und an der Vorpommerschen
Ostseeküste noch stürmische Böen und im nordöstlichen Binnenland Windböen auf.
Mit der Kaltfront können sich die Niederschläge etwas intensivieren, aber selbst
in den Staulagen der Mittelgebirge dürfte es nur für wenige Millimeter reichen.
In den östlichen Mittelgebirgen fällt oberhalb von etwa 600 Metern ein paar
Zentimeter Schnee. Weiter im Westen liegt die Schneefallgrenze für Niederschläge
in fester Phase zu hoch. Da die Kaltfront unter antizyklonalen Einfluss gelangt,
ist deren Wetterwirksamkeit vor allem nach Westen hin gering.
Allerdings besteht die Gefahr, dass aus der Sc-St-Bewölkung, die mit der
nordwestlichen Strömung gegen die Mittelgebirge gedrückt wird, etwas Sprühregen
fällt, der bei Temperaturen knapp unter null Grad am Erdboden gefrieren kann.
Auch Schneegriesel ist möglich, wodurch ebenfalls Glätte auftreten kann. Hierbei
sollte es sich jedoch um lokal eng begrenzte Effekte handeln.
Dort, wo es zunächst noch klar ist, wird sich erneut Nebel oder Hochnebel
bilden.

Freitag ... weitet sich ein Bodenhoch, dessen Schwerpunkt über den Britischen
Inseln liegt, zusehends nach Mitteleuropa aus. Hierdurch schwächt sich der
Gradient weiter ab; warnrelevante Böen sollten ab Mittag allenfalls noch an der
Vorpommerschen Ostseeküste und in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge
auftreten und zum Abend hin auch dort nachlassen.
Die Kaltfront, die bis dahin die östlichen und zentralen Mittelgebirge überquert
hat, beginnt etwa ab einer Position Niederrhein - östlicher Alpenrand als
Warmfront rückläufig zu werden. Ohnehin lässt weiter zunehmender antizyklonaler
Einfluss von dieser Front nicht mehr viel an Wetterwirksamkeit übrig, so dass
sich die Niederschläge auf wenige Millimeter, die vorrangig in Staulagen
auftreten, beschränken dürften. Für ein paar Zentimeter Schnee sollte es dabei
nur in den Alpen reichen.
Auflockerungen und auch Aufheiterungen sind vor allem postfrontal, d.h. im
Nordosten und Osten, zu erwarten; teils scheint dort längere Zeit die Sonne.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9, in den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge Werte um null Grad.
In der Nacht zum Samstag kräftigt sich der von dem blockierenden Hoch über den
Britischen Inseln ausgehende Keil noch etwas, was die Luftmasse weiter zur Ruhe
kommen lässt. Nennenswerte Niederschläge sind nicht zu erwarten. Gebietsweise
entsteht Nebel (vor allem dort, wo es zuvor aufklaren konnte) oder noch
vorhandene Nebel- und Hochnebelfelder werden wieder dichter. Bei leichtem Frost
besteht in Nebelgebieten Glättegefahr.

Samstag ... beginnt sich das Bodenhoch in seinem westlichen Teil, d.h. über den
Britischen Inseln, abzuschwächen, ohne dass sich an der Bodendruckverteilung
über Mitteleuropa allzu viel ändert. Dabei bleiben über Mitteleuropa die
Luftdruckgegensätze gering. So sind Grundschichtprozesse für unser
Wettergeschehen maßgeblich. Nebel und Hochnebel werden vielfach den ganzen Tag
bestehen bleiben. Abgesehen von etwas Sprühregen oder Schneegriesel aus einer
Hochnebeldecke bleibt es ansonsten niederschlagsfrei.
Die Frage, ob sich Nebel und Hochnebel auflösen, ist für die Entwicklung der
Temperaturen von entscheidender Bedeutung. Wo dies der Fall ist, werden 2 bis 6,
in Nordseenähe bis 8 Grad erreicht. In Gebieten mit zähem Nebel oder Hochnebel
sowie in den Hochlagen der östlichen und süddeutschen Mittelgebirge bewegen sich
die Temperaturen um den Gefrierpunkt.
In der Nacht zum Sonntag bleibt die von der Nordsee nach Südosteuropa gerichtete
Hochbrücke bestehen. Bei geringen Luftdruckgegensätzen bildet sich erneut Nebel
oder Hochnebel oder noch vorhandene Nebelfelder werden wieder dichter. Glätte
sollte auf die Gebiete mit leichtem Frost und Nebel beschränkt bleiben.
Nur der äußerste Norden und Nordosten wird von Wolkenfeldern einer rückläufig
werdenden schwachen Front gestreift. Niederschläge sind dabei eher
unwahrscheinlich.

Sonntag ... verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs allmählich nach
Südosteuropa. Ansonsten ändert sich an der Druck- und Geopotentialverteilung
nicht allzu viel. Über dem Vorhersagegebiet bleibt die schwachgradientige Lage
bestehen. Mit dem von Frankreich übergreifenden leichten Druckfall kommt
allenfalls im Westen und in Süddeutschland eine schwache östliche bodennahe
Windkomponente in Gang. Für die Auflösung von Nebel und Hochnebel wird diese
jedoch nicht hinreichend sein. So wird es in einigen Tallagen ganztägig
neblig-trüb bleiben, wogegen höhere Lagen meist oberhalb der feuchten
Grundschicht liegen.
Der Norden und Nordosten wird von Wolkenfeldern der Warmfront eines nach
Lappland ziehenden Tiefs gestreift, ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 6 Grad, unmittelbar an der Nordsee
auch etwas darüber. In den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge und in Gebieten
mit zähem Nebel und Hochnebel wird der Gefrierpunkt kaum überschritten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auch hinsichtlich der Niederschläge ergeben sich keine Besonderheiten. Als
Maximum sind in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge bis Samstagfrüh bis 10
mm zu erwarten, die in den Hochlagen als Schnee fallen. Eine einfache
Schneefallwarnung, die bereits aktiv ist, wäre daher hinreichend.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann